Feeling Good

"Megan hat mir sehr deutlich gemacht, ich sei nicht gut genug für dich, ich würde dein Herz brechen und dich nur ausnutzen... Und solle deshalb die Finger von dir lassen." erklärte Rob, der sich ihr nun wieder zu wand. "Ihre Ängste sind natürlich nicht ganz unbegründet." gab er zu bedenken.

Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen.

"Was soll das denn heißen? Nicht ganz unbegründet?"

"Das heißt, dass ich einen entsprechenden Ruf habe." erklärte er und versuchte beruhigend zu klingen. "Das heißt nicht, dass ich ihren Rat beherzige und dich nicht einmal mehr mit dem Arsch angucke. "

Die Anspannung, die in ihrem Gesicht lag, nahm ab.

"Achso... dein Ruf. Naja... das lässt sich wohl nicht ganz vermeiden beim Rock'n'Roll, was? Da kann man kein monogamer Langweiler sein."
Sie seufzte.

Rob hob kurz die Augenbrauen.

"Patricia." begann er langsam. "Pass auf. Ich will ehrlich mit dir sein, weil das wichtig ist... Wir kennen uns noch nicht lange und ich hab keine Ahnung, wie es mit uns ist, wenn wir uns erstmal kennen gelernt haben." Er lächelte sie an. "Ich will dir nichts versprechen, außer das hier: Ich würde Megan gerne Lügen strafen, okay?"

Wieder schenkte er ihr ein aufbauendes Lächeln. "Und du versuch einfach mich zu sehen und nicht den Bühnen-Rob oder den aus der Presse. Dann werden wir viel Spaß miteinander haben, gebongt?"

Sie nickte.

"So seh ich das auch."

Sie grinste diebisch.

"Mal sehen, wer am Ende Recht behält... Megan oder du. Naja, ernsthaft, ich sollte wohl mal mit ihr ein ernstes Wort drüber reden. Ich glaub ich kann schon ganz gut auf mich aufpassen... und ich bin ja auch kein kleines Mädchen mehr, das von seiner großen Schwester beschützt und betüddelt werden muss."

Rob zuckte mit den Schultern, grinste dann aber ebenso diebisch.

"Mach ihr einfach klar, dass ich der Toyboy bin - und es nicht andersrum ist, kay? Immerhin bist du die Karriefrau von uns beiden und hast mich verführt, oder?"

Sie lächelte verschmitzt.

"Tja... das wüsstest du wohl gerne, was? Hmmm... wenn du dich doch nur erinnern könntest."
Sie sah ihn gespielt mitleidig an.

"Du hast mich nicht ins Taxi gesetzt. Also bist auch du schuld." Verspielt tippte er ihr bei den Anreden jeweils kurz auf die Brust.

Sie schnalzte mit der Zunge.

"Die Schuldfrage klären wir noch. Ich hab jetzt noch ein paar Dinge zu erledigen... war gerade einkaufen, hab aber natürlich die Hälfte vergessen."

Sie wendete sich Richtung Ausgang.
"Soll... ich dir was bestimmtes mitbringen?"

"Schokolade wär geil." entgegnete er zwinkernd. "Von allem anderen, hab ich nach gestern wirklich genug." Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Danke, Honey."

Sie strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Alles klar.. Zuckerschnäuzchen."
Und mit einem irren Kichern flüchtete sie durch den Haupteingang.

"Zuckerschnäuzchen..." flüsterte er ihr kaum hörbar hinterher und schüttelte belustigt den Kopf. 'Wenn das irgendeiner aus der Band gehört hätte.'

Mit diesem Gedanken sah er ihr noch kurz hinterher und machte sich daran, den Rest aufzubauen. Der Soundchek würde auch nicht mehr lange auf ihn warten können.

Er konnte noch ein bisschen beim Aufbauen helfen, dann mussten erstmal alle ein wenig warten, während Mike die technische Einrichtung machte.
"Fünf Minuten bis zum Soundcheck", verkündete er.


Ein geziertes Räuspern neben ihm zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Megan hatte sich neben ihm aufgebaut.

"Ich sehe, du hast dich entschieden, meine Warnungen in den Wind zu schlagen."

"Ganz im Gegenteil." entgegnete er. "Ich werde deinen Rat beherzigen und sie nicht benutzen und wegwerfen, sondern sie wie Menschen mit Würde behandeln, der sie auch ist." Er lächelte entschuldigend. "Tut mir Leid."

Sie rollte übertrieben mit den Augen.

"Wers glaubt wird selig."

Sie verschränkte die Arme.

"Ich werde dich im Auge behalten. Und du wirst Scheiße bauen mit ihr. Und wenn das passiert..."
Sie deutete auf Mike, der einige Kabel testete.
"Dann werde ich dich dreimal so hart rannehmen wie diesen kleinen Trottel da."

Sie schaute ihn mit einem hämischen Lächeln an.
"War der eigentlich schon immer so ein Bückstück? Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie er in der Schule der Fußabtreter für jeden Vollidioten war."

Rob ließ sie reden... Als es jedoch gegen Mike ging, wurde es ihm dann doch zu viel.

"Du und ich, Megan. Wir haben wenig gemeinsam... Aber wir sind beide sehr beschützend, was unsere Freunde angeht." stellte er fest. "Wie war denn deine Anfangszeit hier in der Schwesterschaft? Kann mir lebhaft vorstellen, wie du da der Fußabtreter warst, für jeden Vollidioten hier." wiederholte er schon wieder etwas, dass sie sagte. "Die Mädels tun viel, um dazu gehören zu dürfen, nicht?"

Sie seufzte.

"Warst du in einer Verbindung? Ah... hast du überhaupt studiert?"
Sie gebärdete sich übermäßig mitleidig.

"Du hast keine Ahnung. Abgesehen davon bin ich eine Legacy. Meine Mutter und ihre Mutter vor ihr waren schon Tau Epsilons. Ich hatte keine Pledge-Phase."

"Oh, das freut mich aber für dich." stellte er trocken fest.

Sie zuckte mit den Schultern.

"Tja, sorry, dass ich deinen Wünschen nicht entsprechen kann. Ich war eben nie ein schwächlicher Verlierer... und das wirst du auch noch zu spüren bekommen."

Sie schaute zur Bühne.

"So gerne ich mich auch mit dir unterhalte, der Soundcheck fängt gleich an."
Sie grinste bösartig.
"Bei der guten Bezahlung, die euer Manager euch erstritten hat, sollte das Konzert bestens vorbereitet sein. Wäre doch schlimm, wenn morgen in der Zeitung stünde, wie Savage Sorrow hart abkacken."

"Keine Sorge. Der Redakteur ist ein guter Freund von mir." meinte er mit ironischen Unterton. "Einmal die Woche geh ich mit ihm golfen und wir teilen uns sogar die selben Unterhosen. Rosa Feinripp."

Er seufzte nochmal theatralisch. Dann stiefelte er kopfschüttelnd zu Mike.

Der Soundcheck verlief ganz normal. Inzwischen waren bereits einige erste Verbindungsfremde, zumindest dem Anschein nach, angekommen. Die Band wurde nach dem Soundcheck in ihren Backstagebereich verbannt - schließlich sollte das Mysterium der Rockband nicht zerstört werden, indem sie dem Publikum schon vorher als 'normale' Menschen begegneten.

Rob legte sich auf eine der Couchen hin und schloss die Augen.

"Und?" fragte er belustigt, kaum dass er lag. "Ist sie den Jimmy wert?" fragte er mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen.

Der Bassist zuckte mit den Schultern.

"Wenn man ihr dummes Gequatsche und ihre eiskalte Art ignoriert: 100 wert! ich werds versuchen!"
Allgemeines Gelächter.