Guanxi (Phobos)

"Richard Dupont. Gemeldet in der Walnut Avenue fünfunddreißig, Greenfield." erklärte er. Dies war das Heim seiner Eltern. "Zur Zeit auf Wohnungssuche hier in San Francisco."

Er notierte routiniert.

"Viel Glück bei diesem Unterfangen, Sir."
Sein Tonfall verriet, dass er in dem Bereich Wohungssuche in Frisco ein gebranntes Kind war.

"Schildern Sie doch bitte kurz den Hergang der Tat, Sir... Ihre Verletzungen sind bereits zu Protokoll gegeben und weisen Sie eindeutig als Opfer aus."

Phobos setzte sich. Während seienr Geschichte stockte er ab und an und rieb sich die Schläfe.

"Ich saß mit den Dreien, Roger, Danny und Aldo zusammen in dieser Nische, die ich heute erst kennen ließ." Er deutete auf den Platz. "Wir tranken zusammen etwas. Sie betrauerten den Tod eines Freundes. Als ich fragte, ob der Verstorbene auch gerne getrunken habe, brannte bei Roger eine Schalterung durch und er griff mich an. Ich versuchte weg zu kommen und um Hilfe zu schreien. Verlor aber das Bewusstsein recht schnell."

Er notierte weiter und nickte geflissentlich.

"Demnach haben Sie Ihrer Meinung nichts Provozierendes gesagt. Können Sie sich erklären, warum Herr..."
Er blätterte kurz.
"... Tapiano so aufgebracht war?"

"Ohh doch, das hat ihn sehr aufgebracht." präzisierte er. "Sein toter Freund war trockener Alkoholiker, wie er mir mitteilte, ehe er mich angriff."

Er räusperte sich.

"Scheinbar standen sie sich sehr nahe und ich verhielt mich taktlos. Sehen Sie, Officer. Wir hatten alle getrunken. Er war in Trauer und ich sagte etwas, was er in den falschen Hals bekam. Ich werde wohl auch keine bleibenden Schäden davontragen. Das ist zwar alles sehr unschön gelaufen, aber ich würde von einer Klage absehen, wenn ich jetzt nicht auf den Einsatzkosten hängen bliebe." erklärte er dem Officer.

Er blickte von dem Block auf.

"Nun, ich denke das ist ein Angebot, das Mr. Tapiano nicht ablehnen wird. Ich leite alles weitere in die Wege... und wünsche noch einen guten Abend, Sir."
Er nickte auch Lara zu.
"Ma'am."
Damit ließ er den Notizblock zuschnappen, wendete sich ab und machte sich auf den Weg.

"Guten Abend, Officer." verabschiedete er den Polizisten.

Währenddessen untersuchte er sich und seine magische Aura. Hatte Kivutar das alles mitbeobachtet?

"Das hat ja gut geklappt", kommentierte Lara gut gelaunt und faltete die Aludecke zusammen.

"Ich bin leider im Dienst, wir müssen wohl gleich weg."

Er spürte immer noch eine höhere Wirkung, die ihn umgab - Kivutars Zauber wirkte wohl noch.

"Ja." erwiderte er, jetzt etwas weniger gut gelaunt. Die Schmerzen waren jetzt auch wieder schlimmer.

Er kramte sein Notizbuch hervor und schrieb ihr seine Schläfernummer auf.

"Ich hab eine neue Nummer... Also... Würd mich freuen..." Er reichte ihr den Zettel.

Sie kritzelte ihre eigene Nummer auf den Zettel und riss ihn dann in der Mitte durch. Die Hälfte mit ihrer Nummer reichte sie ihm zurück.

"Hier, jetzt sind wir beide in der Verantwortung."
Sie lächelte und verstaute die Decke in ihrem Kit.

"Machs gut, Richard. Bis bald."
Dann zog sie ab. An der Tür stieß der zweite Sanitäter dazu, der während der Wartezeit eine Cola getrunken hatte. Dann waren beide verschwunden.

"Machs gut." Lara. Er verstaute die Nummer gut. "Einen ruhigen Dienst wünsche ich dir."

Er sah ihr hinterher.

Bitte Sh'aoc. Ich hoffe du bist zufrieden, dachte Phobos. Irgendwo in seinem Inneren triumphierte ein erschöpfter Sh'aoc über seinen Sieg.

Würde Roger nun auf ihn zukommen um den Rest zu besprechen? Wie lief das jetzt alles ab? Wie auch immer. Für den Moment ließ er sich erst einmal nieder.

Der Barkeeper trat neben ihn.

"Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Das geht natürlich aufs Haus."

"Ein Wasser bitte. Und einen Beutel Eis." erwiderte er knapp.

"Selbstverständlich."

Rasch verschwand er hinter der Theke und kam kurz darauf mit beidem auf einem Tablett zurück. Das stellte er vor Phobos auf den Tisch.

"Wenn ich sonst etwas für Sie tun kann... ein Taxi rufen oder dergleichen - zögern Sie nicht, zu fragen."

Inzwischen hatten sich die Schaulustigen verzogen. Die ersten Kugeln rollten wieder auf den Bahnen. Nur ein zerstörter Stuhl zeugte von dem Zwischenfall.

"Wenn Roger sich etwas abgekühlt hat...." sagte er, während er sich den Beutel Eis in den Nacken legte. "... würd' ich gerne nochmal mit ihm reden. Sich aussöhnen, wenn Sie verstehen."

Er war noch immer im Dienst und trotz allem, was so passiert war - Ihn nicht anzuzeigen könnte die ein oder andere Tür bei ihm geöffnet haben.

"Ich glaube er ist noch draußen... ich werde einmal nachsehen."
Das tat er dann auch. Einige Minuten später kam er wieder rein, mit Roger Tapiano im Schlepptau. Der Mann hatte die Hände in den Taschen vergraben und blickte schuldbewusst drein, in etwa wie ein Hund, den man beim in die Wohnung kacken erwischt hatte. Zögerlich trat er an Phobos' Tisch heran.

"Ähm... ich weiß nich so recht. Mir sind da gerade die Pferde durchgegangen. Tut mir leid."

Da war der Kerl. Sofort erinnerte er ihn an all die Bullies, die er so sehr verabscheut hatte. Dies waren also die Probleme mit denen seine alten 'Freunde' zu kämpfen hatten.

Phobos machte eine erschöpft wirkende, wegwerfende Geste mit der Hand.

"Setz dich doch." bot er müde an.

Nach kurzem Zögern zog er einen Stuhl heran und setzte sich mit respektvollem Abstand hin. Er schwieg und vermied Phobos' Blick.

"Hat der Officer dir schon gesagt, dass ich keine Klage einreichen werde, wenn ich nicht auf den Einsatzkosten hängen bleib?" fragte er ihn, immer noch recht müde, aber gab sich locker.

"Das hat er erwähnt."
Er nestelte an der Getränkekarte herum, die auf dem Tisch lag.

"Das geht klar für dich, ja?" fragte Phobos den Brecher, der ihm gegenüber saß.

Kurz fragte sich Phobos, was wohl in seinem Kopf vor sich ging. Aber er war gerade zu erschöpft, als dass er nun mit Zaubern um sich schmeißen würde. Eine Paradox könnte ihn aus den Latschen hauen. Dumme Idee.

Er guckte kurz verwirrt.

"Ja, natürlich. Damit komme ich doch gut weg..."

Erneut nickte er.

"Gut... Ähm. Würdest du mir dann deine Kontaktdaten geben. Nur für den Fall." er sah kurz zur Seite und lagerte den Eisbeutel um. Dann wartete er kurz die Antwort ab.

"Du hattest gesagt, dein Freund Charles hätte sein Alkoholproblem in den Griff bekommen... Oder zumindest dran gearbeitet."

Phobos sah zu Roger rüber.

"Wie hatte er das gepackt?"

"Also der Polizist meinte, es würden die entsprechenden Leute auf mich zukommen, wenn Kosten entstehen."

Roger musterte ihn. Eine Furche entstand auf seiner Stirn.

"Ich verstehe nicht so ganz, wieso das jetzt wichtig ist..."

"Weil mir der Abend heute gezeigt hat, dass ich das Saufen sein lassen sollte." Phobos hob den Eisbeutel hoch und blickte demonstrativ auf ihn.