Lose Enden

Galen lächelte sie verschmitzt an und grüßte sie ebenfalls freundlich.

"Ja gerne. Ein Sechs-Minuten-Ei, wenn das keine Umstände macht."

Währenddessen sah er sich etwas umständlich im Raum um und suchte einen Ort, an dem er seinen Körper abstellen konnte, bis er wieder benötigt wurde... Sozusagen.

"Kommt sofort... beziehungsweise in sechs Minuten."
Sie trug das Tablett zum Tisch.

"Du kannst das mal verteilen."
Am Tisch stand eine Bank, auf der man gemütlich mit diversen Kissen sitzen konnte.

Lara werkelte derweil beim Kühlschrank und am Herd herum, um die Eier zu schmieden.

Gerade in dem Moment, wo Galen nicht mehr sozial weiter wusste, sprang Lara ein. Das fand er immer großartig. Auch wenn er nicht wusste, was er sagen könnte, konnte er ihr immer zuhören. Und wenn er dann über irgendetwas, was ihn interessierte sprach, konnte sie auch mit Engelsgeduld zuhören.

Entsprechend dankbar verteilte er die Sachen ordentlich vom Tablett auf dem Tisch.

"Entschuldige die Verspätung. Ich habe den Verkehr unterschätzt."

"Oh, hab ich nicht gemerkt."
Sie winkte ab.

"Schon gute Jobs ins Aussicht?"

Galen zuckte mit den Schultern und seufzte.

"Ich... weiß noch nicht. Das mit dem Wagen und den sonstigen Verpflichtungen war irgendwann zu viel für mich. Ich hatte einen Nervenzusammenbruch. Deshalb war ich so plötzlich weg." sagte er 'ehrlich', denn es deckte sich zumindest mit der Geschichte, die er Doug erzählt hatte - und immernoch so nah an der Realität wie es sein konnte.

"Und jetzt muss ich mir was suchen, was nicht ganz so auf die Psyche schlägt."

Sie nickte langsam und drehte die Hitze unter dem Kochtopf hoch.
"Der Job ist schon echt nicht ohne."
Sie drehte sich um und betrachtete Richards für einen Moment nachträglich.

"Dabei hatte ich eigentlich immer das Gefühl, dass du vielleicht sogar die besten Nerven von uns allen hattest. Du warst nicht kleinzukriegen... warum hast du denn nie mal mit jemandem gesprochen darüber, dass dich das doch so mitnimmt?"

"Ich habe es selbst nicht gemerkt. Es ging ganz plötzlich." antwortete er.

"Erst als es zu spät war..." Er erinnerte sich an das Geräusch des Anschnallgurts. "Man funktioniert und funktioniert... Und dann verändert sich plötzlich alles."

Sie nickte langsam.
"Ja... manchmal kann das so kommen. Dann staut sich irgendwie alles an. Naja. Dann hoffe ich mal, du findest bald was weniger stressiges."

Sie beobachtete das Wasser, das nur langsam anfing zu köcheln.
"Und das Studium?"

"Vorerst pausiert." erwiderte er. Ich widme mich nun anderen Studien.

"Ich meine... Als Hausarzt könnte es vielleicht gehen, aber selbst die arbeiten locker ihre zwölf, vierzehn Stunden am Tag."

Er wirkte einen Moment lang nachdenklich.

"Das hier ist Frisco, oder? Was wäre Frisco ohne eine Selbstfindungsphase..."

"Das ist wohl so", antwortete sie auf beide seiner angeführten Punkte.

"Schade ist es trotzdem ein wenig. Ich hatte immer gerne mit dir Dienst, das war immer unkompliziert."
Sie grinste.
"Und das meine ich echt als Kompliment!"

Galen erwiderte das Lächeln.

"Ja, ich weiß was du meinst." Für einen Moment schwebte das im Raum.

Es schwebte weiter im Raum. Dann wendete sie sich wieder dem Kochtopf zu, legte zwei Eier hinein und beobachtete das kochende Blubbern gedankenverloren.

"Dani zum Beispiel..." griff er das vorherige Thema auf. "Wenn der nervös wird, kann er einfach nie die Klappe halten."

"Richtig."
Sie lachte leise.

"Und dann muss man am Ende nicht nur einen Patienten beruhigen, sondern auch ihn."

"Da war ich ja immer froh, wenn ich mit dir Dienst hatte... Patienten beruhigen war nie meine Stärke, wie du ja weißt." Er grinste. "Und mit Dani eskalierte das dann regelrecht."

"Dafür konntest du alles andere gut. Es war also sinnvolle Arbeitsteilung möglich."

Sie lächelte in Erinnerunge schwelgend.
"Das war eigentlich immer ne gute Sache. Ein bisschen vermisse ich es... durch den Job haben wir uns ja oft gesehen. Dann warst du ja weg, und jetzt ist es eher sporadisch."
Sie hob eine Hand.
"Soll kein Vorwurf sein, ich weiß ja wie zeitraubend Jobsuche sein kann."

"Ich fände es auch gut, wenn wir uns wieder häufiger sehen." erwiderte Galen. Aber bei meinem neuen... Job wird das nicht all zu leicht...

"Du hast es mit den Arbeitszeiten ja auch nicht so leicht. Brauchst du eigentlich einen Zweitjob für die Wohnung hier?"

"Theoretisch schon, aber meine Eltern helfen mir ein bisschen finanziell aus. Ich glaube mit nem zweiten Job würde ich das Studium nicht mehr hinkriegen."
Sie seufzte bedauernd.

"Würde mich auch freuen, wenn wir uns öfter sehen."

"Pass da auf dich auf." riet er ihr. "So aus eigener Erfahrung."

Er sah kurz zum Fenster raus.

"Tja, wenn ich so nachdenke... Wir kamen so selten dazu mal über Privates zu reden... Was machst du denn gerne in deinen fünf Minuten Freizeit am Tag?"

"Wenn sich die Zeit findet, dann gehe ich ganz gerne Bowlen oder spiele mit ein paar Leuten Gesellschaftsspiele."

Sie schaute ihn erwartungsvoll an.
"Und du?"

"Ganz offensichtlich bowle ich auch..." erinnerte er Lara grinsend daran, wo sie ihn wiedergefunden hatte.

"Gesellschaftsspiele spiele ich auch gerne. Siedler von Catan find ich gut, Schach... Früher habe ich sogar diese Tabletopminiaturen angemalt und daran rumgebastelt."

"Achja, richtig."

Sie schaute auf die Uhr, um die Garzeit der Eier zu prüfen.
"Hast du denn mit den Figuren auch gespielt? Die sind doch zum Spielen, oder?"

"Ja sind sie." sagte er. "Und habe ich auch. Verglichen mit dem Aufwand und dem Geld das ich da in der High School reingesteckt habe auch viel zu selten... Aber ich fand das immer total entspannend die zu bemalen. Konzentriert an etwas rumwerkeln, keine Fehler machen... Ein bisschen wie operieren, nur das nichts auf dem Spiel steht."