Neue Studien

"Das ist wohl eine Frage der Perspektive." erwiderte er. "Vor allem des Ausblicks."

Er schnaubte kurz durch die Nase, wie oft, wenn er einen bitteren Witz machte. "Solcherlei Fragen sind nicht zielführend, hätte er gesagt." Er sah kurz säuerlich zur Seite. "Solcherlei Fragen machen einen aus, würde ich sagen."

Phobos schüttelte ablehnend den Kopf. "Rechtfertigt ein neu Erwachter das Leiden eines Dutzend anderer Menschen? Selbst dann, wenn Sie sich am Ende nicht mehr daran erinnern sollten?" fragte er in den Raum. "Ich hätte keinen anderen Menschen psychischer Folter ausgesetzt, um mich zu erwecken." sagte er. "Aber mir selbst, hätte ich es angetan."

Kurz seufzte er schwermütig. "Dazu kommen Überlegungen bezüglich eines erkenntnistheoretischen Fortschritts. Ist das Leiden Wert? Und schlussendlich: Was ist mit der... öffentlichen Sicherheit der Erwachten?"

Schließlich nickte er entschlossen. "Ich glaube, ich bin ein Zufall und nicht das Ergebnis einer zielgerichteten Methode und er wird versuchen dieses Ergebnis zu reproduzieren. Er besitzt nicht mehr die Fähigkeit sich lange auf anderes als seine Studien zu konzentrieren. Und es wird jetzt nur noch schlimmer werden."

"Sie hatten aber nie die Wahl - auch wenn Sie im nachhinein Nutzen und Kosten abwägen können. Die Wahl, ob sie sich dem stellen wollen oder nicht. Viele Erwachte halten die freie Wahl für einen wichtigen Aspekt beim Erwachen... nach dem unruhigen Schlaf geht man bewusst einen neuen Weg. Für mich sieht es aus, als ob Sie einfach Glück hatten."

Sie winkte ab.

"Eine letzte Frage zu diesem Thema: Wo hält sich Lovecraft gerade auf?"

"Ich gehe davon aus, dass er auf seiner Farm außerhalb San Fransiscos ist. Etwa zwei bis drei Autostunden von hier entfernt." Es gefiel ihm nicht, ihn zu verraten. Trotzdem war es vermutlich notwendig... "Nahe Old Gilroy."

Sie wirkte zufrieden mit der Antwort.

"Gut, wenden wir uns anderen Themen zu. Wenn Sie dem Konsilium beitreten, erhalten sie viele Vorteile. Ihre Person und Ihr Eigentum sowie Ihr Sanctum sind dann durch die Lex Magica geschützt. Das heißt, Sie können Beschwerden vor den Rat bringen, falls jemand diese Dinge nicht achtet. Und der Rat hört auch Petitionen aller Art und verkündet entsprechend Schiedssprüche. Bevor Sie allerdings wahllos irgendwelche Dinge vor dem Rat zur Sprache bringen, konsultieren sie lieber einen Thearchen und lassen sich beraten, welche Aussichten Ihre Forderungen überhaupt haben. Die Ratsherren und Frauen haben wenig Geduld für Unsinn."

Sie faltete wieder die Hände.

"Auf der anderen Seite sollen Sie natürlich nicht nur die Vorzüge des Konsiliums nutzen, sondern auch als aktives Mitglied der Gesellschaft etwas zurückgeben. Das heißt, unter anderem, einem Orden beitreten und sich sinnvoll im Aufgabenbereich desselben einsetzen. Außerdem ist es üblich, dem Konsilium als ganzes zum offiziellen Beitritt einen Tribut zu zollen... das kann alles mögliche sein, eine Abgabe, ein Dienst oder ähnliches... natürlich angemessen an die Möglichkeiten und Ressourcen des Neuzugangs."

Spoiler:

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Aufmerksam hörte er zu.

"Ein beidseitiger Arbeitsvertrag mit Lehrgeld sozusagen. Verstanden." übersetzte er für sich.

Er überlegte, ob nun die Zeit für Fragen war, oder ob Kivutar weiter referieren würde. Er war sich nicht ganz sicher, also gab er den Redezug erst einmal wieder zurück an sie. Fragen könnte er früh genug stellen.

Trotzdem nutze er die kurze Pause, um Sh'aoc zu überprüfen.

Spoiler:

Der Goetia hatte sich in eine Ecke verzogen und schaute immer wieder misstrauisch zu Angus, der nahe der Tür platzgenommen hatte.

Kivutar schüttelte den Kopf.

"Es gibt keinen Arbeitsvertrag - arbeiten tun Sie im Regelfall für Ihren Orden, nicht für das Konsilium. Wenn überhaupt ist das ganze ein sozialer Vertrag..."
Sie zuckte mit den Schultern - so wichtig schien ihr die Richtigstellung nicht zu sein.

"Eine Ausnahme ist natürlich, wenn sie als Tribut einen Dienst für das Konsilium wählen. Sind Sie denn im Besitz irgendwelcher Artefakte, oder anderer magischer Gegenstände? Oder gar einer Manaquelle? Seit dem Quellensterben ist Mana eine sehr begehrte Ressource."

Er schüttelte den Kopf.

"Im übertragenden Sinne hätte ich höchstens durch meinen Vertrauten eine Manaquelle." erklärte er. "Angus hat Ihnen vielleicht von ihm erzählt."

Phobus machte eine rhetorische Pause.

"Ich habe also nur meine Dienstbarkeit als Tribut anzubieten - und vielleicht meine Einblicke in Lovecrafts... 'exotische' Studien." Man konnte die Anführungszeichen förmlich hören.

"Angus hat den Goetia erwähnt... aber das ist wohl nicht wirklich eine verlässliche Manaquelle."

Sie legte die Fingerspitzen aneinander und machte ein kritisches Gesicht.
"Ich glaube die Lovecraft-Geschichte taugt nicht als Tribut. Politisch gesehen wäre das nicht sinnvoll... denn Lovecraft wurde vom Freien Konzil und seinem Assembly verbannt. Wenn der Rat sich jetzt plötzlich damit beschäftigt, würden sicher Proteste laut werden, dass sich das Konsilium schon wieder in Sachen einmischt, die es nichts angehen und die längst geklärt wurden."

Sie hob eine Hand in einer resignierenden Geste.

"Bleibt also Ihre Dienstbarkeit. Am besten erzählen Sie mir etwas über Ihre Fähigkeiten, dann können wir damit beginnen, über eine angemessene Aufgabe nachzudenken."

"Beginnen wir mir meinen magischen Qualifikationen." entschied er. "Ich wandle auf dem Pfad der Verdammten, bin Geselle des Todes, Lehrling der Gedanken und Novize der Materie. In meiner magischen Ausbildung durch Lovecraft wurde vor allem Wert auf das Gedankenarkanum gelegt, entsprechend bin ich dort besonders routiniert" erklärte er.

"An mundanen Qualifikationen bringe ich Kenntnisse über den Aufbau und die Funktionsweisen des menschlichen Körpers mit, habe eine gute Allgemeinbildung und halte mich für diskret und still, wenn ich mich nicht in einem Gespräch wie diesem befinde... Irgendwo zwischen Verhör und Bewerbung." Die letzte Bemerkung konnte er sich nicht verkneifen.

"Vor allem jedoch, vermag ich es auch in angespannten Situationen einen kühlen Kopf zu behalten und vernünftige Entscheidungen zu treffen." Die ganze Zeit über hatte er einen wissenschaftlich vortragenden, analytischen Tonfall. Es klang beinahe so, als würde er nach einer Meldung sprechen.

Sie warf einen Seitenblick zu Angus, dann sah sie wieder Phobos an.

"Das klingt, als könnte man Sie für eine Vielzahl von möglichen Aufgaben einsetzen. Ich werde mich in den nächsten Tagen mit dem Rat kurzschließen, was genau Sie dann tun sollen."

Sie hielt kurz inne.

"Sie denken sicher auch schon verstärkt über den Beitritt zu einem Orden nach. Ich kann Ihnen den Kontakt zu den entsprechenden Verantwortlichen in den jeweiligen Orden herstellen. An der Stelle würde ich Ihnen aber auch anbieten, für eine Weile für unseren Orden, die Hüter des Schleiers, zu arbeiten. Von so einem kurzen Verhör..."
Sie zeigte einen kaum merklichen Anflug eines Schmunzelns.
"... kann man natürlich nicht sicher sein, aber mein Eindruck ist, dass Sie eine gute Eignung für den Orden haben könnten."

Phobos nickte erneut verstehend und machte einen aufmerksamen Eindruck. Den Seitenblick konnte er leider nur schwer deuten. War Angus am Ende hier derjenige, der das Sagen hatte? Oder hatte er einfach nur die bessere Menschenkenntnis? Telepathie? Ihm blieb nur Spekulation.

"Meine Eindrücke über die Orden des Pentakels sind bisher stark eingefärbt. Ich würde mir gerne einen persönlichen Eindruck von allen machen." wiederholte er, was sie von Angus schon wusste. "Natürlich habe ich mir bereits Gedanken und bin geneigt, ihrem Angebot nachzugehen."

Es stahl sich ein schmales Lächeln auf seine Lippen. "Auch deshalb, da eine aufgeschobene Entscheidung bedeuten würde, länger ohne den Schutz der Lex Magicka auskommen zu müssen."

"Der Beitritt zu einem Orden und die Mitgliedschaft im Konsilium sind unabhängig von einander... trotzdem sollten sie nicht allzu lange warten. "

Sie zog ein Telefon hervor.

"Haben Sie sich inzwischen ein Handy besorgt? Ansonsten müssen sie sich die Nummern aufschreiben."

Ein knappes Nicken. Dann holte er das neue, billige Telefon heraus.

"Möchten Sie die Nummer diktieren, damit ich direkt Rückrufen kann?" schlug er vor.

"Ich gebe Ihnen jetzt die Nummern von denjenigen in den anderen Orden, die für Rekrutierung zuständig sind. Als erstes wäre da Claviger Aion von der Silbernen Leiter."

Sie diktierte ihm eine Nummer.

"Beim Adamantpfeil kann Ihnen Provost Bishma weiterhelfen."
Auch diese Nummer diktierte sie ihm.

"Und der Provost des Hierarchen, Kurunta, ist beim Mysterium zuständig."
Wieder wurde eine Telefonnummer diktiert.

"Wo wir dabei sind, unter dieser Nummer erreichen Sie mich."
Noch eine Nummer wurde diktiert.

"Beim Freien Konzil ist es etwas schwieriger. Da gibt es keine klaren Zuständigkeiten, zumindest im Moment. Ich werde aber demnächst auf eine Versammlung des Assembly gehen - Sie können mich begleiten, wenn Sie wollen."

Jede der Nummern wurde abgespeichert und anschließend zum Abgleich wiederholt.

"Das ist ein freundliches Angebot, dem ich gerne nachkomme." antwortete er schließlich auf ihr Angebot. "Wann und Wo wird diese Versammlung denn sein, damit ich mir den Termin frei halte?" Bei diesem Satz sah sie vielleicht eine Ungenauigkeit in der Wahrheit der Aussage. Es war keine Lüge, aber es war auch nicht die ganze Wahrheit. Er wollte sich die Möglichkeit offen halten, auch ohne sie dort hin gehen zu können.

Als Angus sie pragmatisch nannte, hatte er ein ruppigeres Verhalten erwartet. Kivutar wirkte hingegen einfach nur förmlich.

"Wenn ich diese Personen anrufe, werden sie von mir wissen?" fragte er sie schließlich.

"Übermorgen um 19 Uhr im Sunset Recreation Center", antwortete sie direkt.

"Vielleicht sollten Sie lieber nicht zur gleichen Zeit ankommen, wie ich", fügte sie dann noch hinzu, als hätte sie seine Gedanken gelesen.

"Die Libertinees sind nicht besonders gut auf mich zu sprechen."

Wieder dieses knappe Nicken. 'Übergeht sie meine Frage absichtlich?, fragte er sich.

"Dann so." einigte er sich mit ihr.

"Haben Sie noch etwas Zeit für Fragen meinerseits, oder verbleiben wir vorerst so?" wollte er von ihr wissen.

Spoiler:

"Ich werde die Personen darüber in Kenntnis setzen, dass Sie anrufen."

Sie schaute auf ihre Armbanduhr.

"Für einige prägnante Fragen habe ich noch Zeit. Fassen Sie sich kurz."

"Ich hätte mich über die unterschiedlichen Kabalen und ihren Schwerpunkten erkundigt. Das wird den Rahmen dann wohl sprengen." stellte er nüchtern fest.

"Vielen Dank für Ihre Zeit."

Sie nickte.

"Ja, das ist zu viel."

Sie erhob sich in einer fließenden Bewegung.

"Also, ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei, sich ein Bild von den Ordensfraktionen vor Ort zu machen. Wenn Sie für uns arbeiten wollen, rufen Sie mich an. Ansonsten kann Angus sicher noch einige Ihrer Fragen beantworten. Auf Wiedersehen."

Damit schickte sich die Provostin an, dem Raum zu verlassen.

"Vielen Dank und auf Wiedersehen." verabschiedete er auch sie, drehte sich mit dem Stuhl in Angus Richtung und erhob sich kurz nach ihr.

Er wartete noch kurz, bis sie das Zimmer verlassen hatte, dann trat er die letzten Schritte auf ihn zu.

"Ich will dir aber nicht die Zeit stehlen." sagte er. "Sonst kann ich dich ein Stück begleiten?" schlug er vor.

"Okay... wir können die Ugly Truth Runde machen, wenn du nichts dagegen hast."

Gemeinsam verließen sie den Raum und gingen den Flur des Unigebäudes entlang in Richtung Treppenhaus.

"Also, du wolltest was über die Kabalen hier in San Francisco wissen... puh, wo soll ich anfangen? Es gibt verdammt viele Kabalen im Stadtgebiet."

"Nichts dagegen. Lass mich kurz ein paar Schutz und Verschleierungszauber sprechen." entgegnete er.

Er wendete sich kurz ab, griff in die Hosentasche und umfasste seine Münze fest - erneut versuchte er seinen Geist zu einem Diamanten zu formen... "Gedanken zu Stahl."

Dann passierte es. Der Zauber entglitt ihm. Ein stechender Schmerz in seinem Schädel... Er machte ein unangenehmes Geräusch und hielt sich kurz eine der Schläfen.

"Na das macht ja nen guten ersten Eindruck.." ächzte er

Angus blieb stehen. Als das ganze schief ging, kam er ein paar Schritte näher.

"Alles in Ordnung?"
Er sah sich unauffällig um, aber die einzigen anderen Leute in der Nähe war eine kleine Schar Studenten, die irgendeinen Aushang in Augenschein nahmen.

"Immerhin ist uns nichts um die Ohren geflogen..."

Phobos verzog den Mund etwas. "Die Migräne wird bald vergehen. War nur ein leichtes und ich konnte es gut einschließen." Er wirkte inzwischen vor allem unzufrieden. "Unverantwortlich." rügte er sich selbst.

"Dann halt ohne." meinte er und sah sich nach einer Toilette um.

Er deutete dort hin. "Ich wirke dort kurz eine Verschleierung, bei der nichts schief gehen sollte." informierte er ihn. "Wird nicht lange dauern."