Heimkehr

Wieder sah er die Welt durch die Augen des Goetias, denn von dort aus hatte er einen besseren Blick auf den Beobachter, ohne das er bemerken konnte, dass er ihn ebenfalls beobachtete.

Er wollte keine Aufmerksamkeit erregen, also verzichtete er auf all das magische Bramborium, konzentrierte sich nur auf das, was der Tod ihm wohl über den Beobachter offenbaren würde - aber ohne die Hilfen und Gedächtnisstützen misslang ihm der Zauber. Ihm fehlte es einfach an dem nötigen Halt.

Der Goetia sah Phobos stirnrunzelnd an.

"... ich sagte: Sieht nicht aus, als wäre da jemand überstürzt abgehauen."

Vielleicht erkannte Sh'aoc den leeren Blick Phobos'. Vielleicht auch nicht.

In jedem Fall antwortete er erneut nicht, als er versuchte den Zauber ohne jegliche Hilfsmittel zu meißeln. Doch sein letzter Stoß ließ den Zauber auseinander brechen und zerstörte das Werk.

Es begann dem Wesen zu dämmern, und es sah sich nun wortlos in der Umgebung um.

Langsam wurde er nervös... In seinem Geiste atmete er tief durch.

Er stellte sich vor, wie sich die Welt verdunkelte, kalt wurde... Sich Eiskristalle vor den Augen des Goetias formten durch die er hindurchsah.

Dann endlich, wirkte der Zauber.

Er spürte wie der Zauber wirkte und er in die Seele des Mannes blicken konnte. Es war eine kräftige Seele, in die verdichtet war und sich dem Blick entzog. Er erkannte nicht viel - bemerkte aber jenen sich unendlich weit anfühlenden Teil, der eine erwachte Seele markierte.

Dann war er wieder ganz in sich, drehte sich um und sah in die Richtung des Mannes. Die okkulten Geheimnisse dieser Gestalt sah er vor sich, wie in Stein gemeißelt. Er stellte sich vor, wie er über den Stein mit seiner Hand fuhr und sie in sich aufsog, die Metaphern entschlüsselte. Er wusste, was er war und was er wollte, wie er eben auch wusste, dass eine Basalttür aus Basalt war.

"Was ist dein Begehren" fragte er auf der alten Sprache.

Spoiler:

Der Mann hob reflexartig abwehrend einen Arm. Phobus spürte einen Widerstand gegen seinen Zauber... wie als würde er eine Tür aufdrücken wollen, die jemand von Innen zuhielt.

Spoiler:

Der Zauber prallte nach einer kleinen Rangelei an der Tür ab. "Spätestens jetzt ist die Katze wohl aus dem Sack." entschied Richard.

"Der Mann dort vorne beobachtet mich und ist erwacht." Er fasste ihn fest in den Blick und ließ die Arme locker fallen, gab sich Mühe eine möglichst passive Körperhaltung an den Tag zu legen.

Er ließ den Arm sinken und atmete einmal durch. Dann verharrte er in abwartender Stellung - bedrohlich wirkte er nicht. Langsam ging er nach ein paar Atemzügen auf Phobus zu.

In einer abwartenden Position verharrte er.

"Du verhältst dich ruhig." verlangte er von dem Wesen im Zwielicht. Richard blieb ansonsten selber still. Der Schildzauber schützte ihn vor etwaigen Angriffen und mit seiner schlimmsten Angst als so mächtigen Verbündeten konnte ihm wenig passieren.

Er kam auf etwa zwei Meter heran und sah sich dezent um. Passaten gingen vorbei, beachteten sie aber nicht weiter. Sie sahen ja auch nicht anders aus als zwei vielleicht leicht exzentrische Leute, die sich zufällig getroffen haben und nun ein Schwätzchen hielten.

"Oookay, sieht aus, als hättest du mich entdeckt."
Er lächelte leicht und nickte dann zu Sh'aoc.

"Deiner? Ich wäre dankbar, wenn er... etwas Abstand halten könnte."

Phobos nickte langsam. Er konnte ihn also sehen - Dies war das zweite Zeichen, das dafür sprach, dass sein Gegenüber über die Gedanken herrschte.

"Tu uns den Gefallen." bat er Sh'aoc. "Aber ich möchte dich in Sichtweite behalten. Und tu nichts, das ich nicht auch tun würde." Er musste schmunzeln - immerhin kam er aus seinem Kopf.

"Das ist Sh'aoc. Ich bin Phobos." stellte er sich und seinen Goetia vor.

"Angus", stellte er sich knapp vor und musterte ihn neugierig.

"Also..."
Er schaute zur Bar.

"Was genau machst du hier?"

"Ich suche Anschluss." entgegnete er ebenso knapp. "Du bist erst der Zweite, den ich kennen lernen darf... Der Erste empfahl mir diese Bar."

Er warf einen Blick auf das Schild der Bar. Ob er zu dem Konzil, oder den Angreifern gehörte, hätte ihm vielleicht der geconterte Zauber verraten. So blieb er möglichst vorsichtig.

"Anschluss? Soso."
Er nickte langsam, wirkte aber ebenfalls vorsichtig.

"Und wer war dieser Erste?"

Er registrierte das Gefühl der Vorsicht... auf Angus. Irgendetwas wirkte bei ihm.

Der neue Zauber in Angus Aura gefiel ihm ganz und gar nicht. Aber er versuchte sich davon nichts anzumerken - Diese Unstimmigkeit bemerkte Angus natürlich sofort auf magischem Wege. Anders als die Worte, die Phobos sprach:

"Ein Apostat." erklärte Phobos. "Er nennt sich Lovecraft. Falls du ihn kennst, verstehst du vielleicht, warum ich nach Anderen suche. Falls nicht, erklärt der Name der er trägt und mir gab genug." sprach er mit Galgenhumor in der Stimme.

"Lovecraft? Da klingelt irgendwas... ein verbannter Libertin, oder?"

Er sah sich wieder um.

"Vielleicht sollten wir von der Straße weg. Zu viel Aufmerksamkeit hier."

"Versteh mich nicht falsch - ich bin echt froh wen gefunden zu haben." Er sah zum zerstörten Fenster.

"Aber hier war scheinbar ein Angriff gewesen, ich hab keine Ahnung wer du bist und zu welcher Seite du gehört hast. Der Schutz der Öffentlichkeit sagt mir im Moment sehr zu."

Er dachte kurz nach.

"Wir könnten dieses Gespräch nonverbal fortführen." schlug er vor.

Er nickte milde anerkennend.

"Vorsichtig... tja, darüber kann ich mich kaum beschweren. Wie wäre es mit einem Café? Das wäre in der Öffentlichkeit, aber man würde nicht so exponiert vor einem Magier-Hotspot stehen."
Er zwinkerte schelmisch.
"Ich zahle auch."

Er schüttelte auf den Vorschlag hin den Kopf und rückte die Sonnenbrille zurecht.

"Nichts für ungut, aber ich finde Telepathie ein bisschen zu intim bei einem ersten Treffen."

"Das Angebot nehme ich gerne an." willigte er ein. Kurz dachte er nach, ob er noch anbieten solle, auf der hohen Sprache zu sprechen - Kein Schläfer würde zuhören können und belügen könnten sie einander auch nicht. Aber das war ja wohl noch intimer.

"Gut, das freut mich. Wie wäre es mit dem da hinten?"
Er deutete die Straße hinunter, die Richtung, aus der Phobus gekommen war. Da war tatsächlich ein Café mit Plätzen draußen auf dem breiten Bürgersteig und drinnen. Viele saßen draußen und genossen die Sonne.

"Dann kann ich von da auch ein bisschen den Laden hier im Auge behalten."
Angus deutete mit dem Daumen auf das Ugly Truth, dann schickte er sich an, loszugehen.

Richard sah noch einmal zu Sh'aoc um sicher zu gehen, dass es ihm folgte. Dann folgte auch er diesem Angus und nahm auf einem Stuhl, gegenüber von ihm im Café Platz.

Der Goetia hatte sich ins Ugly Truth verzogen und folgte mit einem Abstand. Im Café verdrückte sie sich in eine Ecke.

Angus suchte einen Platz möglichst weitab und winkte eine Bedienung heran.

"Einen Café Latte für mich bitte."

Nachdem auch Phobus bestellt hatte, räusperte er sich.

"Also, ich fasse nochmal zusammen. Du bist noch ein bisschen ein Frischling und hast bei dem verbannten Apostaten Lovecraft ein paar Dinge gelernt. Jetzt suchst du Anschluss... an was genau eigentlich? Das Konsilium? Das Assembly? Was ganz anderes?"

"Kaffee. Schwarz." bestellte sich Richard.

Die Bedienung war fort. "Ein Verbannter hat kein besonders gutes Bild von den Orden." stellte er fest. "Und das vermittelt er auch an seinen Schüler. Aber der Schüler ist nicht so dumm, jedes Wort eines verbitterten alten Mannes für bare Münze zu nehmen und will sich lieber selbst ein Bild machen."

Er sah kurz zu dem Goetia. "Vor allem suche ich nach neuen Lehrmeistern, die mir neue Perspektiven ermöglichen."