Springbreak

Galen nickte kurz nachdenklich hin und her.

"Ich bin ganz okay in diesen Dingen, aber es ist helllichter Tag und wir sind heute schon einmal auf die Nase geflogen..."

Außerdem ist es für mich beinahe genau sp gefährlich ein Fenster magisch zu öffnen, wie einen Zugang im Zwielicht zu finden...

"... Also geh ich besser auf Nummer sicher."

Galen sah sich nach einem geeigneten Übergangsort um.

"Geht klar."

Es gab einen schlecht einsehbaren Ort hinter einem Begrenzungspfeiler. Auch Tapio begab sich dort hin und vollführte ein paar knappe, beiläufige Gesten. Wenige Sekunden später stand an seiner Stelle eine grobschlächtige Frau mit Kurzhaarfrisur, die die zuvor schlabberige Kleidung deutlich besser ausfüllte. Der Thyrsus schnaubte einmal probehalber, setzte eine wütende Miene auf und stapfte dann auf den Eingang zu.

"Warte ein paar Minuten bis du klingelst... Wenn ich im Haus bin, kriege ich das dann schon mit."

Dann murmelte er ein paar Worte.

Tapio konnte sehen, wie er an der Säule vorbei ging, sein Körper verschwand hinter ihr und tauchte nicht mehr auf.

Spoiler:

Er... oder sie nickte noch kurz, bevor der Thyrsus ein wenig vor dem Haus auf und abmarschierte und so Zeit verstreichen ließ.

Spoiler:

Galen duckte sich derweil durch die verrottete Zwielichthecke und suchte einen Zugang zu der Vorstadtwohnung...

Die Wohnung existierte nicht im Zwielicht der toten Dinge, daher war es einfach durch das Abbild aus der diesseitigen Welt zu schlüpfen, das hier kaum mehr als ein ausgeblichener Schleier war. So fand er sich ziemlich schnell in dem Raum wieder, den er auch durch Sh'aocs Augen gesehen hatte. Der Goetia verharrte noch immer dort, konnte Galen aber seinerseits nicht direkt sehen.

Die Hobbyfotografin saß vor dem PC, die Kamera lag neben dem Monitor auf dem Schreibtisch, der in einer kleinen Arbeitsecke des plüschig eingerichteten Wohnzimmers stand. Sie klickte gerade durch ihre Bildergalerie.

Galen dachte kurz nach, ob er gleich alle Fotos löschen solle, oder nur die prekären.

Aber für eine Auswahl würde er wohl kaum die nötige Zeit aufbringen können - also musste er alle löschen und irgendeinen Grund dafür erzeugen, warum sie alle weg waren...

Löschen, irgendwie einen Bluescreen erzeugen... Das war doch vernünftig. Und dann wieder durchs Zwielicht abhauen.

Es klingelte. Der Ton schwebte für einen kurzem Moment gedämpft im Zwielicht, noch eine Weile länger, nachdem er auf der anderen Seite erstorben war. Das Mädchen schaute kurz auf, widmete sich dann aber wieder dem PC. Sie kopierte ein Bild, das Galen ziemlich deutlich vor der Garage zeigte - er sah sich gerade kurz nach Beobachtern um - in den Zwischenspeicher.

Dann öffnete sie ihren Browser.
www.urbancalmyths.org

Sie war bereits angemeldet als 'Salinas-Watchgirl'. Sie öffnete die Kategorie "uploads".

"Tia, kommst du mal?", erklang von weit hallend die besorgte Stimme der Mutter.

"Ja, gleich!"
Sie fügte ihren Zwischenspeicher in das Upload-Formular ein. Dann war der Cursor unterwegs zum 'Upload'-Button.

Galen beobachtete sie dabei, wie sie das Formular ausfüllte und überlegte bereits, was er jetzt tun konnte, um den Prozess noch abzubrechen...

Sie wegschicken? Zu krass... Den Rechner resetten? ganz schön riskant... Wie schnell lässt sich der Upload wohl wieder entfernen?

Während er das dachte, öffnete sie gerade den Browser. Gleich würde sie das Formular ausfüllen.

Spoiler:

Die Seite war so eine Art Forum. Galen kannte zwar diese spezielle Forensoftware nicht, aber im Grunde waren solche Seiten immer recht ähnlich, und aus Prepperforen wusste er, dass diejenigen, die posten, danach auch ihre Beiträge bearbeiten oder löschen konnten. Solange sie angemeldet war, konnte jeder von diesem Rechner aus entsprechend agieren. Er könnte also das Photo danach einfach wieder löschen - wobei er sich nicht sicher war, ob das einen gut ausgebildeten Datenspezialisten aufhalten würde. Was einmal im Internet war, bekam man nie wieder ganz weg, so lautete schließlich die Binsenweisheit.

Den Upload noch aufzuhalten, wäre schwierig. Es war fraglich, ob es die Option überhaupt gab, und wenn ja, ob das Internet hier so langsam war, dass dazu überhaupt die Chance bestand - immerhin musste er damit warten, bis sie den Raum verlassen hatte.

Tja, das kleinere arkane Übel war es wohl, wenn ein Post gelöscht wird, als das er die Restart-Taste des Rechners eindrücken lassen würde.

Außerdem würde der Reboot lange dauern und echte Probleme machen können...

Also wartete er, sie würde ja sicher gleich aufspringen.

Sie drückte auf hochladen. Dann stand sie auf und verließ den Raum. Sie war kaum durch die Tür, da erschien das Bild schon als Post. Das Internet war hier wohl nicht allzu langsam.

Kaum war sie aus der Tür heraus und war einige Schritte gegangen, blickte er sich flink um...

Und verschwand dann aus dem Zwielicht.

Sofort machte er sich daran den Post zu löschen und danach die Fotos vom Rechner und der Kamera endgültig zu entfernen.

Sh'aoc sollte für ihn derweil Schmiere stehen, wie er dem Wesen mit einem Wink bescheid gab.

Sh'aoc walgte träge an die Tür, um seinen Spähposten einzunehmen.
Schnell fand er die Bilder im Bilderverzeichnis des Computers, dem Photoverarbeitungsprogramm und der Kamera, die per USB mit dem PC gekoppelt war. Diese ließen sich ohne Probleme löschen.

Spoiler:

Galen tippte einige Kürzel in die Tastatur ein und kam so einigermaßen zügig voran.

Tja... hieß es nur noch irgendwie einen Bluescreen zu erzeugen...

Er wollte gerade schon seine Überlegungen zum Bluescreen ausprobieren, als ihm im Verarbeitungsprogramm eine Schaltfläche mit dem Titel "Netzoptionen" auffiel. Eine kurze Untersuchung zeigte, dass das Programm die verarbeiteten Photos automatisch in einer Cloud speicherte, um Datenverlust vorzubeugen. Er konnte auf die Cloud zugreifen: Die Bilder von ihm, der Garage und den Falken waren da - neben vielen anderen - schon hochgeladen. Wenn er diese nicht auch löschte, wäre die ganze Aktion wenig nachhaltig gewesen.

Also machte sich Galen erst einmal daran, die Fotos von dieser verfluchten Cloud zu löschen.

Das System fragte ihn, ob er ganz sicher sei, die Bilder löschen zu wollen, dies sei ein endgültiger Vorgang. Falls er das bestätigte, wäre es problemlos möglich, die Bilder zu beseitigen.

Galen war sich sicher, die Bilder löschen zu wollen.

Die Bilder waren nun endgültig gelöscht.

Inzwischen hörte man aufgeregtes Stimmengewirr vom Flur her.

"IHRE TOCHTER HAT MEINE HANDTASCHE GEKLAUT!", hörte man eine durchdringende, weibliche Stimme.
"GEBEN SIE SIE WIEDER HER!"

Nur noch einen augenscheinlichen Grund für das Verschwinden der Bilder erzeugen...

Also der Systemabsturz... Wie machen wir das am Besten?

Er tippte weiter auf der Tastatur.

Im Netz ließ sich recht einfach recherchieren, wie man einen PC abstürzen lassen konnte. Das durchzuführen war ebenfalls kein Problem - Galen konnte das erledigen, während bei der Haustür die Diskussion hin und her ging.

Er löschte noch den Webverlauf der letzten Minute, dann sah er schließlich auf den Bluescreen.

Er schlug die Münze von einer Hand in die nächste - und war von einer Ebene auf der nächsten. Es spürte zwar den Abgrund reißen, aber es blieb nun einmal für ihn die natürlichste Sache der Welt... Etwas, was er tun konnte, ohne groß darüber nachdenken zu müssen.

Dann verließ er die Wohnung und hinter der Säule das Zwielicht, um eine Kreuzung weiter auf Tapio zu warten.