[Beth] Hello Hogwarts!

Beth nickte schweigend und sah ihn erwartungsvoll an.

"Dann sind wir ja auch schon beim letzten Orden des Pentakels. Die Silberne Leiter, Vox Draconis. Die Stimme des Drachen. Die selbsternannten Anführer der magischen Gesellschaft. Man muss ihnen zugute halten, dass sie tatsächlich viel geleistet haben für unsere Gemeinschaft, wie etwa die Gesetze zu pflegen und das politische System der Konsilien zu formalisieren. Sie vermitteln zwischen den Orden und zwischen einzelnen Magiern und sind auch in der Gesellschaft der Schläfer aktiv und wollen alles in eine utopische Nation der Erwachten transformieren, die letztlich den Abgrund überwinden und die Exarchen stürzen kann. Die Silberne Leiter hält nichts von bescheidenen Zielen."
Er keckerte leise.

"Das Ziel der Silbernen Leiter teilt das Pentakel an sich, wobei ich persönlich die Herangehensweise ungeeignet finde. Aber da wäre ja noch der letzte Orden, die Seher des Throns. Das sind Erwachte die... im Grunde ihre eigene Erleuchtung verleugnen, indem sie den Kräften dienen, die die Menschheit im Schlaf gefangen hält. Ich nehme aber an, dass die Hüter Sie bereits über diese fehlgeleiteten Verräter informiert haben."

Irgendwie war Beth äußerst froh darüber, dass Proxy ihr doch so einiges erzählt hatte - egal wie genervt er war - und sie das Kapitel des Buchs gelesen hatte. Sonst wäre sie sich grade noch blöder vorgekommen...

Wieder nickte sie ernst, als Kurunta zu Ende gesprochen hatte. Wollten die nicht die Weltherrschaft oder so? Und dafür Erwachte überzeugen... Gehirnwäsche, ja das waren die...

"Immer noch keine Fragen? Besonders wissbegierig sind Sie ja nicht", stellte er leicht trocken fest, während sie dem Schmetterling in eine weniger belebte Seitenstraße folgten.

"Bisher sind meine Fragen nicht unbedingt immer gut aufgenommen worden", sagte Beth, verbunden mit einem schwachen, fast scheuem Lächeln. Zumindest nicht auf Dauer... Sie schluckte kurz, dann huschte wieder ein flüchtiges Lächeln über ihr Gesicht. Okay. Er hat es nicht anders gewollt.

"Würden sie mir dann mehr über ihren Orden erzählen?" Eine Sekunde lang Pause, dann lies sie einfach jede Frage die sie zu seinem Orden hatte - Immerhin wird er da wohl ohne negative Wertungen berichten können - und ich sollte die Orden ja kennen lernen! - ungefiltert hervorsprudeln:

"Wie genau arbeiten sie? In wie weit sammeln sie Wissen - geht es um schriftliche Aufzeichnungen oder haben sie auch andere Möglichkeiten? Und was für eine Art von Gegenständen? Wie ist so ein Sammeln überhaupt möglich? Ich meine, gehören diese Dinge nicht bereits anderen? - Wie entscheiden sie, wem sie Zugang zu dem Wissen - oder den Gegenständen -  gewähren? Geschiet so etwas nur ordensintern, oder arbeiten sie viel mit den anderen Orden zusammen?" Wieder hielt sie kurz inne, lächelte breit und fügte dann noch hinzu:
"Und was genau sind die Aufgaben eines Ordensmitgliedes? Oder gibt es da sozusagen verschiedene Berufsfelder, die sich spezialisiert haben? Wenn ja, welche wären das?"

"Ahhh, na bitte, es geht doch."
Er wirkte tatsächlich zufrieden mit den ganzen Fragen.

"Die Hüter sind notorische Lügner und Heimlichtuer, natürlich haben die Fragen nicht gern, vor allem kritische. Aber das Mysterium lebt von Fragen, Fragen treiben die Suche nach Wissen voran, Fragen sind gleichermaßen der Lebensodem für meinen Orden."

Etwas umständlich räusperte er sich.

"Fangen wir vielleicht mit der Methodik an, die Frage nach dem wie. Das hängt natürlich stark mit der Verfasstheit des Wissens ab, das gesammelt wird - aber grob gesagt gibt es zwei Richtungen der Akquisition. Archäomantie und Zurückgewinnung. Die Archäomantie ist mit der Archäologie verwandt - Archäomanten suchen in alten, vergessenen Ruinen, Tempeln, untergegangen Städten oder schlicht verloren gegangenen Örtlichkeiten nach magischen Überresten. Auch diese Orten überhaupt zu finden, ist natürlich eine Aufgabe in dem Bereich. Manchmal finden wir tatsächlich noch sehr alte Ruinen, Splitter aus der Zeit Davor - diese sind natürlich von unsagbarem Interesse für uns - die schier unglaublichsten Geheimnisse können an solchen Orten verborgen sein!"
Seine Stimme hatte beinahe etwas Manisches bekommen, und er pausierte einen Moment, um sich etwas zu beruhigen.

"Verzeihung, ich verliere mich da manchmal etwas in der Begeisterung. Die Zurückgewinnung auf der anderen Seite ist mit im Grunde mit allen anderen Formen der Akquise befasst. Nicht alles Wissen schlummert in dunklen, versunkenen Orten, vieles wurde bereits von irgendjemandem gefunden - von Schläfern, Schlafwandlern, unwürdigen Erwachten oder anderen Kreaturen übernatürlicher Art. Dieses Wissen muss dann... nun, sozusagen befreit und in unsere Sammlung überführt werden."

Beth lächelte, dann stellte sie die nächsten Fragen - war ja egal, ob er die anderen schon beantwortet hatte.
"Archäomantie - sind sie da räumlich begrenzt? Oh, und wie ist es dann mit - haben sie auch Atlantis gesucht?", eine Sekunde Schweigen. Oh Gott, hoffentlich war das nicht zu daneben...

"Und wenn die... Anderen etwas dagegen haben das ihre Dinge 'befreit' haben?", fragte Beth noch nach - denken, dann reden! Toll ... wirkt wie ein Vorwurf. .. - und fügte schnell hinzu:
"Ich meine, wie regelt ihr die Zurückgewinnung? Ist das irgendwie - gesetzlich ... ähm - geregelt?"

"Eine räumliche Begrenzung wäre kontroproduktiv, nicht wahr? Wir sind ein recht globaler Orden und suchen überall auf der Welt nach neuen Erkenntnissen. Logischerweise sind die Konsilien natürlich stark mit Mysterien in ihrer Region befasst, falls sie das meinten."

Er sah sie forschend an.
"Atlantis? Haben Sie darüber schon mehr gehört als den Namen und die gröbsten Zusammenhänge?"

Auf die letzte Frage hin grunzte er abfällig.
"Tja nun, das unkundige Gesindel bringt natürlich praktisch permant Vorwürfe gegen uns vor, was das angeht. Tatsächlich ist es eher selten, dass wir bei der Zurückgewinnung jemandem etwas wegnehmen. Grimoires kann man vervielfältigen, Wissen teilen und Artefakte tauschen. Wir bieten in der Regel ein Gegenangebot, sodass am Ende beide Parteien mehr wissen als zuvor, oder aber ordentliche Kompensation erhalten. Nur wirklich gefährliche Phänomene, die wir für zu brisant halten, um sie in den Händen von Ignoranten zu lassen, entziehen wir diesen, wenn sie sich weigern, auf einen Handel einzugehen. Diese Eindämmung von gefährlicher Magie übernehmen die sogenannten Zensoren."

Spoiler:

Beth nickte langsam.
Dann kramte sie aus ihrem Kopf alles hervor, was sie noch über Atlantis zu wissen glaubte - aus der Zeit, als sie zum Spaß Verschwörungstheorien gelesen hatte - und gab es halbwegs geordnet wieder. Danach sah sie einen kurzen Moment einfach nur gradeaus, einfach den komischen Schmetterling an. Warum hat er eigentlich gefragt? - Haben die es etwa gefunden... oder - später.

"Also bieten sie für gewöhnlich Wissen für Wissen", sagte Beth nachdenklich. Und die Zensoren machen den gleichen Kram wie die Hüter und aquirieren Zeug? Wette das würde Manat nicht gerne hören... Sie müsste ein Grinsen unterdrücken bei dem Gedanken.
Dann schaute sie wieder zu Kurunta - erwartungsvoll, und möglicherweise ein klein bisschen ungeduldig. Ach komm schon - ich hatte doch noch andere Fragen...

Kurunta nickte fachmännisch.
"Nun, Ihr okkultes Wissen ist... lassen Sie mich sagen nicht übel, wenn man Ihr recht junges Alter bedenkt. Atlantis ist ein für uns Erwachte ein Sinnbild der Zeit Davor, als der Kosmos noch nicht durch den Abgrund zertrümmert war und Magie zum Alltag gehörte. Die Diamantorden gehen davon aus, dass in dieser mythischen Vorzeit Erwachte eine fortschrittliche, utopische Gesellschaft aufgebaut hatten, die wir meinen, wenn wir Atlantis sagen. Einige belächeln diese Begriffswahl allerdings, und man kann sich der Ironie natürlich nicht ganz verschließen, eine utopische Gesellschaft die wesentlich früher existiert haben muss mit einem kaum 2500 Jahre alten Namen zu versehen. Es geht freilich um die Idee von Atlantis, die wir auf eine Zeit anwenden, von der wir neben einer vielzahl an Legenden und Mythen nur sehr unvollständige verlässliche Zeugnisse haben."

Auf die Frage hin nickte er.
"Die Idee ist, dass es insgesamt mehr Wissen gibt, wenn man Wissen gegen Wissen handelt. Und Wissen muss bewahrt werden!"

Nicht übel - darauf kann man doch aufbauen..., dachte Beth. Auch wenn man ja wie immer auf das Alter blickt. Für wie alt der mich wohl hält?

"Wie weit geht denn die ... ähm - magische Geschichts...schreibung zurück?", fragte Beth neugierig. War ja klar, dass du dich da verhaspelst... Dummi.
"Weiter als die der Schläfer? Die Erwachten hatten doch sicher früher Mittel um ihr kulturelles und historisches Gedächtnis zu erhalten?"

"Das kommt freilich darauf an, was man unter magischer Geschichtsschreibung verstehen will. Wir wissen, dass die Welt zur Jungsteinzeit, also vor 12000 Jahren, schon gefallen war. Natürlich haben auch wir keine lückenlose Geschichtsschreibung seit dieser Zeit.... die Vorläufer meines Ordens haben etwa mit dem Hellenismus angefangen, systematische Forschungen anzustellen und Aufzeichnungen anzulegen. Ab 300 vor Christus sind wir also recht gut aufgestellt. Natürlich forschen auch heute historisch interessierte Mystagogen weiter, indem sie mit dem Zeitarkanum in die Vergangenheit blicken."

Nicht ohne Stolz fuhr er fort:
"Seitdem ist das Mysterium praktisch das historische und kulturelle Gedächtnis der Erwachten, und das nicht nur, weil wir die besten Archive zur Verfügung haben. Aber da gehen wir jetzt in Richtung Geheimnisse des Ordens, die den Uninitiierten verborgen bleiben... nichts für ungut."

"Oh... entschuldigen Sie bitte", sagte Beth vorsichtig. Obwohl er ja eigentlich mit seiner Antwort soweit - Ach, egal - zur Not besser einmal zu häufig entschuldigen. Schade... grade wurde es mal richtig interessant.

"Hm? Ach, eine Entschuldigung ist nicht notwendig."
Er machte eine wegwerfende Geste.
"Ich sagte ja, Fragen sind eine wichtige Triebkraft, und Neugier kein Verbrechen. Beim Mysterium werden Sie auf eine Frage immer eine von zwei Reaktionen bekommen: Entweder eine Antwort, oder eben keine Antwort. Was sie nicht bekommen werden, sind Lügen und Ausreden."

Ein plötzliches Aufblitzen eines echten Lächelns zeigte nur zu deutlich, dass sie mit der Erklärung mehr als zufrieden war. Ob man wohl häufig einfach keine Antwort bekommt? - Aber meinte er nicht es ging ihnen vor allem darum Wissen zu mehren? Muss man dann immer etwas zu - tauschen haben? Sie starrte wieder den Schmetterling an.

"Was hat es mit denen eigentlich auf sich? Also mit den Schmetterlingen? Woher kommen sie? Warum ist der hier an meiner Schule aufgetaucht?", fragte Beth auf den Schmetterling deutend schließlich einfach andere Fragen.

"Und warum meinte Ga- also, warum wurde mir gesagt ich würde mich strafbar machen, wenn ich ihn nicht melde?" Weil es ein Gesetzt gibt, Dummi! "Warum sind die so wichtig?"

"Tja, vieles über die Singenden Schmetterlinge ist noch ein Rätsel. Sie sind sehr sensibel und zerfallen, wenn man sie Magie aussetzt, was die investigativen Möglichkeiten einschränkt. Wir wissen, dass sie scheinbar zufällig bei Erwachten auftauchen und immer versuchen, sie irgendwohin zu führen. Wohin genau ist unterschiedlich, aber es handelt sich dabei eigentlich immer über irgendein übernatürliches Phänomen, von einfachen übersinnlichen Begabungen bis hin zu mächtigen Artefakten."

Sie folgten dem Wesen in einen schmalen Weg, der zwischen zwei Gebäuden hindurchführte.

"Wir haben ein Gesetzt zur Meldung dieser Wesen an das Mysterium aus zwei Gründen implementiert. Erstens erleichtert das die systematische Forschung am Phänomen an sich, zweitens ist nicht zu erahnen, wohin die Reise geht. Nicht auszudenken was alles passieren kann, wenn ein unerfahrener Erwachter auf etwas stößt, das er nicht begreifen kann und das am Ende noch feindselig ihm gegenüber ist. Es sind schon Leute gestorben, nachdem sie einem Schmetterling gefolgt sind."

Zusammenfassung: wir haben kaum Ahnung von den Viechern - Das hätte ich mir wohl auch noch zusammenreimen können...
"Sie nennen sie wegen diesem ... Klang? - singend?" Warum nicht einfach schwarz? Scheinbar war die Farbe doch wichtig?

"Und ähm... ja. Es ist wahrscheinlich besser, wenn unerfahrene Erwachte nicht allein in ... magische Extremsituationen kommen", sagte Beth deutlich leiser. Super. Klingt ja fast wie nen Selbstdiss... Manchmal wäre es wirklich schlau auf Leute zu hören...

Er nickte.
"Ja, dieser Ton, den man hört."

Der Schmetterling drehte einige Piroutetten vor ihnen, sodass sie kurz stehen bleiben mussten.
"Das ist es. Allerdings sind selbst erfahrene Erwachte einigen der möglichen Szenarien nicht gewachsen."

Mit einem weiten Schwung segelte das Wesen nun vor ihnen in einen Schacht neben dem mehrstöckigen Appartementgebäude, der zu einem Kellerfenster führte.
"Ah... da wären wir wohl."
Kurunta schaute in den Schacht, aber man sah nur eine Menge Schmutz im Halbdunkel und ein blindes Fenster unter dem schweren Gitter.

"Und was nun?", fragte Beth etwas unsicher nach. Sie schaute ebenfalls den Schacht herunter. Warum kann mein Schmetterling sich nicht nen netteren Ort aussuchen?

"Tja, nun beginnt die eigentliche Arbeit."
Er drehte sich zu Beth.

"Ich denke, es ist das beste, wenn Sie in einiger Entfernung warten. Nur um ganz sicher zu sein, dass Ihnen nichts zustößt."

Na klasse... immer dann wenn es spannend wird... Du bist zu klein, du kannst nichts, warte doch draussen... Beth ließ sich ihre Enttäuschung grade ziemlich anmerken.

"Wenn ich jetzt behaupten würde, dass... es schon nicht so schlimm wäre, wenn mir etwas zustößt, dürfte ich dann darauf hoffen, dass Sie mich nicht hier stehen lassen? Ich würde ihre Anweisungen auch genauerstens befolgen", Beth's Blick changierte irgendwo zwischen einem fast schon frechen Grinsen und einem ... nun gut... Dackelblick.

Er seufzte und schaute sie nachdenklich an. Dann schüttelte er mit bedauernder Miene den Kopf.

"Ich kann gut verstehen, dass das enttäuschend sein mag, aber das ist mir doch etwas zu riskant. Ich will nicht diesem windigen Galen unter die Augen treten und erklären müssen, dass sein Protegé unter meiner Aufsicht umgekommen ist."

Spoiler:

"Ich glaube nicht, dass diese Möglichkeit besteht, solange Sie dabei sind", sagte Beth erst mit einem vorsichtigen Lächeln um es schließlich aufstrahlen zu lassen, als sie ihn direkt ansah.
Zur Not ein bisschen Schleimen... Und jetzt will der mir mit Galen begründen, dass ich nicht mitdarf? Im Ernst? Soll er sich doch freuen, wenn er Galen... seinen 'Protegé' ...verlieren lässt. Muss wirklich fragen was bei denen  eigentlich los war.

"Tja nun..."
In seinem Gesicht zeigte sich ein gewisses gönnerhaftes Lächeln, das aber noch mit einer stetigen Unsicherheit rang.

"In der Regel mag das stimmen, aber diese Situation kann sehr unvorhersehbar sein. Ich fürchte es reicht nicht, wenn Sie nur einfach tun, was ich sage. Es wäre nachlässig, jemanden mitzunehmen, der keine Erfahrung damit hat, einen mystischen Ort zu untersuchen. Es könnte alles mögliche passieren... Sie könnten aus Versehen eine Falle auslösen, oder ganz ohne Absicht wichtige Spuren verwischen."

Spoiler: