Way Down In The Hole

Kurz schaute Rob verwirrt drein.

"Wo ist dann das Problem, hu?" wollte er - jetzt etwas ruhiger - wissen. "Ich dacht', wir haben so 'nen Vertrauensverhältnis, oder so 'nen Scheiß."

Er nestelte an den Zetteln herum und schnaubte leise vor sich hin.

"Hmpf... ja. Haben wir ja auch... ich... ich kümmere mich um den ganzen Papier und Finanzkram, und das mache ich auch."

Trotzdem klang es so, als wäre irgendwas nicht in Ordnung.

"Alter... Mikey." fing er leise an. "Ich weiß doch, wie du bei solchen Sachen bist. Gerade bei solchen Menschen." Er sah ihn etwas sorgenvoll an. "Weißt du noch, in der High?" Natürlich wusste Mike noch. "Da war dieses Mädel... Charrel?" Charrel war ein riesen Miststück gewesen, dass Mike damals auf der ganzen Schule diskreditiert hatte, weil sie einen Liebesbrief von ihm gefunden hatte.

"Ich bin zu ihr hingegangen und hab dafür gesorgt, dass das aufhörte. Diese Megan ist doch wirklich genau so eine. Vertrau dich mir an, Alter. Ich kann dir sicher auch dieses Mal helfen. Wie damals."

Spoiler:

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"Ja, schön und gut", gab Mike gereizt zurück.

"Wir sind aber nicht mehr auf dem Schulhof, Rob. Du kannst nicht alle meine Konflikte für mich regeln... ja, diese Megan ist ne Mega-Bitch und ich hab mich von ihr drangsalieren lassen. Aber wenns da noch was zu regeln gibt, dann regle ich das, okay?"

Er starrte Rob trotzig an - offensichtlich nahm ihn das Gespräch mit.

"Hey, bleib cool." meinte er. "Merk dir nur, ich bin für dich da, kay?"

Er sah ihm ins Gesicht. "Und das bleibt auch so." stellte er nochmals klar.

Er seufzte, lehnte sich nach hinten und rieb sich das Gesicht.

"Danke, Mann. Ich kann das gerade echt gut brauchen..."

Er ließ die Hände sinken und lachte leise.

"Und jetzt mach, dass du wegkommst. Und Frühe Bettruhe heute Abend! Ich schick das gleich auch nochmal an die Band."

"Nene..." meinte er. "Ich hau hier nicht ab, ohne dir die Jurymitglieder zu verkünden." grinste er ihn fett an. "Karma muss schließlich zwei Seiten haben."

Seine Miene hellte sich etwas auf.

"Ah, dein Mann hats dir verraten? Dann immer raus damit!"

"Ja. Johnny ist selbst in der Jury, daher wusste er das ganz genau." Rob holte sein Handy raus und checkte die Namen. "Sandra Stevens, vom Chronicle. Curt Dickson. Peter Klepp von MTV. Und diese Kunstbonzentussi Devereux." erklärte er. "Und Johnny hab ich dafür 'nur' ein Exklusivinterview versprochen, dass uns vermutlich sehr zu Gute kommen wird."

Mike nickte versonnen. Bei Devereux wirkte er auch etwas erstaunt.

"Okay... Devereux? Das ist neu. Naja, was meinst du denn, ist Johnny auf unserer Seite?"

"Wenn du mir nen Tiger besorgst mit dem ich auftrete, besticht er für uns auch den Rest der Jury und macht mit uns Urlaub auf Hawai." versicherte ihm Rob.

"Na, wenns weiter nichts ist... dann ruf ich mal im Zoo an", witzelte Mike.

"Okay, mal ernsthaft. Der würde doch durchaus für uns stimmen?"

Rob nickte.

"Solange wir ordentlich spielen, stimmt er für uns. Bestimmt." meinte er. ""Der MTV Typ und die vom Chronicle haben uns auch schon länger im Blick. Aber um die Dev... Devri mach ich mir etwas Sorgen. Die will bestimmt irgendwen gewinnen lassen mit dem sie gern zusammen in der Zeitung zu sehen ist, verstehst?"

Er grinste einmal.

"Aber solang wir das Publikum kriegen, kann die Jury nicht 'nein' zu uns sagen."

"Devereux", korrigierte er ihn geistesabwesend.
Dann runzelte er die Stirn.

"Hey... arbeitet deine Mum nicht in einer Galerie von der Devereux-Stiftung?"

"Ja..." sagte er nachdenklich. Dann enthusiastischer werdend: "Ja, das tut sie wirklich." Langsam schüttelte er den Kopf. "Aber ich weiß nicht... Ich glaub die stehen sich nicht besonders nah, oder so."

Er nickte verstehen.

"Klar... ich will deine Mum da auch nicht einspannen. Aber vielleicht kann sie uns ja mal bekannt machen... so oder so, wir haben wenigstens ein bisschen Vitamin B."

"Fragen kostet nichts." Damit war es beschlossene Sache. Er klopfte sich auf die Schenkel und erhob sich. "Kopf hoch, Mikey. Wir rocken den Scheiß!" meinte er energetisch.

Er nickte, erst zaghaft, dann mit Elan.

"Jawoll! Das ist der Traum."

Er sah sich auf seinem Schreibtisch um.
"Okay... ich hab noch einiges zu tun. Wir treffen uns ja sicher morgen nochmal irgendwann vor dem Gig hier. Ich schreib dann ne SMS"

"Cool. Bis dahin!" Er klopfte noch auf den Tisch, dann schwang er sich fort. Der Tag war noch jung und er hatte sich noch nichts eingeschmissen... Eigentlich die perfekte Chance um seine Mom zu besuchen und sich einen mit ihr durch zu ziehen.

Es war früher Nachmittag und ihm standen noch alle Möglichkeiten offen.

Also machte er sich direkt auf den Weg in die WG seiner Mutter - selbst wenn sie noch arbeiten war, er verstand sich eigentlich mit allen da einigermaßen gut.

Die WG erreichte man über einen Innenhof, der über und über mit Murals übersäht war. Viele davon hatten die WG-Mitglieder selbst gemalt. Von draußen konnte man schon den Balkon mit dem kleinen Gewächshäuschen sehen, wo seine Mutter allerlei Kraut heranzüchtete.

Als er klingelte öffnete seine Mutter. Sowie sie ihn sah schlich ein Lächeln auf sein Gesicht.

"Hallo, mein Schatz! Ach, das ist ja ne schöne Überraschung. Wir machen gerade nen kleinen Imbiss... komm doch dazu!"

Sie trat zur Seite um ihn in die Wohnung zu lassen. Der Flur quoll über von Bildern, Schnitzereien, Traumfängern und Tüchern in irisierenden Farben. Kein Quadratzentimeter blieb kahl und ungenutzt. In dieser WG war alles Projektionsfläche und Ausstellungsstück.

Er nahm seine Mama herzlich in den Arm und gab ihr zwei Wangenküsse.

"Das lass ich mir nicht zwei Mal sagen." lächelte er sie an. Er mochte es hier - zumindest als Besucher. "Wie geht's dir?" wollte er von ihr wissen und schritt an ihr vorbei und blieb kurz mit dem Blick an einer Charango, einer Art Mandoline aus dem Panzer eines Gürteltiers hängen.

"Wo habt ihr die denn schon wieder her?" fragte er von seiner Entdeckung abgelenkt. Überall hier roch es nach Räucherwerk.

Sie erwiderte die Umarmung und die Wangenküsse.

"Mir? Blendend! Ich hatte heute morgen drei Schülergruppen und durfte deswegen früher Schluss machen. Also die Kids von heute..."
Sie schüttelte lächelnd den Kopf.

Dann folgte ihr Blick zu dem Instrument.

"Das hat Carlos besorgt. Ich sag dir lieber nicht wie, das war nicht ganz legal", erklärte sie mit einem Grinsen.

"Küche, Küche", rief sie und ging voran.
"Irgendwo sind noch deine Pantoffeln. Vielleicht hat sie aber auch wieder jemand entführt."
Hausschuhe verschwanden gerne in der WG.

In der Küche dann fand er drei der vier anderen Mitbewohner, darunter auch der jetzige Mann seiner Mutter. Sie hatten Baguette und drei Töpfchen verschiedenen Kräuter- und Knoblauchbuttern. Es roch nach Gras und auf einem Teller auf der Anrichte stand ein Teller mit verdächtig aussehenden Brownies.

"Geht schon so." behauptete er, entstieg seinen Stiefeln und Socken und lief einfach barfuß durch die Wohnung. Es lag sowieso fast überall Teppich.

"Hey!", grüßte er in die Runde. Er grinste kurz und war verführt sich direkt einen der leckeren Brownies zu nehmen.

"Habt ihr schon den Nachtisch vorgezogen und Heißhunger bekommen, was?" scherzte er, setzte sich mit an den Tisch und nahm sich ein Stück Brot, das er direkt in die Butter tunkte.