Inneres Feuer, äußere Umwege

Komme so nicht weiter. Brauche mehr Infos... nicht aus Büchern.
Solche und ähnliche Gedanken gingen durch Dougs Kopf, während er frustriert weiter in diversen Werken blätterte. Er vermied es aber, zu sehr an das Verbindungshaus und seine Bewohner zu denken.

Sein Blick und seine Gedanken gingen zu der Kamera.
Wenn ich Photos mache... oder machen lasse? Aber von wem? Was erhoff ich mir eigentlich?
Wütend klappte er eines der Bücher zu.

Die Fotos könnten eine Möglichkeit sein... Wenn er wüsste, dass Sh'aoc direkt neben ihm sitzt... Die Antwort auf seine Fragen...

Kurz dachte er nach, ob er Doug erneut anrief... Aber nicht, bevor er den Zauber unterbrach. Einige Dinge sind besser, wenn man sie nicht weiß. Und Galen ahnte auch so, dass er für Doug nicht dasselbe war, wie er für ihn. Kein Grund sich dafür selbst den Beweis zu erbringen.

Also rief er ihn noch einmal an, nachdem er den Zauber beendete und besah ihn sich dabei durch Sh'aocs Augen.

Er hörte durch die Ohren des Goetia, wie Dougs Handy vibrierte. Er nahm es vom Schreibtisch und sah auf das Display. Ein leises Seufzen schloss sich an. Dann legte er es wieder neben sich und widmete sich den Büchern, bis die Mailbox schließlich dranging.

Galens sonst so gefasste Gesicht verfinsterte sich.

Der will auch einfach nicht, dass ich ihm helfe!

Kurz überkam ihm der dringende Impuls, wieder hoch zu Angus zu gehen und Doug wieder auf die Liste zu setzen... Angerona macht es sich mit Doug ganz schön einfach... Oder ich ihr...

Galen atmete einen Moment lang tief durch.

Was würde er tun, wenn Doug nicht Doug wäre? Der Fall wäre doch klar, oder?

Die Tür seines Wagens öffnete sich erneut, schlug hinter ihm zu... Er brauchte Hilfe. Und seine wollte er nicht annehmen...

Erneut betrat er den Tempel der tausend Dummheiten.

Die alte Frau döste auf einem gemütlichen Sessel im Eingangsbereich. Er fand Angus nach etwas Suchen in einem großen Raum, in dem leise Musik spielte. Einige Menschen saßen im Schneidersitz auf dem Boden und meditierten. Angus saß dem Grüppchen gegenüber. Er löste sich aus dem Schneidersitz und kam leise in eine stehende Position, um dann zu Galen zu gehen und ihn sanft am Arm aus dem Raum zu führen.

"Doch noch was?", fragte er leise.

Galen nickte.

"Er braucht Hilfe." sprach er ebenso leise. "Und die wird er hier - oder an welchem Eingang auch immer - eher finden, als bei mir."

Angus sah ihn zweifelnd an.
"Eben warst du noch anderer Meinung..."

"Ich habe seine geistige Verfassung betrachtet." erwiderte Galen. "Er ist in desolaten Zustand: Traumatisiert, frustriert, suchend... Ich weiß nicht, wie ich ihm damit helfen kann, ohne ihn von der Suche abzubringen... Und diese Chance darf ich ihm auch nicht verwehren."

Angus hob eine Augenbraue. Dann nickte er langsam.

"Tja... also gut. Dann werde ich mal einen Köder auslegen für ihn."

Galen nickte.

"Danke." sagte er traurig... Doug würde nun auch sein Leben an den Orden opfern, wenn es ihm nicht gelänge, einen Weg hieraus zu finden. Und ob er ihm das je verzeihen würde, wäre eine ganz andere Frage...

Angus sah ihn mitfühlend an.

"Das war sicher keine leichte Entscheidung."

Leider schon... Und genau dafür fühlte er sich so schuldig.

Er nickte nur, statt zu antworten.

Angus sah ihn für einen Moment nachdenklich an.

"Gut", sagte er dann.
"Ich muss zur Meditiation zurück."

"Tu das" Der Witz, mit dem er sich nur wenige Minuten zuvor verabschiedet hatte, war aus seiner Stimme verschwunden.

'Wir sind fertig. Ich komme und hol dich jetzt ab.'

Und das tat er dann auch.

Sh'aoc nölte zwar etwas, weil der Film noch nicht zuende war (der zweite, Dougs Mitbewohner schien einen Actionmarathon zu machen), kam dann aber doch zum Auto und sie fuhren zurück zum Sanctum.

Dort konnte er seine farbbekleckste Kleidung wechseln. Kivutar sah er in der Küche an ihrem Telefon herumhantieren, während sie nebenbei irgendein Fertiggericht aß.

Galen betrat mit hängenden Schultern die Räumlichkeiten des Sanctums und zog sich in sein Zimmer zurück. Ihm war nicht nach Gesellschaft, nicht nach Reden.

Unter einer VPN machte er Sh'aoc den Actionfilm auf seinem Laptop an, den er zuvor geguckt hatte, um auch ihn beschäftigt und ruhig zu wissen...

Er wurde nicht mehr gestört an diesem Tag.