Lose Enden

Man sah ihn an, einige nickten.
"Hi", sagte irgendjemand leise.

"Sag mal..."
Kapoonis erhob sich von seinem Platz und kam ein paar Schritte auf Galen zu.

"Was zum Fick willst du denn hier? Hüter sind nicht willkommen."

Galen würde das nicht abstreiten.

"Ich suche nur jemanden. Dann bin ich auch schon wieder weg." beschwichtigte er Kapoonis, aber laut genug, dass es auch die anderen hören konnten. "Ist was persönliches."

"Ach ja? Wen denn? Und wieso? Hat jemand nicht aufgepasst beim rumzaubern und jetzt willst du ihm ein Messer ins Kreuz jagen?"
Er verschränkte die Arme.

Galen schüttelte den Kopf.

"Nein." erwiderte er trocken und verschränkte ebenfalls die Arme. Und wenn dem so wäre, würde ich sicher nicht blöd fragen...

"Ich würde mich gerne mit Fluornoy über einen gemeinsamen Bekannten unterhalten."

"Vergiss es! Mach dass du wegkommst!"
Er brüllte fast und zeigte mich Nachdruck auf die Tür.

Er sah Kapoonis einen Moment lang an. Dann seufzte er.

"Na gut... Dann... Ich möchte ja auch nicht die Stimmung versauen... Wünsche euch allen einen schönen Tag." Er sah kurz zu Belladonna. "Danke nochmal wegen Letztens."

"Bitte."
Sie lächelte kühl.
"Das war aber das letzte Mal, dass das passiert."

Schweigen hing in der Luft.
"Ach kommt!"
Ein Mann erhob sich - Galen erkannte den Gastgeber der Versammlung.
"Pass auf, Junge. Soll doch Flournoy selbst entscheiden, ob er was mit dir zu tun haben will. Gib mir ne Nummer, unter der du erreichbar bist, und ich leite die weiter."

"Danke..." erwiderte er und trat ein paar Schritte vorbei an Kapoonis an den Gastgeber heran.

Er nahm sich einen der Bierdeckel und schrieb darauf die Nummer seines Schattenhandys.

Der Gastgeber nahm den Bierdeckel entgegen und nickte unverbindlich.

"Und jetzt geh endlich", blaffte Kapoonis.

Na das nenne ich einen offenen Diskurs... Kurz - vielleicht eine Sekunde - blieb sein Blick an Kapoonis hängen, ehe er ging. Der ist ein gewalttätiger Idealist... Was ist wohl die beste Eigenschaft an so einem?

"Danke für die Gastfreundschaft." richtete er an die Person, die ihn begrüßt hatte...

Und dann verließ er mit übersäuerten Beinen das Lokal - mit heiler Haut und klaren Fronten.

Code:

Bin mit heiler Haut raus.

, schrieb er Kivutar, als er wieder in seinem Wagen angekommen war.

Danach fuhr er erst einmal ein Stück und sah wieder auf sein Handy. Sh'aoc saß neben ihm.

"Können wir jetzt heim? Ab halb vier läuft die große Dokureihe zu Kornkreisen", quengelte der Goetia.

Galen sah Sh'aoc verwundert an.

"Darauf freust du dich sicher schon die ganze Woche..." Er legte den Kopf schräg und sah ihn weiterhin an. Ich glaub ich sollte gerade auf dich hören... Würde mir sicher gut tun.

Damit wählte er Laras Nummer.

Ihre stimme war leise und etwas schläfrig, als sie ranging.

"Ja, hallo?"

"Hey, uhm... Ich bin's, Richard." Er sah in den Rückspiegel. Du schaffst das! "Nachtschicht gehabt, was?"

"Oh, hi Richard."
Er hörte das Knarzen ihres Bettes, als sie sich vermutlich aufsetzte.

"Ja, stimmt, hab grad gepennt, ehrlich gesagt."
Ein kurzes Schweigen, dann ein Gähnen.
"Aber jetzt bin ich wach. Wie gehts dir? Mal wieder in ne Schlägerei verwickelt worden?"

"Hey, alles bestens soweit." antwortete er ihr. Ich war in keiner Schlägerei - habe eine Verfolgungsjagd hinter mir, zwei Verrückte Serienkiller vergiftet und wurde von himmlischen Flammen versengt. "Alles beim Alten."

Er sah aus dem Fenster.

"Und bei dir?"

Langsam begann er wieder recht ungezwungen mit ihr zu reden. Das war es immer gewesen, was er an ihr mochte. Es war unkompliziert - ohne Urteile oder Erwartungen an ihn. Bei ihr konnte er selbst sein... Konnte.

"Ja... auch soweit alles beim Alten. N bisschen viel Arbeit momentan, weil Dani und Yamo ausgefallen sind und die Schichten aufgeteilt werden mussten. Und dann trinken die Leute ständig so viel... oder prügeln sich."
Man hörte das Grinsen in ihrer Stimme.

Oder sind magische Geheimagenten...

"Vor solchen Leuten soll man sich ja fern halten." stieg er in die Stichelei mit ein.

"Tunlichst! Aber manche Leute wissen einfach nicht , was gut für sie ist. Ich hab sogar gehört, manche Frauen stehen auf solche Bad Boys! Kaum zu glauben..."
Sie gluckste leise.

"Nagut, soviel zu mir. Wie läufts denn bei dir?"

Galen fiel in das Glucksen ein.

"Ich bin immer noch auf Jobsuche, habe jetzt aber übergangsweise ein Zimmer." Meine Mitbewohner sind zwar Mörder, aber sonst ganz okay...

Er sah auf die Uhr.

"Hast du Lust zu frühstücken?" bot er ihr an. "Ich könnte Brötchen besorgen und vorbeikommen."

"Okay, cool. Gib mir nur 20 Minuten oder so, dann bin ich einigermaßen präsentabel."
Es war kurz nach zwei Uhr nachmittags.

"Zwanzig Minuten kann ich auch gut gebrauchen... Einen Bäcker suchen, der jetzt noch offen hat... Und bis ich bei dir bin. Also bis gleich!" verabschiedete er sich angemessen fröhlich.

"Okay, dann bis gleich."
Damit legte sie auf.

Sh'aoc drehte langsam seine Fratze zu Galen.
"Bitte sag mir, dass die Frau einen Fernseher hat."
Er klang fast schon verzweifelt.

Galen überlegten kurz ob er Sh'aoc im Sanctum mit dem Fernseher lassen könnte und ob das auf dem Weg lag.

"Ich denke schon... Auch wenn ich mir kaum vorstellen kann, dass ich ihr auch nur einen guten Grund liefern könnte, sich den Quatsch anzusehen..."

Er sah Sh'aocs Blick der sich von verzweifelt, zu flehend und schließlich zu wütend wechselte.

"Ich setz dich im Sanctum ab." beschloss er dann. "Und schreib den anderen einen Zettel, dass sie die Glotze laufen lassen sollen."

"Jawoll!"
Sh'aoc trällerte die gesamte Fahrt zum Sanctum vor sich hin.

Dieser Umweg kostete allerdings etwas Zeit, und so traf Richard erst nach 40 anstatt nach 20 Minuten mit einer Auswahl Brötchen bei Laras WG ein, die sich im Obergeschoss eines Familienhauses befand, das von der darunter lebenden kleinen Familie vermietet wurde.
Sie öffnete lächelnd und wirkte nicht mehr allzu schlaftrunken.

"Hey... komm rein."
Sie gingen in die Küche, wo der Großteil des WG-Lebens stattfand. Lara hatte noch zwei Mitbewohner, ohne die das Leben in San Francisco finanziell absolut unmöglich wäre.
Lara öffnete den Kühlschrank und begann damit, Frühstücksutensilien auf einem Tablett zu deponieren.

"Willst du ein Ei?"