Lose Enden

"Ich verkriech mich nicht, ich arbeite für mein Studium."
Sein Fältchen wurde noch etwas tiefer.

"Und jetzt sag du als Studienabbrecher mir nicht, dass das so falsch ist."

Diese Sturheit...

"Wie gesagt, spreche da aus Erfahrung." erwiderte er geduldig. Mit Richard zu streiten war für die meisten Leute ein Alptraum. Er ließ sich so schlecht aus der Ruhe bringen...

"Na los, lass uns joggen." bot er diplomatisch an. Du bist da an was dran! Lass nicht locker! Ergründe diese Dinge! Finde die Antworten! Das sollte ich ihm sagen... Aber ist mein Freund. Er hat es verdient, die Wahrheit zu erfahren. Teufel auch!

"Ja, besser ist das."
Doug bückte sich, um seine Schuhe zu schnüren.

"Auf geht's."
Damit war er auch schon durch die Tür und hetzte in einem mörderischen Tempo den Flur entlang.

Jetzt rennt er auch noch vor mir weg!

Galen lief ihm hinterher und versuchte Schritt mit ihm zu halten...

Doug war schnell und ausdauernd. Und genau das wollte er Richard offensichtlich aufs Brot schmieren. Er tänzelte mühelos vor ihm auf und ab, lief rückwärts, machte Hampelmänner und trieb ihn immer wieder an, während Richard langsam aber sicher die Puste ausging.

"Na komm, schnell! Schneller!"
Immerhin rannte er nicht weg, sondern wartete demonstrativ auf der Stelle laufend, wenn der Abstand zu groß wurde. Sobald Richard sich unterhalten wollte, zog Doug allerdings das Tempo so stark an, dass ihm die Luft zum Sprechen wegblieb.

Galen ächzte und prustete hinter Doug her.

Und wie Doug sich aufspielte, war das Letzte... Musste er seine Überlegenheit auf so eine ekelhafte Weise zur Schau stellen?

Und trotzdem wollte er ihm nicht die Genugtuung geben zu gewinnen. Stur machte er weiter - auch wenn ihm die Puste ausging und die Muskeln übersäuerten!

Schließlich endete die Tortur wieder bei den Studentenwohnungen. Auch Doug schien außer Puste, aber bei weitem nicht so fertig wie Richard, der aus dem letzten Loch pfiff und seine Beine kaum noch spürte.

"Guter Lauf, Buddy."
Doug klopfte ihm gönnerhaft auf die Schulter.

"Geh am besten direkt duschen. Du bist klatschnass. Ich geh auch... man sieht sich."
Damit joggte er in leichtem Lauf weiter zur Tür des Gebäudes.

Baff und erschöpft sah er Doug an, wollte was sagen - aber statt Worten kam nur ein erschöpftes Keuchen aus seinen Lungen.

Dieser clevere Kerl. schimpfte er über ihn in seinem Kopf.

Und weg war er.

Keuchend ging er zu seinem Wagen und schrieb Tapio eine Kurznachricht, mit der die Autokerruktur ihren lieben Spaß haben konnte. .

Code:

Bist grde zu sprechen! Wegen der verbijndg

Tapios Antwort kam prompt.

Code:

Jo. Bin in 15 im S.

"Sh'aoc... Du hast Doug echt durch den Wind geweht..." sprach er leise, trank seine Halbliterflasche Wasser in einem Zug und fuhr dann zurück ins Sanctum.

"Pff. Kann ich was dafür, dass der so ne Lusche ist", tönte der Goetia und würdigte Galen nicht mal eines Blickes.

"Wie... ob du was dafür kannst?" fragte er. "Naja, so viele Möglichkeiten hattest du jetzt ja nicht ihn da raus zu bekommen... Ich meine, wenn ich einen Tornado bitte, mir meinen Wagen zu bringen, darf ich mich auch nicht beschweren, wenn er durch die Luft angeflogen kommt."

"Oh man, was für ein Spruch. Den musst du unbedingt nochmal bringen, wenn einer von diesen Ordnungsfetischisten da ist, dann geht denen einer ab vor Weisheit", grummelte sie und verschränkte zwei Tentakel vor der Körpermitte.

"Sag mal, hatten wir uns nicht letztens miteinander vertragen?" fragte er Sh'aoc.

"Ich kann mich nicht erinnern. Aber wenn es so war, ist mir das inzwischen doch zu langweilig geworden."
Er glibberte mit den Schultern.

Und damit hatte sich das Gespräch von Richards Seite aus auch erledigt.

Im Sanctum angekommen, sprang er dennoch ersteinmal unter die Dusche - falls er vor Tapio ankam.

Er griff gerade nach dem Handtuch, als er Tapio rufen hörte.

"Hallo? Gali?"

"Ja, Tappy?" hörte er ihn gedämpft aus dem Bad zurück rufen, trocknete sich zügig ab und zog sich erst einmal eine Hose über, bevor er die Tür zum Bad öffnete.

Tapio kam kurz darauf hereinspaziert.

"Na."
Er lächelte spitz.

"Was kann ich denn für dich tun?"

Er trocknete sich gerade die Haare ab und sah durch den beschlagenen Spiegel auf Tapios Umrisse. Die Anspielung überspielte er geflissentlich.

"Ich war gerade bei meinem Kumpel, mit dem ich auf dieser Feier war." erklärte er. "Ich habe schon einmal mit ihm gesprochen wegen dem, was er dort gesehen hat... Aber er forscht weiter nach, versucht zu verstehen, was ihm da passiert ist. Will nicht wahr haben können, dass er nur halluziniert."

Damit drehte er sich zu Tapio um. "Ich sage dir das, weil er auch Recherchen bezüglich Hexen und Schwesternschaften betreibt - und das deine Nachforschungen beeinflussen kann."

Spoiler:

Tapio setzte sich auf den Rand der Badewanne und verschränkte die Arme.

"Okay... hm, Recherchen alleine sind ja nicht so schlimm. Schläferbibliotheken sind ja voll mit irgendwelchem Müll... Pseudo-Okkultismus und so. Da wird er nix finden."

Er hielt kurz nachdenklich inne.

"Meinst du denn, er könnte versuchen, sich im Verbindungshaus umzusehen?"

Spoiler:

Galen zuckte mit den Schultern.

"Ich kann ihn zur Zeit schlecht einschätzen." antwortete er. "Er ist ausweichend, vertieft sich in diesen Dingen und kapselt sich ab... Wenn er sich da weiter reinsteigert... Ja, kann schon sein, dass er unter einem Vorwand nochmal in diese Verbindung will."

Er seufzte und zog sich ein Shirt ein.

"Mhm... tja, also dann kommt es drauf an, wie sehr er sich da reinverbeißt. Wenn das zu extrem wird, ists wahrscheinlich am Besten, wenn er in ein Labyrinth aufgenommen wird."

Er machte ein etwas bedauerndes Gesicht.
"Und da wird sich dann zeigen, ob er die Lüge abstreifen kann."

Galen hatte gute Lust, Tapio danach zu fragen, was es genau mit dem Labyrinth zu tun habe - Aber zum einen sollte er das Kivutar fragen und zum anderen hatte Angerona gesagt, er solle dort auch einmal arbeiten.

Also nicht er Tapio nur zu und zog sich ein frisches T-Shirt an.

"Du bist jetzt aber nicht extra her gefahren, oder?" fragte er.

Ob es eine kluge Idee ist, Doug zu observieren? Würde ich einen anderen observieren, wenn er ein solches Verhalten an den Tag legen würde?