[Eliza] Der Zeit folgend- in ein magisches Leben

Er hob eine Augenbraue.

"Ehrlich? Also ich finde es potthässlich. Aber diese alte Kundin von mir bezahlt ein halbes Vermögen für diesen Müll."
Theatralisch seufzte er.

"Leider trifft dieses Stück so ziemlich ihr Inneres. Sie ist schrill, übertrieben, flach und neigt zur kulturellen Appropriation. Soll sie doch rumlaufen wie eine Vogelscheuche."

Zwinkernd umkreiste er die Schneiderpuppe.

"Ich finde, wenn man nicht asiatisch ist, sollte man nicht mit sowas rumlaufen. Und schon gar nicht mit diesem Muster. Aber ich schweife ab... gibt es denn etwas, mit dem ich dir konkret weiterhelfen kann?"

"Naja ich denke schon. Zenobia hat durch einen Handel eingewilligt, die Katastrophe zu beseitigen die durch mein Erwachen geschehen ist. Aber mein bester Freund der durch mich mit in alles hineingezogen wurde und nun immer noch in Union City im Gefängnis sitzt und in Gefahr ist durch die Seher, ihm muss ich selber helfen. Deswegen meinte ich auch das ich schnell lernen muss. Dann kann ich das sicher positiv beeinflussen. ...Ohh eine wichtige Frage noch, im Gefängnis in Union City hat mich ein Seher mit Namen Omega angesprochen sagt dir der Name vielleicht was?...

...Abgesehen davon hat Zenobia mir bei der Befragung einen Zauber auferlegt damit ich nicht lügen kann, sie hatte die Befürchtung das ich was mit den Sehern zu tun habe. Ich habe ihr recht viel erzählt von meinem Erwachen, da alle Fragen die gestellt wurden nur so beantwortet werden konnten. Da mein Erwachen ein Mysterienspiel war und ich eine Menge erlebt und angestellt habe, meinte sie ich solle das einem Arcanthus erzählen."

Sie machte eine Pause und dachte darüber nach ob es noch etwas Wichtiges gab.

Soll ich ihm die ganze Story hier und jetzt noch erzählen, wäre echt viel! Aber wichtig! Ich warte wohl mal ab was er dazu sagt. Ok das eine muss ich aber noch fragen!

"Bevor ich es vergesse, kennst du dich mir Webern aus?"

"Na das ist ja ein großer Haufen dampfende Kacke", fasste er die Situation mit einem theatralischen Kopfschütteln zusammen.

"Omega... nee, hab ich noch nicht gehört. Aber du hast schon recht, deinen Freund sollten wir da schnellstens rausbefördern. Da muss man sich was Kluges überlegen, weil man sich da natürlich nicht wirklich persönlich blicken lassen kann, ohne einen riesen Seher-Shitstorm loszutreten."

Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
"Tja, ich bin ein Acanthus. Warum erzählst dus nicht mir?"

Dann runzelte er die Stirn.
"Ich bin Fashion-Designer, natürlich kenne ich mich mit Webern aus. Aber mich beschleicht das Gefühl, dass du was anderes meinst."

Spoiler:

Elizas Gesicht hellte sich auf sie lächelte Sapphire an und dachte einige Momente nach. Ihr Gesicht verzog sich zu einer Missmutigen Grimasse.

"Genau genommen habe ich den Seher Shitstorm schon längst ausgelöst. Mehr davon brauche ich aber wirklich nicht."

Dann erzählte sie von den vergangenen Tagen. Von der Weberin und den Nachrichten in den Spiegeln, von der Uni, was dort mit ihr und ihren Freunden geschah. Wie sie nach Arkadien kam und dort im Irrgarten die Weberin bekämpfen musste und zerstörte. Davon wie sie ihre Reise zum Turm begann, nachdem sie mit dem Blauen Vogelwesen gesprochen hatte. Wie sie dem Flüstern nachging und den gesuchten Pfad fand und über die Spiegelwiese bis hin zum Tal mit dem gewaltigen Kristallbaum gelangte und all den Abenteuern und Rätseln bis sie mit der Puppenarme und dem Goldenem Jack den Baum stürmte um ihn zu befreien und dem Kampf. Dann schlussendlich wie sie in der Zelle aus dem Spiegel purzelte und in Union City war und ihre Zeit dort.

Sapphire stieß einen Pfiff aus.
"Meine Güte, also der Wachturm hat es ja echt dolle mit dir getrieben. Diese Weberin klingt wie eine Moira. Ein Höheres Wesen des Schicksals... und dieses Exeplar war oder ist wohl eine Vertreterin des Status quo, eine die will, dass jeder sein angeblich 'angeborenes' Schicksal annimmt. Vermutlich rutscht diese Weberin vor irgendeinem Exarchenthron rum."
Er ließ ein angewidertes Geräusch hören.

"Aber was deine Geschichte angeht... Erwachen sind immer noch ziemlich schlecht erforscht. Man befindet sich während eines Mysterienspiels ja gleichzeitig hier, in der gefallenen Welt, und da-"
Mit dem Zeigefinger deutete er beiläufig nach oben.

"Im Höheren Reich. Und was im Höheren Reich ist, ist wahr, wahrer als alles, was wir uns hier in unseren kleinen Hirnen ausmalen können. Es ist so verdammt wahr, dass es im Grunde unsere ganze Realität bestimmt. Das heißt, wenn man was da oben verändert... dann kann es ziemlich krasse Auswirkungen hier unten haben."

Er zog ein Smartphone aus einer mit grün-blauen Pailletten besetzter Hülle.

"Wie war das genau mit diesem Bild, was du gemalt hast?"

"Ich habe ein Szenario gemalt in dem alle Lügen von Greensheet aufgedeckt und öffentlich gemacht wurden.... ein Haufen Menschen in Anzügen denen ihre Porzellanmasken heruntergefallen sind und man so ihre echten gierigen, schmierigen, grinsenden Visagen sehen kann, verzerrte Fratzen. Alle, die PR-Frau und alle anderen Verantwortlichen Menschen von Greensheet unter der Last ihrer Lügen, in Form eines riesigen schleimigen Blobs, auf dessen Oberfläche man all die Lügen geschrieben sehen kann, langsam begraben werden und als Menschlicher Schweinehaufen mit dem Blob, wie ein Wackelpudding zu einem ganzem werden....Joa das war es was ich gemalt habe."

Sie schaute Sapphire aufmerksam zu.

Er nickte, hob linke Augenbraue und scrollte auf seinem Smartphonebildschirm.

"Es könnte sein, dass du damit das Schicksal von diesem Unternehmen festgeschrieben hast. Dass das Bild in Arkadien Realität wird... metaphorisch gesehen."
Er ließ ein Lächeln aufblitzen.

"Ich glaube kaum, dass es zu einem menschlichen Schweinehaufen kommen wird. Aber hast du diese Meldungen gesehen?"

Er zeigte ihr einige kurzen Berichte aus einer Online-Ausgabe einer lokalen Zeitung.

Eliza ließ sich die Artikel durch und ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
"JA!...Also bekommen die Schweine doch noch was sie verdienen. Naja außer einer der Seher oder gleich mehrere mischen sich magisch ein oder? Wenn denen das überhaupt noch was bringt. Aber gerade weil ich denen das ganze versaut habe waren....oder sind sie hinter mir her!"

Sie verzog besorgt ihre Augenbrauen und schaute fragend hoch zu Sapphire während sie ihm sein Handy reichte.

Er zuckte mit den Schultern.

"Schwer zu sagen. Die Seher sind leider mächtig..."
Hier konnte er sich nicht enthalten, die Nase verächtlich zu rümpfen.

"... aber ob sie es schaffen, sowas wie, naja, ich nenne es mal einen Erwachens-Fluch zu brechen... da sind wir völlig in unbekanntem Territorium. Das Gute ist, das sind die Seher. Und jetzt zerbröckelt Greensheet und sie können nichts dagegen tun. Ich gehe nämlich davon aus, dass Greensheet ein Seher-Projekt ist, nachdem was Omega gesagt hat."

"Ja, das denke ich auch. Ich frage mich nach all dem nur, wie sicher meine Freund und Familie wirklich sind und ob ich mein altes Leben jetzt komplett aufgeben muss...zur Sicherheit? Kann ich oder kannst du das herausfinden?"

"Oh Darling, ich fürchte du kannst dein altes Leben nicht zur Sicherheit aufgeben, selbst wenn du es willst. Wir tragen alle den Ballast der Vergangenheit und sind verwundbar durch Verwandte und Freunde, das liegt leider in der Natur der Sache."
Er zuckte bedauernd mit den Schultern.

"Aber du hast natürlich das unverhältnismäßige Glück, Acanthus zu sein. Wir können die Zukunft und ihr Potential sehen... deswegen sollstest du deine Leute regelmäßig sehen und einen Blick riskieren. So lassen sich Bedrohungen vorhersehen."

"Gut. Dann sehe ich regelmäßig nach, danke!"
Darauf schenkte sie Sapphire ein dankbares, erleichtertes Lächeln.

"Das sollte ich dann wohl möglichst in den nächsten Tagen ausprobieren, ich muss unbedingt in meine WG und meinen Kram und meine Klamotten holen und das muss auch sicher ablaufen!"

Sapphire zog eine Münue aus seinem Ärmel - irgendwo da musste er eine versteckte Tasche eingenäht haben - und hielt sie zwischen Zeige und Mittelfinger.

"Die Silbermünze - ein klassisches magisches Werkzeug für unseren Pfad. Außerdem kann man damit das Lesen der Zukunft üben. Es ist ein ganz einfacher Zauber, der die wahrscheinlichste Zukunft zeigt. Man kann damit sehr weit in die Zukunft sehen, aber je weiter man sieht, umso ungenauer wird es. Ich empfehle für den Anfang, lediglich die nächsten Tage zu sehen. Probiers einfach mal - du hast ja schon gezaubert."

Er schnippte die Münze hoch, sie wirbelte durch die Luft und er fing sie wieder auf.

"Kopf oder Zahl?"

Irgendwo in die Leere starrend, konzentrierte Eliza sich und formte tief vor ihrem inneren Auge ein Imago. Sie blinzelte und aus ihrem rechten Auge fiel ein kleiner Dorn aus Glas. Dann wurde die Sicht trüb, als wären zarte Nebelschleier vor ihrem Auge aufgezogen. Der Nebel verzog sich, aber nun sah sie durch ihr rechtes Auge Sapphire, aber nicht wie er eben noch dort stand mit der einen Hand auf der anderen um die Münze zu bedecken. Nein sie sah wie Sapphire lächelnd, die eine Hand angehoben, da stand. Zu sehen war die Seite der Münze mit der Zahl.

Erneut blinzelte sie und sah Sapphire mit beiden Augen an.

Grinsend gab sie ihre Antwort "Zahl!"

Sapphire hob die Hand an. Zu sehen war die Seite der Münze mit der Zahl, woraufhin der Acanhus lächelte, genau wie in ihrer Vision.

"Ah, du hast den Bogen raus. Dabei hab ich dir nicht mal die Worte zu dem kleinen Experiment gesagt. Die sind enthüllte was vor uns liegt!"
Die letzten Worte sprach er in der Hohen Sprache.

"Aber die sagst du besser sowieso nicht, wenn Schläfer in der Nähe sind, sonst könnten Fragen aufkommen."
Er legte den Kopf schräg.

"Das einzige Problem ist, dass du denjenigen vor dir haben musst, dessen Zukunft du sehen willst. Jeder hat seinen eigenen Lebensfaden."
Zwecks Demonstration zog er einen Nähfaden aus einem Kasten bei dem Tisch und fädelte eine kleine Perle auf, die er dann vor Eliza aufspannte.

"Da wo die Perle ist, ist die Gegenwart. Was hinter der Perle liegt, ist Vergangenheit, und damit festgelegt. Man kann es sich angucken, aber es zu ändern ist schwieriger. Was vor der Perle liegt ist Zukunft. Eigentlich dürfte da nicht nur ein Faden sein, sondern ich müsste den aufribbeln in mehrere Fäden. Es gibt verschiedene mögliche Zukunften, je nachdem wir man sich entscheidet, wie die Entscheidungen von anderen einen beeinflussen und und und."

Er schob die Perle ein Stück weiter.
"Und immer und immer rückte die Gegenwart weiter, und ein bisschen Zukunft wird zu Vergangenheit und damit festgeschrieben. Man entscheidet sich, und der Faden, der die andere Entscheidung darstellt - naja, verschwindet, wird nicht realisiert. Und ums jetzt noch komplizierter zu machen: Wir sind natürlich nicht alle einzelne Fäden, sondern die Welt, die Menschheit, alle kommen zu einem riesigen Geflecht aus Fäden zusammen, die sich teilweise treffen, überschneiden oder sogar verweben."

Mit nachdenklicher Miene ließ er den Faden sinken.
"Will heißen, du kannst natürlich deine eigene Zukunft, deinen eigenen Faden untersuchen, wie er mit dem Faden deines Freundes in der Zukunft interagiert. Wenn er freikommt, würdest du dich natürlich freuen, und das könntest du an deinem Faden in der Zukunft sehen. Aber das ist natürlich unsicherer, als wenn du dir seien Faden direkt angucken würdest. Gott, was rede ich eigentlich so viel? Ich hoffe, man konnte das einigermaßen verstehen."

"Ja ich habe alles verstanden! Das waren gute Erklärungen! Jetzt muss ich nur überlegen, wie ich an alle heran komme, die wegen mir in Gefahr sind, ohne dass ich sie oder mich in Gefahr bringe. Da gibt es doch sicher irgendeine Möglichkeit. Hast du eine Idee? Das Einzige was mir einfällt ist, mich zu verkleiden und ihnen allen über den Weg zu laufen, aber das wird sicher schnell durchschaut, was besseres weiß ich nicht...." fragend schaute sie Sapphire an.

Eine Augenbraue wölbte sich in die Höhe.

"Was genau willst du damit erreichen, dich zu verkleiden?", fragte er trocken.

Sie zuckte mit den Schultern "Ich habe kurz gedacht, dass es dabei helfen könnte meine Freunde und Familie zu sehen, ohne das sie mich sehen, damit sie kein Problem haben mich gehen zu lassen."

"Achso, haben deine Leute alle ein Problem, loszulassen, oder was? Naja, du könntest dich verkleiden. Oder frag Fleet, ob sie dich spiritwalken lässt, dann kann dich garantiert niemand sehen."

Er runzelte die Stirn und grinste dann.
"Ich glaub ich habe hier noch irgendwo so eine Brille mit Bart..."

"Steht mir sicher gut." Sie grinste schelmisch und warf sich ihre Dreads über die Schultern, auf den Rücken.

"Was denkst du wie schnell kann man etwas Unternehmen? Ich könnte Fleetwood direkt fragen wenn ich zurück bin."

"Prinzipiell sofort, warum nicht."

Er kaute unschlüssig auf der Unterlippe und schien für einen Moment mit sich zu ringen.
"Hör mal, ich sage das nur ungerne, weil es mir einfach absolut nicht schmeckt, aber der Pragmatiker in mir muss es einfach sagen: Wenn du deinen Kumpel wiederhaben willst und wirklich sicher sein willst, dass die Seher-Schweine dich und deine Leute in Ruhe lassen... dann ist es vielleicht am effektivsten, sich an den Verhandlungstisch zu setzen."

Eliza zog eine Augen braue hoch und starrte Sapphire mit großen Augen an.

"Wie meinst du das. An einen Verhandlungstisch setzen...Wortwörtlich richtig? Ich bin nicht gerade der Typ Mensch der gute diplomatische Gespräche führen kann...vor allem mit DENEN nicht!"

"Dein Zorn in allen Ehren, und hey, du redest hier mit jemandem der fest an den Grundsatz 'Zerstört die Diener der Lüge' glaubt... ich sage dir nur, was die realistischste Variante ist. Wenn du trotzdem auf Verhandlungen pfeifst, stehe ich voll hinter dir."

Er nickte entschlossen.

"Noch kenne ich mich mit der Magischen Politik nicht aus! Ich vertraue dir, du weißt da besser drüber Bescheid! Nur wenn es eine Möglichkeit gibt ihn da raus zu bekommen, ohne irgendwelche Unterredungen, dann würde ich tun was nötig ist! ...Ich will deren Visagen am liebsten alle nacheinander zertreten! Da werde ich nicht ruhig da sitzen können! ...und selbst wenn ich das Schicksal von lauter Leuten ändern müsste ...ich bin zu allem bereit! Aber wenn es das beste ist sich mit dem Pack an einen Tisch zu setzen...dann höre ich auf dich und tue das. Nur wie fange ich an? Egal mit welcher Variante!"

"Es ist keine Frage, wie gut man sich mit Politik auskennt. Es ist eine Prinzipienfrage: Bist du bereit, nen Deal mit dem Teufel zu machen, um deinen Kumpel zu retten. Oder willst du den harten, ungewissen Weg gehen und den Teufel zum Teufel schicken."

Er schaute sie bedauernd an.
"Ich kann dir nicht beantworten, was besser ist."