[Galen] Dunkle Orte

Er schmunzelte.
"Schön, wenn sich junge Leute mehr für den medizinischen Sektor engagieren. Dagegen kann man nun wirklich nichts sagen."

Was soll das Schmunzeln denn?

"Der letzte Patient hat allerdings eine sehr schlechte Bewertung über den Herrn Doktor geschrieben. Naja, mit solchen Leuten arbeitet man ja ohnehin nicht gerne zusammen."

Er blinzelte.

"Naja, ich glaub ich habe ja schon erwähnt, dass ich beim guten Doktor momentan keinen akuten Handlungsbedarf sehe."

Galen nickte.

"Ich auch nicht. Deshalb habe ich den Patienten darauf vertröstet, dass erst im nächsten Jahr etwas aus seiner Beschwerde wird."

"Im nächsten Jahr?", hakte er nach und schaute Galen schräg über den Rand seines Milchglases an.

"Solange wird er seinem Ärger keine Taten folgen lassen oder sich sonst irgendwie in die Abläufe des Krankenhauses einmischen." erwiderte er. "Genug Zeit, um weiter zu beobachten."

"Mhm."
Nachdenklich nippte er einen Schluck.

"Und... was genau passiert dann nach Ablauf dieser... Frist?"

"Wenn dann noch eins vorhanden ist, werde ich das Problem lösen." antwortete Galen trocken.

Er nickte langsam.
"Verstehe, verstehe."

Kurz schien er ratlos, dann kramte er in den Taschen seines Morgenmantels herum und förderte ein paar zerknitterte Dollarnoten zutage. Die legte er auf den Tisch und warf sich das letzte Quarkbällchen in den Mund, um es mit dem letzten Schluck Milch herunterzuspülen. Dann stand er auf.

"Ein kurzer Verdauungsspaziergang ist jetzt sicher angebracht."

Galen erhob sich mit ihm.

"Nach dem Essen soll man ruhn', oder tausend Schritte tun." stimmte er ausdruckslos zu.

Sie gingen nach draußen, wo Zakar relativ zielstrebig einige Schritte ging, bis sie sich in einer Sackgasse wiederfanden, in der nur ein paar alte Müllsäcke vor sich hin gammelten.

Der Mastigos hob die Hände und sah nun Sh'aoc an.
"Na, dann wollen wir mal sehen... ich werde jetzt deinen Körper wiederherstellen. Lass die Energie einfach durch dich strömen..."

Der Goetia schaute Zakar leich misstrauisch an, deutete dann aber sowas wie ein Nicken an.

"Körper ohne Fleisch, Körper aus Gedankenstoff, füge dich in alte Form", sprach Zakar langsam und deutlich in der Hohen Sprache und seine Miene wurde konzentrierter. Er hob seine Hand, in der er eine metallene Brosche hielt.

Wieder breitete sich herrliche, innere Ruhe aus. Die Macht der Gedanken strömte durch Sh'aoc und rekonstituierte seinen geschundenen Körper. Der Goetia seufzte wohlig.

"So."
Zakar rieb sich die Hände nach getaner Arbeit.

Galen nickte ein knappes dankbares Nicken.

"Sehr entgegenkommend. Die Alternative wäre es gewesen, eine Tür zu öffnen. Und man weiß nie, was hinter einer solchen lauert."

Er zuckte mit den Schultern.
"Das überlasse ich ganz deinem nekromantischen Sachverstand."

Dann hob er eine Hand und wackelte damit kurz auf und ab.
"Aber... um noch mal auf den Doktor zu sprechen zu kommen. Der bleibt wo er ist. So richtig kann ichs nämlich nicht gebrauchen, dass da jemand im Hintergrund irgendwelche Fäden zieht."

Er besah ihn sich gelassen. "Deshalb sind mir diesbezüglich Absprachen wichtig."

Warum ist es ihm so wichtig, dass dieser Mörder weiterhin da arbeitet? Ist das verdächtig?

"Ja, genau das tun wir ja gerade. Absprachen... ja, ich möchte nicht, dass gegen den Dokor...hm...agiert wird, in welcher Weise auch immer."
Er nickte zufrieden.

Er hörte aufmerksam zu.

"Dann lassen wir besser das Gespenst nichts davon wissen." erwiderte Galen. "Dann wird es auch nicht gegen den Doktor agieren."

Er runzelte die Stirn.

"Das Gespenst wovon nichts wissen?", hakte er nach.

"Ehrlich gesagt dachte ich eher, dass du vielleicht auf irgendwelche Ideen kommst. Ich weiß ja, Hüter des Schleiers haben Probleme damit, Dinge einfach in Ruhe zu lassen. Immer muss in allem rumgestochert und Fäden werden im Hintergrund gezogen und solche Dinge."

"Das Gespenst will, dass der Doktor für den Mord angeklagt wird." erklärte er es ihm geduldig.

"Ich habe dem Gespenst gesagt, es soll seine Füße still halten, ich würde was unternehmen. Wenn es jetzt von unserer Absprache weiß, wird es wieder versuchen, seine Rache selbst zu vollziehen. Da es nichts hiervon erfährt, wird es erst einmal ein Jahr nichts gegen den Doktor tun. In diesem Jahr komme ich auf 'irgendwelche Ideen'."

Er seufzte leise.

"Tja... tut mir ja leid, dass wir deinem Gespenst da auf die Füße treten müssen, aber ehrlich gesagt haben lebende Leute bei mir Priorität. Die Angestellten des Krankenhauses und die Patienten sind dann doch wichtiger als ein Gespenst. Sind wir da... d'accord?"

Sag mal, ist der blöd?

"Habe ich etwas Gegenteiliges behauptet?"

"Nun...nicht direkt. Ich wollte nur ganz sichergehen, dass wir uns verstehen."
Er schaute über den Rand seiner Sonnenbrille.

Galen stand mit steifem Rücken ihm gegenüber.

"Ich habe dich verstanden." Anders herum garantiere ich für nichts...

"Gut, gut..."

Er schnüffelte und verzog das Gesicht, als würde er gerade erst merken, dass sie neben Müllsäcken standen.

"Tja, dann will ich dich auch gar nicht weiter aufhalten."

"Bis dann." verabschiedete er Zakar. Was für eine Marke der Typ ist...

Galen trat mit ihm aus der Gasse und bog zu seinem Auto ab...

Er würde kurz ins Sanctum fahren, die Pistole reinigen und zurücklegen, sowie den Laptop einpacken.

Das Sanctum der Irminsul war leer - jedenfalls waren Tapio und Kivutar ausgeflogen. Dafür war jemand da, den man sonst nur sehr selten sah. Ukko machte sich gerade sowas wie einen Obstquark in der Küche und hörte nebenbei Nachrichten im Radio.

"Oh... hi! Ich glaub, wir haben uns erst einmal kurz gesehen, oder?"
Er lächelte freundlich.

"Galen heißt du mittlerweile, richtig?"