Way Down In The Hole

Sie zog milde erstaunt die Augenbrauen hoch.

"Wow... Sie sind mir ja mal eine ganz ausgemachte Schwallbacke. Was sagt denn Ihre Emanzen-Mutti dazu, wenn Sie naive Mädels aufgabeln, ausnutzen und dann wegwerfen?"

"Sie macht sich natürlich Sorgen um mich, wegen der Sachen, was die Klatschtanten in der Presse über mich schreiben, wie es jede besorgte Mutter tun würde." meinte er. "Aber sie ist auch eine Freundin der freien Liebe." Langsam wurde er ungehalten. "Und nebenbei bemerkt ist mein Ruf ja wohl bekannt. Aber du kannst Patty ja gern daran erinnern, nur für den Fall, dass sie ihn vergessen hat."

Megan setzte gerade zu einer zweifelsohne gepfefferten Antwort an, als die Tür aufflog und Mike hereingestürmt kam. Er atmete schwer, vermutlich war er die Treppe hochgesprintet.

"Miss... Payton...hhhh-H", hechelte er und rang kurz nach Luft.

"Tut mir... leid. Ich wurde aufgehalten."
Er schnaufte noch einmal tief.

"Ah, ich sehe, Sie haben sich schon bekannt gemacht mit Rob. Gut. Wollen wir?"
Mit der Hand deutete er auf sein Büro.

Megan griff nach ihrer Tasche und erhob sich aus dem Sofa.

"Gerne."

Sie kam auf dem Weg dicht bei Rob vorbei.

"Halten Sie sich von Patricia fern, oder ich zermalme Ihnen die Eier."
Dann lächelte sie freundlich und ließ sich von Mike in sein Büro geleiten.

"Miau." machte Rob gür hörbar mit der dazugehörigen Katzenkralle hinter ihr und schob sich an ihr vorbei zurück in den Probenraum.

Im Probenraum wartete geduldig seine Band. Der Drummer hatte Haushaltsgummis herumgeschossen, die jetzt überall verstreut lagen. Gerade machten sie bei dem kleinen Tisch im Probenraum eine Raucherpause.

Rob schüttelte den Kopf.

"Kennt ihr das, wenn man sich ernsthaft fragt, warum einem die eigene Mutter einem Manieren beigebracht hat?"

Der Bassist blies Rauch aus.

"Was für Manieren?", fragte er trocken. Die anderen grinsten.

Rob grinste mit, schnappte sich den Bassisten und warf ihn sich über die Schulter.

"Na diese!" rief er und ließ ihn wieder runter. "Weitermachen, ihr faulen Hunde! Let's Rock!"

"Ehehhey, lass mich runter!", nölte der Bassist rum. Nachdem er sich wieder akklimatisiert hatte, nahm er sein Instrument auf.

"Wer war das Püppchen draußen?", fragte er beiläufig.

"Die Oberschwester von einem echt süßen Verbindungsmädchen." erklärte er. "Angeblich wegen 'nem möglichen Gig hier. Aber war vermutlich doch nur, um mir klar zu machen, dass ich zu schlecht für sie bin." Er sah die anderen frech grinsend an. "Wo sie Recht hat, hat sie recht."

Der Drummer wurde hellhörig.

"Nen Gig in nem Verbindungshaus? Nice! Tausende Bräute!"

Rob grinste den Drummer an.

"Mit den Zicken da, willst du nichts anfangen." vergewisserte er den anderen. "Außer Patty, die is' cool." Er deutete mit zwei Fingern auf seine Augen und dann mit der selben Geste in die Runde. "Von der lässt ihr besser die Finger. Sonst zerquetscht auch Megan die Eier."

Dreckiges Lachen griff um sich.

Der Bassist legte Rob einen Arm um die Schulter.

"Bei so nem Gig laden die ganzen Zicken auch ihre heißen und unzickigen Freundinnen ein. Dann kannst du auch deine Finger von der anderen da lassen."

Er klopfte ihm auf die Schulter.
"Ich mach mir nur Sorgen um deine Eier, Mann."

"Ich hatte schon Tänze mit wilderen Mietzen." meinte Rob abwinkend. "Mach dir um mich keine Sorgen."

Er lachte.

"Tu was du nicht lassen kannst. Ready? One, two, three..."

Und dann spielten sie den restlichen Teil von ihrem Set - mit gutem Enthusiasmus.

Als sie fertig waren, klatschte er allen nochmal kurz in die Hand.

"Leute!" rief er. "Zusammenkommen im Kreis."

Das machten sie manchmal, wenn es die Stimmung zuließ, oder vor einem Gig... Dann fassten sie sich an die Hände, konzentrierten sich kurz, gaben ihr Gewicht in den Kreis und ließen sich von den anderen tragen - Nur um am Ende johlend auseinander zu gehen.

So nahm die Probe einen gelungenen Abschluss. Die Jungs packten danach ihre Instrumente zusammen und machten sich auf die Socken.

Rob ging noch zu Mike ins Büro. Vorher klopfte er noch an, wartete aber nicht ab.

Mike sagte etwas kraftlos "Herein", nachdem Rob schon reingekommen war. Er saß an seinem Schreibtisch über Papiere gebeugt, den Stirn in eine Hand gestützt und den Ellenbogen auf dem Tisch.

"Hey... wie war die Probe?", fragte er, ohne wirklich von seinen Papieren aufzublicken.

"Lief super." meinte Rob gut gelaunt und setzte sich ihm gegenüber. Nebenbei checkte er, ob er die SMS bekommen hatte.

"Und wie liefs?" wollte er wissen.

Er sah -anscheinend bewusst - nicht hoch.

"Gut, gut, es lief sehr gut", antwortete er ausweichend. Aber es klang anders als 'gut', das konnte Mike nicht kaschieren. Er war noch nie gut darin gewesen, seine Gefühle vor anderen zu verbergen. Jetzt räusperte er sich auch noch umständlich - verdächtig.

"Die, ähm... ja, wir haben nen Vertrag. Bisschen kurzfristig. Der Gig ist morgen schon."

Die SMS mit den Namen der Jurymitglieder hatte Johnny ihm schon kurz nach ihrem Telefonat geschickt.

"Ey Mann!" blökte er Mike an. "So nen Bullshit." Rob mochte es nicht angelogen zu werden - wie die meisten Menschen.

"Mich hat sie die ganze Zeit nur blöd angemacht, wegen ihrer Schwester. Kannst mir doch nicht erzählen, dass sie jetzt hier einfach uns bucht."

Mike hob den Kopf und machte ein 'erwischt' - Gesicht, als er aufsah.

"Mann, reg dich nicht auf", versuchte er abzuwiegeln.

"Aber ich lüge nicht, die hat uns wirklich für morgen gebucht!"