[Beth] Schöne neue Welt

Beth lächelte und antwortete:
'Bereit'

Sie konzentrierte sich auf dieses Gefühl, diese Berührungen der Dinge untereinander. Es war schon merkwürdig, dass Galen und sie auf diese magisch-merkwürdige Art verbunden waren. Sie schloss wieder die Augen um sich besser auf diesen Sinn konzentrieren zu können. Dann versuchte sie... tiefer zu gehen, die Strukturen zu erkennen... beobachtete die Hände, die Verbindung zwischen ihnen...

Recht zügig erkannte Beth, dass die Berührungen aus einer geisterhaften Substanz zu bestehen schienen, die sie unmittelbar an Galens Nimbus erinnerten. Gemeinsam bildeten sie eine sehr stabilen und regelmäßige Struktur, die so aussah, als folge sie einem routinierten Aufbau. Sie musste unwillkürlich an Bauanleitungen oder etwas derartiges denken.

Sie erkannte, dass der Zauber noch eine ganze Weile dort verweilen würde. Einen Tag oder so, würde sie schätzen. So fest griffen die Hände ineinander. Auch sah sie die Verbindung in ein höheres Reich das dort durch den Zauber floss.

Schließlich sah sie in den geisterhaften Aufbau der Berührungen, wie sie sich zwischen ihnen über die Hände bis zu ihren Schädeln bildeten und in ihrem Schädel endeten... Steckten ihnen Finger in den Ohren und Mündern? Griffen diese in ihren Schädel und reichten dort Gedanken für Gedanken die Struktur bis zum anderen Schädel, wo sie ihn wieder hineinstopften.

"Das ist lange genug." befand er einige Sekunden nachdem sie fertig war und keine weiteren Erkenntnisse gesammelt hatte.

Der Zauber brach ab. Die Hände waren verschwunden.

Und das soll mir jetzt helfen, diesen Zauber auch zu wirken?, dachte sie fragend - erst eine Sekunde später würde ihr dann klar, dass er sie jetzt ja nicht mehr hören konnte. Dummi.
Und irgendwie... war es mal wieder klar das es so - einfach war.
Sie räusperte sich leise.

"Das war ja ganz interessant...", stellte sie in einem nachdenklichen Tonfall fest. Eine altmodische Botengeschichte. Hände übergeben Händen Gedanken... von einem Kopf zum nächsten... und das sollte der ganze Spuk gewesen sein.

"Deine Sicht wird diesen Zauber anders interpretieren als meine." erklärte er ihr.

"Trotzdem sollten wir beide irgendeine Art von Informationsaustausch gesehen haben, der zwischen unseren Geistern stattfindet. Das hat vor allem zwei Nutzen: Du kannst versuchen deine eigene Magie so besser zu verstehen. Und du kannst fremde Magie durchschauen. Und bei dieser erkennst du ihren Effekt oft nicht sofort."

Beth nickte.
"Wann sollte man so etwas denn einsetzten?"
Ob Proxy wohl damit einverstanden war, dass Galen ihr sagte wie man Zauber untersuchte? Immerhin sollte sie ja nicht nachforschen. Um so besser...

Sie war zwar ein bisschen neugierig, was er - sah, wenn er einen Zauber untersuchte... war sich aber doch nicht ganz sicher ob sie das wirklich wissen wollte. Deswegen verbiss sie sich die Frage. Die Sache mit den Infos..

"Zum Beispiel wenn dich jemand ohne dein Wissen verzaubert hat." erwiderte Galen trocken. "Es hilft doch ungemein zu wissen, was der Fluch bewirkt, den ein anderer Magier auf einen gewirkt hat. Allerdings hat das alles seine Grenzen... Zauber die nicht deinen Arkana - Raum und Gedanken - entstammen lassen sich nur sehr schwer untersuchen."

"Ja, das ergibt Sinn" begann Beth langsam. Leider. Ist ja irgendwie schade... sonst könnte ich das nächste mal wissen, was genau Proxy mir da anhängt...

"Also, wenn ich es irgendwann einmal geschafft hab, mehr zu lernen, dann kann ich auch mehr... Zauber durchschauen? Oder hat das etwas damit zu tun, als was man erwacht ist?"

Er schüttelte den Kopf.

"Nein. Aber du wirst merken, wie es an deinen Kraftreserven, dem Mana zerrt."

"Oh - Okay...?", sagte Beth und sah ihn abwartend an.
Was soll ich ihm denn jetzt sagen? Nichts ablenkendes, weil ich Magie lernen will, keine Fragen mehr, weil es nur noch die falschen wären... am besten gar nichts... er wird schon irgend etwas sagen... den Herrn Lateinlehrer zu mimen lässt er sich doch nicht nehmen?

Galen schwieg einige Augenblicke lang.

"Ist das unverständlich?"

Beth schüttelte den Kopf.

Galen nickte langsam.

"Gut."

Er sah sie abwartend an und zog die Hände weg.

Sie sah kurz auf ihre eigenen Hände und legte sie dann auf ihren Beinen ab.  War er jetzt... sauer? Hoffentlich nicht...

Dann schaute sie ihn wieder an.

Was ist mit der los? Wirke ich so auf andere Menschen wie sie gerade auf mich? fragte er sich mit emotionsloser Miene.

"Hast du... keine Fragen mehr?" fragte er etwas verunsichert von der Last an sozialer Interaktion die nun auf seinen Schultern ruhte.

"D-doch?", fragte Beth deutlich. Mist, Mist, Mist... Warum fehlen mir grade eigentlich immer die Fragen, wenn ich s ja grade brauche? Egal, irgendwas...

"Was - macht man denn so als Magier? Ich meine - gibt es irgendwelche Magierjobs oder so etwas?"

"Da gibt es viele Möglichkeiten. Manche von uns arbeiten im Ministerium für Zauberei. Mein Onkel jagt Drachen in Rumänien und dann gibt es da natürlich noch die Möglichkeit in der Akademie für Zauberei zu arbeiten, so wie ich." Er sagte das dermaßen humorlos, dass man es ihm beinahe abkaufte.  

"Spaß beiseite." Sagte er humorlos. "Die Gesellschaft der Magier ist sehr komplex. Es gibt Magier die ein relativ normales Leben führen, arbeiten gehen, eine Familie gründen... Und dann gibt es Magier die eine Aufgabe innerhalb der Gemeinschaft ausüben. Lenken, kämpfen, forschen, bewachen... Das schließt sich auch  nicht vollkommen aus, aber alle Magier verzehren sich nach arkanen Wissen, deshalb schließen sie sich auch zu Kabalen zusammen um sich in ihren Zielen zu unterstützen und sich gegenseitig zu schützen."

Beth seufzte. Wie lange würde sie denn nun noch mit dämlichen Harry-Potter-Anspielungen traktiert werden? Sie schätzte die Reihe noch nicht mal besonders....

"Wie funktioniert das eigentlich mit diesen Kabalen? Proxy meinte nur, dass es es... Kleingruppen sind, die in etwa das - gleiche wollen...", fragte Beth weiter.... bevor wieder dieses peinliche Schweigen zwischen ihnen stand.

Er musterte sie kritisch während sie seufzte.

Dann zuckte Galen mit den Schultern.

"Kommt auf die Kabale an. Manche sind Zweckgemeinschaften, andere Magier-WGs und dann sind da noch okkulte Vereinigungen, die politische oder magische Ziele verfolgen." erwiderte er gelangweilt.

"Entschuldigung, dass ich frage", rutschte ihr etwas patzig heraus, worauf sie die Zähne fest zusammen biss. Oh Mist... jetzt bin ich echt auf dem besten Weg jeden Magier zu verärgern, den ich treffe...

Erneut zuckte er - gelangweilt oder gelassen, das war schwer zu sagen -die Schultern.

"Entschuldigung angenommen." erwiderte er neutral. Ein Augenblick verstrich. "Wenn auch unnötig. Weitere Fragen?"

Beth atmete noch einmal durch. Dann... meldete sich ihr Magen knurrend zu Wort und erinnerte sie daran, dass sie normalerweise bereits zwei Pausen mit Snacks hinter sich gehabt hätte. Das war doch mal eine Frage...
Mit einem leichten Lächeln sagte sie:

"Kommen wir zu den lebenswichtigen Fragen: glaubst du ich darf hier die Küche und etwas zu essen suchen?"

"Davon gehe ich doch aus." erwiderte er. "Wir könnten Proxy fragen, wo sie ist." bot er an.

"Wenn wir ihn dann nicht bei den furchtbar geheimen Computerdingen stören, die er für dich erledigt...?", fragte Beth grinsend zurück.

"Guter Einwand. Die Küche findest du sicher alleine." erwiderte er schmal lächelnd und erhob sich aus dem Schneidersitz, klopfte Falten aus seiner Hose und fasste sie in den Blick.

"Ich sage dir eine Nummer unter der du mich erreichen kannst. Falls sie dir entfällt, kannst du dich ja an diesen Moment erinnern."

Er zählte einige Zahlen auf.

Schnell rappelte sie sich ebenfalls hoch und zog den Pulli grade. Gedanklich wiederholte sie die Nummer noch einmal. Sie hatte immerhin auch nicht vor sie einzuspeichern... dann nickte sie sacht.

"Danke für...", begann sie... und brach wieder ab. Sie biss sich in die Lippe... und umarmte Galen dann kurz entschlossen, ließ ihn aber quasi sofort wieder los.
"Sorry", flüsterte sie mit leicht roten Wangen, drehte sich schnell um, ging zu Tür... drehte sich doch noch kurz um und sagte bemüht unbeschwert lächelnd:

"Man sieht sich!"
Und verließ den Raum...