[Galen] Dunkle Orte

Schmatzend legte sich ein Auswuchs um Galens Hand und Sh'aoc zog sich etwas in Form.

"Ah..."
Er sah sich um.
"Keine Gespenstersachen mehr zu sehen. Dann bin ich wohl wieder unter den Lebenden."

"Zumindest kannst du sie nicht mehr aussaugen." stimmte er zu. "Wir gehen noch zu Tucker und sagen ihm, dass sich Veronica erledigt hat." Und das sollte mir helfen hier irgendwann Fuß zu fassen.

"Dann geh mal vor."

Sh'aoc schwappte mit leichter Schlagseite hinter ihm her und wirkte dabei ein bisschen wie ein leckgeschlagenes Schiff.

Tucker war vor dem Eingang zur Geschlossenen nicht zu sehen. Sie fanden ihn vor der Medikamentenausgabe, wo er lächelnd stand. Zu seinen Füßen blubberte ein gräulich-dampfendes Häuflein, das langsam von einer unbekannten Strömung davongetragen wurde.

"Das ging ja schnell", meinte er leicht überrascht, als sie zu ihm traten.

"Jetzt bist du also alleine hier." stellte er fest.

Ich wusste, es war klug den Zauber aufrecht zu halten.

"Was passiert als nächstes?"

Er zuckte mit den Schultern.

"Wer weiß. Jetzt, wo Veronica nicht mehr ihr Unwesen treibt, habe ich das Krankenhaus zur freien Verfügung. Das ist eine sehr gute Sache."

Galen besah sich ihn.

"Hast du inzwischen den Schlüssel gefunden?" fragte er ihn.

"Was bist du so besessen von diesem Schlüssel?"
Er schüttelte etwas ungläubig den Kopf.

Weil die Tür für dich noch immer verschlossen ist... dachte sich Galen.

"Also Tucker. Wie bereits gesagt, habe ich ein Interesse unsere Beziehung zu vertiefen. Ich möchte von dir Informationen über die Geschichten der Patienten, über das Okkulte und Übernatürliche und alles andere, was dir auffällt. Im Gegenzug kann ich dir einige Privilegien ermöglichen, die dir sonst nicht zugänglich wären. Einen großen Gefallen habe ich dir bereits getan. Allerdings habe ich auch eine Bedingung an dich. Du darfst keinen Einfluss auf die Sterblichen nehmen."

Galen musterte Tucker.

Er runzelte die Stirn.

"Und Dr. Groves?"

"Um den werde ich mich kümmern." sagte Galen. "Innerhalb eines Jahres werde ich hier arbeiten und im Zuge dessen werden sich Beweise für die Taten des Doktors finden - ob echt oder gefälscht. Du kannst ihm nachstellen und mir dabei helfen. Dann wird die Wahrheit ans Licht kommen. Hast du noch soviel Geduld und bist bereit, solange für mich zu arbeiten?"

Er lächelte dünn.

"Ein Jahr... was macht ein Jahr noch für einen Unterschied. Ich bin an Bord."

Galen nickte.

"Ich werde merken, wenn du mehr tust, als zu beobachten." warnte er Tucker vor. "Ab jetzt spielst du bitte mit offenen Karten und versuchst gar nicht erst, mich auszutricksen. Ich werde mich um Dr. Groves kümmern. Alles was du tun musst ist, mir keinen Grund geben, an unserer Vereinbarung zu zweifeln."

Er hob eine Augenbraue.

"Was denn, habe ich irgendwann nicht mit offenen Karten gespielt?"

Galen schüttelte leicht den Kopf.

"Etwas neugierig warst du vielleicht. Aber du hast klar gesagt, was du möchtest. So wie ich." erwiderte er. "Darauf können wir bauen. Also habe ich dein Wort?"

Er reichte ihm seine Hand und konzentrierte sich auf das Erspüren von Falschheiten in der Welt. Ein berauschendes Gefühl überkam ihn, als das Mana den Zauber stärkte.

"Ich habe kein Interesse, irgendwas mit der Welt der Sterblichen zu treiben. Darauf kann ich dir mein Wort geben."
Wahr.

Mit einem schmalen Lächeln schlug er ein.

Galen nickte und nannte ihm das Datum.

"Bis demnächst dann."

Er nickte ebenfalls.

"Bis dahin. Und wenn du noch mehr Gespenster siehst... schick sie weiter. Für die meisten ist es eine Erlösung."

Wenn du wüsstest...

Galen blieb stehen und drehte sich noch einmal zu Tucker.

"Wenn hier welche auftauchen, mit denen man vernünftig reden kann, dann schick du sie nicht weiter. Sie könnten deine Schichtablösung sein."

Er hob die Hand und verschwand mit Sh'aoc hinter die nächste Ecke. Galen sah ein letztes Mal zu Tucker.

Werde ich von dem Gespenst namens Tucker innerhalb einer Woche hintergangen werden? fragte er sich, sprach Worte der hohen Sprache, während er sich mit seiner Münze erdete "Enthülle Zukunft" und intuitiv bekam er eine Antwort.

"Wen ich weiterschicke und wen nicht, ist aber nicht Teil unserer Abmachung", erwiderte Tucker spitzfindig.

Die Schleier der Zeit teilten sich und zeigten einen ruhigen See. Keine Störung verzerrte die glatte Oberfläche.

Spoiler:

Galen nickte. Diesen Zauber sollte er häufiger Anwenden um sich der Loyalität des Gespenstes zu versichern.

Etwas später setzte er sich ins Auto.

"Bereit wieder ins Warme zurück zu kehren?" fragte er Sh'aoc.

Sh'aoc war die ganze Zeit etwas drömmelig neben ihm hergewabert.

"Hm? Achso. Ja, im Warmen gefällts mir besser."

Galen stieg in seinen Wagen.

Und kehrte zurück in die materielle Welt. Ein warmer Schauer umfing ihn.

Zeitnah wählte er Zakars Nummer.

Spoiler:

Es dauerte wie gewöhnlich eine Weile, bis Zakar mit verschlafener Stimme abnahm.

"Ja?"

"Galen hier. Die Sache hat sich fürs erste erledigt. Wenn Sie die Details wissen wollen, kann ich mich irgendwo mit ihnen treffen."

"Ach, das ging ja wirklich schnell."
Er klang fast etwas baff.

"Also, dann...ach, wie wäre es, wenn ich Sie zum Frühstück einlade?"