Way Down In The Hole

"Hmmhm..." machte Rob der weiterhin Teile des Liedes langsam auf der Gitarre wiederholte. Schließlich legte er die Gitarre kurz weg.

"Lästiger Ohrwurm." behauptete er schließlich abweisend - wobei seine Mutter diese Fassade natürlich von ihm kannte. So war er oft, wenn er sich mit irgendetwas nicht beschäftigen konnte, oder wollte.

"Wo hast du den denn her?", fragte sie beiläufig.

"Patricia." seufzte er irgendwo zwischen bedrückt und entnervt. "Du fragtest ja schon, wie sie heißt."

Er schnaubte wieder, warf sich dann aber doch entspannt nach hinten.

"An ihr is' eigentlich nichts besonders, weißt du?" meinte er. "Ich weiß auch nichts von ihr. So gar nichts." Er hob den Kopf und sah seine Mutter an. "Ich bin's nur langsam echt Leid, glaub ich."

"Nichts besonderes?", fragte sie mit ungläubigem Unterton.

"An jedem Menschen ist was Besonderes. Man muss es nur finden."

Sie wippte etwas hin und her.
"Was bist du denn leid?"

Rob wischte sich mit seinen Händen durch's Gesicht.

"Auf der Stelle zu treten?" mutmaßte er. "Kein Plan... Ich würd' einfach gern mal jemanden kennen lernen, der sich für mich interessiert und nicht für Rob Savage." Er seufzte tief. "Eigentlich geht's darum gar nicht."

Er erhob sich und sah aus dem Fenster auf den Innenhof.

"Du weißt, was ich meine, glaub ich."

Sie seufzte.

"Ja, ich glaube ich weiß Bescheid. Aber mal ehrlich, Schatz: Rob Savage..."
Sie sprach diesen Namen nicht oft aus und es wirkte immer etwas gestelzt.

"...ist nur ein erster Eindruck. Wenn man eine neue Person trifft, hat man einen ersten Eindruck. Aber dann lernt man die Person erst richtig kennen. So gesehen bist du da gar nicht anders... dein erster Eindruck ist nur - naja, eben etwas imposanter."
Sie lächelte aufmunternd. Unten im Hof ging eine gebeugte Gestalt vor einer der mit Murals bemalten Wände auf und ab und berührte immer wieder die Ziegeln.

Rob runzelte kurz die Stirn. Aber er war ja nicht der einzige im Haus, der Drogen nahm.

"Ist nur auch schwerer, den dann erst einmal abzuschütteln." meinte er etwas kleinlaut. "Aber ich glaub, das ist es, was man ein Luxusproblem nennt, oder?"

"Schon irgendwie ein Luxusproblem. Du hast Essen, Trinken ein Dach über dem Kopf..."

Sie zuckte mit den Schultern.

"Aber das ist ja das Mysterium Mensch. Nimm die reichste, wichtigste, schönste und mächtigste Person auf der Welt, und sie wird trotzdem mit irgendwas unzufrieden sein."

Die gebeugte Gestalt hatte sich jetzt auf eine Stelle in den Zeichnungen eingeschossen und begann nun, mit einem Stein oder sowas - er konnte es auf die Distanz nicht genau erkennen - auf der Zeichnung herumzuhacken.

"Merk dir kurz, wo wir waren." bat Rob.

Das ging jetzt mal wirklich so gar nicht... Immerhin hatte das irgendwer im Haus gemalt. Rob öffnete kurz das Fenster.

"Hey!" rief er nach unten. "Alles fresh bei dir?"

Die Person drehte sich um und suchte auf ihrer Ebene nach dem Sprecher, konnte Rob aber weil er aus dem dritten Stock sprach und sie eine Kapuze auf hatte, nicht sehen. Irgendwas murmelte die Person, aber nicht besonders laut, deswegen konnte Rob sie nicht verstehen - aber es war wohl eine Frau.

Nachdem sie sich mehrfach umgesehen hatte, fuhr sie mit ihrem Werk fort und der Stein knallte und kratzte auf der Mauer.

Rob sah mit einer Priese Besorgnis seine Mutter an.

"Irgend 'ne Frau auf 'nem Trip demoliert gerade die Murals im Innenhof." meinte er. Gerade jetzt hatte er aber auf gar keinen Fall Lust zu der runter zu gehen und mit der persönlich zu reden.

"Wo waren wir nochmal stehen geblieben?"

Seine Mutter war aufgestanden, als er heruntergerufen hatte und stand jetzt am Fenster und blickte ebenfalls herunter. Sie machte ein trauriges Gesicht, als sie das Schauspiel unten sah.

"Oh... das ist eine der neueren Stellen... wie schade."
Sie schaute abwesend nach unten.

"Ähm... es ging irgendwie um Luxusprobleme..."

"Dass da unten beschreibt eigentlich ganz genau." empfand Rob auf seinem inspirierenden Trip und sah der Frau weiterhin zu. "Ich mein... Ich hab eigentlich was echt Schönes, um das mich echt viele Leute beneiden würden, uhm... Ja und trotzdem ist da halt nen Schöhnheitsmakel. Irgendwas halt, dass so lange die selbe Stelle trifft, bis was kaputt geht, oder so."

Seine Mutter war immer noch von der Kunstzerstörerin im Innenhof absorbiert.

"Was?", fragte sie abwesend, runzelte die Stirn. Dann kicherte sie.

"Aber Darling... das ergibt überhaupt keinen Sinn!"

Rob fing ebenfalls an zu kichern. "Aber nur... Hi Hi.... Weil du so breit bist, wie ich." kicherte er mit ihr zusammen und ließ sich über die Lehne rückwärts auf den Diwan fallen, der mitten im Raum stand.

"Gar nicht, du bist breiter!", witzelte sie und drehte sich vom Fenster weg.

"Du bist so breit wie... wie ein Koala auf Koks!"

"Geil!" stimmte er zu. "Kuschelig und glücklich." Er sah zur Decke. "Und du bist die breite Koalamama. Und zusammen rauchen wir den ganzen Tag Eucalyptus und hängen auf Bäumen rum." schwärmte er weiter.

"Ahhhh... das wäre was."
Die plumpste auf den Diwan.

"Dann könnten wir Bilder in den Wolken lesen und auf die kleinen, unbedeutenden Dinge am Boden runter gucken."
Sie hielt kurz inne.

"Ich hab Lust auf Pistazieneis."

"Mega!" stimmte er vergnügt zu. "Hab ihr welches da, oder gehen wir zu Tony's?" wollte er wissen.

"Wolln wir mal schauen?"

Sie rappelte sich hoch.
"Wer zuerst beim Gefrierschrank ist!"
Und schon rannte sie los. In der Wohnung musste man gut manövrieren können und aufpassen, dass man nicht auf den Teppichen ausrutschte.

Spoiler:

Rob war etwas überrumpelt... Außerdem war er gerade noch etwas langsam - gerade im Kopf.

Er sprang erst auf, als sie schon zur Wohnzimmertür raus war.

"Hey warte!" beschwerte er sich lautstark hinter ihr.

Spoiler:

Mit wildem Kichern schoss Charlett davon und wich einem Hocker aus, der dann Robs Lauf stark behinderte. Sie war als erste in der Küche und plünderte gerade das Gefrierfach, als Rob reinkam.

"Vanille... Amarena... HA! Pistazie. Aber Vanille ist auch nicht schlecht. Ich will beides!"

"Gönn dir." meinte Rob. "Ich will eh das Amarena-Eis." forderte er, nahm zwei Esslöffel und reichte ihr einen. "Obwohl..." Er sah gierig auf das Pistazien-Eis. "Gibmirdas!" rief er spielend, als sei es ein Wort und er noch ein Kind.

"Eine Kugel! Du kriegst EINE!"
Eifersüchtig beschützte sie das Pistazieneis und löffelte ihm eine Portion Pistazie in die Amarena-Box.

"Gebongt." sagte er, setzte sich zur ihr auf den Küchenboden und fing an, das Eis zu löffeln.

"Ich wär fett wie ein Eisbär sein, würd ich immer noch bei dir wohnen." grinste er sie an, als er gerade einen riesigen Esslöffel voll Eis in den Mund schob. "Wmiee fgeehts eigntpflich Grampf?" brachte er hervor, während seine Zähne vor Kälte etwas schmerzten.