Feeling Good

Er schüttelte den Kopf. Rache konnte süß sein. Und eine Horde Rocker auf Misses Frozen los zu lassen, war Zucker.

Rob schnappte sich auch etwas Equipment und schleppte es mit der Band hinein. Irgendwie den Gig durchstehen, war jetzt zunächst mal das Ziel.

Megan führte sie schweigend zu einem kleinen Zimmer im Erdgeschoss in der Nähe des großen Wohnsaals. In dem Saal konnte man schon die Bühne sehen, die sich vor Kopf erhob.

Das Backstage war bis auf zwei Tische und einige Stühle leer. Megan blieb neben der Tür stehen, während die Band ihre Brocken ablud.

"Welche Art von Getränken hättet ihr denn gerne im Lauf des Abends?", fragte Megan in die Runde.

"Schnaps!", tönte Toni. Megan lächelte, aber ihre Augen blieben kühl.

"Schnaps gibt es nach dem Konzert", stellte sie mit verschränkten Armen fest.

Savage verzog das Gesicht. Was für eine ätzende Frau.

"Dann einmal die Karte des Hauses, bitte." frötzelte er.

Megans Lächeln wurde breiter.

"Es gibt Bier und Wasser. Und Bier erst ab einer Stunde vor Beginn."
Sie strahlte förmlich in die Runde.

"Ich will ja noch was von der Musik."
Dann drehte sie sich um und ging.

Savage knurrte kurz, kaum dass sie weg war.

"Was für ein Goldstück, nicht wahr?" er grinste alle an. "Wer kann sich innerhalb einer Stunde so besaufen, dass er nicht mehr geradeaus laufen kann?"

Simultan hoben alle gleichzeitig die Hand.

"Naja, von Bier muss ich dann aber höllisch pissen", gab Toni zu bedenken und rieb sich den Bart.

"Viel Erfolg Jungs." wünschte er ihnen - und ging erneut zum Van um ein paar Boxen rein zu tragen.

Dass Patricia noch nicht aufgetaucht ist, fand er bisher etwas verwunderlich... Aber Megan hatte ihr scheinbar wirklich den Kopf gewaschen.

Ein paar der Schwestern hatten angefangen, im Wohnsaal die große Fläche vor der Bühne freizuräumen. Eine der verschüchterten Jungschwestern vom letzten Mal brachte ihnen ein Tablett mit Wassergläsern. In der Zwischenzeit hatten Mike und Toni mit der Verkabelung der Verstärker begonnen.

Rob stellte die Boxen ab, ging auf das Tablett-Mädchen zu und nahm sich ein Glas.

"Na, wenn das nicht Cindarella ist." lächelte Rob sie an. "Geht's dir gut?" wollte er wissen. "Und wie heißt du wirklich?"

Nachdem die Gläser verteilt waren, hielt sie das Tablett wie einen Schutzschild vor sich.

"Tammy", meinte sie schüchtern.
"Braucht ihr sonst noch was?"

"Danke Tammy, nichts weiter." lächelte er sie an. "Bleib du selbst, kay?" fragte er sie noch sanft. "Das kannst du am Besten."

Sie lachte nervös.

"Heheheh... okay."
Dann machte sie sich eilig davon.

Was ist nur mit den Leuten hier los?, fragte sich Rob. Aber nicht besonders lange. Das Denken tat mehr weh, als das Schleppen... Also hieß es, weiter schleppen.

Sie waren dem Ende des Aufbaus schon relativ Nahe, als ihm jemand von hinten auf den Rücken sprang. Dunkle Haare fielen ihm ins Gesicht und Patricia lachte ihm ins Ohr.

"Hallooo! Woa!"
Sie beide wankten gefährlich hin und her.

Rob zog schmerzverzerrt die Luft zwischen den Zähnen ein, als sie ihm ins Ohr schrie, fing sich aber.

"Na, wenn da nicht ein Engel angefolgen kommt." meinte er vergnügt. Ließ sie von seinem Rücken, drehte sich, fasste sie an den Hüften und lächelte sie an.

"Wie geht's uns heute, hu?"

"Mir gehts super. Meine neue Lieblingsband spielt heute bei mir im Wohnzimmer."

Sie grinste ihn an und legte den Kopf schräg.
"Na du siehst ja nach einer harten Nacht aus. Wo hast du dich denn rumgetrieben?"

"Im Jagged Rock." erwiderte er freundlich lächelnd, auf wenn die rot geäderten Augen nicht lügen konnten, wie es ihm gerade ging.

"Und jetzt sind wir schon deine Lieblingsband geworden?" Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. "Wir sind nicht mal meine Lieblingsband." erwiderte er grinsend.

"Ach was! Wer ist denn deine Lieblingsband?"

Sie stemmte energisch die Hände in die Hüften.

Rob dachte kurz nach "Kyuss, würd' ich stilistisch sagen." spekulierte er dann. "Von den Texten Tool." sprach er weiter. "Und von der Bühnenshow ist Rammstein ungeschlagen." resümierte er. "Ich kann dir auch noch all meine Lieblingsmusiker aufzählen, aber das muss bis nach dem Auftritt warten." Er lächelte breit. "Nur soviel vorab. Mein Lieblingsakkordeonist ist Louis Vola."

Sie schüttelte lachend den Kopf.

"Ohje, muss ich mir dann nachher nen Vortrag anhören oder was?", spaßte sie ausgelassen.

Spoiler:

Er entdeckte Megan, die vom anderen Ende des Saales mit verschränkten Armen und giftigem Blick zu ihnen herüberschaute.

"Ich fürchte, das musst du." Rob sah zu Megan und winkte ihr zu. Es war die Art Winken, bei der man nur die Hand hob und mit den Fingern wackelte.

"Schau einer mal an. So sehen mich meine Fans sonst nicht an." spaßte er, mit ironischem Unterton... nur für Patricia hörbar.

"Ich hatte eigentlich was anderes vor..."

Sie folgte seinem Blick und runzelte die Stirn.
"Warum schaut Megan dich so böse an?"

"Ich könnte es dir ja sagen, aber du hast mir verboten über deine Schwestern in deinem Beisein zu lästern." meinte Rob etwas bitter "Willst du es trotzdem wissen?"

Sie seufzte und er merkte, wie ihre gerade noch so gute Laune langsam versickerte. Megan drehte sich derweil demonstrativ weg und kümmerte sich um andere Dinge.

"Eigentlich... ach. Ja, komm. Reden wir drüber."