[Beth] Hell is just a frame of mind

Er nickte und machte eine kurze Notiz.

"Und dann?"

"Ähm... Vielleicht es verstecken?", meinte Beth mit einem deutlich fragenden Unterton, der sie selbst nervte.
Bitte, lass in jetzt nicht fragen, wo. Würde mich doch sehr wundern,
wenn 'unter meinem Bett' oder so etwas besonders toll ankommt...

Wieder notierte er etwas.

"In Ordnung, das waren alle Fragen."
Er legte das Klemmbrett umgekehrt auf den Tisch hinter ihm.

"Als du erwacht bist, hast du zwei der anderen Mitglieder der Neun Kreise verletzt. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht und sind stabil... da Schläfer sich an Magie nicht erinnern können, besteht keine Gefahr, dass du enttarnt wirst oder Ähnliches. Ich erwähne das jetzt nicht, um dir Vorwürfe oder ein schlechtes Gewissen zu machen. Es geht mir einzig darum, dir klarzumachen, wie gefährlich Magie sein kann, wenn man die Kontrolle über sie verliert."

"Wen hab ich denn ... ins Krankenhaus gebracht?", fragte sie, da sie genau wüsste, dass sie sich sonst ewig darüber den Kopf zerbrechen würde, ob es vielleicht jemand war, den sie kannte.

"Und ich wusste ja nicht mal, was ich da eigentlich gemacht habe... aber...  " Aber das würde sie schon noch rauskriegen. Wahrscheinlich sollte sie einfach irgendwo üben... Wo keine anderen Menschen waren, die sie verletze  könnte.

"Unseren Winston und Alyssa."
Die Namen sagten ihr nicht wirklich etwas, wahrscheinlich waren es welche aus dem 7. Zirkel oder so, die immer etwas von oben herab waren.

Er nickte bekräftigend.
"Das ist richtig. Und es ist vernünftig anzunehmen, dass du auch jetzt noch nicht wirklich weißt, was du wie tun kannst. Deswegen solltest du Magie zunächst nur praktizieren, wenn jemand Erfahrenes dabei ist, der dich anleiten kann. Sonst besteht die Gefahr, dass noch mehr Menschen verletzt werden... und dann kann man dir nicht mehr zugute halten, dass du nicht wusstest, was du tust."

Nebenbei drehte er sich um und tippte etwas auf einer Tastatur. Ein Video wurde auf einem der größeren Monitore aufgerufen. Es zeigte einen Mann, der mit einer Zwangsjacke an einem Bett fixiert war und hysterisch lachte.

"Die Vielwinkligen leben am Grund von der Mandelbrot-Menge!", schrie er, kreischte und lachte wieder. Den Ausruf wiederholte er noch ein paarmal, während er mir weit aufgerissenen Augen ins Nichts zu starren schien.

"Das ist... nun, sein Name tut eigentlich nichts zur Sache. Was du hier siehst, ist das Ergebnis, wenn Schläfer zu oft Zeuge von Magie werden. Der Schlaf ist ein Fluch. Sie können die Wahrheit der Magie nicht akzeptieren, selbst wenn sie es wollen. Sie stoßen die Wahrheit ab und vergessen alles, wenn sie die Magie eines Erwachten sehen...aber ihre Seele leidet jedes Mal, wenn sie gezwungen werden, eine Wahrheit zu sehen, die sie nie verstehen können. Irgendwann enden sie so... oder ähnlich."

Er deutete auf den Wahnsinnigen, der noch immer in seiner Fixierung zappelte, lachte und seinen Spruch herausschrie.
"Die Gefahr ist also nicht nur, jemanden zu verletzen, weil du deine Kräfte nicht im Griff hast. Die Gefahr ist auch, die Psyche der Menschen zu zerstören, die dich sehen, wenn du unvorsichtig Magie wirkst."

"Also brauche ich jemanden, der mir das alles erklärt", Beth fragte sich ob es irgendwo eine Schule für so etwas gab. Oder... so was wie Privatkurse.

Ihr Blick war immer noch starr auf den verrückten Mann gerichtet. Konnten die denn gar nichts für so jemanden tun?
"Und es darf niemand sehen... "

Aber sah man das, was sie tat, überhaupt? Ab wann passierte so etwas? War das hier wieder so ein Extrembeispiel, einfach um sie abzuschrecken?
Oder war das Video sogar... gefälscht oder es war einfach gespielt? Oder hatte gar nichts damit zu tun?
Sie würde es Proxy zutrauen, sie so beeinflussen zu wollen.

"Richtig, einen Mentor. Das Mentor-Schüler-Verhältnis ist in allen Orden zu finden, und sogar über die Orden hinaus."

Er sah auf seine Uhr.
"Du musst jetzt nach Hause gehen. Deine Eltern werden inzwischen sicher schon den Verdacht haben, dass du irgendwas tust, das nicht in ihrem Sinne ist."
Wieder sah er sie mit diesem kühlen Blick an.

"Ich will dass du einen Schwur ablegst. Du wirst schwören, dass du keine Magie verwendest und auch keinen Dingen nachforscht, die du möglicherweise spürst... so wie du gerade meinen Zauber gespürt hast."

"Ja... ich sollte wohl heim...", fing Beth langsam an, und gab sich dann Mühe seinen Blick zu kopieren.
"Aber ich werde mich nicht von dir wieder ... normal machen lassen. Das schwöre ich nicht. Das kannst du vergessen... Also habe ich wohl nicht bestanden, richtig?"

Wieder dieses gequälte Seufzen.

"Ich kann dich ganz sicher nicht wieder normal machen. Ich will eine Rückversicherung, dass du nicht werweißwas anrichtest, bis wir uns morgen wiedertreffen. Von mir aus kannst du auch schwören, dass du bis dahin, also bis wir uns morgen sehen, diese beiden genannten Tätigkeiten unterlassen wirst."

"Ich komme morgen also wieder hier hin, ja?", fragte Beth... na, das würde ja ein netter Nachmittag werden. Aber zumindest war das Kreuzverhör jetzt durch...
Dann sah sie ihm wieder in die Augen, hob nach kurzem zögern die linke Hand zur Schwurhand hoch und sagte:
"Und wenn es denn unbedingt sein muss: bis ich wieder hier bin werde ich keine magischen Experimente vornehmen. Zufrieden?"

"Ja, morgen. Anstatt in die Schule zu gehen."

Er streckte seine rechte Hand aus.
"Gib mir deine Hand. Ich werde dein Versprechen jetzt mit der Bindung des Schicksals versehen."

Den Blick auf seine Hand geheftet, machte sie erst einmal keine Anstalten ihm ihre Hand zu geben:
"Erklärst du mir bitte zuerst, was genau das bewirkt? Und wie du das machst?"

"Und so klasse ich das auch finden würde mit dem Schwänzen... ich kriege ziemlichen Ärger mit meinen Eltern wenn ich das mache. Ich habe wenig Lust, dass die meine Befugnisse... noch weiter einschränken wollen...", fing sie langsam an. Da sie allerdings noch weniger Lust hatte, jetzt ein kindisches 'klärst du das bitte?' anzufügen, sah sie das erst einmal als Absage.

Sein Geduldsfaden schien langsam zu reißen.

"Hör mal!"
Die Stimme war etwas lauter und um ein vielfaches schneidender geworden.

"Ich bin der Architekt des Systems, das dir dazu verholfen hat, zu erwachen. Und du zeigst hier bislang nichts als unhöfliches, undankbares und darüber hinaus kindisches Verhalten. Ich bin nicht mehr länger bereit, jeden Kleinkram mit dir auszudiskutieren. Du musst akzeptieren, dass ich mehr weiß über die Welt der Erwachten, als du, und dass ich jetzt nicht alles erschöpfend erklären kann. Und das bedeutet, dass du verdammt noch mal machst, was ich dir sage! Und zwar so lange, bis du genug weißt, um selbst vernünftige Entscheidungen treffen zu können! Und jetzt Hand her!"

Beth war automatisch zwei Schritte zurück gewichen, als seine Tirade anfing. Das war zu viel gewesen... definitiv. Sie wusste nicht, warum es sie so gereizt hatte, ihn zu ärgern. Musste etwas an seiner Art sein.

Anstatt wieder eine patzige Antwort zu geben... in Form von 'ich hab da übrigens nicht drum gebeten, Herr Architekt', sagte sie nur kleinlaut:
"Entschuldige, bitte", keine Begründung. Egal. Würde er nicht hören wollen. Dummi.
Zögernd trat sie wieder näher und hielt ihm ihre Hand hin.

Er griff ihre Hand mit der Linken, während seine Rechte in schneller Folge einige knappe Gesten vollführte. Auf den ersten Blick hätten es zufällige Fingerübungen sein können, aber sie wirkten doch zu akkurat und entschieden, um zufällig zu sein. Er zeigte dabei mit verschiedenen Handformationen auf sich selbst, auf sie und verknotete seine Finger dann irgendwie. Das ganze ging viel zu schnell, um es genauer betrachten zu können.

Dann spürte sie wieder dieses streifende Gefühl und sah so etwas wie ganz feines, durchscheinendes Gewebe, das sich von ihm rasch zu ihr bewegte und sich um sie legte. Ihr Gefühl blieb... etwas war jetzt an ihr, das mit den normalen Gesetzen der Natur nicht zu erklären war.

"Ich habe bereits im Namen deiner Eltern eine Krankmeldung an die Schule geschickt. Du hast die Grippe. Aber wenn du unbedingt die Schulbank drücken willst... ich bin der letzte, der sich einer anständigen Bildung in den Weg stellen würde."

Im Namen ihrer Eltern also... kurz fragte sich Beth, wie er das nun wieder gemacht hatte. Naja, wahrscheinlich war das eine seiner leichtesten Übungen, überlegte sie, während ihr Blick noch einmal kurz über die Gerätschaften huschte.

"In Ordnung, wenn das so ist, werde ich morgen früh natürlich hier sein". Das mit der Bildung wird schon noch einen Tag warten können. Oder von mir aus auch, bis die akuten Symptome meiner Grippe abgeklungen sind...

"Was denken deine Eltern, wo du gerade bist?", fragte er, doch kurz darauf winkte er ab.

"Nein, ich überlasse es dir, eine passende Geschichte auszudenken. Beeil dich jetzt lieber. Ba'al soll dich fahren."

"Tschüss, und danke...", sagte Beth noch eine Abschiedsfloskel hinunter, bevor sie sich umdrehte und die Hütte verließ.
Sofort hielt sie Ausschau nach Ba'al.

Hoffentlich ist der nicht wieder reingegangen... keinen Bock, jetzt noch jemanden etwas zu erklären...

Ba'al saß auf einem kleinen Mäuerchen bei der großen Terrasse des Anwesens und rauchte mit verkniffener Miene eine. Er blickte ihr erwartungsvoll entgegen.

"Wie ich sehe, lebst du noch", witzelte er trocken. So trocken, dass es vielleicht am Ende gar kein Witz war?

"Ja, anscheinend ", meinte sie, bemüht leichthin. Sie warf einen Blick auf ihre eigene Uhr. Oh.

"Wie lange ich noch ein freier Mensch bin, hängt übrigens davon ab, wie schnell ich heim komme...", fügte sie hinzu. Dann ergänzte sie noch einmal, etwas leiser:
"Und entschuldige bitte... alles."

Er seufzte.
"Schon gut, konntest du ja nicht wissen, was so alles hier abgeht."

Mit versöhnlichem Blick musterte er sie.
"Soll ich dich heimfahren?"

"Bitte", sagte sie und lächelte. Ob er sie in Gedanken wohl wieder... Nein, darüber würde sie nicht nachdenken.

"Ich soll morgen früh wieder hierhin kommen...", informierte sie ihn im möglichst neutralen Ton. Wie mies das heute gelaufen war würde er wohl noch früh genug erfahren...

Sie gingen am Gebäude außen entlang herum, um nicht das Innere durchqueren zu müssen, wo man potentiell auf andere Kultisten stoßen konnte.

"Ah. Also darfst du mitmachen. Soll ich dich dann diskret irgendwo einsammeln, oder kommst du selbstständig her?"

"Wenn... es dir nichts ausmacht und du die Zeit hättest wäre es schon praktisch, wenn du mich einsammeln könntest. Wenn nicht schaff ich das auch so..."
Sie warf einen prüfenden Blick durch ein erleuchtetes Fenster.
Also darfst du mitmachen... Sie beschloss für heute genug gefragt, bzw. genervt zu haben. Obwohl... eines war da doch...

"Warum weißt du über das alles bescheid, auch wenn du... nicht erwacht bist? Proxy meinte normale Leute - Also, dass die das wieder vergessen... Also wenn sie auf Magie treffen..."

Durch das Fenster konnte man nichts sehen, da eine Gardine dahinter angebracht war

Er nickte, während sie das Grundstück verließen.
"Ja, das stimmt. Schläfer vergessen Magie wieder und es fickt ihnen irgendwie den Kopf. Ich bin aber ein Schlafwandler. Ich kann mir Magie gefahrlos angucken und vergesse sie auch nicht wieder, kann aber selbst keine wirken."
Sei Gesicht hatte einen leicht bitteren Ausdruck angenommen.