[Eliza] Eine flog über das Schlangennest

"... und deswegen, Euer Ehren, beantrage ich, meine Mandantin umgehend gegen eine entsprechende Kaution freizusetzen."

Susan setzte sich an den gut gearbeiten Tisch neben Eliza. Die Staatsanwaltschaft hatte beantragt, Kaution zu verweigern. Fluchtrisiko. Der Richter legte nachdenklich den Kopf schräg.

Fleetwood - unsichtbar für die meisten Anwesenden - stand direkt neben Eliza.
"Jetzt wirst du deine Macht sehen."

Der Zauber, den Eliza gewirkt hatte - einer ihrer ersten - lag noch auf Susan.

"Dem Antrag der Verteidigung wird stattgegeben. Die Kaution wird auf 20.000 Dollar festgesetzt."
Der Richterhammer sauste nieder, damit war die Anhörung beendet. Der Staatsanwalt warf Eliza einen giftigen Blick zu.

Susan lächelte knapp.
"Kein Gefängnis mehr. Das wäre geschafft."

Gespannt hatte Eliza da gesessen und sich nichts anmerken lassen, als Fleetwood sie ansprach wurden ihre Augen groß, sie konnte nicht anders als den Richter etwas anzustarren.

Mit Inneren Glücksgefühlen sah sie Fleetwood glücklich an. Als sie den Blick des Staatsanwaltes bemerkte hielt sie dem giftigen Blick stand, um dann Susan freundlich an zu lächeln.

"Vielen Dank für ihre Hilfe und all die Mühen."

Sie wissen ja gar nicht wie sehr ...Ich komme hier weg! dachte sie nun vollkommen Entspannt.

Freudig reichte Eliza ihre Hand Susan Ling entgegen.

Susan schüttelte die Hand.
"Nichts zu danken, das ist schließlich mein Job."

Sie schaute sich kurz um.
"Ich werde gleich direkt die Zahlungsmodalitäten mit dem Gerichtsschreiber abklären, dann können Sie mit mir zurück nach San Francisco fahren, wenn Sie wollen."

Fleetwood nickte dazu eifrig.
"Wir sollten hier nicht lange verweilen."

"Ja ich fahre sehr gerne mit Ihnen!"
Antwortete Eliza nachdem sie Fleetwoods nicken sah und hörte was sie dazu sagte.

"Ich warte dann hier, bis sie fahren möchten?"
Sie wartete ab und schaute fragend.

Susan ging zu einem der Beamten, die nahe dem Richterpult ihre Arbeitsplätze hatten.

Fleetwood nickte.
"Schneller wird es kaum gehen..."

Die Anwältin brauchte auch nicht lange und kam mit einigen Dokumenten zurück.
"Gut, noch ein paar Unterschriften..."
Eliza musste ein paar Formulare unterzeichnen, dann gab Susan dem Polizisten, der Eliza hergebracht hatte, den Entlassungsbefehl.

"Das wäre alles für heute. Wir können gehen... ich bin sicher, Sie möchten jetzt gerne erstmal Ihre Eltern sehen."
Susan berührte sie sacht an der Schulter und beide machten sich auf den Weg aus dem Gerichtsgebäude.

Auf dem Weg hinaus schaute sich Eliza nach Fleetwood um.

Eliza sprach zu Susan die vor ihr lief.
"Wenn es in Ordnung ist, würde ich bevor ich meine Eltern sehe gerne duschen und mich umziehen."

Fleetwood war direkt hinter ihr, als sie die große Vorhalle mit dem edlen Marmorboden durchquerten.

"Ja, selbstverständlich", meinte Susan.
"Dann bringe ich Sie zuerst nach Hause."

Und dann traten sie ins Freie. Eine breite Treppe führte von dem Gerichtsgebäude zu einem Vorplatz, wo Taxis temporär hielten und Menschen ein- und ausstiegen. Susan hatte ihr Telefon auf dem Weg nach unten gezogen und sprach in den Hörer.

"...ja, Sie können uns jetzt abholen."

Wer kommt uns denn abholen? Ich dachte sie fährt selber!...Mhh...vielleicht sollte ich vorsichtig etwas zu Fleetwood sagen.

Eliza drehte sich etwas schräg nach hinten, es sah aus wie eine Dehnung für den Rücken. Nach hinten gewandt flüsterte sie Fleedwood schnell zu.

"Meinst du wir müssen uns Sorgen machen...das klang doch etwas seltsam? Oder hat sie etwa einen fahrer? Kann ich da irgendwas machen um das Wissen zu bekommen wer uns da abholen kommt?"

Susan ging unbekümmert weiter in den Bereich, wo Menschen ankamen und abgeholt wurden.

Fleetwood flüsterte zurück, obwohl sie niemand anderes hören konnte:
"Ich weiß nicht... ist sie nicht eine der erfolgreichsten Anwälte in der Stadt? Wahrscheinlich ein Fahrer... aber schau doch in die Zukunft. Das fällt den meisten Acanthus nicht sehr schwer."

"Ok ich versuche es! Was muss ich tun?" Flüsterte sie schnell zurück.

"Du musst es dir nur irgendwie bildlich vorstellen... wie sich der Schleier der Zeit teilt, oder wie du im Strom der Zeit weiter nach vorne schaust. Und dann geh deinem Gefühl nach... und greife damit nach der höheren Welt. Sprich dazu die Worte..."

Sie sagte etwas in einer fremden Sprache, die Eliza trotzdem ungemein vertraut vorkam.

"Enthülle was vor mir liegt."

Eliza nickte kurz. Sie konzentrierte sich, schloss die Augen und stellte sich vor wie sie vor einem Spiegel stand. Sie sprach die Worte in der höheren Sprache.

"Enthülle was vor mir liegt."

Sie sah eine Waldlichtung, vor ihr einen Spiegel.

Sie sah sich. Dann verschwamm ihr Spiegelbild, und die Oberfläche des Spiegels sah lebendig aus, wie ein Vorhang aus durchscheinenden Blättern die im Wind wehen.

Eliza sah hinein.

Spoiler:

Die Blätter lichteten sich und Eliza sah einen Mann an einem Lenkrad sitzen. Eine kleine, weiße Maus huschte über das Armaturenbrett. Sie blieb vor ihm sitzen und putzte sich, aber er ignorierte sie und las in einer illustrierten Zeitung. Die Vision verflog so schnell, wie sie gekommen war.

Spoiler:

Sie schloss nochmals ihre Augen, diese öffnend sah sie den Platz mit den Taxis und Susan Ling.

Eliza schaute sich sofort nach Fleetwood um, ganz so als würde sie sich die Umgebung anschauen wollen. Während Eliza langsam die Treppe hinunter ging, flüsterte sie Fleetwood wieder zu.

"Das war toll! Alles ist alles in Ordnung! Es kommt irgendein Typ der nicht einmal eine Maus bemerkt die vor ihm sitzen bleibt. Fährst du mit zu meiner Wohnung?"

"Na, das ist doch super", antwortete Fleetwood, die immer noch hinter ihr war.

"Ja, ich komme mit."

Sie schlossen gemeinsam zu Susan auf. Einen Moment später kam auch schon ein schwarzer Mercedes herangefahren, am Steuer der Mann, den Eliza in der Vision gesehen hatte.
Plötzlich quietschten Reifen und zwei schwarze Lieferwagen rasten von beiden Seiten heran. Ein Hupkonzert begleitete den einen, der den kompletten Verkehr schnitt... unter anderem auch Susans Fahrer, der in die Eisen ging und schlingernd zum stehen kam. Die Schiebetüren wurden aufgerissen und Männer mit Sturmhauben und schwarzen Schutzwesten kamen hervorgesprungen. Sie trugen Pistolen an ihren Gürteln und hatten komisch geformte Dinger in den händen.

"Eliza Tan, mitkommen!", brüllte einer.

Susan schritt brüskiert ein.
"Was fällt Ihnen ein? Haben Sie einen Haftbefehl?"
Es klickte, etwas sirrte durch die Luft und Susan lag plötzlich zappelnd und kreischend am Boden.

Eliza schreckte zurück als sie die Lieferwagen sah, ihre Augen wurden riesig als die maskierten Typen aus den Lieferwagen sprangen.

Was wollen diese Dreckssäcke!?Mitkommen wohin?

Eliza ließ ihren Pinsel in die Hand rutschen.
"Was soll ich tun ...was nur?" flüsterte sie hektisch.

Sie hörte wie Susan die Männer zurecht wies.

Ich brauche Hilfe... Bitte hilf mir! Sie konzentrierte sich auf Arkadien, die Magie die sie durch Arkadien in sich trug.
"Zeige mir was ich tun kann, um uns alle aus dieser Situation zu retten!" sprach sie schnell aber bestimmt.

Als sie auch noch sah wie Susan angegriffen wurde und zappelnd und kreischend auf dem Boden lag, klammerte sie sich fest an das was sie hier und jetzt mit Arkadien verband, ihren Pinsel. Die Spitze des Pinsels bohrte sich leicht in ihre Handinnenfläche und etwas Blut lief ihre Hand entlang.

Spoiler:

Das Radio eines Taxis war an.
"... der Bumerang kann jedoch den unerfahrenen Jäger auch selbst treffen...", hörte sie den Ausschnitt aus irgendeiner Australien-Kultursendung. Das schien ihr bedeutsam... der Bumerang? Ein Taser?

Spoiler:

So laut sie konnte rief Eliza, sodass so viele Leute um sie herum wie es nur möglich war, es hören konnten.

"Was soll das hier? Sie haben eine unschuldige Frau angegriffen! All diese Menschen die sie hier behindern, sind Zeugen und lassen sich so eine Dreistigkeit nicht bieten! Sie kommen hier nicht weg! Die Polizei wird gleich hier sein, sie befinden sich vor einem Gerichtsgebäude!"

Sie rief all dies sehr bestimmt, schnell und mit einem wütendem Unterton.

Während Eliza rief, ließ sie ihren Pinsel in ihrem Ärmel verschwinden. Durch die Ablenkung ihrer Worte und der Aufmerksamkeit der Menschen in ihren Wagen, nutze sie die Gelegenheit.

Eliza schnellte vor und packte einen der Männer an seinem Unterarm, wo dieser den Taser hielt. In einer fließenden Bewegung verdrehte sie ihm seinen Arm auf den Rücken und hielt den Mann wie ein Schutzschild vor sich, während sie den Taser aus seiner Hand riss. Mit ihrer freien Hand zielte sie mit dem Taser auf die anderen Männer.

Mehr und mehr der Passanten wurden auf die Situation aufmerksam.
"Das ist eine polizeiliche Angelegenheit!", brüllte einer der Männer in die Menge, dann wendete er sich der neuen Situation zu.

"Das sind nur Taser. Feuer!", herrschte er einen der Nebenstehenden an.

Ein Kabel flog herbei und erwischte den Mann, den sie als Schutzschild verwendete. Er fiel krampfend und schreiend zu Boden, wobei er Elizas Griff sprengte. Jetzt stand sie immer noch allein gegen fünf Kontrahenten da. Mit einem Taser... der nur einen Schuss hatte, was sie daran erkannte, dass der eben Schießende hektisch neue Kabel nachlud.

Krampfhaft überlegte sie noch, was sie tun sollte, als plötzlich ein ohrenbetäubendes Kreischen einsetzte, das von überall und nirgendwo zu kommen schien und sämtliche kakophone Tonhöhen abdeckte. Es hatte seinen Fokuspunkt aber bei den fünf Maskierten, die noch übrig waren. Die Luft flimmerte um sie herum und schien auf sie einzudrücken. Eliza spürte die magische Macht hinter diesem Heulen mit ihren peripheren Sinnen. Die Männer stimmten schmerzerfüllt in das Klagen ein, hielten sich die Ohren, stürzten oder würden von der unbekannten Macht gar zu Boden und gegen die Autos geschleudert.

Fleetwood tauchte aus dem Nichts neben ihr auf, mit schreckensgeweiteten Augen.
"Ich musste das tun", brachte sie atemlos hervor, bevor sie sich wieder fing.
"Wir müssen hier weg. Komm!"
Sie griff nach Elizas Arm und rannte los. Hinter ihnen wälzten sich die Angreifer stöhnend aus dem Boden.

Sofort rannte Sie mit Fleetwood mit, als sie den griff um ihren Arm spürte.
Das Adrenalin was sie bereits seit dem auftauchen der Männer aufputschte, wurde nun durch rasende Gedanken verstärkt.

Wohin...wohin...wohin! Scheiße verdammt...das wird alles immer schlimmer!...Warum hat Fleetwood so erschrocken ausgesehen?

Während die beiden rannten sah Eliza besorgt zu Fleetwood.
Ich hoffe nur es geht ihr gut!

"Was jetzt Fleetwood?!"

Sie hasteten am Gerichtsgebäude entland, danach in eine Seitenstraße. Fleetwood wurde erst langsamer, als sie ein gutes Stück von dem Schaubplatz der Ereignisse entfernt waren. Sie atmete schwer und auch Eliza merkte, dass sie vom Dauerlauf doch schon ganz gut außer Puste war.

"Das... waren sicher keine Polizisten. Irgendjemand wollte dich einkassieren. Vielleicht Seher."
Hastig kramte sie ihr Telefon, ein älteres Klappmodell hervor und drückte eine Schnellwahltaste.

"Komm schon, komm schon..."

Eliza schloss ihre Augen und dachte darüber nach was sie tun könnte um zu helfen.
In ihr kam die Erinnerung an ihren Glücksdrachen auf.

Ja das können wir beide jetzt wirklich gut gebrauchen...Glück!

Sie fasste Fleetwood an der Schulter und sah vor ihrem inneren Auge wie der Glücksdrache sich von ihrem Arm löste, sich um ihren Arm windend in zwei Drachen spaltete und wie einer der beiden zu Fleetwood hinüber schlängelte.
Der andere blieb leuchtend auf seinem Platz und wand sich fest um Elizas Arm herum, als würde er sich darum knoten.

Sie öffnete ihre Augen und sah Fleetwood an.

Fleetwood schaute kurz auf ihren Arm.

"Ja, das können wir gut gebrauchen", meinte sie leise.

"Jetzt geht der schon wieder nicht dran!"
Sie schüttelte mit dem Kopf.

"Okay... wir brauchen sowieso erstmal ein Versteck."
Knapp schaute sie sich um.
"Da hinten fällt das Gelände ab. Da sollten wir was finden. Mir nach."

Sie hasteten in die entsprechende Richtung und entfernten sich zusehends von dem Stadtkern, in dem das Gericht angesiedelt war.

Spoiler:

Plötzlich hörten sie ein Sirren über ihren Köpfen. Fleetwood schaute erschrocken nach oben. Eins, zwei... drei schwarze, fliegende Objekte mit Kameras bestückt.

"Was...Drohnen!", stieß Fleetwood erschrocken hervor.

"Wenn sie uns sehen können, können sie uns verzaubern! Schnell, ich muss uns ins Zwielicht bringen!"
Sie streckte ihre Hand nach Eliza aus.

Eliza packte Fleetwoods Hand, schnell und ohne zu zögern oder sich vorher nach dem Sirren um zu schauen.