Heimkehr

"Kein Problem! Ich dachte nur, hey, warum kommt der Herr nicht rein", spielte der andere das ganze herunter und kam dann zum Geschäftlichen.

"Unsere Preise sind sehr fair, und wir bieten neueste Modelle zu sensationellen Rabatten, wenn Sie sich für einen Vertrag bei einer der führenden Mobilfunkanbieter entscheiden", spulte er sein Verkaufsprogramm ab. Wahrscheinlich stand in seinem Vertrag, dass er das so sagen musste.

"Ältere Modelle sind hier."
Er deutete auf einen kleinen Bereich an einer der Regalwände.
"Die sind natürlich sehr preiswert. Sie wollten prepaid, ja?"

"Ja, wollte ich." erklärte er und guckte schnell nach einem billigen Klapphandy, das nicht einmal Internetzugang hatte. "Das wäre vollkommen ausreichend." erklärte er.

"Mein kleiner Bruder fährt zum ersten Mal auf eine Pfadfinderfreizeit und meine Eltern baten mich, ihm dafür ein Handy zu kaufen, das ruhig kaputt gehen kann, weil ich sowieso los wollte."

Er nickte verstehend.

"Ja, da ist so ein Modell natürlich optimal. Bloß, dass da diese ganzen neuartigen Apps nicht drauf laufen. Da gibt es ja einige Angebote - Jugendschutz-Anwendungen, und welche womit man das Handy im Notfall von einem PC aus orten kann."

"Charles hat schon ein vernünftiges Handy - Immerhin schon das Fünfer. In seinem Alter reicht das." sagte er entschuldigend. "Das Verkaufsgespräch können Sie sich für mich aufsparen.", zwinkerte er - und blickte dabei schnell zur Goetia.

"Ich möchte weder ein Apple, noch ein Samsung." erklärte er. "Das ist mir als Pre-Paid dann doch zu teuer in der Anschaffung. Vielleicht so ein Huawei?"

Sh'aoc durchsuchte gerade Zimmer im Erdgeschoss des Hotels.

Der Verkäufer lächelte verschmitzt.

"Na gut, Sie wissen was sie wollen. Dann also vielleicht ein Samsung gt für den jungen Mann? Das ist so ein einfaches Klappmodell."

Ein paar Schritte weiter waren Smartphones.
"Und da gibts natürlich auch ein paar günstigere Varianten."

Phobos wurde innerlich etwas ungeduldig.

"Ist in Ordnung." sagte er. "Ich sags Ihnen, wie es ist. Ich habe gerade 200 Dollar." erklärte er. "Und möchte keinen Vertrag und keine Ratenzahlung." Er wirkte etwas abgehackt - aber vielleicht wäre auch jemand, der Probleme mit so etwas hatte, auch schnell gestresst. "Und dafür möchte ich zwei Pre Paid-Handys kaufen. Ein Billiges und eins mit Internetanbindung."

"Alles klar!"

Er zog nun tatsächlich einen Taschenrechner hervor.

"Wieviel Guthaben jeweils auf die Karten?", fragte er. Sobald Phobos ihm das sagte, tippte er herum und fing dann an Boxen aus den Regalen zu ziehen und neben der Kasse aufzustapeln.

"Okay, dann haben wir einmal das... und das... ja, und die Karten. Das macht dann 195 Dollar und 89 Cent."

Richard nahm die Handy Packungen entgegen, legte die 200 Dollar auf den Tresen. "Stimmt so. Für den Service. Vielen Dank."

Und dann war der Kauz auch schon zur Tür raus und war hoffentlich bald vergessen. Und lief zügigen Schrittes zum Wagen, setzte sich rein - und prüfte nach, was sein Goetia die letzten Minuten getrieben hatte.

"Danke, Sir."

Er lächelte freundlich, bis Phobos den Laden verlassen hatte.

"Komischer Typ. Naja."
Er zuckte mit den Schultern und steckte das Trinkgeld ein.


Sh'aoc befand sich in einem Waschraum. Große, fahrbare Wäschekontainer standen hier in Reih und Glied und eine Front aus industriellen Waschmaschinen rödelte im Hintergrund. Da war die Hausdame, die gerade eine der Maschinen mit neuer Bettwäsche fütterte.

Er hatte das Radio laut angemacht.

War das die Frau von vorhin? Ganz sicher war sich Phobos nicht. Er konnte das Gesicht gerade nicht richtig erkennen. Aber das war egal. Wenn der Tot sie holen würde, wäre sie auch gesichtslos.

"Zeige mir den Schatten." befahl er laut - über das Geheul eines Countrysängers.

Die Welt vor seinen Augen verfinsterte sich und er sah direkt in die Seele. Er sah das, was von ihr übrig wäre, wenn alles Leben aus ihr gewichen wäre und nur noch Schatten und Staub verbliebe.

In diesem Raum der Dunkelheit sah er die Seele eines Schläfers. Keine der Marken sagte etwas über das erwachen dieser Seele, oder das sie irgendetwas anderem als einem gewöhnlichen Menschen innewohnte.

"Gut gemacht." murmelte er. Als kleines Dankeschön wollte er der Ghoetia ein gönnerisches Gefühl schenken - so als hätte er sich gerade bei ihm bedankt...

Er fing an den Zauber zu weben, das Konzept war allerdings zu abstrakt und so scheiterte er bei der Vorstellung des Zaubers und damit fehlte es am Willen, den Zauber hier herbringen.

"Na, auch egal!", seufzte er. Und fuhr zurück in sein Hotel.

Da Sh'aoc nichts mitbekam, hing er weiter in der Näher der Zimmerdame herum - und das war auch alles, was er sehen konnte, sollte er nochmal durch die Augen seines Vertrauten sehen.

Er kam danach wohlbehalten wieder am Hotel an und betrat die Lobby.

Richard ging zurück in sein Zimmer.

Seine Vorsicht ließ ihn als erstes den Raum nach Wanzen scannen.

Entspannt legte er sich auf das Bett, legte sich die bleierne Münze, spürte die Schwere der Münze auf seinem Lid und spürte den einzigartigen Eigenschaften der Münze nach - suchte dann nach der Idee einer Wanze im höheren Reich und murmelte kurz.

"Finde Ding.", murmelte er.

Dann spürte er, ob es Wanzen in seinem Raum gab. Lange wirkte der Zauber nicht und so würde er nur die grobe Richtung wissen.

Der Zauber schlug nicht an - er konnte nichts von der gewünschten Substanz-Zusammensetzung finden.

Etwas beruhigt nahm er die Münze vom Auge und ließ sie einen Moment lang geschlossen.

Im Hintergrund lief noch immer der Fernseher.

"Genug Frau beobachtet. Geh doch wieder zum Fernseher nach oben..." suggerierte er dem Goetia ein, umspülte den Felsen seines Bewusstseins mit klarem Wasser, bis er davongetragen wurde.

Es dauerte nicht lange, dann schraubte sich der Goetia durch den Boden des Hotelzimmers hinein und floss auf das Bett.

"Und? Was hatte das jetzt alles für einen Sinn?", fragte sie gelangweilt und schaute zum Fernseher.

Richard machte Sh'aoc etwas Platz auf dem Bett.

"Ich musste wissen, ob sie eine Schläferin ist." entgegnete er gelassen. Im Fernseher lief gerade eine Doku.

Er seufzte kurz schwer. "Ich muss dringend routinierter in Telepathie werden. Hier in der Stadt ist das wirklich notwendig."

"Aha... und... weil sie eine Schläferin ist darf sie ruhig in unseren Sachen rumwühlen?", fragte er spitz.

"Privatsphäre ist heute echt dein Thema, was?" gab er ebenso spitz zurück. "Dir war es ja scheinbar auch egal."

Er deutete ein Schulterzucken an.

"Interessiert mich nicht wirklich, ist ja nicht mein Kram, den die durchwühlt hat."

Die Goetia schaute weiter, was im Fernsehen lief und kicherte dann leise - und tief.

"Vielleicht arbeitet die für deinen neuen Freund."

Phobos ächzte gequält.

"Das wollte ich ja herausfinden. Wanzen sind hier aber keine." Er sah sich im Raum um. "Und wirklich Persönliches habe ich hier auch nicht. Wenn ich das Schild nicht an der Tür angebracht hätte, würde ich mir wesentlich weniger Gedanken machen."

Er kratzte sich am Kopf.

"Was passiert eigentlich, wenn ich sterbe mit dir?" fragte er dann, recht unvermittelt. "Existierst du nur in meinem Oneiros und vergehst dann einfach, oder gehst du dann in den Temenos über?"

"Aha, keine Wanzen. Dann ist ja alles gut", gab sie ironisch zurück.

Bei der Frage drehte er dann doch den Kopf zu Phobos.

"Wenn du stirbst? Ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich treibe ich noch eine Weile in dieser Welt herum, bevor ich mich auflöse. Willst du es ausprobieren? Dann hätte ich vielleicht noch zwei, drei schöne Tage ohne deine ständige Kontrollsucht."

Phobos verdrehte die Augen.

"Da will ich einmal auf Eigenbedarf klagen..." beschwerte er sich. Er winkte ab.

"Was würdest du denn mit der neugierigen Frau machen?" wollte er wissen. "Wenn sie geschnüffelt hat, dann nur, weil sie jemand angestiftet hat. Jemand, der sich gerade absichern will und wissen will, wer ich bin. Da gibt's auch ganz andere Methoden." meinte er. "Apropos... ich sollte den Raum dann mal auf Magie scanen."

Und das tat er dann auch.