Auf zu neuen -guten- Taten!

Sie grinste.

"Ah, das gute alte Cyberstalking."

Sie schaute auf den Laptop.
"Ich muss echt mal meine eigenen Privatsphäreneinstellungen angucken. Das ist teilweise gruselig. Soll ich das übernehmen?"

Sie deutete auf den Laptop.

"Tu das. Ich habe vorhin schon ein wenig gestöbert."

Sie lehnte sich zurück und tippte nachdenklich mit dem Finger auf die Lippen.

"Vielleicht könnten wir auch der Uni-Verwaltung auf die Füße treten und alle Mitglieder der Verbindung rauskriegen."

Monica tippte auf dem Laptop herum.

"Direkt auf Füße treten? Und wenn die einfach nein sagen?"

"Na, erst einmal nett anfragen. Und notfalls mit der schlechten Publicity und rechtlichen Konsequenzen drohen, wenn sie unsere Ermittlungen behindern."

Sie nahm die Hand herunter. Irgendwer hatte sie mal darauf hingewiesen, sie solle sich nicht so viel im Gesicht rumspielen. Das wirke unprofessionell. Allerdings mussten ihre Hände beim Nachdenken irgendwas tun. Daher griff sie zu einem Kugelschreiber und ließ ihn durch die Finger kreisen.

"Eine Nebenklage gegen die Universität selbst, wäre tatsächlich eine Option. Immerhin sind die Drogen-Exzesse langjährig bekannt. Sicherlich auch der Uni-Verwaltung. Und das passiert ja immerhin unter deren Studenten, viele davon dürften noch nicht mal Alkohol trinken. Und .. können wir schnell rauskriegen, ob das Verbindungshaus Universitätseigentum oder Privatbesitz ist?"

Monica tippte etwas herum.

"Hm, normalerweise sind die Verbindungshäuser im Privatbesitz. Entweder der Verbindungs selbst, oder ihrer Alumni-Association. Normalerweise stehen diese Häuser auf dem Campus... das ist bei der Tau Epsilon Villa nicht der Fall, die liegt in Pacific Heights."

Sie sah auf.

"Das ergibt eine kurze Suche. Wenn wir sicher wissen wollen, wem dieses Haus gehört, kann ich mal im entsprechenden Amt nachforschen."

"Tu das", bestätigte Natalia kurzentschlossen.

"Ich mache derweil auch schon etwas detektivische Fußarbeit. Wenn du was hast, ruf mich einfach an."

Sie nahm derweil Woodhams Akte in die Hand und besah sie nachdenklich. Dann wechselte ihr Blick zu der Adresse auf dem Laptop in Pacific Heights.

"Hey..."

Monica hatte etwas entdeckt.

"Trish Devons hat was Interessantes auf FB geschrieben. Uhh, so happy! Rob Savage kommt in die Verbindung und gibt ein Konzert. Lasst euch das nicht entgehen, Freunde, Partie des Jahrhunderts heute Abend! xoxo", las sie vor.

Sie grinste Natalia an.

"Lust auf Rock'n' Roll heute Abend?"

Natalia sah sich den Post interessiert an.

"Na das passt ja. Bei so einer Party kontrollieren sie bestimmt nicht, wer so kommt, oder?"

Sie verzog ein wenig eine Schnute.

"Aber eine Rock-Party?", meinte sie seufzend. "Na, was tut man nicht alles für die Arbeit."

Sie schüttelte den Kopf.

"Nein... ich wette, da kommen hunderte Studis. Eine gute Gelegenheit, sich da ein bisschen umzusehen und umzuhören."


Sie schmunzelte bei Natalias letztem Kommentar.
"Ich hoffe dein Kleiderschrank gibt da was her. Wir sollten uns als Studenten verkleiden, also ruhig was geschmackloses."

Natalia machte große Augen.

"Öhm ..."

Ihre Garderobe war nicht gerade abwechslungsreich. Allein schon aus Platzmangel hatte sie fast alles, was sie nicht zur Arbeit tragen konnte, ausgemistet. Dass das zum Problem werden konnte, hatte sie gerade erst im Urlaub festgestellt.

"Vielleicht sollte ich vorher noch mal shoppen gehen", erklärte sie vorsichtig.

"Ich kann dir auch was leihen im Notfall", bot sie an und blickte auf die Uhr.

"Aber bis heute Abend sollten wir wahrscheinlich schon noch ein bisschen mehr hinkriegen, oder? Ich gehe zum Land Registry Office und finde raus, wem die Tau-Epsilon Villa gehört."

"Ich fahre derweil mal zum Studierendensekretariat und versuche rauszukitzeln, wer alles zu der Verbindung gehört."

Damit entließ sie Monica und räumte kurz ihren Schreibtisch wieder auf, um sich dann auf den Weg zu machen.

"In Ordnung. Dann telefonieren wir einfach, wenn wir das erledigt haben."

Monica machte sich kurz darauf auf den Weg.

Alsbald tat Natalia dies dann auch. Sie hoffte einfach darauf, einen Angestellten im Studierendensekretariat vorzufinden, den sie überrumpeln konnte. Oft genug funktionierte so etwas.

Also führte ihr Weg zurück in die Tiefgarage zu ihrem kleinen Elektro-Hybriden und dann zur Uni. Ein wenig nostalgische Gefühle überkamen sie als sie den Campus erreichte. Seit ihrem Abschluss hatte es sie nicht mehr hier her verschlagen.

Die Universität lag im Südwesten der Stadt nahe dem Lake Merced - daher musste sie sich einmal quer durch den ganzen vormittäglichen Verkehr quälen und verlor dadurch sicher gut und gerne 40 Minuten.

Schließlich aber kam sie an. Das neumodische Verwaltungsgebäude war umgeben von Grünflächen, und zahlreiche Studenten genossen die Sonne auf dem Campusgelände. Das Sekretariat war natürlich bestens ausgeschildert, so würde sie es auch sofort finden, wenn sie nicht ohnehin wüsste, wo es war.

Nach ein paar Minuten Wartezeit wurde sie zu einer der vier diensthabenden Sekretärinnen in ihr Glaskabuff gerufen. Sie lächelte ein strahlendes Profilächeln.

"Guten Tag, willkommen im State University Studienverwaltungscenter. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?", fragte sie mit geballter Freundlichkeit.

Das Profilächeln wurde in gleicher Manier erwidert.

"Einen wunderschönen guten Tag. Mein Name ist Natalia Capello von der Anwaltskanzlei Ling&Colemann", begann sie in schnellen, aber nicht überhasteten Worten. Dabei wanderte in einer gut geübten Bewegung die Visitenkarte auf den Tisch der Sekretärin. Zeit diese zu lesen, ließ Natalia ihr freilich nicht.

"Wir sind auch mit den Ermittlungen wegen der unglücklichen Ereignisse vor einiger Zeit in einer Ihrer Studentinnenverbindungen beschäftigt. Um sicherzustellen, dass keine Fragen offen bleiben, oder falsche Anschuldigungen die falschen Leute oder gar Ihre Institution treffen, führen wir zur Sicherheit noch ein paar Recherchen durch. Dabei sind wir natürlich ein Stück weit auch auf Ihre Hilfe angewiesen."

Spoiler:

Etwas überrumpelt schaute sie auf die Visitenkarte, Natalia an, wieder auf die Karte.

"Ähm... natürlich, wir stehen Ihnen nach allen Möglichkeiten zur Verfügung. Streng genommen, darauf muss ich Sie hinweisen, sind die meisten Studentenvebrindungen keine offiziell universitären Einrichtungen. Deswegen sind unsere Optionen möglicherweise begrenzt. Äh... um was geht es denn genau?"

Spoiler:

"Ja, das ist klar. Es geht mir jetzt gerade darum, wer denn alles der Tau-Epsilon-Sorority zugehörig ist und ob die Universität Akten zu der Verbindung oder einzelnen Mitgliedern führt. Es gibt da einige starke Vorwürfe, nach denen die Verbindung schon Züge einer kriminellen Verbindung hat. In erster Instanz wurde das zwar abgelehnt, aber man weiß ja nicht was noch kommt. Für Sie als Universität ist vor allem wichtig, jetzt zu kooperieren, weil beispielsweise in Drew vs. Marian University die Universität schon zu Schadensersatz verurteilt wurde, weil ein Initiationsritus einer Verbindung tödliche Folgen hatte, der Universität diese Riten und vor allem der Alkoholismus beteiligter Studenten bekannt waren."

Spoiler:

"Puh..."

Sie wirkte etwas ratlos.

"Moment kurz..."

Sie griff zu ihrem Telefon und betätigte eine Schnellwahl.
"Hallo Dana... du, sammelt ihr noch die Mietverträge von den unifremden Liegenschaften auf dem Campus? Ja? Kannst du mir den aktuellen Vertrag von Tau-Epsilon mal durchfaxen? Da müssten doch alle aktiven Mitglieder als Mieter drin stehen, oder?" "Mhm." "Ja..." "Okay. Danke dir, Dana."

Sie legte auf.

"Wäre ein Mietvertrag zwischen den Bewohnern des Verbindungshauses und dem Besitzer für Ihre Zwecke ausreichend?"

"Das ist schon mal sehr hilfreich. Können Sie sonst nachsehen, ob einzelne Mitglieder in der Universität auffällig waren? Wenn es schon universitäre Disziplinarmaßnahmen gab, dann müsste ich das natürlich auch wissen."

Sie lehnte sich mit zweifelndem Gesichtsausdruck zurück.

"Disziplinarmaßnahmen unterliegt dem Datenschutz. Wenn Sie diese Art von Informationen willen, brauche ich eine richterliche Anordnung."

Hinter ihr kam summend ein Fax an.

Natalia schloss aus der Haltung der Sekretärin, dass es solche Disziplinarmaßnahmen gab. Und dass sie ohne nachzusehen auch davon wusste. Das war ja nach der Aussage der Polizei nicht verwunderlich.

"In dem Moment, wo ich eine richterliche Anordnung hole, steht Ihre Institution aber schon mittendrin. Wenn es tatsächlich Sachverhalte gab, die darauf hinweisen, dass sie wussten, dass es zu solch einem Unglück kommen konnte, ist der Schritt nicht mehr weit, die Universität mitschuldig zu machen."

Natalia hatte noch immer ihr professionelles Lächeln aufgesetzt und klang betont freundlich und unterstützend. Es sollte nicht danach aussehen, dass sie die Uni anklagen wollte oder würde, sondern dass jemand es könnte und man sich davor zu schützen hatte.