Springbreak

Tapio stritt sich noch einen Moment weiter, hatte aber aus dem Augenwinkel gesehen, dass Galen aus der Wohnung raus war. Also gab er der Mutter noch ein Abschiedswort mit:

"Sie hören von meinem Anwalt!", wonach sie sich schnaubend umdrehte und wegstapfte. Die Mutter warf mit halb entgeisterter, halb wütender Miene die Tür zu.

"So, hats geklappt?"
Tapio behielt die Form der grobschlächtigen Frau zunächst bei und ging zügig zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Sh'aoc trödelte hinterdrein.

"Sie hatte bereits eines der Fotos bei 'urban cal myths' hochgeladen... War aber nur eine halbe Minute oben, ehe ich den Eintrag gelöscht habe. Sowie die Fotos auf der Kamera, dem Rechner und der Cloud. Am Ende habe ich einen Systemabsturzerzeugt, was ihr vielleicht als Erklärung für den Datenverlust genügt..." erwiderte er Tapio.

Spoiler:

"Urban Cal Myths?"
Sie runzelte die Stirn.

"Okay... naja, besser ein unerklärlicher Systemabsturz als unerklärliche und kompromittierende Bilder. Viel besser sogar."
Der Thyrsus verlangsamte seine Schritte nicht, sondern eilte unbeirrt weiter.

"Ich muss dir auch noch eine Sache sagen... wenn Hannah in irgendeiner Weise Anzeichen zeigt, ein Banisher zu sein, oder versucht, weitere Schläfer zu töten, dann wird Meister Nemglan sie... du weißt schon."

Spoiler:

Galen nickte.

"Das ist mir klar..." erwiderte er ernst. "Ich fürchte nur, dass wenn ich überhaupt noch irgendeine Chance haben will, Lovecraft von seinen Irrwegen zu überzeugen, ich einen handfesten Beweis brauche."

Er dachte einen Moment lang nach.

"Die Sache ist die... Er ist überzeugt, dass er gegen die Lüge vorgeht. Und ich habe darüber nachgedacht, wie das so ist... Immerhin hat auch ein Banisher die Macht, Wahrheiten in hierher zu bringen?" flüsterte er. "Aber er hat keine Kontrolle über den Abgrund, kann sich ihm nicht zur Wehr setzen..."

Er wog den Kopf hin und her und versuchte eine stringente Argumentationskette aufzubauen.

"Jedes Paradox, stärkt den Abgrund, so glauben wir. Wenn dieses Paradigma korrekt ist, folgt daraus, dass nur ein Magier, der sich dem Abgrund entgegen stemmen kann, auch gegen die Lüge kämpft, korrekt? Ein Banisher dient somit der Lüge, da er sich nicht gegen sie widersetzen kann?" Er sah nun Tapios Frauenkörper an.

"Übersehe ich etwas in der Logik?"

Bedauern zeigte sich auf dem Gesicht der feisten Frau.
"Mir fällt Momentan keine Möglichkeit ein, wie man das im Nachhinein noch beweisen soll... sollte es dazu kommen."

Sie warf Galen einen Seitenblick zu und wurde kurz langsamer.
"Ich weiß nicht, ob das auf alle Banisher zutrifft, aber es gibt auf jeden Fall welche, die Paradoxa nicht bannen können. Deine Logik stimmt schon... aber irgendwie ist das nicht das Hauptargument dafür, Banisher zu eliminieren... das ist, dass sie einen krankhaften Hass auf Magie haben und Erwachte wahllos töten."

Wieder nickte er.

"Dessen bin ich mir durchaus bewusst." entgegnete er langsam und ernst. Dann ließ er seinen Kopf nachdenklich schwanken.

"Ich habe nur über ein... langfristiges Argument nachgedacht. Wenn seine Methode sich... beschleunigen ließe, ob es dann im Großen und Ganzen eine... sozusagen mathematische Rechtfertigung dafür gäbe. Ob eine Welt voller Banisher eine Bessere wäre, als eine Welt voller Schläfer."

"Natürlich nicht!"
Die Stimme des Thyrsus klang fast schon etwas entsetzt.

"Dann gäbe es ja nur noch Mord und Totschlag. Die Welt würde in einer Feuersbrunst aus Magie und Paradox untergehen, weil alle sich permanent gegenseitig zerstören wollen."

"Zu dem Ergebnis bin ich auch gekommen." erwiderte er trocken.

Tapio blieb stehen. Mit gerunzelter Stirn suchte sein Blick den Himmel ab.

"Ich glaube, unser Ziel bewegt sich... da lang."
Sie bogen in eine Seitenstraße ein.

"Dann sollten wir zu meinem Wagen." erwiderte er und folgte Tapio.

"Ja. Lass uns laufen."
Damit trabte er in einem flotten Dauerlauf los.


"Nicht so schnell",nölte Sh'aoc von hinten.

Spoiler:

Und Galen gelang es - zwar wortlos und etwas außer Atem - mit Tapio Schritt zu halten.

Sie bogen in die Straße ein, in der die Shepherds lebten und an deren anderen Ende der Wagen geparkt war - und genau da bog gerade ein Pickup in die Straße ein und rollte vor die Einfahrt der Shepherdschen Garage. Tapio und Galen waren noch um die 25 Meter entfernt.

"Scheiße!", stieß der Thyrsus halblaut hervor.

"Sh'aoc..." Er deutete auf den Wagen, während er weiter in Richtung seines Wagens lief. "Rücksitz..."

Seine Eile tat kaum Not. Der Pickup kam vor der Einfahrt zum stehen und die junge Frau, die er auch schon durch die Augen des Sterbenden gesehen hatte, stieg aus. Sie schaute sich um, warf auch Tapio und Galen einen misstrauischen Blick zu, schlang ihren Cardigan, der nicht so richtig passte, enger um sich und schickte sich an, zur Haustür der Shepherds zu gehen.

Tapio, der in ein unauffälliges Schlendern verfallen war, zischte leise zu Galen herüber - auch wenn unwahrscheinlich war, dass sie selbst normale Gesprächslautstärke hätte hören können:
"Was machen wir jetzt? Was, wenn sie ihre Mutter angreift?"

Galen verfiel ebenfalls in Schlendern, sah kurz auf Tapio...

Spoiler:

Manchmal wünscht man sich, man könne die Zeit langsamer vergehen lassen...

Galen war es auf dem Weg beim zweiten Versuch gelungen, seine Aura zu verschleiern. Nun hatte er die Kapuze aufgesetzt und sah aus, wie ein gewöhnlicher Schläfer.

Seine Tarnung war ohnehin schon zur Hälfte aufgeflogen... Er konnte sie jetzt auch aufgeben - Es vielleicht irgendwie schaffen, Hannas Vertrauen zu gewinnen.

"Ich rede mit ihr..." sagte er und sah Tapio gerade lange genug an, damit sie ihn würde aufhalten können.

Tapio nickte knapp.
"Ich bleibe im Hintergrund."

Er ließ sich ein Stück zurückfallen, blieb aber in der Nähe. Indessen hatte Hannah die Haustür erreicht und kramte nach ihren Schlüsseln. Sie sah sich fahrig um, und ihr Blick blieb wieder kurz an Galen hängen. Er war vielleicht noch ein Dutzend Meter entfernt.

Er hob die Hand grüßend und winkte ihr zu.

"Hannah?" rief er in angemessener Begrüßungslautstärke und schloss zu ihr auf.

Sie erstarrte und drehte sich dann zögernd um, um ihn von oben bis unten zu mustern.

"Wer bist du?", fragte sie äußerst defensiv.

Spoiler:

Spoiler:

"Der Herr sei gelobt, ich habe dich gefunden." entgegnete er Hannah gegenüber und lächelte sie vorsichtig an.

"Meine Name ist Marius. Ich bin so etwas wie ein... Privatdetektiv."

Galen spürte, wie sein Tarnzauber strapaziert wurde und der ephemere Schleier belastet wogte. Hannahs Blick verdüsterte sich.

"Bleiben sie weg von mir..."

Um sie herum wogte arkane Macht. Mit der Sicht konnte man die gleißenden Bänder des Kernarkanums und Hannahs Nimbus sehen, der wie ein fahler Heiligenschein um ihrem Kopf aufloderte.

Shit! Galen hob abwehrend die Hände, besah sie sich in seinem Magiegespür.

"Okay..." Und zog sich dabei einen Schritt zurück. "Wenn du willst, gehe ich."

"Aber... er hat das auch mit mir gemacht, Hannah..."

"Lügen! Dämonische Kreaturen lügen!", zeterte sie lautstark und fuchtelte mit ihrem Arm in seine Richtung.

"Ihr verbergt euch in sterblichem Fleisch und tragt falsche Gesichter", fuhr sie auch halb an Tapio gewandt fort.
Inzwischen war auch ein junges Paar und eine Frau mit Hund auf den Streit aufmerksam geworden und jeweils stehen geblieben. Auch die Nachbarin, mit der Galen geredet hatte, erschien an einem Fenster.

"Verschwindet sofort, oder der Gott, dessen Namen du gelästert hast, wird euch zerschmettern!"