Where is my Mind?

Dankbar, dass Trish endlich die Klappe halten würde, gab er Patricia einen Kuss auf die Wange.

Er zupfte prüfend an den Seiten und stimmte kurz die Gitarre nach.

Dann fing er im Bass zu singen an, während er begleitend spielte.

"There is a house in New Orleans
They call the Rising Sun
And it's been the ruin of many a poor boy
And God, I know I'm one

My mother was a tailor
She sewed my new blue jeans
My father was a gamblin' man
Down in New Orleans

Now the only thing a gambler needs
Is a suitcase and trunk
And the only time he's satisfied
Is when he's on a drunk

Oh mother, tell your children
Not to do what I have done
Spend your lives in sin and misery
In the House of the Rising Sun

Well, I got one foot on the platform
The other foot on the train
I'm goin' back to New Orleans
To wear that ball and chain

Well, there is a house in New Orleans
They call the Rising Sun
And it's been the ruin of many a poor boy
And God, I know I'm one"

Spoiler:

"Oookay, das reicht!"
Trish sprang von der Anrichte und lächelte nervös, kaum war der letzte Akkord verklungen. Damit riss sie Patty aus dem Bann, in den sie von dem Klassiker geschlagen war.

"Trish!", klagte sie vorwurfsvoll.

"Was ist denn los? Das war so schön, und du raunzt einfach dazwischen?"

Trish machte ein böses Gesicht.

"Hast du das nicht gehört?"

Patty erstarrte. Dann lächelte sie, auch eine Spur nervös.

"Oh. Ähm."

Sie wendete sich an Rob.

"Das war echt schön... ich mag das Lied auch total gerne. Aber... du hast sicher noch so einiges vor heut, oder?"

"Wahrscheinlich kommt dein Taxi auch gleich", warf Trish ein.

Spoiler:

Verwirrt hob Rob eine Augenbraue hinter dem Schwarzglas.

"Alles okay?" wollte er wissen. "Hab ich nen wunden Punkt erwischt, oder so?"

"Klar, alles bestens. Oh Mann, wir stellen uns hier an."

Patty blickte kurz zwischen Trish und ihm hin und her.

"Es ist nichts wirklich wichtiges. Wir haben nur ein paar Traditionen hier in der Verbindung, und da ist es... naja, wäre es besser, wenn du gehst, weil Megan da nicht gerne andere Leute dabei hat."

Spoiler:

Das ganze Klang für Rob wie ne Ausrede. Außerdem hatte Trish irgendwas von "hast du das gehört" gesagt.

Die andere Augenbraue hob sich.

"Ach... Die hatte dich übrigens angerufen, als du geduscht hattes. Hat mich geweckt, da hab ich aufgelegt." Er zuckte mit den Schultern. "Ist ja auch egal, geht mich ja nichts an." Er trat auf Patricia zu.

"Machs gut, Sweety. Man sieht sich sicher nen zweites Mal.", sagte er und drückte ihr noch einen Wangenkuss auf. Dabei flüsterte er ihr noch ein "Wirklich alles in Ordnung?" ins Ohr.

"Ah... dann rufe ich die gleich mal zurück."

Sie drückte ihn fest an sich, als er ihr ins Ohr flüsterte.

"Ja", flüsterte sie zurück.

Und dann, in normaler Lautstärke:
"Wir sehen uns bald."

Von draußen ertönte ein Hupen.

"Ah, sicher dein Taxi", kombinierte Trish und nickte versonnen.

Zurückrufen, obwohl sie hier ist? Egal, ist ja deren Ding.

Er wandte sich dann lässig Richtung Tür, ließ die Gitarre vorsichtig auf dem Tisch nieder. "Danke für die Klampfe. Hat nen ordentlichen Sound."

Dann stiefelte er ins Taxi und weg.

Sie brachten ihn noch zur Tür, von wo aus man das Taxi sehen konnte, das an der Straße nahe des Grundstücks stand.

"Ciao", sagte Trish.

"Bis bald", verabschiedete sich Patty.


Der Taxifahrer war ein älterer, afroamerikanischer Herr.

"Guten Tag... also, ihr Freund ist ja mächtig angepisst", begrüßte er Rob.

"Wo solls denn hingehen?"

"Bis dann." Er würde zu Hause erstmal checken, ob sie Nummern getauscht hatten - nötig wäre das nicht unbedingt. Auch wenn sie 'ne Süße war. Seine Therapeutin hatte ihm auch gesagt, er solle nochmal was Festes versuchen. Bereit war er dazu eigentlich noch nicht. Er würd' ja sehen, ob sie sich bei ihm meldet - sonst auf dem Gig bei ihnen.

Im Taxi angekommen, schwang er sich auf den Beifahrersitz.

"Hey, ja. Tut mir Leid für Sie. Er ist manchmal etwas cholerisch. Fahren Sie mich bitte zu Quicksilver Records." Er nannte ihm die Adresse. "Musik und Lautstärke dürfen Sie gerne selber wählen."

"Quicksilver Records."

Er hörte Jazz, und das nicht leise. Rob schien er nicht zu kennen.

So kam er etwa 20 Minuten später bei Quicksilver Records an. Die Firma war nicht groß und wichtig genug, um im Financial District angesiedelt zu sein. Genau genommen lag sie ziemlich weitab vom Schuss im Südosten der Stadt. Es war ein vierstöckiges Bürogebäude, das sie sich mit anderen Firmen teilten. Unter anderem einer Putzfirma und einem Catering-Service... der Geruch von Essen zog manchmal ins Studio.

Rob griff in seinen Geldbeutel und bezahlte den Mann. Er gab ihm auch etwas mehr Trinkgeld als gewöhnlich.

"Behalten Sie den Rest. Ich wünsch' mir auch manchmal, ich würd' 'nen Trinkgeld bekommen, wenn ich mir sein Gezeter anhören muss."

Zügigen Schrittes und mit leerem Magen lief er schnell die Treppe hoch.

Er fand die Band und Mike im Freizeitraum, der mit alten aber gemütlichen Sofas und einem Billardtisch ausgestattet war. Als er reinkam verstummten die Gespräche - er spürte direkt: miese Stimmung.

Mike saß in einem Sessel, nach vorne gebeugt, die Ellenbogen auf die Beine gestützt. Er blickte auf und strich sich, wie es seine Angewohnheit war, in der gleichen Bewegung die Haare aus der Stirn nach oben.

"Rob, da bist du ja endlich. Meine Fresse, wir warten schon ne Ewigkeit."

"Ja, sorry Leute. Dem Handy ist der Saft abgedreht." Er sah kurz entschuldigend in die Runde. "Ihr habt schon eingespielt, was ging, nehm ich an? Was muss ich drüber spielen?"

"Aber wir haben das vorgestern abgesprochen, dass wir heute schon um 9 anfangen, damit wir gegen Mittag fertig sind."

Er sah Rob vorwurfsvoll an.

"Weißt du, manche Leute haben auch noch andere Termine."

"Sorry, im Ernst, Mikey. Wird nicht nochmal vorkommen." versprach er, wie immer. Wie immer wussten alle, dass es wieder vorkommen würde.

Mike seufzte.

"Na dann. Machen wir uns an die Arbeit."

Besonders Spaß machte es nicht. Mike saß am Mischpult und bediente die hunderten Schalter und Regler, während sich die Bandmitglieder in dem kleinen Aufnahme-Kabuff abwechselten oder sogar gemeinsam drin standen.

Spoiler:

Spoiler:

Rob zog es durch. Jetzt war er hier - und es sollte jetzt verdammt nochmal etwas werden. Er arbeitete konzentriert, spielte ordentlich, aber nicht überragend. Live fand er sich eigentlich immer besser.

Aber die gedrückte Stimmung wirkte auch auf ihn und so ätzte es immer weiter. Der Geruch nach Essen machte es verdammt nochmal nicht leichter. In einer Pause bestellte er sich eine Pizza. Danach gings einigermaßen.

Es war wohl so 16, 17 Uhr, als Mike den Feierabend einläutete. Eines der Drummer war schon früher gegangen, weil er einen Termin hatte, aber bei ihm war das nicht weiter schlimm.

"Okay, Leute, gute Arbeit. Wir sehen uns dann in ein paar Tagen", verkündete der Manager - und Aufnahmeleiter - etwas kraftlos. Die restliche Band packte ihre Sachen, dann dauerte es nicht mehr lange und Mike und Rob waren alleine. Er ließ sich in seinen Sessel plumpsen und rieb sich die Stirn.

"Ich könnte ein Bier vertragen."

"Dito. Hast du noch zwei da?" wollte er wissen und sah ihn wenig hoffnungsvoll an. "

Kann übrigens sein, dass dich die Verbindung dich anrufen will für nen Gig. Ist etwas größer und scheint Geld zu haben. Vielleicht ists ja sogar was für uns." zuckte er die Schultern und öffnete den Minikühlschrank. Nur Wasser. Er öffnete sich eine Flasche, trank was und reichte sie ihm anschließend.

"Toll, Wasser..."

Dennoch nahm er einen ordentlichen Schluck.

"Die Verbindung? Wo du warst oder was?"

Er runzelte de Stirn.

"Hm. Sind das nicht so reiche verzogene Kiddies da?"

"Nicht alle." sagte er. Im Grunde wars ihm egal. "Aber wär ja vielleicht auch nen PR-Gig. Würden uns ja am Ende schon nen paar Studis hören."

Er schüttelte den Kopf.

"Mir egal. Sowas entscheidest du."

Er legte nachdenklich eine Hand an den Mund und fuhr sich dann mit derselben durch die Haare.

"Okay... naja, die Kohle können wir gut gebrauchen. Studis sehn uns... ob die PR so gut wird weiß ich nicht."

Er nahm einen Schluck Wasser.

"Ich meine, so ne Verbindung gehört schon irgendwie zum Establishment. Konservativ. Zukünftige Eliten des Landes und so."
Er schnaubte.

"Weiß nicht ob das so gut ist für ein alternatives Image."

"Dann nicht." fasste er zusammen.

Rob sah sich die kahle, weiße Decke des Raums an, während er sich tiefer in die Ledercouch sinken ließ.