[Beth, Galen] Handwerkszeug

Sie fand eine Seite:

https://www.renaissanceforge.com/

Beth durchforstete die Internetseite nach interessanten Informationen, las sich etwas über den Schmied selbst und seinen Arbeitsplatz durch - um am Ende bei seinen Projekten hängen zu bleiben. Sieht schon irgendwie cool aus ... so etwas könnte ich nie. Ist das hier echt gut durchdacht? Warum sollte ich- Und daraufhin sah sie noch einmal die Seite durch, nach einer glaubhaften Intention suchend, die nichts mit einer 'magischen' Münze zu tun hatte. Zufrieden war sie damit allerdings nicht.

"Sollte es mir nicht möglich sein ihn zu überreden... gibt es dann - überzeugendere Fähigkeiten die ... ähm... nützlich wären und ihm nicht das Hirn schmoren?"

"Es ist nicht die Frage des Können, sondern des Dürfens und Wollens... Du könntest ihn in eine günstige Stimmung versetzen." erwiderte er. "Ihn sich fröhlich, oder gönnerisch fühlen lassen... Denn du kannst Gedanken beherrschen... Und Gefühle sind Teil der Gedankenwelt."

Er sah zu ihr rüber.

"Findest du das ethisch vertretbar?"

Beth zuckte mit den Schultern und sagte dann leicht schnippisch:

"Ich weiß ja nicht, wie viele Renaissace-Schmiede du in der Hinterhand hast, sollte das mit diesem nicht klappen. Und außerdem hab ich ja auch nicht vor ihn eine Brücke runter springen zu lassen oder so etwas..."

"Nimmst du meine Fragen nicht ernst, werde ich auch deine nicht ernst nehmen." stellte Galen sachlich fest und sah anschließend schweigend auf die Straße.

Beth atmete einmal durch. Mist.

"Entschuldige...", sagte sie leise, "Es ist nur, ich meine... ich würde nicht wollen, dass jemand in meinen Gedanken herumfuhrwerkt... aber was das mit den Gefühlen angeht, das ist einerseits irgendwie tiefer, aber andererseits auch so abstrakt... und es ist ja auch so, dass das doch auch das Ziel einer Unterredung wäre oder nicht? Ich meine..." Verwirrt von ihren eigenen Aussagen und wie die nun weiter gehen sollten brach Beth ab.

"Du meinst?"

-- Seine Stimme war nur schwer zu deuten.

"Dass es möglicherweise nicht 100%ig in Ordnung ist, aber es immer auch auf die Intention ankommt und darauf, wie sehr man eingreifen würde?", sagte Beth zögerlich und spielte unwillkürlich mit dem Reißverschluss ihres Zippers herum.

"Meinungen werden normalerweise nicht in fragenden Untertönen formuliert." An einer roten Ampel, besah er sich Beth. "Warum zauberst du dir nicht einfach das nötige Selbstvertrauen um deine Meinung frei kund zu tun?"

"Weil die meisten Leute Leute mit großem Selbstvertrauen weniger trauen?", fragte Beth zurück und sah ruhig zurück. Dann zuckte sie die Schultern und lächelte halb.

"Und möglicherweise auch weil mir gesagt würde ich solle mit meiner Magie vorsichtig sein"

"Wenn du also dich selbst nicht mit einem Zauber belegen würdest..." Galens Blick wandte sich wieder der Straße zu, als die Ampel auf Grün sprang.

"Das hat doch damit nichts zu tun. Das hat einen ganz anderen Grund!", sagte Beth, bemüht, nicht bockig zu klingen.

"Ich schließe ja generell nicht aus, mich selber mit einem Zauber zu belegen - nur den halt nicht" Wie würde das überhaupt... später.

"Gut... ich würde auch nicht meine Knochen verwesen lassen. Um dich zu beschützen würde ich einen Zauber aber womöglich gegen einen Feind einsetzen." erwiderte er. "Unter welchen Umständen ist es also vertretbar, einen schädlichen Zauber, welchen man - sollte das Opfer sich dessen bewusst sein können - gegen das von uns an des Opfers statt angenommene Un-Einverständnis wirken würde, zu weben?" verklausulierte er eine Frage.

Beth schluckte schwer und starrte knapp an ihm vorbei. Die Knochen verwesen lassen - Oh man... das ist so... uahhh... ob das auch gegen dieses Ding...? Sie schüttelte den Kopf und schaute wieder zu Galen hinüber.

"Also... du willst wissen, wann ich meine, dass es okay ist jemanden nen Zauber anzuhängen auch wenn der keinen Bock darauf hätte?", fragte sie um sich zu vergewissern, dass sie das nun wirklich verstanden hatte. Sie merkte dann, wie sie sich ausgedrückt hatte und sprach schnell weiter:
"Es sollte nicht schädlich sein - also weder körperlich, noch im größeren monetären Rahmen, noch... ähm... emotional im weiteren Sinne vielleicht. Und vielleicht sollte es auch nicht zu dauerhaft sein... oder irrevesibel. Und es muss eine sinnvolle Rechtfertigung geben... Selbstverteidigung oder so etwas"

Sie schaute plötzlich sehr angestrengt auf ihre eigenen Füße. Na klasse. Jetzt hast du gegen dein eigenes Anliegen geredet... Herr Anwalt, Ihr Zeuge!

"Das finde ich nachvollziehbar. Welche Rechtfertigungen außer Selbstverteidigungen denkst du, sind noch angemessen?" Ob sie meine Fragerei nervt? Oder denkt sie, ich nehme sie als Erwachsenen ernst?

"Ich will dir nicht auf die..." er hüstelte, als würde er ein Schmipfwort sagen. "ähem... Nerven gehen... Aber ich will dich nicht einfach mit meinen Meinungen indoktrinieren. Trotzdem möchte ich, dass du dir Gedanken darüber machst und eine in sich schlüssige Ethik über magische Praktiken hast. Das muss am Ende nicht meine sein..." Er grinste sie an. "Aber besser wäre es schon."

"Da habe ich noch nicht näher drüber nachgedacht, fürchte ich", sagte Beth leicht zögernd. Hätte wohl doch besser in Ethikunterricht aufpassen sollen... obwohl das Thema da sicher nicht behandelt wurde.

Sie zuckte mit den Schultern und lächelte leicht.
"Da es dir scheinbar so wichtig ist, ist das schon okay" Ihr Lächen verbreitete sich. "Und an der schlüssigen Ethik muss ich noch arbeiten. Möchtest du mir sagen wie du das siehst, oder soll ich mir erst selbst den Kopf zerbrechen?" Kurzes schweigen. Dann sagte sie nachdrücklich: "Das heißt übrigens nicht, dass ich das so übernehme, was du sagst. Ich würde das lediglich als Denkanstoß nutzen"

Er schwieg eine Weile, machte einen nachdenklichen Eindruck.

"Hmm... Meine Meinung zu Ethik? Hast du schon einmal vom Weichensteller-Dilemma gehört?" fragte Galen Beth.

"Weichensteller-Dilemma...", sagte Beth langsam, während sie versuchte schnell nachzudenken, was denn bitte das noch einmal war.

"Ähm... war das nicht so etwas wo es darum ging, dass man einige Menschen dadurch rettet, dass man andere in Gefahr bringt? Oder so ähnlich?", fragte sie schließlich langsam. Da fehlt doch sicher etwas... oh... und ist das seine Begründung für seinen ...Job?

"Das Weichensteller-Dilemma. Ein Zug rast auf fünf fünf Menschen zu und wird diese überfahren. Der Weichensteller kann den Zug jedoch umlenken. Dann wird er jedoch einen Menschen überfahren." erklärte er.

"Stellt er die Weichen nicht um, werden fünf Menschen sterben. Stellt er die Weichen um, begeht er Mord. Was würdest du tun?"

Beth starrte eine Weile einfach nur gradeaus, während sie das für und wieder bedachte. Schließlich sagte sie nur leise:

"Ich bin froh, dass ich nicht vor diese Situation gestellt werde." Sie machte wieder eine kurze Pause. Dann wurde ihre Stimme noch leiser: "Ich weiß nicht, was ich machen würde. Wahrscheinlich zu lange zögern, um überhaupt noch etwas machen zu können..."

Galen nickte. Ehrliche Anerkennung lag in seinem Blick.

"Und es ist gut, dass das so ist. Und so soll es bleiben." erwiderte er schließlich. "Wenn ich nicht versage, wirst du diese Entscheidung auch niemals treffen müssen."

"Wenn du nicht versagst...?", fragte Beth langsam und zog die Augenbrauen zusammen um ihn mit ganz leicht schief gelegtem Kopf genau anzuschauen.

"Kann es sein, dass du dir sehr viel... ähm... auflädst? Du bist doch nicht für alle - und für mich verantwortlich." Oder meint er das etwa doch? Oh...

"Ich bin ja nicht alleine." erwiderte Galen, nicht beschwichtigend oder belehrend, sondern leise und nachdenklich.

"Aber wenn wir eine Kabale sind, dann wird es meine Aufgabe sein, mich für euch zu opfern. Das Schlechte zu tun, damit ihr das Gute tun könnt." erwiderte Galen. "Und wenn ich darin nicht versage, wirst du dir niemals eine Frage über Leben und Tod stellen müssen, sondern kannst dich deinen Studien, der Erleuchtung der Welt, dem ehrlichen Kampf mit den Feinden des Pentakels, oder der Bewunderung der Menschheit widmen ."

Beth schaute ihn lange und aufmerksam an. Also irgendwie ist er ja schon daneben... aber wenigstens auf ne gu-... ach egal. Mörder, vergessen? Denk, Dummi!

"Warum hast du dich Galen genannt? Atlas oder so hätte doch besser gepasst", sagte sie schließlich, um nicht weiter zu schweigen.

"Witzig dass du es erwähnst. Der Name hatte es in der engere Auswahl geschafft." erwiderte Galen humorlos.

"Und bei dir? An was für einen Schattennamen hast du für dich gedacht?"