Alcoholics Anonymous (Odysseus)

Ein weiterer Zauber. Was würde sie jetzt wollen? Das könnte alles Mögliche sein... Hat sie mich entdeckt? Gut möglich... Ich kann sie ja nicht sehen, also sie spielt wohl möglich mit mir... Möglichkeit a: Ich bin unentdeckt. Sie könnte alles Mögliche gezaubert haben. Möglichkeit b: Sie hat mich entdeckt. Dann hat sie den Plural gehört und weiß, dass ich von ihr weiß. Ich war zu unvorsichtig... Wie auch immer. Hört sie nun zu? Das wäre, was ich tun würde... Benutzen wir das gegen sie... Lassen wir ein paar Fehlinformationen fallen. Was will ich, das sie tut? Ich will, das sie Roger nicht mehr folgt. Was könnte sie dazu bewegen, die Jagd abzubrechen?


"Das Einsatzteam soll dort in Stellung gehen..." Uns groß machen. Sie davon abhalten, dort hin zu wollen... "Ist beim Abtransport alles glatt gelaufen?" Isolation erzeugen. Sie zur Flucht bewegen. Konfrontation an anderer Stelle... Zur Not im Zwielicht... Hoffentlich versteht Angus...

"Team meldet Bereitschaft", antwortete Angus routiniert und wie aus der Pistole geschossen.

"Abtransport erfolgreich, Ziel ruhiggestellt. Bleiben Sie am Sekundärziel."

Derweil spürte der Moros, wie die Unsichtbare ein wenig hinter einem Müllcontainer in Deckung ging.

Sie geht in Deckung... Erwartet sie einen Schusswechsel? Ist sie bewaffnet? In meiner Resonanz... Da steckt noch immer dieser eine... eine Zauber. Ich kann seine Nachwirkung in einen meiner Zauber verweben...

Auch Phobos duckte sich etwas tiefer in seine Deckung. Es war aller höchste Eisenbahn... Er konzentrierte sich stärker auf das Gefühl des jähen Endes.

Wo bist du genau?

Sein Gefühl war dann am stärksten, wenn er auf den Müllcontainer sah. Wo genau sie sich aufhielt, konnte er nicht sagen.

Verdammt Angus! Warum keine Telepathie...

"Verstanden."

... Aus der Sicht von ihr. Dann ins Zwielicht. Dort kann sie mich unmöglich sehen... Aber ich verliere sie aus dem Blick und gebe ihr die Möglichkeit zu verschwinden. Keine gute Idee...

... Ich breche ihren Willen ... Nehme sie in Gewahrsam. Angus und ich befragen sie. Aber zu erst...

Ich bleibe an ihr dran... Verfolge sie. Irgendwann sage ich, ich habe sie verloren. Und dann folge ich ihr durch das Zwielicht?

Odysseus wartete ab.

Eine oder zwei Minuten vergingen, ohne dass sich etwas regte. Roger saß, der Pattsituation in den Schatten hinter ihm unkundig, auf der Bank und lehnte sich mit einem Seufzer zurück.

"Ähm."
Das war Angus.

"Soeben Sichtkontakt zu Tertiärziel erhalten. Verlässt Gemeindezentrum in selbe Richtung."

Soviel zum Bluff... Donner und Doria, Angus... Haben wir genug Beweise gesammelt? Die Indizienlage ist eindeutig genug, oder nicht? Sie hat bestimmt eine SMS geschrieben...

Also gut. Action!

Er schärfte seinen Blick und machte sich bereit, ihren Willen zu brechen.

Er rechnete damit, den Kern ihrer Seele durch das Todesarkanum so offensichtlich zu erkennen, dass er sie ebensogut hätte sehen können. Leider war dem nicht so - ein paar Mal sammelte sich Seelenenergie in einer vage humanoiden Form nahe dem Müllcontainer, wurde aber immer wieder zerstreut. Schließlich sah er nur wirre Verläufe, die nur ebenso hilfreich bei der Lokalisierung waren, wie seine periphere Sicht.

Verdammt... Mistiges Patt! Tertiärziel... Ist das Glatzenjoe, oder Killerjoe?

Wie viel Vorsprung hatte er wohl noch ungefähr zum dritten Ziel?

Der Weg vom Gemeindezentrum zur Bushaltestelle war etwas über fünf Minuten lang gewesen.

In der Entfernung sah er den Bus, der langsam in die Straße einbog. Der würde jedenfalls deutlich vor fünf Minuten hier sein. Roger hatte ihn auch gesehen und erhob sich von seiner Bank. Die unsichtbare Ahnung vom Ende nebst ein paar Seelenschlieren löste sich von dem Müllcontainer und begab sich auch näher an die Haltestelle.

Also würde er mit Einstigen müssen... Unschön...

Was weiß Angus? Angus weiß, dass ich denke, dass sie uns hört. Was weiß sie? Das ich sie verfolge. Das es ein Einsatzteam gibt aus mir und einer weiteren Person. Ins Zwielicht zu wechseln ist riskant: Die Verbindung würde abbrechen. Noch schlimmer: Der Bus könnte keine Entsprechung im Zwielicht haben - zumindest keine, in der man mitfahren wollte... Solange ich sie nicht klar sehe, kann ich sie auch nicht verzaubern... Also?

"Der Bus kommt."

Warum war er nicht viel früher schon ins Zwielicht gegangen? Warum hatten sie keine telepathische Verbindung, die nicht so leicht abzuhören war?

"Am Ziel bleiben", gab Angus stoisch zurück.

"Ich bleibe an Tertiärziel."

Mit langsamen Schritten, näherte er sich der Bushaltestelle...

Roger... Roger war ein echtes Problem. Er durfte ihn nicht bemerken.  Er achtete darauf, dass Roger sein Gesicht nicht zu sehen bekam.

Der Bus kam näher und hielt schließlich mit quietschenden Bremsen vor ihnen. Außer Roger und der unsichtbaren Frau war nur noch ein jüngerer Mann da, der auf den Bus wartete. Er stieg als erstes ein, dann Roger. Die unsichtbare Ahnung drückte sich bei der Tür herum - wartete.

Spoiler:

Steige ich ein, bleibt sie stehen. Bleibe ich stehen, steigt sie ein... Ich muss den Eingang versperren.

Odysseus trat an die Bustür und stellte sich der unsichtbaren Kraft in den Weg... Und wartete dort ab... War Roger in der Nähe? Könnte er ein paar Worte mit dem Busfahrer wechseln, ohne das Roger es bemerkte?

Roger hatte ein Ticket erhalten und war nun auf dem Weg nach hinten in den Bus. Der Busfahrer schaute nun Odysseus erwartungsvoll an. Wenn er nicht allzu laut sprach, würde Roger ihn wahrscheinlich nicht hören, oder wenigstens nicht die Stimme erkennen.

Spoiler:

"Wohin fährt der?" fragte Odysseus, ohne unter dem Hoodie hervor zu gucken.

"Crocker Avenue", gab der Busfahrer missgestimmt zurück - genau das stand auch vorne an der Anzeige.

Roger setzte sich auf einen Platz sehr weit vorne. Sein Blick fiel auf Odysseus.

"Hä? Was machst du denn hier?", blubberte es aus ihm raus.

Jetzt ist klar, das er mein Lockvogel war... Scheiße!

"Achso. Danke" erwiderte er.

Er blieb an Ort und Stelle stehen.

Die Unsichtbare versuchte, an ihm vorbei in den Bus zu kommen.

Spoiler:

Odysseus stellte sich ihr in den Weg... Wurde angerempelt.

Die Berührung!

Seine Chance!

Er stolperte kurz, griff in ihre Richtung - eine wegwerfende Bewegung. So, wie Kivutar es ihm beigebracht hatte... Das Imago - Ein Befehl, der in ihren Schädel gemeiselt wurde. In den Zauber verwob sich die Resonanz des Schleiers, der noch immer in seinem Nimbus verborgen lag.

Eine Wellle von Resignation begleitete den Spruch.

Gib auf. Leiste keinen Widerstand. Gehorche meinen Befehlen!
Gib auf. Leiste keinen Widerstand. Gehorche meinen Befehlen!
Gib auf. Leiste keinen Widerstand. Gehorche meinen Befehlen!
Gib auf. Leiste keinen Widerstand. Gehorche meinen Befehlen!
Gib auf. Leiste keinen Widerstand. Gehorche meinen Befehlen!


Er kam wieder zum Stehen.

Spoiler:

Er spürte, wie seine Macht wirkte. Die Unsichtbare blieb mehr oder weniger direkt neben dem Busfahrer stehen. Dann - zu Odysseus Entsetzen - wurde sie sichtbar. Der Busfahrer schnappte erschrocken nach Luft. Roger machte handtellergroße Augen.

"Cynthia?", japste er.

Sie stand mit leerem Blick da.
"Ich gebe auf", verkündete sie monoton.

NEIN! Wie zur Hölle... NEIN!

Nein... nein... nein...

Wie konnte das passieren?

Und jetzt?

Er hatte gerade eine Verwarnung bekommen...

Er sah mindestens genau so entsetzt wie die Anwesenden aus. Wie voll war der Bus? Was sollte er nur tun?

Ungefähr jeder zweite Platz war besetzt, aber nicht alle waren aufmerksam genug, um das Schauspiel gesehen zu haben. Das waren in erster Linie der Busfahrer, Roger und eine Oma, die auch weit vorne saß. Durch den Aufruhr schauten nun natürlich auch mehr Fahrgäste nach vorne.

"Wawa... wo ist sie denn hergekommen?", stammelte der Busfahrer. Roger glotzte zwischen Cynthia und Odysseus hin und her.