Way Down In The Hole

Sie löffelte ebenfalls eifrig und schwang ihren Löffel, um das zu unterstreichen was sie so sagte.

"Pffm. N bisschen Winterspeck schadet nicht", meinte sie schmatzend.

"Grampf? Meinst du Grant? Dem geht's ganz gut. Sein neues Bild hats leider nicht auf die Vernissage geschafft."

"Beim nächsten Mal..." Wieder ein Löffel voll Eis. "Klapfst beschtimpft."

Er schluckte das Eis runter.

"Ich bin echt froh, dass ihr euch habt." sprach Rob aus, was ihm gerade in den Sinn kam.

Spoiler:

Charlett nickte.

"Klar, ich hab ein Auge auf sie. Auch wenn ich glaube, dass sie durchaus selbst auf sich aufpassen kann."

Wieder ein Nicken von Rob.

"Sie macht einfach 'nen unschuldigen Eindruck auf mich." erklärte er kurz. "Bis übermorgen dann, Ma." verabschiedete er sich erneut.

"Bis dann."

Sie drückte ihn ein letztes Mal zum Abschied.

Rob stiefelte nach Hause. Beim Mural blieb er kurz stehen, um den Schaden zu begutachten, den die Junkie hinterlassen hatte.

Sofern dort nichts besonderes zu erkennen wäre, würde er dann nach Hause gehen.

Es war ein sehr schönes, szenisches Mural, das zwei Engel zeigte.

Bloß die Augen. Die Augen der Engel waren nicht mehr da. Stattdessen waren da weiße Schabespuren und Abnutzungen... die Farbe war abgekratzt und abgesplittert worden.

Rob war nun wirklich kein Experte für Geistesstörungen - Aber er wusste, dass Junkies ab und zu paranoid wurden. Das war wohl wieder so 'nen Fall.

Andererseits wäre ein Paranoider sicher nicht so ruhig geblieben, wenn er von einer Stimme aus dem Himmel angequatscht worden wäre.

Wie auch immer. Rob hatte noch was zu erledigen. Also ging es nach Hause.

Er kam ohne weitere Zwischenfälle wieder bei sich zuhause an.

Am Kühlschrank hing noch immer Pattys Notiz. Das war irgendwie süß und ließ ihn schmunzeln. Irgendwie hieß ihn das Willkommen.

Kurzerhand prüfte er sein Handy, ob er irgendwelche Anrufe oder Nachrichten bekommen hatte und kümmerte sich auch kurz - sehr kurz um sein Facebookprofil.

Wie immer war seine Timeline voll mit irgendwelchem Zeug und er hatte um die 60 Freundschaftsanfragen.

Eine Sms von Mike verriet ihm, dass sie sich am nächsten Tag um 16 Uhr zum packen im Studio treffen wollten, sodass sie noch pünktlich für einen kleinen Soundcheck bei Tau Epsilon sein konnten.

Und da war eine SMS von Patty.

Code:

Hey Rob!
Wir sind hier schon sehr mit vorbereitungen für morgen beschäftigt. Ich freu mich schon drauf!
kiss,
Patricia

Wie immer ging er die Anfragen nicht durch, wenn er nicht jemanden persönlich getroffen hatte, der ihn adden wollte.

Er schrieb zurück.

Code:

cool! kam gerade nach hause und hab deine nachricht am kühlschrank nen zweites mal entdeckt. echt süß. danke, sweety. brauchst du nen neuen spiegel, oder kannst du dich noch gut genug drin erkennen?

Savage fetzte noch etwas rum, versuchte das Lied von gestern weiter zu bringen - ließ es aber immer wieder bleiben. Das verdammte Adele-Lied hing ihm irgendwie immer noch im Kopf - und musste das irgendwie für sich rund kriegen, damit es sein Song wurde. Zumindest ein persönliches Cover.

Vielleicht würde er das als Zugabe oder so spielen, wenn sie mit ihren Set durch waren.

Nachdem er das Lied noch etwas spielte und den Text dabei lernte, hatte er endlich den Kopf frei für seine eigenen Sachen.

Die Brownies ließen aber inzwischen nach - Aber er hatte zum Glück noch seinen Freund Jack Daniels, der ihm sicher gern Gesellschaft leisten wollte. Er schüttete sich ein Glas ein und antwortete mal wieder.

Code:

cool. wir sehen uns dann spätestens morgen

Code:

bis dann
gn8!

Für den Rest des Abends würde er ungestört bleiben.

Rob soff sich ordentlich die Hucke voll und übte dabei fortwährend weiter.

Er hatte mittlerweile ein wenig das Zeitgefühl verloren - zumindest hatte er seit längerem nicht auf die Uhr gesehen.

Sein betrunkenes Ich wollte seinen Drummer anrufen, rief aber versehentlich statt dessen den Frontmann der Monkeys an.

Es dauerte eine Weile, bis da jemand dran ging.

"YO, WAS GEHT MANN?!?", schrie jemand am anderen Ende in die Leitung. Irgendwas Wummerte und Kratzte im Hintergrund.

"Hey Toni!" lallte Rob ins Handy. So hieß sein Drummer. Direkt darunter war 'Thomas' im Handy eingespeichert - der Frontmann der Monkeys.

"Wo bist'n du? Da geht ja echt der Punk ab!"

"HÄ? ICH HÖR DICH GANZ SCHLECHT! BIN IM JAGGED ROCK, DIE MUKKE HIER IST FUCKING LAUT!", wurde am anderen Ende gebrüllt.

Der Schuppen war cool.

"MACH MICH AUF DEN WEG!" brüllte Rob jetzt selbst so laut, als sei er im Club. Damit legte er auch schon auf.

Mit Toni hatte er schon länger keinen mehr drauf gemacht... Also flott in die Stiefel, Jacke über geschmissen und los gings Richtung Jagged Rock. Zumindest war das sein Ziel. Wo er ankam war ja nen ganz anderes Paar Schuhe.

Spoiler:

Das Jagged Rock befand sich in einer relativ zentralen Gegend und war ein ziemlich beliebter Nightspot vor allem bei Leuten, die nicht auf Techno oder 0/8/15-Partymusik standen. Hier wurde auf drei Floors verschiedenes von Rock über Metal bis hin zu Industrial und Gothic gespielt.

Vor dem Gebäude, an dessen ein kleiner Fels aus Neonröhren nachgebaut war, standen so um die 60 Leute in einer langen Schlange. Der Eingang war im Moment geschlossen, zwei Türsteher, einer mit Klemmbrett und Liste, "bewachten" die Tür.

Rob ging an der Schlange vorbei. Oft - nicht immer - würde er auch so hereingebeten werden. Beim Türsteher angekommen, sah er ihn kurz an.

"Uhm, können wir das hier beschelunigen?" wollte er wissen. "Bin da drinnen mit meinem Drummer verabredet." erklärte er.