Springbreak

"Entschuldige." erwiderte er.

"Es wird sich noch etwas verzögern. Sein neues Opfer, Hannah Shephert ist erwacht. Meiner Einschätzung nach als Banisher. Obrimos. Widersetzt sich dem Aufspüren mit dem Raumarkunum durch Gegenmagie. Sieht überall Teufelgestalten. Bereits ein Schläfer als Todesopfer. Lovecraft ist verletzt. Ich habe ein Spur von ihr. Fünf Stunden alt. Motorisiert." gab er zu Protokoll.

"Ich habe ihre Spuren durch den Wald verfolgt. Lovecraft holt mich gleich mit dem Wagen ab."

Er sah auf seine Armbanduhr.

"Lovecraft hatte vor mir in der Tat zwei 'Erfolge'. Zu beiden keine sympathetische Verbindung mehr nach eigenen Angaben. Ich vermute, sie sind tot. Was er mit den anderen macht, hat er mir nicht gesagt. Missbilligt meine Entscheidung für die Hüter." beendete er die wichtigsten Informationen.

"Ach ja, mir geht es soweit gut."

"Keine Ursache."
Wie üblich war ihr Tonfall nüchtern und neutral. Der änderte sich auch nicht wesentlich, nachdem sie seinen Bericht gehört hatte.

"Das ist schlecht. Wenn das wirklich ein großes B. ist, dann ist das kein Job für einen alleine. Ich schicke Verstärkung. Gib mir alle Daten, die du über sie und ihr Auto hast, dann können unsere Leute vielleicht was tun. Gibt es ansonsten Hinweise auf ihren Verbleib? Lovecraft muss allerdings aus der Nummer ausscheiden. Achja, und der Schläfer darf nicht von den Behörden gefunden werden. Leite das in die Wege."

Sie hielt kurz inne. Es war halb fünf am Nachtmittag.

"Ich habe kürzlich nicht verifizierbare Gerüchte über einen von Lovecrafts Erfolgen gehört. Ein Mastigos aus dem Konzil, Flournoy. Ich glaube, du bist ihm begegnet. Aber dazu vielleicht später mehr.

"Das Nummerschild lautet WP Fünfzehn Sechundzwanzig Eins. Ihr Eltern heißen angeblich Barbara und Jeremiah Shepherd. Da könnte sie hin unterwegs sein... Er hat jedoch einen Vergessenszauber über sie gelegt... Kann also nur übel ausgehen, falls sie da aufkreuzt."

Galen sah die Straße entlang in die Richtung aus der er Lovecrafts Auto vermuten würde.

"Und wie soll ich da Lovecraft heraushalten? Er wird alles tun, um sie wieder in seine Obhut zu bringen und vor uns zu schützen."

Dann machte er auf dem Absatz kehrt und lief die Straße hinab, wieder in Richtung der Leiche.

"Dann soll er diesen Zauber gefälligst auflösen."
Eine winzige Spur Genervtheit hatte sich in ihre Stimme gemischt.

"Den Wohnort der Eltern sollte ich schnell finden. Schreib mir, wenn Lovecraft ihn nicht hat. Je nachdem, wo sie leben, könnte das helfen, Lovecraft da rauszuhalten. Er wird hoffentlich nicht so waghalsig sein, sein Exil aufzugeben."

"Sie ist seit ... fünf Stunden ... mit einem Auto .... Es kann schon längst ... böse ausgegangen sein." präzisierte er im Laufen

"Ich laufe ... gleich in ein Funkloch ... Die sind hier überall. Kann das ... Schreiben erschweren."

"Ich schicke jemanden zum Elternhaus. Für alle Fälle schicke ich dir auch die Adresse. Du solltest sie haben, sobald du aus dem Funkloch raus bist."

"Wenn ich sie habe ... hat Lovecraft sie potentiell auch." erinnerte er sie.

Fluorny... Das war nach dem Bombenattentat... Der nervöse Junge, der uns verschleierte... Könnte er... der Attentäter gewesen sein?

Kurz stoppte er im Lauf. "Fluorny wirkte ängstlich... Aber seine Magie eigentlich kontrolliert. Vielleicht steckt er sogar hinter dem Attentat... Eine Art Mimikry, die er in der Zeit bei Lovecraft entwickelt hat, um von ihm freigelassen zu werden. Einen stabilen Geist vorzutäuschen." So wie ich?

"Es ist wie gesagt nur ein Gerücht. Er redet wohl nicht offen darüber. Du könntest es prüfen... irgendwann."

Ein kurzes Schweigen.
"Ehrlich gesagt zweifle ich daran, dass er der Attentäter war. Das passt nicht zum letzten Stand, den ich von den Ermittlungen habe."

"War nur eine fixe Idee...... Also ja, irgendwann." schloss er das Thema ab.

"Also gut. Bald taucht Lovecraft hier auf und ich muss eine Leiche verschwinden lassen. Ich kann versuchen Hannah alleine zu suchen. Erinnere Lovecraft an sein Exil und seine Wunde... Und stoße später zu der Verstärkung hinzu."

"Gut. Melde dich, wenn es Probleme gibt. Bis später."
Sowie er nichts weiter zu sagen hatte, war das Gespräch beendet.

Wie kann sie sich alles merken, was ich ihr sage und gleichzeitig nicht verstehen, was ein Funkloch ist?, fragte er sich eine Sekunde lang.

"Bis später."

Und damit rannte er wieder zurück zum Toten.

Ohne große Probleme erreichte er die Leiche Marc Mcmurrays, die unverändert am Wegesrand lag.

Galen durchsuchte Marcs Körper. Diesmal gründlicher und weniger vorsichtig als beim ersten Mal...

Die Leiche musste irgendwo verschwinden. Und das zügig, ehe Lovecraft kam. Ohne eine Schaufel gab es nur einen für ihn erreichbaren Ort, wo kein Schläfer die Leiche würde finden können: Das Zwielicht. Dort würde er Marc verstecken.

Er fand keinen Geldbeutel, keine Schlüssel oder sonstiges, was man in den Taschen hätte vermuten können.

Kniend über dem Kopf Marks legte er die Hand auf den Boden. Es war für ihn das natürlichste der Welt: Sich oder etwas im Zwielicht zu verstecken. Das Imago war bereits ein teil von ihm. So selbstverständlich, wie sich durch die Haare zu fahren.

"Loch in der Lüge. Weg ins Zwielicht.

Und so bildete sich rechts neben der Leiche ein Loch das ins Zwielichz führte.

Zügig erhob er sich, rollte Mark einmal über die Seite. Dann fiel der Körper auch schon, drehte sich und war auf der anderen Seite.

Keine zehn Sekunden später schloss sich das Tor und zurück blieben nur noch Spuren, die er nun verwischen würde.

Irgendwie war es ein merkwürdiger Gedanke, dass jetzt sowohl Mcmurrays sterbliche Hülle als auch sein rastloser Geist sich im Zwielicht befanden. Einzig die rotbräunlichen Flecken seines Blutes blieben auf dem erdig-kieseligen Waldboden zurück. Die galt es nun zu verscharren, sowie sonstige Spuren zu beseitigen.

Nachdem er mit dieser Arbeit fertig war, sollte es noch etwa eine Dreiviertelstunde dauern, bis man einen rumpelnden Wagen die Waldstraße entlangkommen hörte, bevor man ihn sah.

Galen zog die Kapuze über und ging dem Geräusch entgegen. Nur für den Fall, es wäre doch nicht Lovecraft...

Er erkannte zweifelsfrei Lovecrafts alten Truck, der da um eine Biegung im Waldweg in Sicht kam. Der Motor röhrte und gluckerte, die Maschine hatte schon längst bessere Tage gesehen.

Neben ihm kam das Vehikel zum Halten und Lovecraft schaute zum Fenster hinaus.

"So, da bist du also. Ich hab leider vorhin einmal eine falsche Abzweigung genommen."

"Ist auch eine tückische Gegend hier..." echote er seine Worte aus der Vergangenheit.

Ohne große Verzögerung schwang er sich auf den Beifahrersitz.

Lovecraft setzte zu einem Wendemanöver in mehreren Zügen an.
"Was hast du denn mit der Leiche gemacht?", fragte er beiläufig.

"Ich habe ein Tor ist Zwielicht geöffnet und sie dort deponiert." entgegnete er sachlich.

Er hob eine Augenbraue, sein Blick war geradeaus auf den Waldweg gerichtet.

"Da sollte sie niemand finden. Wer... hast du einen Namen?"

"Marc McMurray." erwiderte er knapp. "Er ist seit Stunden tot."

"Ich schlage vor, du bringst mich zu meinem Wagen."

"Marc..."
Er runzelte nachdenklich die Stirn.

"Das ist... war der jüngste von den Mcmurray-Jungen. Wirklich bedauerlich."
Tatsächlich zeigte sich auf Lovecrafts Gesicht sowas wie Bedauern, wenn auch kein sonderlich starkes.

"Was hast du jetzt vor?"

"Ich werde sie aufspüren, die Lage einschätzen und entsprechend handeln." erwiderte er auf seine Frage.

"Wenn deine These korrekt und sie auf mundane Art einfach nur verstört ist, dann werde ich ihr helfen." das meinte er Ernst, auch wenn er nicht daran glaubte. Es könnte vielleicht nur ein Unfall gewesen sein. Ihr könnte dann geholfen werden. Aber du glaubst daran. Und das ist das Wichtige.