Guanxi (Phobos)

"Halts Maul!"
Roger presste ihm eine Hand auf den Mund - sein Gesicht war nun direkt über Phobos, und er spürte den heißen, nach Alkohol stinkende Atem des Mannes.

"Verdammt nochmal!", rief der Barkeeper.

Spoiler:

Phobos hielt still... starrte den bulligen Mann an und sprach kein Wort, wie auch?

Es gab keinen Ausweg, den er gerade zu gehen bereit war. Warum rissen seine Kumpels ihn nicht von ihm runter. Scheiße!

Spoiler:

"Ich rufe die Polizei!", kündigte der Barkeeper nun an.

Erst dann machten die beiden anderen Anstalten, Roger von Phobos runter zu ziehen. Aber dieser wurde davon in Berserkerwut versetzt. Ein Hagel aus Schlägen ging auf Phobos nieder - es klingelte in seinen Ohren, alles war nur noch ein gedämpftes, schwammiges Bild. Der Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen, dann wurde ihm gnädigerweise Schwarz vor Augen.

Die Umgebung Schwamm vor seinen Augen, als er wieder zu sich kam. Undeutlich sah er mehrere Personen, die ihn umringten - er lag auf dem Boden. Er hörte das Gebrumm und Getuschel von leisen, aufgeregten Gesprächen. Hämmernde Kopfschmerzen durchdrangen ihn bis ins Mark, und auch einiger anderer Körperpartien war er sich auf unangenehme Weise bewusst.

"Hallo? Hallo? Können Sie mich hören?"
Die Stimme drang gedämpft an sein Ohr. War das der Barkeeper?
"Der Krankenwagen ist unterwegs!"

Spoiler:

"N... nein..." stammelte er wie im Fieber. "Kein Krankenwagen... Sh..." Shori... Shori kriegt das wieder hin...

Er blinzelte, doch er war irgendwie geblendet. Dann wurde es wieder dunkel...

Phobos oszillierte für eine für ihn nicht quantifizierbare Weile zwischen Bewusstsein und Bewusstlosigkeit - einem limboartigen Zustand. Träumte er oder war er wach? Laras Gesicht schwebte vor ihm in weißem, engelsgleichen Widerschein.

"Richard?", hörte er ihre leise Stimme. Das war sicher ein Traum.

Spoiler:

Phobos träumte. Von dem Ort, von Shori, von den Bildern... Laras Gesicht erinnerte ihn kurz an Shoris Gesicht - die blonden langen Haare wurden schwarz, die Gesichtszüge wurden alt. Hinter ihr die Palmblatthütte. Und piepende Geräusche, wie von Dschungelvögeln. Nur die Augen blieben die Laras. Er fasste sie... ihn in seinen Blick und griff nach dem Handgelenk.

"Ist es dort gefährich?" fragte er ihn. "An dem Ort?"

Die Shori-Lara-Mischung schaute ihn mit wissendem Lächeln an.

"Der Ort ist nicht gefährlich, bis man sich unter die Oberfläche wagt."
Die Stimme war ein Zwieklang, als würden Lara und Shori gleichzeitig antworten.

Dann verschwamm das Bild. Stechender Schmerz. Er war in der Bowlinghalle, umringt von besorgten Gesichtern - im Rücke spürte er eine Wand. Man hatte ihn halb sitzend gelagert und mit einer Alu-Decke abgedeckt. Lara war über ihn gebeugt und tupfte gerade seine Nase ab. Sie lächelte, als sie erkannte, dass er wach war.

"Wie geht es dir?"

Was lauerte dort.... dachte er noch. Dann dachte er nichts mehr. Der Schmerz durchzuckte ihn.

Sein Kopf brummte übel. Sein Magen schmerzte. Da war Lara. Lara höchstpersönlich.

"Ging..." er hustete einmal kräftig. "... mir nie besser."

Ein warmes Gefühl umfing ihn. Lara.

Sie grinste.
"So siehst du auch aus. Die Nase ist noch ganz, und die Rippen auch. Aber ich glaube du hast eine leichte Gehirnerschütterung abbekommen."

Sie knipste eine kleine Taschenlampe an - engelsgleicher Widerschein - und leuchtete abwechselnd in seine Augen.

"Okay, immer noch normal. Weißt du, wo du bist und was passiert ist?"

Gott tat es ihm gut, sie zu sehen. Dann blendendes Licht.

"Ja, Frau Doktor." grinste er sardonisch. "Bowlingbar. Prügelei."

Sie schüttelte mit den Kopf und schnalzte mit der Zunge.

"Ich bin nicht ganz sicher, ob du den Schlag auf den Kopf vor oder nach der Prügelei abbekommen hast... aber mal Spaß beiseite, du warst doch sonst nie der Typ für Kneipenschlägereien. Wie ist das passiert?"
Sie schaute ihn durchaus besorgt an.

Irgendwie war das ganze Blut des Phobos' an ihm heften geblieben. Einen Moment lang war er verwirrt. Dann wurde ihm die Wirkung des Zaubers wieder bewusst.

Noch immer lächelte Richard bitter. Es war beinahe wie damals, auf dem Schulhof.

"Ich hab was Falsches gesagt und war nicht schnell genug weg." erwiderte er bitter. Langsam sah er sich um.

Einige der anderen Gäste beobachteten sie von einiger Distanz aus. Der Barkeeper stand in der Nähe und wusste nicht so richtig, wohin mit sich. Ein weiterer Sanitäter laborierte an einem MediKit herum.

"Okay... die Polizei ist nämlich draußen und nimmt die Aussagen von deinem Angreifer und seinen Spießgesellen auf. Fühlst du dich denn fit genug für eine Aussage? Ich soll das nämlich entscheiden."

"Mit einem Milligramm Adrenalin, würde es mir sicher besser gehen." witzelte er knapp. Dann richtete er sich langsam auf.

Das fehlte ihm jetzt gerade noch. Polizei... POLIZEI! Scheiße. Wenn Sie ein Phantombild hatten... Beruhige dich Phobos. Das konnte doch jetzt unmöglich sein. Sie hatte dich nur kurz gesehen. Und er wusste auch, dass er eigentlich ein Allerweltsgesicht hatte - und er wusste wie ungenau solche Zeichnungen waren.

Keine Klage, kein Stress. Wer würde für die Kosten dann aufkommen?

"Es wird schon gehen..."

Sie schaute ihn forschend an.

"Deine Entscheidung. Du bist ja vom Fach... achso, du weißt dann ja auch, wie du dich schonen solltest die nächsten Tage. So eine Gehirnerschütterung ist nicht zu unterschätzen."
Dabei hatte sie ihr bestes 'ernster Doktor'-Gesicht aufgesetzt.

Er lächelte sie müde, aber zufrieden an.

"Danke." entgegnete er ehrlich. So ehrlich, wie er vermutlich seit Wochen nicht mehr gewesen war. Sein Herz schlug heftiger, schneller. Dann sagte er es.

"Das hat mir gefehlt."

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.

"Was hat dir gefehlt?"

Er hörte das Blut in seinem Schädel rauschen. Pochen. So sehr schlug sein Herz gerade. Seine Hände schwitzten. Er brummte gewaltig und ein dumpfer Schmerz breitete sich aus. Waren das Schmetterlinge in seinem Bauch, oder die Folgen der Gehirnerschütterung. Endorphine wurden ausgeschüttet. Aber konnte Phobos es wagen? Es war auch so schon gefährlich genug.

Im Inneren seines Schädels - irgendwo hinter seiner Stirn, dort wo sein Oneiros war, wälzten sich Sh'aoc und Diffidentia gerade übereinander.


"Das ist MEIN Richard!" keifte Sh'aoc während er gerade Diffidentia mit einer dritten Hand eine langte. Diese warf ihn um und drehte die graue, gallertartige Masse Sh'aocs auf den Rücken und fing an sie zu würgen.

"Es wird ihrer beider Ende sein!" zischte die schwarze neblige Gestal. Unter ihrem Griff zerfloss Sh'aoc und wandte sich erneut um sie.


"Lass ihn! Er will es! Du Mistschlampe!" grollte er tief.


Die schwarze, neblige Dame wuchs größer, brach aus dem dunklen, grauen Schlamm hervor und entwich pfeifend seinem Leib.

"Es ist zu seinem Besten!" bestand sie kreischend.


Sh'aoc wuchs ebenso in die Größe, stieg empor und ergoss sich über der Dame wie ein Tsunami. Sein Gesicht, sprach aus den Wogen der Welle zu ihr.

"Zu seinem Besten! Ich lache über dich... Nein! ich spucke auf dich!"

Irgendwo hinter ihnen waren die anderen Goetia versammelt und beobachteten das Spektakel fasziniert. Unter ihnen stand ein Goetia, der eine überraschende Ähnlichkeit mit Lara hatte. Sie lächelte frech.

Und dann sprang sie Sh'aoc zur Hilfe.


Phobos fasste sie grinsend noch einmal in den Blick.

"Dein neunmalkluges Doktorgesicht, deine schnippischen Kommentare... Die Zeit mit dir... Du."

Sie grinste ebenfalls.

"Und dabei war ich die ganze Zeit nur einen Telefonanruf entfernt, du Pappnase!"
Sie schüttelte immer noch grinsend den Kopf.

"Unglaublich. Da muss dich erst einer vermöbeln, damit wir uns mal wieder treffen."

Er versuchte ein paar Schritte zu gehen.

"Ich hätte ja... aber..." Dann seufzte er. Er wollte sie heute nicht belügen müssen. "Ich erklär es dir bei einem Kaffee, ja?"

Sie half ihm auf und ging dann neben ihm her, um im Notfall stützen zu können.

"Du musst gar nichts erklären."
Sie zuckte mit den Schultern.
"Ich bin da nicht so. Kaffee trinken können wir aber trotzdem gerne."

Das tat irgendwie weh. Es nicht erklären zu müssen...

"Dann steck mir mal deine Nummer noch einmal zu." grinste er sie dennoch an.

Ob er Kivutar, Tapio oder Angus da draußen treffen würde? Wundern würde es ihn nicht.

Es klappte einigermaßen gut mit dem Gehen, aber es wurde ihm doch noch einmal schwummrig, und etwas übel war ihm auch, sodass er sich setzen musste.

"Das kann ich tun."
Sie drehte den Kopf, als ein Polizist eintrat. Älteres Semester, was man schon allein daran erkannte, dass er als erstes seine Dienstmütze abnahm und sie sich unter den Arm klemmte. Außerdem sah er auch alt aus. Er kam auf Phobos und Lara zu.

"Guten Abend, Sir."
Er reichte Phobos die Hand, dann zückte er einen Notizblock.

"Ich hoffe es geht Ihnen gut, Sir. Sind Sie bereit für einn kurzes Interview?"
Er schaute kurz zu Lara, die knapp nickte.

Auch Phobos reichte ihm die Hand und drückte sie geschwächt.

"Ja Officer. Bitte stellen Sie ihre Fragen."

"Für das Protokoll brauche ich zunächst Name und Anschrift, Sir."
Sein Bleistift ruhte bereits an der vorgesehen Stelle in seinem Block. Sein Blick war auf Phobos gerichtet. Lara stand noch immer neben dem Stuhl, auf den sich der Moros niedergelassen hatte.