Feeling Good

Was war gestern Abend gelaufen? Da waren diese Mädels gewesen. An die erinnerte er sich noch - und das er sich mit Toni irgendwo treffen wollte. Außerdem war er sich sicher, irgend eine Frau angerufen zu haben und mit ihr über sein Leben gesprochen zu haben... Aber ob das Mary, Patricia, seine Mom, oder seine Therapeutin war, wusste er jetzt auch nicht mehr. Auch nicht, wie die Angerufene reagiert hatte - oder ob er einfach nur mit einem abgeschalteten Handy gesprochen hatte.

In jedem Fall ging es ihm hundsmiserabel...

Stechende Kopfschmerzen, übler Geschmack im Mund, eine Kehle so rau wie Sandpapier. Kaum hatte er das registriert, wurde ihm schlecht. Vielleicht war ihm auch schon schlecht gewesen und er merkte es jetzt erst.

Er lag mit dem Kopf in einer... war das eine Basedrum? Ihm war kalt - was vielleicht daran lag, dass er nackt war. Irgendwoher kam ein rhythmisches, tiefes Schnarchen. Es war halbdunkel. Es stank nach verschüttetem Schnaps, ein Geruch, der sofort Brechreiz verursachte.

Rob schluckte verzweifelt und rang darum, nicht in die Basedrum zu kotzen...

Er hob seinen Kopf und schlug ihn an das Drumset an. Der Krach ließ seinen Schädel explodieren... Und mit ihm entleerte sich sein Inneres auf dem Boden.

Das half schon einmal... es ging ihm eine Spur besser.

Das war jetzt schon das zweite Mal diese Woche... Er hatte es schon wieder vollkommen übertrieben. Aber um sich darum jetzt Gedanken zu machen, fehlte ihm leider die Konzentration.

Er war in einem... Bandprobenraum? Es war jedenfalls nicht der von Quicksilver Records, das sah er mit. Jetzt stank es auch noch nach Kotze. Ein Set Verstärker stand in einer Ecke. In der anderen lag der Bassist von den Monkeys auf dem Rücken und schnarchte. Bis auf seine schwarzen Socken hatte er nichts an, sein Bass hing seitlich an ihm, die Schlaufe noch um die Schultern. Instrumente, Schnapsflaschen, Bierdosen, Gläser lagen überall verstreut. Kalter Zigarettenqualm hin auch in der Luft.

"Fuck." ächzte das neuste Mitglied der Naked Guns 2.0 - auch wenn er den Zusammenhang noch nicht vollends geblickt hatte...

Vorsichtig - um auf keinen Fall Krach zu machen, schritt er durch den Raum. Kleidung - oder zumindest eine Unterhose war, was er jetzt brauchte. Wo zur Hölle war sein Kram?

Kleidung war nirgends in dem Zimmer zu sehen. Dafür eine Menge Restalkohol und überquellende Aschenbecher. Und wie er so durch den rum ging, stellt er fest, dass ihm einfach alles weh tat. Der harte Boden, auf dem er völlig verrenkt gelegen hatte, musste Schuld sein.

Die Tür war nur angelehnt.

Spoiler:

"Fuck... Fuck... Fuck..." ächzte er immer weiter, während er auf die Tür zu torkelte. Durch den Spalt lukte er nach draußen... Dabei bedeckte er schon in weiser Vorausschau seine Augen mit seinen Händen.

Der andere Raum war ebenfalls halbdunkel. Es war ein kleiner Wohnraum, ähnlich wie bei ihnen. Auch hier sah er Anzeichen völligen Chaos. Jemand lag nackt und auf dem Bauch auf einer der zwei Sofas. Es war Thomas.

Von Klamotten irgendeiner Art war auch hier nichts zu sehen.

"Wixxer." schimpfte er über Thomas, der auf dem gemütlichen Sofa geschlafen hatte. Zum ersten Mal fragte sich Rob, warum ausgerechnet er an den Drumms gesessen hatte. Und warum sie alle nackt waren.

Er schritt - nein dümpelte - auf Thomas zu und rüttelte ihn sanft an der Schulter wach. "Thomas." flüsterte er. "Thomas..."

"Mmmmmhhmmm- grrrmlrmghRR!", machte Thomas und drehte sich instinktiv weg. Dann zuckte er.

"Aaaaauuu..."
Stöhnend presste er sich eine Hand an die Stirn und räkelte sich etwas. Er schlug die Augen auf.

"GOTT!", entfuhr es ihm erschrocken, als er Rob sah. Er drehte sich leicht.

"Was zum Geier ist los? Und warum hast du nix an?"

Rob hielt sich kurz die Schläfen, als Thomas aufschrie. "Fuck... Fuck..." ächzte er.

"Ähm..." machte er als Antwort der Frage. "Guck dich mal an."

Langsam schaute er an sich selbst runter.

"Oh."

Umständlich eierte er auf dem Sofa herum, bis er die Füße an den Boden bekam und eine stabile Sitzposition fand. Er rieb sich die Schläfen.

"Scheiße, mein Kopf... Alter! Nie wieder Alkohol!"

Rob setzte sich ihm gegenüber auf das andere Sofa. Langsam ergab alles Sinn.

"Nie wieder Naked Guns!" stimmte er zu. "Ich bring meine Mutter um." versprach er sich und legte seinen Kopf in die Hände.

Bei Thomas dämmerte es langsam.

"Scheiße, stimmt! Deswegen keine Klamotten."

Er rieb sich das Gesicht.
"Alter, du hast echt krumme Ideen. Ist noch wer von den anderen da? Ich meine mich an Charlie und Damien zu erinnern."
Charlie war der Bassist, Damien eher ein Freund der Band.

"Charlie liegt hinten auf dem Boden und pennt." antwortete er. "Aber viel wichtiger: Wo sind unsere Sachen?"

Rob kam eine Idee.

"Habt ihr hier ein Telefon?"

Er schaute sich mit trübem Blick um.

"Keine Ahnung...nee, Telefon lohnt sich hier nicht."

Er fummelte etwas aus der Sofaritze.
"Aber hey, hier ist mein Handy... hat nicht mehr viel Akku. Wen willste denn anrufen?"

"Na, mich." meinte Rob knapp.

"Oh... okay."
Er tippte herum und legte das Handy dann neben sich. Man hörte nichts.
Abgesehen von dem Wohnraum und Spielraum gab es noch ein kleines Bad.

Rob kraxelte hoch... Die Tür zum Bad öffnete er langsam und sehr vorsichtig, damit ihn die Sonnenstrahlen nicht verbrennen konnten.

Die Gefahr bestand nicht, da das Bad kein Fenster hatte. Aber er hörte da ein leises Summen von unter dem Waschbecken.
Da war ein kleiner Schrank, eigentlich nur für Klopapier, aber jemand hatte da ein wüstes Knäuel aus Klamotten reingequetscht. Ein paar Klopapierrollen fielen direkt heraus, als er die Schranktüren aufmachte.

"Gott sei Dank." Rob war nicht gläubig... In ein paar ungeschickten Bewegungen kramte er alle Kleider aus dem Schrank. Bevor er sich jedoch anzog, wusch er sich den Mund aus. Das tat schon einmal gut.

Erst dann suchte er die Anziehsachen zusammen, von denen er annahm, dass es seine waren und zog sie an.

Bei dem Blick auf sein Handy, prüfte er, wie spät es eigentlich war.

Es war 12:37.

"Na immerhin." seufzte Rob. "Dann komm ich noch pünktlich zum Check-In."

Die Verabredung mit dem Drummer hatte er - zum Leid seines Bandmitglieds - vergessen. Wenn der aber nicht auf den Kopf gefallen ist, würde er ihn vorher anrufen. Immerhin wusste er, dass Rob gestern unterwegs gewesen war.

Den Rest der Kleidung trug er aus dem Bad heraus und ließ sie auf Thomas fallen.

Ebendieser hielt sich die einfach nur die Rübe.

"Danke", meinte er abwesend, als er von Klamotten überschüttet wurde.

"Du solltest ihn da drinnen besser wecken." schlug Rob vor. Kurz dachte er nach... Dann ging er erneut ins Bad, schnappte sich eine Rolle Klopapier, Handtücher und kümmerte sich um die Kotze bei den Drumms.