[Eliza & Galen] Kaffeekränzchen und hässliche Wahrheiten

Er fand ein ansehnliches, cremefarbenes Haus in einer wohlsituierten Gegend vor - mit kleinem Garten und Garage, was längst keine Selbstverständlichkeit mehr war in Frisco, der Stadt ohne Platz. Um das Haus herum sah er keine Frau in einem Blumenkleid.

Mitlerweile dämmerte es schon stark. Die Sonne war untergegangen, aber der Himmel war noch immer hellblau.

Sehr schöne Wohnung..., dachte Galen. Die Frau hinterlässt nicht zufällig keine Erben, oder?

Aus seinem Wagen heraus nahm er sich etwas Zeit, den Einbruch der Nacht vollends abzuwarten und observierte das Haus, prüfte, ob er Lichter brennen sah oder ähnliche Hinweise auf Leben im Haus wahrnahm.

Als es dämmerte, wurden im Inneren in einigen Zimmern Lichter angeschaltet. Manchmal sah er Schatten, die sich hinter den Fenstern bewegten, aber er bekam nie jemanden zu Gesicht. Schließlich fuhr ein Auto, eine dunkelblauer Audi, in die Einfahrt und ein Mann so um die Mitte vierzig entstieg dem Wagen. Die Bewegungsmelder registrierten das und im Licht der Beleuchtung sah man ihn in seiner halb formellen Kleidung - Hemd und Jeans, über seinem Arm hing ein Jackett - eine Umhängetasche aus dem Kofferraum holen und schließlich ins Haus gehen.

Flink schoss Galen ein paar Fotos von dem Mann und dem Wagen.

Das Auto zu fotografieren, war keine besondere Herausforderung, den Mann dagegen so zu erwischen, dass man ihn gut erkennen konnte, war nicht ganz so einfach.

Spoiler:

Galen betrachtete das Bild. Sollte für biometrische Abgleichungen genügen.

Er wartete einen Moment lang ab und betrachtete, wie sich das Innenleben des Hauses änderte.

Viel änderte sich nicht, die Außenbeleuchtung ging nach einer kurzen Weile wieder aus, während die Lichter hinter den Fenstern weitestgehend bestehen blieben. Die Aktivität schien im Moment auf das unterere der zwei Geschosse fokussiert zu sein.

Er untersuchte einen Moment lang mit seiner Sicht das Gebäude auf irgendwelche Unstimmigkeiten.

Dann griff er sich den alten Falchmann, den er seiner Zeit bei Lovecraft gefunden hatte und nahm einen Schluck Wasser daraus. "Knöchlein fallen. Die Schleier der Zukunft lichten sich dem Blick." stellte er mit konzentrierter Stimme fest.

Das Wasser schmeckte bleiern und vor ihm eröffneten sich die mannigfaltigen Zukünfte.

Werde ich mich damit in Gefahr begeben, dieses Gebäude heute zu betreten?

Die Wogen der Zeit lagen ruhig und friedlich da... keine Anzeichen von Gefahr.

Galen begann damit, sich in Zwielicht zu kleiden, indem er seinen Kapuzenpullover glattstrich, seine Kapuze überzog und dabei die Worte der hohen Sprache intonierte.

Damit begann der Einbruch.

Es war ein leichtes, in das Gebäude einzudringen, da es das Haus im Zwielicht schlicht nicht gab. Es musste zu neu sein, um in irgendeiner Weise als 'tot' zu gelten. Er fand den Mann und eine Frau in ähnlichem Alter an einem Tisch im Esszimmer, wo sie ein gemeinsames Abendessen einnahmen. Die Frau trug allerdings ein dunkelgrünes Kleid, kein schwarzes mit Rosen.

Da Haus hatte neben den Räumlichkeite, die man so erwarten konnte, ein Hobbyzimmer mit Billiardtisch und kleinem Heimkino, eine Sauna, ein geräumiges Arbeitszimmer sowie ein kleineres Arbeitszimmer, zwei Schlafzimmer, von denen das größere aussah, als würden sie es gemeinsam nutzen, ein Gästezimmer, eine Abstellkammer und zwei Lagerräume.

Galen probierte einmal mit der ephemeralen Kamera ein Foto von der Frau zu schießen und prüfte in der Waschküche, wie wie viel Wäsche sich so angesammelt hatte.

Die Fotos aus dem Zwielicht waren beinahe unbrauchbar, sie sahen insgesamt aus, als seien sie in trübem Wasser gemacht worden und zeigten zusätzlich einen Haufen Schlieren, die das Bild weiter verschlechterten.

In der Waschküche lief eine Maschine Wäsche, und andere Kleidungsstücke hingen an einer Wäscheleine. Das Kleid mit den Rosen konnte er hier nicht entdecken, aber er konnte auch nicht wirklich erkennen, was alles in der Maschine war.

Die unbrauchbaren Fotos löschte er sofort vom Speicher. Dann durchsuchte er das Zwielicht des Hauses nach Möglichkeiten die beiden Personen zu identifizieren.

Die Arbeitszimmer schienen ihm geeignet, um mit der Suche zu beginnen. Sein Nachteil war, dass er keine Papierstapel oder Ordner durchsuchen konnte. In einer Ablage fand er aber einen ungeöffneten Brief, der obenauf lag, und bei dem er aus der Anschrift die Namen ablesen konnte.

Patricia und Arnold Seaver.

Für die letzte entscheidende Information hieß es warten: War das Kleid bereits in der Wäsche? Und legte sich die Frau womöglich ihre Kleidung für den nächsten Tag schon im Voraus aus?

Die Wartezeit bis sie den Haushalt weiter machten, verbrachte er damit, das Ehepaar zu belauschen.

"... ist bei den Stevensens der letzte Schrei."
"Man muss ja aber nicht alles mitmachen."
"Ja, aber man muss ja auch nicht jeden Trend ignorieren."
"Aber es ist schon ein ziemliches Commitment. Ich sehe schon, wie ich mich dann wieder um alles kümmern muss."
"Nein, das ist doch ganz klar, du bist da raus. Ich kümmere mich um alles. Oder wir stellen jemanden ein, wenn es uns zu sehr nervt."
"Ich weiß nicht, Arnold... brauchen wir wirklich Hühner?"

Offensichtlich war das Halten von Hühnern in individuell gefertigten und unsagbar teuren Ställen wohl ein neuer Trend unter den Wohlbetuchteren.
So aßen sie zu Abend, machten eine Flasche Wein nieder und gingen dann zu Bett. Galen fiel auf, dass das schwarze Kleid mit den weißen Rosen zusammengelegt über einem Stuhl im Schlafzimmer lag.

Spoiler:

Juppies..., dachte Galen für sich in dem Zwielicht. Wahrscheinlich arbeitet die in irgendeinem Seher-Konzern.

Als er das Kleid sah, verzog er missmutig das Gesicht.

Also schon morgen...

Und um sie nicht zu lange im Schlafzimmer zu stören, zog er sich in seinen Wagen zurück und fuhr zurück in die Basis.

Er traf Proxy in seiner Gartenlaube dabei an, wie er gerade irgendwelche Dokumente las und dann postwendend schredderte.

"Erfolgreich?", fragte er beiläufig, während ein weiterer kleiner Papierstapel mit einem langgezogenen Knatschgeräusch verschwand.

Galen warf einen beiläufigen Blick auf die Dokumente.

"Ich habe ein Foto des Ehemanns. Keins der Frau. Ihr Name lauten Patricia und Arnold Seaver. Ziemlich wohlhabend. Wollen sich einen Stall Hühner anschaffen. Und das wichtigste: Das Kleid trägt sie bereits morgen... Er scheint Pendler zu sein, so spät wie er von der Arbeit kam. Gut möglich, dass er in der Tri-City Area arbeitet."

Proxy rief einige Feeds auf und recherchierte kurz.

"Hm. Nicht sehr ergiebig. Aber ich hab den Namen hier... sieht aus, als würde der Ehemann für Microsoft arbeiten. Der Silicon-Valley Campus ist aber nicht in der Tri-City-Area, sondern in Mountain View - gehört also zum Konsilium von San José."