[Beth] Hell is just a frame of mind

Er sah sie etwas mitleidig an.
"Nur wenn dir nicht mehr einfällt. Eine kurze Begründung ist von Interesse. Aber keine langen Monologe."

Sie schluckte eine bissige Bemerkung herunter. Woher sollte sie denn wissen, wie dieses magische Lügendetektording funktionierte... somit schieden ja oder nein Antworten schon mal kategorisch aus. Das konnte ihm so passen.

"Ich denke, ... dass das ganz auf die Personen ankommt, ob ein System wie Demokratie funktioniert oder nicht. Und ich ziehe ein funktionierendes System einem schadhaften vor. Ein System ist nur so gut wie die Leute, die es - ähm- praktizieren." Womit ja quasi gesagt ist, dass mich die momentane Demokratie nervt. Und alles andere kann ich nicht vernünftig einschätzen...

Sie war sauer auf sich selbst ob des stockens in ihrer Rede. Das wäre Proxy nicht passiert. Und sie hatte keine Lust von ihm als dummes Kind angesehen zu werden.

"Wenn man ausschließlich gute Leute hat, funktioniert jedes System. Hat man aber nicht. Es geht um Demokratie als Idee. Bitte elaboriere unter diesem Schwerpunkt."
Er schaute sie nicht an, während er sprach, sondern notierte sich irgendwas auf seinem Klemmbrett, das er stets so hielt, dass sie nichts sehen konnte.

Dann halt ganz abgehoben als Idee, wenn's sein muss...  elaborieren wir mal. Moment mal -

"Warum schreibst du etwas auf, auch wenn ich deine Frage nicht beantwortet habe?", fragte Beth.
Oh, das wirkte jetzt sicher wie Zeit schinden.

Er schrieb wieder etwas auf, wobei sich eine kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen bildete.

"Wie wäre es, wenn du die Methodologie dieser Prüfung mir überlässt und einfach auf die von mir spezifizierten Fragen antwortest?"

Spoiler:

Und was war daran nun wieder aufschreibenswert? Kurz überlegt sie, was er wohl geschrieben hatte. Allerdings war er wahrscheinlich zu... diszipliniert um "Nervensäge" und "Vorlaut" aufzuschreiben. Vielleicht auch zu humorlos.

"Das könnte ich natürlich tun.", meinte Beth, na gut, dann bekam er jetzt halt eine Antwort.
"Die Idee der Demokratie ist erst einmal positiv zu bewerten" Und die Umsetzung zumeist negativ. Zufrieden?

Er nickte kaum merklich und schrieb kurz, dann warf er einen kurzen Blick zu Beth.

"Nimm Stellung: Die Welt braucht mehr Helden."

Was sollte es denn heute für Helden geben? Auf die schnelle vielen ihr nur Kinofilme und billige Dokumentatione zu 'Helden des Alltags' ein, niemand sonst wäre so kitschig, sich als Held zu bezeichnen...
Denk nach, na los! Du wirkst noch dämlich! Oder treibst ihn zur Verzweiflung... Obwohl das vielleicht doch interessant wäre...
"Auf welche Art von Helden bezieht sich die Frage?", fragte Beth mit einem kleinen Lächeln und sah Proxy prüfend an.

Er deutete ein Schulterzucken an.

"Das kannst du selbst differenziert definieren."

Machte der das eigentlich extra?
Vielleicht sollte der ehrlich einmal über einen Mulitiple-choice-test nachdenken oder so... mit differenzierten Definitionen aber. Und schön elaboriert.
Sie biss sich wieder auf die Lippe, könnte das Lächeln nicht ganz unterdrücken. Der Multiplechoice des Todes.

"Ich glaube nicht, dass es heutzutage noch echte Helden gibt", entschied sie sich zu antworten. Mach dir doch selber eine Definition. "Und da ich mir nicht vorstellen kann, dass so ein Konzept außerhalb des Films funktioniert, denke ich auch nicht, dass Sie in die Gesellschaft passen"
Sie nahm sich vor sich eine Liste mit komplizierten Worten von dem Klassenstreber zu... kaufen. Und dann könnte sie die Proxy, sollte sie in  noch einmal treffen, an den Kopf werfen. Plan.

Wieder kritzelte er.

"Nimm Stellung: Die Menschheit ist grundsätzlich gutartig."

"Alle Thesen mit 'grundsätzlich' sind unwahr", zitierte Beth. Wo war das noch einmal her...?
Oh... Hoffentlich würde das jetzt nicht negativ gewertet. Nachdenken, dann reden. Also wirklich...

"Dann lass es mich umformulieren, wenn dir das Wort nicht passt."

Er seufzte angestrengt.
"Glaubst du an das Gute im Menschen?"

"Ja, wenn auch nicht bei allen", das war schon wieder mehr als sie hätte sagen sollen.
Pass auf. Das macht dir grade viel zu viel Spaß ihn zu ärgern. Sterben, Beth, du kannst sterben. Denk verdammt noch mal...

Wieder notierte er.

"Nimm Stellung: Der Zweck heiligt die Mittel."

"In gewissen Grenzen vielleicht...", erwiderte Beth. Das 'wenn auch nicht wörtlich' verbiss sie sich. Du hast keinen Spaß, klaro?

"Was für Grenzen? Ist es beispielsweise akzeptabel, gegen Menschenrechte von potentiellen Terroristen zu verstoßen, um ein Land zu schützen? Indem man sie verschleppt und längere Zeit ohne Wissen der Öffentlichkeit verhört? Oder foltert?", hakte er mit distanzierter Miene nach.

"Was? Was hast du eigentlich für - Fragen? "

Beth starrte ihn an. Mein Gott, waren es solche Aussagen, wegen denen Ba'al meinte, dass Proxy ein Psychopath war? Und wie lang ging die Fragen-Liste eigentlich noch?
Einen kurzen Moment überlegte sie in seinem Kopf zu lauschen. Aber das wäre dumm gewesen. Unvorsichtig. Immerhin hatte auch Ba'als das relativ früh gemerkt (naja, besonders schwierig gemacht hatte sie es ihm ja nicht), und Proxy war... anders. Und kannte sich besser mit Magie aus. Und sie wollte nicht noch unhöflicher werden.

Er runzelte verständnislos die Stirn.

"Wieso? Ich unterfüttere die Frage lediglich mit einem dazu passenden Szenario aus der realen Welt. Guantanamo müsste ein Begriff sein."

Guantanamo.
Nerven bewahren... Das war also scheinbar normal. Verrückt...

"Warum sollte man so etwas tun, wenn man auch anders an die Informationen kommt, die man braucht?", fragte sie zurück. In dem man ihnen zum Beispiel in den Kopf schaut.

Er seufzte mit leicht gequälter Miene.

"Ich bin nicht an einer Diskussion des Themas interessiert. Es geht darum, dass hier etwas getan wird, das nach geltenden Maßstäben der Moral als Verwerflich zu bezeichnen ist. Das ist das Mittel. Es wird aber getan, um etwas von hoher Wichtigkeit zu befördern - in dem Fall die Sicherheit des Landes. Das ist der Zweck. Ob es im Einzelnen Handlungsalternativen oder besonders gelagerte Fälle gibt, ist an dieser Stelle uninteressant. Also frage ich nochmal. Generell: Heiligt der Zweck die Mittel?"

Glaubst du etwa, ich will das jetzt diskutieren? Mit dir Fachchinesischjunkie?

"Ich weiß es nicht", behauptete Beth der Einfachheit halber. Jetzt war er also genervt. Schön. Dummerweise könnte sie sich aber nicht mehr so richtig darüber freuen.

Er murmelte etwas, das ungefähr so klang wie
"MhhrwasbringendiedeneneigentlichnochbeiinderSchule..."

Dann schüttelte er den Kopf.
"Letzte Frage. Du hast ein Buch, in dem mächtige Geheimnisse stehen. Sie können der Menschheit ein großer Nutzen sein... oder sie auslöschen. Was tust du mit diesem Buch?"

"Ich kann auch wieder kommen, wenn ich mit der Schule fertig bin", schlug Beth mit leicht ironischer Stimmfärbung vor. Ja, er war sehr genervt. Schnell setzte sie noch eine Antwort hintan:

"Und um ganz ehrlich zu sein... würde ich es wahrscheinlich lesen"