Was riecht denn da so gut....

Eine Zeitlang schaute sich Fay, verträumt die Blumen an. Sie dachte darüber nach wie etwas so schönes, an so einem Ort gewachsen war.

Sie musste diese Blumen mit dem Haus unbedingt zusammen auf eine Foto bekommen. Nochmals Konzentrierte Fay sich und machte dann mit dem Schaudergefühl im Nacken und dem Haus mit den Blumen vor der Kamera, ihr Foto.

Es war schwierig, die Blumen gut zur Geltung zu bringen, weil sie relativ klein waren und das Haus dahinter sehr groß. Es gelang ihr in einer Einstellung den Kontrast zwischen dem verfallenen Hof und den lebendig sprießenden Blumen einigermaßen einzufangen. Aber es war natürlich kein so geniales Photo wie das von der Gasse... auch wenn es für sie selbst vielleicht einen ideellen Wert hatte, wegen des Gefühls...

Zufrieden genug, nahm Fay die Kamera vom Stativ, packte eben dieses wieder ein und machte noch ein paar Fotos in dem sie umherging und das Haus von näherem ablichtete.
Auch die Blumen fotografierte sie noch einmal aus der direkten Nähe.

Sie konnte das Haus vom Hof aus nicht komplett umrunden, da der umzäunte Bereich nur ungefähr um ein Drittel des Hauses herumführte. Aber innerhalb dieses Perimeters konnte sie nach Herzenslust Photos machen... auch wenn ihre euphorische Anziehung sie weiter ziehen wollte. Ins Innere.

Als viele Fotos folgten und wieder Zeit verstrichen war, nahm Fay all ihren Mut zusammen und ging auf die Tür zu.
Sie dachte an den Rat von Chloe: 'Gehen Sie nicht in dieses Haus... wenn Sie das überhaupt vorhatten. Ich glaube es ist egal, ob man an Flüche oder Dämonen glaubt, aber manche Steine sollte man besser nicht umdrehen.´
Sie musste einfach in das Haus hinein, wenn es ihr zu seltsam werden würde könnte sie ja weg rennen. Aber es war ja nicht so, als ob man jedes mal wenn man in ein gruseliges Haus mit einer miesen Geschichte ging, gleich Verflucht wurde oder irgendetwas begegnete.
Fay redete sich gut zu, um genug Mut zu sammeln.

Eine Sache fiel ihr jetzt aber ein...Chloe hatte in ihrem Rat irgendwas davon gesagt gehabt das man Steine besser nicht drehen sollte, schon echt unheimlich, dass es so gut zu dem passte was Fay heute erlebt hatte.
Eine eigenartige Sache das Ganze.
Sie wischte die Gedanken fort, machte sich bereit für das was sie nun tun wollte und versuchte in das Haus hineinzukommen.

Die Tür war morsch, aber abgeschlossen. Das Schloss hatte sicher schon einmal bessere Zeiten gesehen...einfach würde es nicht werden, das aufzukriegen. Alternativ könnte sie natürlich auch einen Radau veranstalten und versuchen, die Tür mit Gewalt aufzubrechen.

Spoiler:

Sie setzte an... und klick, klick, klick, die Riegel sprangen fast wie von selbst in die richtige Position. Dann eine Drehung, und das Schloss öffnete sich - und die morsche Tür ließ sich unter knarren und knarzen aufschieben. Heute konnte einfach nichts schiefgehen.

Hinter der Tür war ein Gang, der tiefer ins Haus führte. Staub und Spinnweben hatten hier fast jeden Zentimeter erobert.

Spoiler:

Kurz wartete Fay wegen dem knarren und knarzen der Tür und hörte angestrengt, ob jemand den Krach mitbekommen hatte.
Mit der Taschenlampe leuchtete sie in den Flur hinein. Dann betrat sie das Haus, ging den Gang entlang und schaute sich um. Sie würde Fußspuren im Staub hinterlassen, aber außer ihr kam ja anscheinend niemand her, also warum sich Sorgen machen.

Das Knarren war zum Glück nicht so laut, dass es Anwohner in der Nähe hätte aufmerksam machen können. Der Boden in dem Haus war aus Holzdielen, die teilweise verrottet und teilweise angenagt waren.

Da huschte etwas! Quietschen. Es gab Ratten. Sie flohen vor dem Lichtkegel der Taschenlampe. Unter ihren Füßen knarrte der Boden leise, hinter ihr waren die Fußabdrücke im Staub zu sehen, wie sie erwartet hatte. Eine Tür ging nach links, war aber so verkeilt, dass man sie nicht öffnen konnte. Weiter im Gang, rechts... ein leerer Raum, in dem ein einsamer Hocker stand. Sie kam in einer Art Diele an, von wo aus sie den früheren Haupteingang sehen konnte. Von Innen sahen die kaputten, von außen vernagelten Fenster aus wie Kästen an den Wänden.

Es gab zwei Wege. Einer in ein kleines Treppenhaus, wo Treppen nach oben und unten führten. Der andere Weg führte im Erdgeschoss tiefer ins Haus.

Fay ignorierte die Ratten, die flohen ja immerhin vor ihr. Ein Foto von den Fenstern, aus der Innenansicht fand sie gut und machte das dann auch gleich.
Bei den Stockwerken war es einfach zu entscheiden, wohin sie gehen wollte. Erst einmal würde Sie sich das Erdgeschoss ansehen, ob hier weitere gute Motive zu finden waren. Danach würde sie sich dann für ein anderes Stockwerk entscheiden.

Nach dem erneuten Fotografieren, ging sie also tiefer in das Erdgeschoss hinein. Bei den ganzen morschen und kaputten Holzdielen, passte sie auch besonders auf wo sie hin trat.

Sie fand ein altes Schlafzimmer, in dem ein Ehebett, über das Bettlaken geworfen worden waren, und ein Nachtschrank standen. Alles war von einer dicken Staubschicht überzogen.
Dann ein Zimmer, in dem nur alte Möbel herumstanden, Stühle aufeinander. Ein Tisch war kaputt gegangen.

Schließlich, eine große Küche. Auf der alten, löcherigen Tischdecke war ein Blümchenmuster. Scherben am Boden, umgestürzte Stühle. Auf dem Tisch standen noch zwei Schüsseln und eine Vase. Die Spüle war voll mit altem Geschirr.

Sie musste blinzeln. Irgendetwas...

Da war sie selbst! Sie rannte nach draußen und fing an, die violetten Blumen zu zertrampeln und auszureißen. Dann - blitzartig - war sie wieder in der Küche und nahm eine Schüssel - ein einfaches Ding mit einem roten Streifen unter dem Rand - aus der Spüle. Kurz wurde ihr schwarz vor Augen. Dann... war das die Sonne? Sie war geblendet. Ein Schild. 'San Quentin State Prison'. Sie selbst stand da! In der Hand hielt sie die Schüssel. Wie in Zeitlupe... schleuderte sie sie zu Boden. Sie zerplatzte zu Scherben, die in alle Richtungen spritzten.

Dann stand sie wieder in der alten, dreckigen Küche. Der Kegel ihrer Taschenlampe zeigte auf das Spülbecken. Es fühlte sich an, als wäre sie gerade aus einem bösen Traum aufgeschreckt - der sich so real anfühlte.

Spoiler:

Sie atmete tief durch. Dann schloss sie die Augen und öffnete sie einen Moment später wieder. War das ein Blackout, hatte sie sich das eingebildet, wurde sie etwa verrückt. Wieder musste sie an Chloe denken, hatte sie etwa recht gehabt, war sie nun Verflucht.
Sie hatte so ein mieses Gefühl, sie wollte das tun was sie gesehen hatte, irgendetwas drängte sie dazu. Aber diese schönen Blumen zertrampeln und zerstören, was war das bloß für ein mieser Fluch, wenn es das denn war, was sich hier abspielte.

Sie Fotografierte die Spüle.

Vielleicht würde diese blöde, drängende Gefühl verschwinden, wenn sie weiter gehen und weiter schauen würde.
Dem ganzen zum trotz ging sie also weiter.

Schmutzige Teller, Besteck und ein Scheidebrett lagen darin. Und eine Schüssel - eine auf Porzellan gemachte Plastikschüssel, weiß, mit einem roten Streifen unter dem Rand.

Der Rest des Hauses war unspektakulär. Die Treppe nach oben knarzte bedrohlich, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen - hielt aber. Oben waren nur Zimmer, die entweder leer oder voll Gerümpel waren. Das meiste war irgendwie abgedeckt worden. Der Keller hatte nur einen einzigen Lagerraum, in dem es extrem schimmlig roch und widerlich feuchtkalt war.

Im Rest des Hauses, war nichts was sich lohnte, es zu fotografieren. Fay ging zurück in die Küche.
Immer noch war dieses Gefühl da, dieser Trieb, dass zu tun was sie gesehen hatte ...oder gedacht hatte es zu sehen.

Zurück in der Küche überlegte sie, was genau sie da tun wollte.Sie wollte irgendeine Tag Version oder Blackout Halluzination oder was auch immer in die Tat umsetzen, war das richtig? Sie war sich nicht mehr sicher was sie denken sollte. Langsam ging sie schließlich zurück zu dem Hinterausgang, zurück zu den Blumen. Sie fand den Gedanken die Blumen zu zerstören, einfach mies.

Der Hof lag still und dunkel da.

Fay checkte auf ihrer Kamera, ob sie die Blumen gut genug fotografiert hatte. Ob die Aufnahmen, den echten Blumen gerecht wurden.
Mit dem miesen Drang, der an ihr zog, fotografierte sie die Blumen noch einmal, nur um sie ein letztes mal zu würdigen.

Dann ganz langsam, setzte sie einen Fuß auf eine der Blumen drauf und zerdrückte sie unter ihrem Schuh.
Es war bescheuert das hier zu tun, dachte Fay sich, während sie die zerdrückte Blume anschaute.

Es passierte nichts offensichtliches, aber sie spürte eine gewisse Befriedigung, die ihr vielleicht selbst suspekt war.

Sie überlegte nicht lange weiter und zertrampelte den Rest der Blumen dann riss sie ein paar davon auch noch heraus.

Auch wenn sie es furchtbar fand, dass ganze zu tun, es war nötig ...irgendwie wurde dieser miese Drang dadurch besser.
Jetzt wollte sie es genau wissen. Was passierte wenn sie alles tat, was sie in ihrem Blackout gesehen hatte.
Sie lief wieder hinein, packte sich die Schüssel mit dem roten Rand, aus der Spüle und schleuderte sie auf den Boden.

Spoiler:

Die Schüssel zerbarst mit einem Klirren auf dem Holzboden. Scherben spritzen und mischten sich mit den Scherben, die sowieso schon dort lagen. Dann wurde es wieder still.

Für einen Moment spürte sie tiefe Befriedigung - die dann aber jäh aufhörte. Sie hatte die Schüssel in der Küche zerdeppert. In der Vision, oder dem Tagtraum, oder wie immer man es nennen wollte, hatte sie die Schüssel vor dem San Quentin State Prison zerstört.

Jetzt stand sie in der dunklen Küche, im Schein der Taschenlampe warfen die Spinnweben merkwürdige Schatten an die Wände.

Spoiler:

Die Schatten fesselten für eine kurze Zeit ihren Blick. Sie überlegte was sie nun tun sollte, sie hatte ja nun genug Bilder zusammen, was hielt sie also noch hier.
Es war genug passiert, genug was sie sich selbst nicht erklären konnte... Chloe...sie würde nach der Vernissage oder noch davor die Nummer anrufen, die Chloe ihr gegeben hatte.

Sie musste über sich selbst lachen, verstummte aber gleich wieder, da sie Angst hatte Nachbarn konnten sie hören...was wohl gewesen wäre hätte sie die Schüssel mitgenommen und nicht hier zerschmettert.

Sie ging wieder zu dem Hintereingang, schaute noch einmal etwas traurig zu den zerstörten Blumen und verließ dann das Grundstück, genauso wie sie es betreten hatte...über den Zaun.

Es gelang ihr mühelos, den Zaun zu überklettern und zu gehen.

Beim gehen schnürte Fay alle ihre Sachen noch fester an sich und lief dann los, jedes Hindernis das ihr in den weg kam, überwand sie mit ihren Parkour Fähigkeiten.

Sie wollte schnell nach Hause und deswegen rannte sie... lief die Strecke zur WG ohne Pause. Auch um dann besser schlafen zu können, nach all den Erlebnissen positiv so wie negativ in dieser Nacht, würde sie ausgepowert sicher besser schlafen können.

Und mit Glück hatte sie einen ruhigen Schlaf, einen ohne Träume.

Spoiler: