Form und Funktion (Phobos)

Kurunta nannte nochmal eine Adresse.

"Aber rufen Sie mich an, wenn Sie da sind. Nicht einfach reingehen... das kann unschön enden."

Auch daran erinnerte sich Phobos durch Sh'aocs Versuche.

"In Ordnung. Wegen einer genauen Uhrzeit melde ich mich dann spätestens morgen Abend, wenn das früh genug für sie ist."

Er winkte ab.

"Hauptsache irgendwo um die Mittagszeit herum. Plusminus zwei Stunden."

"Gut dann komme ich zwischen zehn und vierzehn Uhr." entgegnete er für seine Verhältnisse ziemlich salopp. "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit."

"Ebenso. Bis dahin."
Damit setzte Kurunta sich nochmal auf eine der Bänke und begann, in den Dokumenten seiner Mappe herumzuwühlen.

Auch Phobos verabschiedete sich noch höflich, zog sich dann aber zurück.

Im Auto angekommen, überprüfte er etwas, das er vielleicht vorher schon einmal hätte tun sollen: Er durchsuchte seine Telefone nach Wanzen und Spyware.

Phobos öffnete beide Telefone und baute die Akkus aus. Trotzdem konnte er keinerlei Gerätschaften entdecken, die an die kleinen Abhörgeräte erinnerten, die er selbst in Rogers Handy eingebaut hatte.

Es war nicht so, als würde es ihn fuchsteufelswild machen, würde er von Kivutar, Tapio oder Angus überwacht - aber er wollte gerade etwas über das Vorgehen von Hütern lernen. Falls das Telefon verwanzt war, war das gerät gut versteckt worden.

Er schloss kurz die Augen, griff zu seiner Münze und ließ diese, wie einen Scanner über die Handys gleiten und suchte dabei nach Spuren eines Wiretaps.

Sollte dies auch nicht gelingen, könnte er noch nach verborgenen Spuren eines Zaubers suchen.

Auch sein Zauber führte ihn nicht zu dem, was er suchte. Keine Wanzen, Anzapfgeräte oder sonstiges.

Spoiler:

Interessant. Aber nicht gerade verwunderlich. Immerhin war er Kivutar sehr offen gegenüber und die Überwachungsleute hatten sicher Wichtigeres zu tun, als auch noch auf ihn zu achten.

Zügig wurde alles wieder zusammen gebastelt und Angus angeschrieben.

Code:

jo! vorher noch aufn kaffee treffen?

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

Code:

K. In unserem "üblichen" Café (wo wir schonmal waren?) Wann? Hab noch ein bisschen zu tun bis heut Abend. Vielleicht so 4 Uhr?


Für wie blöd hält der mich? fragte sich Phobos einen Moment lang und blickte auf die Uhr, ehe er tippte.

Code:

kk. bis 4 dann

Ein paar Stunden hatte er noch. Wenn er nicht so mental ausgelaugt gewesen wäre, hätte er ja die Zeit genutzt um ein paar Hühnchen mit seinen inneren Dämonen zu rupfen. Er merkte, dass es auch gut war, Sh'aoc wieder als Teil seiner Psyche wirken zu spüren und nicht nur indirekt durch seine Anwesenheit. Sein psychisches Ökosystem stabilisierte sich scheinbar wieder...

Doug! Der Arme... Er musste total verstört sein! Wie konnte er ihn nur so lange allein gelassen haben?

Schnell griff er zum anderen Telefon.

Es klingelte. Es dauerte. Dann, eigentlich müsste jeden Moment die Mobilbox drangehen, nahm Doug ab.

"Hi..."
Seine Stimme klang etwas hohl.

"Hey Doug... Alles klar?" wollte Phobos wissen.

"Ja... ja klar."
So klang es nicht.

"Ich hab nur... ach egal. Wo steckst du denn die ganze Zeit?"

So übel... Was hat Sh'aoc ihm nur angetan... Was auch immer es war, es war doch weniger schlimm, als das, was ihn in der Verbindung erwartet hätte?


"Wohnungssuche in Frisco ist ziemlich anstrengend." erwiderte er etwas bitter und dachte dabei an seine Pflichten für die Hüter.

Er klappte den Autospiegel um. Konnte man irgendwelche Wunden von dem Kampf gestern sehen?

"Du klingst übel... Soll ich vorbeikommen?"

Von den Schlägen ins Gesicht hatte er einige leichte Blessuren davongetragen. Das Veilchen war schon relativ deutlich im Spiegel zu sehen - es hob sich in sattem lila von seinem blassen Gesicht ab.

"Naja... ja, kannst du machen. Also, ich meine, gerne. Ich bin nur glaub ich gerade keine gute Gesellschaft."
Er hielt inne.
"Ich muss mir... irgendwas falsches eingeschmissen haben. Vor der Party. Hatte nen übelsten Horrorstreifen."

"Mhm... Dann bist vielleicht du keine gute Gesellschaft. Ich für dich umso mehr." entschied Phobos. "Mit sowas kenne ich mich 'nen bisschen aus."

"Okay... na dann, komm gerne vorbei."
Er klang nun etwas besser gelaunt, aber für seine Verhältnisse immer noch sparsam, was die Überschwänglichkeit anging.

"Bis gleich dann." erwiderte er seinem besten Freund - dem er ein Trauma verursachte hatte... Und ihn nun belügen müsste, damit es ihm besser gehen würde.

Er legte einen Gang ein und fuhr zu ihm.

Er erreichte die Gegend um den Campus und quälte sich eine ganze Weile damit herum, einen Parkplatz zu finden. Dann - er stand ein wenig abseits - machte er sich auf den Weg in das Dormitorium.

Spoiler:

Phobos hatte den Vorfall mit der Schwesternschaft nicht vergessen und betrachtete die Welt durch das gefilterte Gefühl der Vorsicht - Zumindest so lange, wie es seine Konzentration ihm erlaubte, während er sich geduckt und in Kapuzenpullover gehüllt auf dem Weg zu Dougs Bude machte.

Doug öffnete ihm die Tür.
"Hey... komm rein."
Er sah aus, als hätte er länger nicht mehr richtig geschlafen.

Die Wohnung sah ebenfalls chaotisch aus. Doug suchte sich eine freie Stelle auf seiner Couch und ließ sich kraftlos niedersinken.

"Setz dich doch... wo Platz ist."

"Hey..." erwiderte er ebenfalls leise und etwas bedrückt.

Phobos ließ sich neben Doug nieder.

"Jetzt erzähl mal... Was ist los?" fragte er in seiner mitfühlensten Tonlage.