[Eliza] Der Zeit folgend- in ein magisches Leben

"Wie gesagt Mum, wenn ich mir sicher bin, dass alle außer Gefahr sind, dann sage ich Bescheid und wir können uns treffen. Da wäre ein spontanes Treffen das beste. Jetzt wisst ihr das ich in Sicherheit bin und das es mir gut geht, lasst ihr euch nichts anmerken und habt Geduld."

Ihr Ohr wurde warm, also wechselte sie die Hand und hielt das Handy an das andere Ohr.

Ihre Mutter war immer noch alles andere als einverstanden mit der Gesamtsituation, ließ sich aber schließlich abwiegeln. Sie bestand allerdings darauf, bald wieder mit Eliza telefonieren zu wollen, bevor sie sich mit besorgter Stimme verabschiedete.

Eliza drehte sich zügig zu Fleetwood um, nachdem ihre Mutter aufgelegt hatte.

"So das hätten wir dann, gut das ich sie angerufen habe."

Fleetwood nickte.
"Ja, ich denke, das war höchste Zeit. Nicht, dass hier auch noch die Polizei anfängt, nach dir zu suchen, weil es eine Vermisstenmeldung oder sowas gibt."

Langsam näherte sich die Thyrsus der Tür.
"Dann lass uns gehen, oder? Ich würde sagen, wir fahren mit dem Bus."

Genau das taten sie dann auch, ein paar Straßen entfernt war eine Haltestelle. Sie begaben sich an Bord einer Buslinie Richtung 'The Castro'. Fleetwood lümmelte sich auf die Rückbank - der Bus war voll, aber nicht überfüllt, und so fanden sie dort noch einige Plätze.
"Früher haben wir manchmal in den Bussen Musik gespielt. Naja, da hatte man noch Zeit für sowas, und wurde auch weniger dumm angeglotzt."

Etwas paranoid schaute sich Eliza in dem Bus um, Fleetwoods Worte ließen sie lächeln.

"Ach, dumm angeglotzt zu werden ist ja kein Ding...nur jetzt gerade eher nicht, die Aufmerksamkeit möchte ich gerade eher vermeiden...mhhh...und ja, die Zeit ist so eine Sache für sich."

Sie zwinkerte Fleetwood zu.

"Wohin geht es nun?"

Fleetwood bemerkte ihre Unruhe und legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm.

"Mach dir keine Sorgen, du bist hier sicher", versprach sie leise.
"Ich passe schon auf. Oh, und wir fahren ins Castro-Viertel. Da ist Sapphires Atelier."

Mit Fleetwoods Hand auf ihrem Arm ließ ihre Unsicherheit in dieser Öffentlichkeit enorm nach.

"Ach ja, dass hast du ja gesagt...habe ich vergessen."

Den Rest der Fahrt sah man auf ihrem Gesicht die Ungeduld und Vorfreude, wie in dem Moment wenn man auf ein Päckchen wartet oder ein Geschenk bekommt und es noch nicht auspacken kann.

Nach einer Weile kamen sie in ihrem Zielgebiet an. Das Castro war eine unglaublich lebendige Gegend. Menschen jeder Couleur wuselten hier durch die Gegend. Man hörte fröhliches lachen, geschäftiges Geschnatter und hier und da ein Hupen von Autos, denen irgendjemand vor dir Motorhaube gelaufen war. Fleetwood sog die Luft ein.

"Ahh... ich liebe dieses Viertel. So lebendig."
Sie schlenderten eine Weile über den Bürgersteig die Castro-Steet entlang, vorbei an dem großen Kinopalast, der dem Viertel seinen Namen gegeben hatte. Schließlich hielt Fleetwood vor einer Schneiderei, die den klangvollen Namen "Blue Diamonds Haute Couture" in schrillen blauen Lettern über der Tür trug. Fliegende Funken zeigten Eliza, dass Magie um das Gebäude, das in hellem Blau gehalten war, gewebt war. Im Schaufenster konnte man opulente Abendkleider, Anzüge und scharfkantige Modedesigns an Schaufensterpuppen bewundern.

"So, da wären wir. Sapphires Atelier ist hinter dieser Schneiderei und, naja, gehört natürlich irgendwie dazu. Du kannst einfach reingehen und die Verkäuferin nach Sapphire fragen. Ich setze mich da hinten auf eine Bank oder so. Ja?"

"Alles klar." Sie umarmte Fleetwood, lächelte sie an und ging in den Laden.

Ein Windspiel klimperte leise, als sie durch die Tür in den Ladenbereich trat. Eine junge Frau mit tief sitzender Nickelbrille, einem hohen Dutt und Klamotten, die von der Form an eine Ritterrüstung erinnerten, aber in dunkelblauer Seide gehalten war, sprang regelrecht hinter dem Tresen hervor.

"Hallooooo, wie kann ich helfen?", trällerte sie übermotiviert.
Ihr überaus kritischer Blick heftete sich dann allerdings an Elizas Garderobe.

Vor längerer Zeit war Eliza bereits einmal in dieser Gegend gewesen, aber nie mit dem Blick für die Umgebung um sie herum wie sie ihn jetzt hatte. Einen Laden wie diesen hätte sie noch vor kurzer Zeit keinesfalls betreten. Sapphire, dieser Laden mit seinem Namen, den Farben und diese Frau in diesem Kostüm, dass war wirklich eine seltsame Vorliebe.

Ohman...was kommt da auf mich zu? Durch die Magie komme ich echt an extrem seltsame Orte. Mal sehen wie schnell die schrille, blaue, Seidenbibliothekarin mich zu Sapphire hinlässt...

"Hallo, mein Name ist..."
Nicht Eliza...
"Magarete Liu, ich würde gerne Sapphire sprechen."

"Oh, achso. Dann bist du wohl der Termin."

Sie schmollte mit enttäuschter Miene.
"Ich dachte, vielleicht suchst du nach schöner Kleidung."

Mit einer theatralischen Drehung zeigte sie auf eine Tür im hinteren Teil des Ladens.
"Dort entlang, einfach geradeaus ins Atelier."

Mit einem kurzem "Dankeschön" ging Eliza geradewegs auf die Tür zu, betrat den Raum dahinter und schloss die Tür hinter sich.

Nach einem kurzen Flur führte der Weg sie in eine große, loftähnliche Werkstatt. Überall standen Schneiderbüsten mit Kleidung in verschiedenen Graden der Vollendung, Tische mit riesigen Stoffbergen, Scheren, Maßbändern und Nähmaschinen, dazu sah Kleiderständer mit fertiggestellten Stücken. Im Zentrum des Modeateliers stand eine Person mit einem blauen Kopftuch, turbanähnlich aufgewickelt. Sie passte gerade eine Stola zu einem sehr schrillen Outfit an und warf dann einen Blick zu Eliza.

"Hallo, Darling, komm doch näher. Ich beiße nicht."
Ein Lächeln, bei dem sich weiße Zähne hinter blauem Lippenstift zeigten.

"Es sei denn, du stehst auf sowas."

Zügig ging sie zu Sapphire.

"Hey."

"Hier, halt das mal."
Er drückte ihr zwei Schöße von dem kimonoähnlichen Teil, an dem er da arbeitete, und fing an, es rings herum mit Nadeln zu fixieren.

"Gefällt dir mein kleiner Laden? Magst du Mode?"

Eliza schaute sich die Schöße an und dachte über Mode nach.

"Ich finde du hast da eine sehr eindeutige Vorliebe. Es ist nicht meins, ich kann mit Mode nichts anfangen. Aber dich scheint es extrem zu erfüllen, dass finde ich gut."
Sie lächelte Sapphire an.

"Richtig, richtig. Du wärst natürlich nie in diesen Laden gekommen, wenn die Umstände nicht genau so wären, wie sie sind."

Er strich den Stoff glatt.
"Mode ist für mich nicht nur etwas Äußerliches. Es kann auch ein Ausdruck der Seele sein - des wahrhaften Selbst. Naja, das törnt mich an. Menschen brauchen ihr perfektes Outfit, und daran arbeite ich."

Sapphire lächelte zurück.
"Naja, wir müssen ja nicht die gleichen Interessen haben, damit ich dein Mentor sein kann. Auch wenn ich einen gewissen Fashion-Sense bei meinen Schülern natürlich schätze. Was erwartest du denn von einer Mentorfigur?"

Eliza schaute erneut an sich herunter.
"Ja die Seele wird durch vieles zum Ausdruck gebracht. Die Mode ist ja auch eine Kunstform, Kunst zeigt nach meiner Meinung immer dein Innerstes in jeglichen Form. In den Klamotten von Fleetwood fühle ich mich auch so gar nicht wie ich, aber weiß genau, dass sie diese Kleidung ausgewählt hat, weil sie die mag. Der Ausdruck meiner Seele liegt in der Malerei..."

Sie schaute ihm fest in die Augen.

"Ohh sorry...also ein Mentor.... Ich muss viel lernen und das so schnell es nur möglich ist. Ich bin in einer Situation wo ich das auf keinen Fall langsam tun kann, da steht zu viel auf dem Spiel. Im Grunde bin ich einfach extrem dankbar wenn jemand für mich da ist, der mir zeigt wie ich mit meiner Magie...den Arkana umgehen kann und muss. Außerdem sollte ich die Politische Situation kennen lernen, da liegt mir sehr viel dran. Vor dem Leben jetzt, war ich extrem aktiv in diesem Bereich, das ganze ist ja nun etwas neues und durch mein erwachen bin ich Mitten in der Politik erwacht, könnte man sagen...mehr fällt mir so ganz spontan gerade nicht ein, da ist sicher noch etwas."

Sie sah etwas traurig drein, dass angesprochene, ließ sie wieder an die ganze komplizierte Katastrophe denken. Diese war da und Eliza wusste nicht wann und wie es besser werden würde.

"Oh, du malst? Das ist ja durchaus ähnlich. Ausdruck des seelischen Lebens mithilfe der Hände, ob beim Malen oder mit der Mode."
Er hob seine Hände, um diesen Punkt zu unterstreichen.

"Ich weiß nicht, ob ich dann optimal bin. Ich bin zwar - ohne mich zu sehr selbst zu beweihräuchern - eine einflussreiche politische Kraft und kann in Sachen Politik ein optimaler Lehrmeister sein. Aber ich lasse mich nur sehr ungern hetzen. Das Leben ist zu kurz, um sich ständig abzuhetzen."
Demonstrativ wedelte er mit einer Hand.

"Ich bin natürlich auch deutlich besser in den Arkana als Belladonna. Aber die ist eher so der... hm, wie soll ich sagen? Der Typ mit dem Helfersyndrom. Vielleicht ist es eher das, was du suchst?"

Ihr Gesichtsausdruck änderte sich, zu einer festen Miene. Sie schaute wachsam in Sapphires Gesicht.
"Ich muss es selber schaffen entsprechend zu lernen, dass ich mir selber helfen kann! Nur die Anstöße und Wegbereitung sind wichtig. Ich weiß ja überhaupt nicht was ihr so macht und wie viel ihr alle in eure Berufe und Aufgaben eingebunden seid. Da kann ich ja auch nicht erwarten das ihr alles liegen lasst.Ja Belladonna lerne ich auch noch kennen. Ich hab nur entschieden zuerst zu dir zu gehen."

"Das hier ist schon mein Beruf, und theoretisch könnte ich hier auch die ganze Zeit verbringen, die ich so habe. Mache ich aber natürlich nicht."

Er schnalzte mit der Zunge und musterte Eliza.
"Ich meine auch nicht, dass ich gar nichts mache. Ich bringe meinen Schülern schon alles vernünftig bei. Aber ich stehe eben nicht 24 Stunden auf Abruf und halte den Leuten bei ihrem ganzen Kleinkram das Händchen. Demenstsprechend erwarte ich eine gewisse Selbstständigkeit. Am besten versteh ich mich mit Leuten, die zuerst mal selbst versuchen, ein Problem in den Griff zu kriegen. Weniger gut versteh ich mich mit Leuten, die ständig wegen irgendwas angeschissen kommen."
Er verdrehte die Augen.

"Aber das ist vor allem für die Zukunft. Fürs langfristige Verhältnis. Mir ist schon klar, dass man am Anfang und du jetzt im Moment viel Aufmerksamkeit braucht. Die würdest du auch kriegen."

Mahnend wackelte er mit einem Zeigefinger vor Elizas Gesicht.
"Trotzdem muss ich dich warnen. Ich bin eine Diva. Meine schlechte Laune lasse ich grundsätzlich an anderen Leuten aus, die nichts dafür können."

Eliza schaute mit großen Augen.

"Alles klar. Ich bin ein ein Biest, ich bin Stur und weiß was ich will."
Sie lächelte Sapphire an.

Jetzt grinste er etwas, steckte ein paar letzte Fixiernadeln fest und trat dann zurück. Jetzt war da ein kimonoähnliches Kleidungsstück mit auffälligen, unsymmetrischen Musterungen und eine Stola, die - was man kaum für möglich hätte halten können - noch einen schrillen Akzent setzte.

Sapphire legte, sein Werk betrachtend, den Kopf schräg.
"Und, wie findest du es?"

"Abgefahrene Mischung, sehr individuell...ich denke das es mich etwas an einen Kimono erinnert gefällt mir."