[Cassie] Schläft ein Lied in allen Dingen

Cassie putzte sich die Nase, strich sich die Haare hinters Ohr und schaute auf.
Meinte Theresa das ernst? Gab es vielleicht eine Möglichkeit den Schlimmsten zu entgehen?
"Wirklich?", fragte sie mit einem Hauch von Spot aber auch Hoffnung in der Stimme.

Sie runzelte die Stirn.

"Ja, wirklich. Einen Moment."
Dann fand sie, wonach sie suchte. Sie kritzelte etwas auf einen Notizzettel, riss diesen vom Block ab und kam wieder zu Cassie zurück, um ihr den Zettel zu überreichen.

Darauf war eine Adresse vermerkt, sonst nichts.

"Man muss da hingehen und nach dem 'Finnen' fragen. Das ist eine Nicht-Regierungsorganisation, die sich relativ bedeckt hält. Helfen Gang-Aussteigern und Leuten, die Probleme mit den Banden hier in der Stadt haben - deswegen ist es kein Wunder, dass sie sich bedeckt halten."

Cassie nahm den Zettel entgegen und beäugte ihn.
Diese Adresse kannte sie nicht... Und sie sollte nach "Finnen" fragen, das klingt ja nicht sehr vertrauenswürdig.
"Wie spät haben wir es? Ich habe mein Handy im Auto vergessen...", meinte Cassie.

Theresa schaute auf ihre Armbanduhr.

"Es ist kurz vor vier."

"OK"
Sie überlegte kurz.
Sie würden es noch zeitlich schaffen.
Sie stand auf, ging zu Theresa und umarmte sie.
"Danke", flüsterte sie.
"Vielen Dank, ich weiß nicht wie ich das gut machen soll."
Zu Thomas meinte sie:" Kommst du?"

Sie klopfte Cassie sanft auf die Schulter.

"Nun, nichts zu danken. Ich hoffe, diese Organisation kann euch helfen - bislang habe ich aber nur Gutes gehört."

Theresa begleitete sie noch zur Tür ihres Büros, Thomas folgte unauffällig.

"Dann wünsche ich euch viel Glück und alles Gute. Ich hoffe, ihr bekommt diese unschöne Angelegenheit schnell aus der Welt geschafft. Melde dich, wenn du noch was brauchst."
Mit einem Nicken verabschiedete sie sich und ging dann wieder in das Büro zurück.

Cassie reichte Thomas den Zettel.
"Na dann los, hoffentlich helfen die uns...."
Sie schaute skeptisch zu ihrem Bruder.
Sie glaubte nicht wirklich, dass man ihnen dort helfen konnte...
Aber ein Versuch würde ja nicht schaden.

Sie betraten den Lift, der sie aus dem 9. Stockwerk wieder in das Foyer des Federal Building brachte. Ihr Bruder musterte sie von der Seite, während die moderne digitale Anzeige über der Tür nach unten zählte.

"Du siehst ja nicht gerade überzeugt aus... ich dachte du traust Theresa?"

Sie drehte sich zu ihm um.
Er sah gesund aus, müde aber gesund, nichts wies darauf hin , dass er noch vor kurzem fast gestorben wäre.
"Klar traue ich Theresa ...aber ich kenne die Leute nicht.
Ich will mir nicht zu viel Hoffnung machen..."

Thomas blickte traurig drein. Der Fahrstuhl erzeugte ein leises 'Ping' und die Türen schoben sich auf. Durch die moderne Lobby gingen sie nach draußen.

"Naja", meinte ihr Bruder im Gehen.

"Ist ja bislang unsere einzige Chance. Entweder die helfen uns... oder Ortega macht weißgottwas."

Sie holte tief Luft.
"Ja, da hast du recht...Komm, lass uns dahin fahren!"
Sie ging in die Richtung, in der sie das Auto geparkt hatten.

Er nickte, und schweigsam gingen sie zum Auto zurück, das in einiger Entfernung geparkt war. Besonders in dieser Gegend war Parken nicht einfach.

Der Weg zu der Adresse führte sie dann nach Süden, wieder zurück in den Mission-District. Thomas hielt schließlich vor einem winzigen Park, hinter dem man ein mit Murals verziertes Gebäude sehen konnte, das wohl zu der Adresse gehörte. Sie befanden sich in einem Gebiet, in dem ein Wohngebiet an eine Einkaufsstraße angrenzte. Mehrere Cafés, Bars und Läden befanden sich daher in unmittelbarer Nähe. Hier war es allerdings recht ruhig, nur ein Auto hier und da und einige Fußgänger, die vorbeikamen oder in das nahegelegene Schwimmbad oder zum Spielplatz wollten.

Cassie stieg aus und beäugte das Gebäude skeptisch.
Irgendwie erinnerte es sie an eine Kirche.
Sie durchquerte den kleinen Park und steuerte direkt zu Tür.
Sie sollte nach einem Finnen fragen und das an einem Ort, wo man denkt das gleich entweder Gospel Sänger um die Ecke kommen oder Hippies... Natoll das könnte ja was werden.
Sie schaute kurz zu Thomas, wendete den Blick aber schnell wieder ab.
Nach dem sie geklingelt hätte, ging sie paar Schritte zurück und betrachtete die Bilder genauer.

Es waren zwei große, feurige Gestalten auf grünen Grund gemalt, die sich über dem Torbogen die Hände reichten. Eine Klingel gab es nicht, ebensowenig ein Klingelschild. Die musste daher klopfen, woraufhin nach einigen Momenten eine kleine Klappe in der Tür geöffnet wurde, durch die man das Gesicht einer jungen Frau sehen konnte.

"Ja?", fragte sie etwas barsch.

"Ist der Finne da?", fragte Cassie.

Die Frau musterte sie misstrauisch.

"Woher haben Sie diese Adresse?"

Cassie zuckte mit den Schultern.

"Ehm von einer Freundin."

Sie musste Theresa ja nicht in die Pfanne hauen.
Sie guckte über die Schulter zu Thomas.

"Wir nehmen nur Leute von namhaften Kontakten."
Damit schloss sie die Klappe wieder. Thomas starrte mit großen Augen an die Tür.

Cassie klopfte noch mal an die Tür, aber diesmal ernergischer.
"Theresa", rief sie, "Theresa Young hat uns diese Adresse gegeben...
Bitte... sie meinte ihr könntet uns helfen..."
Hoffentlich war sie noch da und hörte Cassie.

Für einen Moment war alles ruhig, dann wurde die Tür geöffnet.

"Theresa Young?"
Die Frau musterte Cassie und ihren Bruder. Dann nickte sie langsam.

"Gut, kommt rein."
Hinter der Tür war ein kleiner Vorraum, an den sich sowas wie ein Foyer anschloss. Diverse Gemälde hingen an den Wänden, von klassisch bis modern. Weicher Teppich bedeckte den Fußboden, und in so einer Art Lounge standen mehrere Sofas in der Mitte.

"Wartet kurz hier, es kommt gleich jemand."
Damit ging sie eine Treppe am Ende des Foyers nach oben, wobei ihr weiter Cardigan hinter ihr herwogte.

Cassie musterte die Frau bis sie aus ihrem Blickfeld verschwand.
Dann wand sie sich den Gemälden zu. Einige gefielen ihr mehr andere weniger, doch eins das hatte etwas an sich ... Sie wusste nicht wieso, aber ihr Blick fiel immer wieder auf dieses eine Gemälde. Hinter ihr hörte sie das Rascheln von Thommys Kleidung.

Thomas schauten sich auch Gemälde an, setzte sich dann aber irgendwann auf eine Couch. Cassie fiel aber plötzlich etwas an ihrem Lieblingsgemälde auf. Sowas wie feiner, leicht leuchtender Blütenstaub schwebte knapp neben dem Rahmen und bildete eine Wolke, etwa so groß wie ein Fußball. So etwas hatte sie noch nie gesehen.

Das Gemälde hatte etwas geheimnisvolles ...es faszinierte sie so stark, dass sie den Finger hob um zu gucken ob sie den Staub verwischen konnte, aber sie besann sich eines besseren und drehte sich zu Thomas um.

Dieser Staub leuchtete und bewegte sich und gehörte allem Anschein nach auch nicht zu dem Gemälde, da er glimmend auch in den Raum hineinfloss und nicht zweidimensional im Gemälde blieb.

Thomas saß noch immer mit leicht nervöser Miene auf einer Couch und lächelte sie unverbindlich an.

Das Gemälde ließ ihr keine Ruhe.
Sie drehte sich wieder zu dem Gemälde und betrachtete den Staub eindringlicher.
Was ist das nur und was passiert wenn ich das berühre?
Ach ich werde die Frau einfach fragen, was es mit dem Gemälde auf sich hat.