[Beth] Schöne neue Welt

"Unwissenheit", korrigierte Beth fast automatisch, während sie ihm ebenfalls ein kleines trauriges Lächeln zurückgab.
"Freude ist nur ein Mangel an Informationen... Immerhin könnten auch dumme Leute nach Erkenntnissen suchen..."

Galen nickte leicht. Zumindest die Lektion scheint zu ihr durchgedrungen...

"Was glaubst du denn... Wenn dieser Zauber wissend ist und der erste, den du auf mich gewirkt hast, enthüllend, was daran ist der Unterschied?" er sprach die beiden Worte in der hohen Sprache.

Sie strich sich kurz die Haare aus dem Gesicht und fing dann an langsam zu reden:
"Wenn... ich das... auf mich selbst wirke... erfahre ich etwas das mir schon irgendwie... auf eine vielleicht abstraktere Weise bekannt war? Dadurch würde also nur mein - Ähm- Wissen... präzisiert?"

Galen machte eine abwägende Geste.

"Naja, der Zauber ließe sich auch auf andere Personen anwenden." gab er zu Bedenken. "Ich denke, der Unterschied liegt eher darin, die Natur von etwas herauszufinden... Das was dich ausmacht, oder etwas verborgenes und flüchtiges zu enthüllen: Die Gedanken eines Menschen beispielsweise. Es gibt ja einen Grund, warum wir sie nicht aussprechen. Wir halten sie geheim."

"Fällt dir noch etwas am menschlichen Geist ein, was versteckt oder verloren gegangen ist, was man durch einen Zauber enthüllen könnte?"

Als er auf die Gedanken zu sprechen kam, sah sie kurz weg und hoffte, dass sie sich nicht verriet. Das muss er nicht wissen..
Sie bemühte sich um einen nachdenklichen Gesichtsausdruck, das war wenig ungewöhnlich...
Dann dachte sie wirklich nach... Das hier war wirklich Unterricht im Denken...
"Erinnerungen?"

Er nickte und lächelte anerkennend.

"Richtig. Erinnerst du dich, was dein erster Gedanke war, als du heute aufgestanden bist? Wenn nein.. Dann erinnere dich: Enthüllung des vergessenen Gedanken."

Kurz überlegte Beth. Aber wer behielt so etwas denn im Kopf? Sie würde fast auf etwas tippen, dass grob wie... weiterschlafen wollen klingen müsste, aber... sicher? Nein.
Stattdessen konzentrierte sie sich auf die Situation am Morgen, wie sie aufgewacht war... Sag mir, was ich gedacht habe, verlangte sie.
"Enthüllung des vergessenen Gedanken", sagte sie leise vor sich hin.

Einen Moment nichts, dann grinste sie, als etwas wie ein Echo in ihrem Kopf wiederhallte - War alles nur ein Traum gewesen?

"Das kann sicher... nützlich sein", stellte sie fest. Und wie...

Galen nickte knapp.

"Jetzt ist die eigentliche Erinnerung wieder verblasst." behauptete er. "Aber du hast jetzt ja eine neue Erinnerung, an die du dich erinnern kannst."

"Fassen wir zusammen: Auf deinem Grad des Gedankenarkanums kannst du Wissen. Enthüllen. Erzwingen. Beherrschen. Schützen. Der letzte Aspekt, den du beherrschen solltest, ist das Verhüllen. Dieser liegt, wie das Schützen. Beherrschen. auf dem Grad des Lehrlings, ist also wesentlich schwieriger für dich in die Welt zu bringen, als Wissen. Enthüllen. Erzwingen., welche auf dem Grad des Initiianten liegen." Wieder diese seltsame Symbolsprache.

"Hast du eine Idee, was du an der Gedankenwelt verhüllen könntest?"

Wieder überlegte Beth einen Moment, während sie zwei Finger an ihre Schläge legte. So langsam... Konzentration, das ist nicht Mathe, ermahnte sie sich selbst.
"Dürfte Verhüllen nicht ähnlich wie Schützen wirken?", fragte Beth vorsichtig nach, wobei sie seine Worte nutzte und sich langsam noch mehr ganz so dämlich dabei vorkam.
"Ich meine, wenn etwas nicht auffindbar ist, ist es doch auch... sicher?"

Galen nickte langsam.

"Durchaus richtig geschlussfolgert. Was könntest du denn an deinen Gedanken verschleiern, sodass es nicht mehr angegriffen werden könnte?"

"Das kommt wahrscheinlich ganz darauf an, wer mich angreifen würde... aber grundsätzlich wahrscheinlich erst einmal Dinge, die sonst gegen mich eingesetzt werden könnten...", überlegte Beth laut. Sie runzelte die Stirn und brach ab. Was würde in einem solchen Fall überhaupt gegen sie verwendet...?

Galen wiegte den Kopf nachdenklich hin und her.

"Vielleicht hilft es, konkreter über diese Dinge nachzudenken. Was lässt sich deines Wissens bisher alles mit dem Gedankenarkanum beeinflussen?"

"Gedanken, Erinnerungen... und... warte mal... willst du mir sagen ich kann mich - unsichtbar machen, in dem ich die Wahrnehmung von anderen... manipuliere?" Dann schüttelte sie sich wieder den Pony aus den Gesicht. Das wäre echt merkwürdig.
Aber wer wollte nicht schon mal unsichtbar sein? Zum Beispiel wenn es darum ging Hausaufgaben vorzustellen...

Galen nickte durchaus anerkennend.

"Absolut korrekt. Du bist wirklich nicht auf den Kopf gefallen." stellte er fest.

"Es ist natürlich keine Unsichtbarkeit im klassischen Sinne. Das Licht fällt weiterhin auf deinen Körper und wird davon reflektiert... Viel mehr handelt es sich dabei, um ein Übersehen-Werden... Zu einem Ding zu werden, dass übersehen wird."

Er besah sie sich musternd.

"Wie bei allen Zaubern dieser Schwierigkeit, wirst du ihn nicht lange aufrecht halten können, es sei denn du nimmst dir die Zeit, es als Ritual zu wirken. Aber um kurz aus der Wahrnehmung anderer zu Verschwinden genügt es. Zum Beispiel um nicht bemerkt zu werden, wenn deine Lehrer jemanden dran nehmen wollen."

Hatte er ihr gerade zugezwinkert, oder hatte er nur etwas im Auge?

Beth lächelte leicht und sah ihn weiterhin an. Wollte Galen ihr tatsächlich grade erlauben in der Schule Magie zu wirken? Dass war doch mal eine nette Abwechslung zu dem sonstigen 'du kannst Leuten etwas antun, oder ein böses Paradox-ding abbekommen'-Gerede.

"Würde das auf jeden wirken?", fragte Beth nach und setzte hin zu:
"Man kann doch sicher auch einige Leute von so einem Zauber ausnehmen?" Wenn sie irgendwann besser würde... wäre das wirklich nützlich... und abträglichfür ihre Schulnoten. Definitiv.

"Ja, würde es und nein, kann man nicht." erwiderte er schlicht. "Außerdem zerrt der Zauber an deinen inneren Kraftreserven. Mana."

Er runzelte nachdenklich die Stirn.

"Dazu kommt, dass es zum Teil sehr gefährliche Individuen gibt, die sensibel für Magie sind... Gut möglich, dass du damit eher ihre Aufmerksamkeit auf dich ziehst, statt von dir abzulenken." erklärte er. "Da kannst du dir ausrechnen, ob es das wirklich wert ist." Er besah sie sich.

"Versuch ruhig einmal für einen kurzen Moment aus der Wahrnehmung deines Lateinlehrers zu verschwinden... Es wird an deinen Kräften zerren, aber solltest du je in Gefahr schweben, könnte der Zauber dir das Leben retten. Die Worte sind: Unwichtig. Ungesehen. Übersehen."

Spoiler:

"Mana wie bei... irgendwelchen - Spielen?", fragte Beth etwas verwundert nach. Das fehlte grade noch, dass sie am Ende ihr Taschengeld für... Zaubertränke ausgeben müsste. Am besten noch aus irgendeiner Boutique. Beth grinste ein wenig bei dem Gedanken.

Statt auf eine Antwort zu warten konzentrierte sie sich... auf das superdämliche Gefühl nicht gesehen zu werden, einfach zu... wenig zu sein um beachtet zu werden. Das kannte sie... und mochte es ganz und gar nicht.
Vielleicht war das der Grund, warum einfach nichts passierte, als sie kurz darauf die Worte sprach. Und sich wie ein Versager fühlte...

Beth spürte, wie eine Kraft ihren Körper verließ. Etwas, dass sie aus dem höheren Reich mitgebracht hatte.

"Ja... Naja... Nein." erwiderte Galen zögerlich. "Mana, wie in der hawaiianischen Mythologie. Eine transzendente Kraft die uns mit dem höheren Reich verbindet. Es lässt sich nutzen um mächtige Magie zu wirken oder gegen den Abgrund richten, um Paradox gering zu halten." erklärte er. "Du dürftest spüren, wie dich ein Teil dieser Kraft nun verlassen hat..."

Er betrachtete sie neugierig.

"Wie hat sich das für dich angefühlt?" fragte er begierig.

Unbewusst schlang Beth die Arme um den Körper und schüttelte kurz den Kopf, irgendwo zwischen Widerwillen und Enttäuschung. Es war... frustrierend. Und eigentlich... wollte sie darauf nicht antworten. Sie war sich selbst nicht so sicher, ob dieses Gefühl vom Versagen kam oder davon, dass Sie... etwas verloren hatte, von dem sie vorher nicht einmal wirklich wahrgenommen hatte, dass es existierte. Wieder schüttelte sie den Kopf.
Aber würde sie überhaupt noch Antworten bekommen, wenn sie selbst keine lieferte? Und warum interessierte ihn das scheinbar mehr als die vorigen Themen? Und was erwartete er zu hören...?

"Ähm.. regeneriert ... dieses Mana sich wieder?", fragte sie vorsichtig um das Schweigen zu überbrücken und schaute leicht zu ihm auf,  "Oder muss man dafür irgend etwas spezielles tun?"

Erst betrachtete er sie weiter neugierig, bei ihrer Frage trat ein Funkeln in Galens Augen.

"Ohh... es gibt verschiedene Wege, um diese Kraft wieder in sich hervorzurufen. Es gibt Kraftorte, so genannte Manaquellen... An diesen Orten sind wir den höheren Reichen besonders nahe und durch sie sickert die Kraft in uns. Aber auch über deine eigene Verbindung in die höheren Reiche sickert manchmal, wenn ein Zauber besonders gelungen und stabil ist, etwas Kraft zu dir zurück. Dann kannst du auch aus deinem Körper selbst Mana ziehen..." Er sprach mit einer Begeisterung über das Thema, die einem komisch vorkommen sollte.

"Als Mediziner kann ich das natürlich nicht empfehlen." ergänzte er dann noch schnell.

Er klang ein bisschen wie Thommy, wenn es um Nerdkram ging.

"Wo gibt es denn solche Manaquellen? Und wie funktionieren die..., also muss man einfach nur da sein, oder...? Und... gehören die für gewöhnlich jemanden?", fragte Beth weiter. Das wird ihn schon nicht stören, wenn es sein Lieblingskind ist... Thommy würde Ja auch ewig weiterreden, wenn ich nachfragen und etwas mehr verstehen würde
als Bahnhof ..

"Und warum ist das nicht zu- muss man sich verletzten oder gibt das irgendwelche... Mangelerscheinungen wenn man das aus dem Körper ziehen möchte?"
Und widerspricht es sich nicht irgendwo, dass ein Nekromant Mediziner ist? Die Frage schaffte sie es dann doch sich zu verkneifen. Auch wenn die Antwort sicher interessant wäre...

"Die meisten Manaquellen sind im Besitz von Magiern und werden von ihnen mit Argusaugen gehütet." erklärte er.

"Und ja... Du verwandelst Energien deines Körpers in eine andere. Hast du schon einmal Blut gespendet? So fühlt es sich in etwa an. Und wenn man es übertreibt..." Er zuckte mit den Schultern. "Es gibt gute Gründe warum man nicht täglich Blut spenden geht."

Sie schüttelte nur den Kopf.
Ihre Mutter wäre ausgetickt, wenn sie auch nur den Gedanken geäußert hätte, so etwas wie Blutspenden zu tun. Nächstenliebe hin oder her, aber man sollte doch bitte seine Körperflüssigkeiten bei sich behalten.

"Erklärst du mir, wie es funktioniert?", fragte Beth weiter nach. Oder soll ich das im Selbststudium herausfinden?

"Es ist wie so viele Dinge in der Magie ein Akt des Willens." erwiderte er. "Allerdings könnte dein Körper das Mana nicht in sich aufnehmen, dazu hast du nicht genügend ausgegeben. Es wäre verschwendet."

Galen wog kurz den Kopf hin und her.

"Ich zeige es dir... Damit du es auch sehen kannst, belege ich dich mit einem Zauber des Kernakanums."

Da war wieder dieses Augenreiben und dann berührte er sie an der Schulter.

Ihre Wahrnehmung veränderte sich drastisch: Sie sah plötzlich um Galen Runen in der hohen Sprache in einem grauen Licht aufleuchten, deren Bedeutungen sie intuitiv verstand.

"Konzerntrier dich auf die Zeichen, die Mana bedeuten."