Form und Funktion (Phobos)

"Ach!"
Er winkte ab.

"Halb so wild. Ich muss schlechtes Zeug geschmissen haben, hatte auf der Party da den übelsten Horrortrip", wiederholte er.

"Spiel das nicht runter. Du musst sowas ernst nehmen." erwiderte Phobos ruhig. "Ich spreche da aus Erfahrung... Die Panikatacken." Er sah sich um. "Gehst du regelmäßig raus?"

Er zuckte mit den Schultern und wirkte etwas widerwillig. Gespräche über ernste, psychische Themen waren nicht seine Stärke.

"Naja... ja, zum Einkaufen. Hab gerade eher das Gefühl, ich muss das erstmal verdauen."

Scheiße... Sh'aoc, hättest du ihm nicht Spaß machen können oder sowas? Fuck...Phobos nickte ernst.

"Mit irgendwem schon drüber gesprochen?" wollte er wissen.

Er schüttelte den Kopf.

"Nein, Mann. Ich hab auch keinen Bock, für bescheuert gehalten zu werden."
Er rutschte unbehaglich hin und her.

"Nichts für ungut."

Phobos winkte ab.

"Schon okay." erwiderte er. "Also erstmal kannst du mit mir drüber quatschen. Ich werd dich nicht für bescheuert halten. Bin ja selbst bekloppt." witzelte er seinem Galgenhumor zu.

Ehrlicher kann ich kaum zu ihm sein. Es ist so nah an der Wahrheit. Panickatacken... Er schmunzelte bitter auf.

Er lächelte schwach.

"Du... mir würde es glaube ich eher helfen, über was anderes zu reden... irgendwas. Ich will die Sache einfach nur vergessen."

Phobos nickte langsam.

"Ist in Ordnung." entgegnete er ruhig. "Wenn doch, bin ich hier."

Er sah sich in der Wohnung um.

"Wo hast du das her?" fragte er und deutete auf einen interessanten Gegenstand, den er noch nicht kannte.

Es war eine auf Vintage gemachte E-Gitarre, die da über dem Bett hing. Dabei spielte Doug kein Instrument.

Er lachte leise.
"Ach, das ist ein billiges Imitat. Das ist nur da, um die Ladies zu beeindrucken."

Phobos grinste schief.

"Und was sagst du, wenn dich eine Mal bittet, dir was vorzuspielen?" witzelte er.

"Das tun sie jedes Mal. Dann erzähle ich ne rührende Story, wie das die Gitarre von einem jungen Punkrocker ist, der kurz vor dem Durchbruch stand und dann im letzten Augenblick von einem Unfall dahingerafft wurde. Die Gitarre ist also sowas wie der heilige Gral."

Er zeigte nun ein fast schon vollwertiges Grinsen.

"Und wenn die Story vorbei ist, brauche ich meist nicht mehr vorspielen."
Er zwinkerte verschwörerisch.

Phobos schüttelte gespielt ungläubig den Kopf.

"Dude..." Dann lächelte er milde. "Nun eine kleine Lüge zur Gunst Anderer ist ja auch nicht schlecht. Immerhin ist es am Ende wohl zu ihrem Wohl, was?" Er knuffte ihm brüderlich an die Schulter.

"Kann man wohl sagen."
Er lehnte sich zurück, die Hände hinter dem Kopf verschränkt.

"Und bei dir? Was machst du so? Außer ne Wohnung suchen... bist du eigentlich fündig geworden?"

"In Frisco kann man da lange suchen." erwiderte Phobos. Warum eigentlich nicht?

"Ich war gestern Abend in einer Kneipe... Wollte mich wieder testen. Mich was trauen, weißt du? Hab das Maul aufgerissen und drauf bekommen. Aber was soll ich sagen... Hat sich gelohnt. Rate mal, wer mich verarzten kam."

"Wollte gerade fragen, wo das blaue Auge her ist."
Er beugte sich vor.

"Nee, oder? Ernsthaft Lara? Zufälle gibt's... und, wie wars?"
Sein Tonfall verriet Interesse.

"Wie soll's gewesen sein?" fragte er plump zurück? Ich war die meiste Zeit über bewusstlos. Haben wieder Nummern getauscht und wollen uns demnächst mal wieder sehen." erwiderte er.

Dann seufzte er schwer.

"Tja. Nur muss ich ihr dann irgendwie erklären wo ich war."

"Nice!"

Er grinste.
"Tja... ich bin nicht der Richtige, um dich da zu beraten. Offene Karten? Irgendne Story?"
Er zuckte mit den Schultern.
"Ich würde die Story wählen. Aber ich bin auch beziehungsunfähig."

Phobos nickte sein Nicken.

"Tja, Doug..." entgegnete er. Jetzt, wo wir über meine 'Probleme' reden, kann ich ihn vielleicht so beraten?

"Ich sag's mal so: Früher oder später würde sie es ohnehin herausfinden." Es sei denn ich erfinde mir 'ne echt gute Lüge. Aber... Ganz im Ernst... Kann ich jemanden lieben? Der mir so fremd ist? Der die Welt so anders sieht, als ich? Lieben, wie einen Partner? Und ihr beim Sterben zusehen? Sehen, wie die Welt, wie alles Asche und Staub wird? Was ist da schon ein Menschenleben? Ihres?

"Ich habs anfangs in mich reingefressen, mit niemanden drüber gesprochen. Weil ich Angst hatte, verurteilt zu werden. Aber am Ende hat es das nur schlimmer gemacht. Ich hätte mich da einfach früher wem anvertrauen sollen. Nicht irgendwem, weißt du? Jemanden, dem ich halt vertraue - oder der per Gesetz gezwungen ist, nichts zu verraten..."

Er seufzte.

"Tja... ich weiß, es ist unfair, aber die Angst verurteilt zu werden, ist leider ziemlich berechtigt. Nicht von guten Freunden, sicherlich. Aber was glaubst du was los ist, wenn sich rumspricht, dass man psychische Probleme hat? Du erinnerst dich sicher, wie die Highschool war. Viele Leute kommen nicht über das Entwicklungsstadium hinaus."

Seine Hände vollführten ein paar unterstreichende Gesten.

"Ich will dir das auch nicht ausreden. Aber vielleicht muss das Thema ja nicht gleich das allererste sein, worüber ihr sprecht. Man muss ja nicht mit der Tür ins Haus fallen..."

"Keine Sorge. Ich bin ja nicht blöd."

Im Gegensatz zu dir, du unverständlicher Klotz. Na immerhin muss ich mir keine Sorgen machen, dass du 'ne Gefahr für den Schleier wärst. Also gut - Überreden wir dich nicht weiter drüber zu reden. Nur raus zu gehen und dich abzulenken.

"Außerdem such ich zur Zeit auch nach keiner Beziehung - auch nicht zu Lara. Fänd's einfach cool, wieder zeit mit ihr zu verbringen."

Doug runzelte die Stirn.

"Ich weiß nicht...", meinte er gedehnt.
"Ist das so schlau? Schon wieder Friendzone?"

"Wenn es mehr sein sollte, dann wäre es das doch schon längst geworden, meinst du nicht?" fragte er Doug.



Es hat sich so viel verändert. Nein - ich habe mich geändert. Und sie sich nicht. Es ist zu gefährlich. Ich will sie nicht immer anlügen müssen. Nicht, wenn es so aussieht.... Und es wäre nicht fair....

Sie wollte nicht einmal wissen, was los war. Gestern war alles noch so warm...


"Klar war ich feige und alles. Ich weiß auch nicht. ich schätze ich werde sehen, wies läuft."

Ich könnte sie zwingen mich zu lieben. Ihre Gedanken lesen. Enttäuscht werden. Mir das vorenthalten. Es absichtlich nicht tun. Mich belügen. Wem mache ich hier etwas vor? Nicht ist für ewig - also warum so etwas überhaupt beginnen? Wenn es nur verdorren und zu Staub zerfallen wird? Wenn ich wach bin und sie nicht einmal träumt.

Er verzog etwas das Gesicht.
"Also meiner Erfahrung nach passieren Dinge nicht einfach so. Es ist nicht so, dass irgendwas sein soll oder nicht sein soll und dann passiert es einfach. Man muss schon was tun - ein Ziel haben, und dann darauf hinarbeiten."
So geendet lehnte er sich wieder zurück.

"Aber du hast schon recht, man muss auch nichts überstürzen. Du kannst ja erstmal sehen wie es läuft. Nur wenn du was willst, musst du auch was tun."

Daraufhin schwieg Phobos eine kurze Weile.

"Wann hast du wieder Training?" wechselte er das Thema.

"Nächste Woche wahrscheinlich."
Er zuckte mit den Schultern.

"Diese Woche konnte ich nicht. Kater. Und so weiter."