willst du nicht was Anständiges aus deinem Leben machen

"Ach ja? Warum wärst du denn in der Sommerlochspalte, unverschämt gutes Aussehen? witzelte Hannah, während sie aus dem Fenster sah.
Obwohl sie Derrick wegen des Taxis aufgezogen hatte, war Hannah ganz froh im Taxi an der pulsierenden Stadt vorbeifahren zu können, ohne ständig angerempelt zu werden oder, wie Derrick gestern, vor die Füsse gekotzt zu bekommen.

Ein paar letze Sonnenstrahlen kitzelten die Baumwipfel am Straßenrand und spiegelten sich in den Fenstern der gepflegten Gebäude und wenn man nicht in einem Cable Car saß, konnte man die Begeisterung der Touris plötzlich auch gut nachvollziehen.
Hannah kurbelte das Fenster runter und ließ sich den Wind, der von der See in die Stadt kam, ins Gesicht blasen Ich freu mich richtig auf den Abend dachte sie und drehte sich dann wieder zu Derrick: "Treffen wir da eigentlich noch ein paar andere Leute?"

"Klar... wenn man ein Star ist, kann man das ja alles machen lassen", witzelte er zurück.

"Nee, ich glaube nicht. Meine Kollegen wollten nicht, und ich hab jetzt auch nicht jeden gefragt. Aber gut möglich, dass wir da wen kennen."

Keine Tech-Gurus aus deiner Firma?

Er schüttelte den Kopf.

"Nope... die sind alle noch zu fertig von gestern Abend."

Pacific Heights zog an ihnen vorbei, bis das Taxi vor einer prächtigen Villa stehen blieb, die auf einer kleinen Anhöhe lag.

"14 Dollar 78", verkündete der Taxifahrer. Derrick gab ihm ein paar Scheine und Münzen.
"Stimmt so."

Dann flanierten sie die Einfahrt hinauf. Leise Musik scholl ihnen entgegen. Hinter ihnen kam auch gerade eine größere Gruppe an.

Spoiler:

Als Derrick schließlich wieder bei Hannah ankam fing auch direkt das Konzert an, so dass weder Fay noch Hannah dazu kamen ihm von Hannahs Zwischenfall zu berichten, was Hannah auch gar nicht gewollt hätte.

Hannah nahm nur lächelnd das Bier und versicherte Fay und Derrick das es absolut ok war wenn die beiden sich ohne sie ins Getümmel stürzten: " Ich bleib hier und trink mein Bier, reimt sich sogar, also muss es richtig sein."
Da Fay ja wusste dass Hannah gerade erst ohnmächtig am Boden gelegen hatte, gab es von ihr auch keinen Versuch Hannah zu überreden und zog Derrick, als sie merkte dass er dazu ansetzte, kurzerhand hinter sich und Joey her.

Hannah blickte den Dreien nach und war froh sich jetzt nicht durch die Massen kämpfen zu müssen. Ohne Fay hätte sie nur die Wahl gehabt, Derrick zu erzählen was passiert war und ihm somit den Abend zu versauen -er machte sich immer so furchtbare Sorgen-, oder sich mit ihm zur Bühne zu kämpfen. Jap, sie sollte sich wirklich mit Fay verabreden und ihre Bekannstschaft auffrischen, es war doch sehr nützlich eine Freundin neben Derrick zu haben, er benahm sich einfach zu häufig wie eine Glucke.
Bei diesem Gedanken musste Hannah lachen, weil sie sich der Vorstellung nicht erwehren konnte wie eine große Henne sich gerade vor die Bühne kämpft und sich flatternd auf den Sänger stürzt. So kam ihr Derrick jedenfalls vor als sie ihn entdeckte wie er sich nach vorn kämpfte, auf die Bühne kam, den Sänger umarmte, dabei kräftig mitsang und schließlich Stagedivend wieder im Publikum versank.

Die Musik war aber auch echt nicht übel, besonders das ruhige Stück das gerade gespielt wurde gefiel ihr.
Da Hannah einen guten Ort gefunden hatte um das Konzert zu genießen ohne rumgestoßen zu werden oder als Mauerblümchen aufzufallen -sie saß in einer sehr breiten Fensternische- holte sie ihr Skizzenbuch heraus. Zuerst begann sie die Konzertatmosphäre zu zeichnen, dann etwas "näher" die Band, einelne Bandmitglieder, Derrick als headbangendes Huhn, einige besonders interessant anzusehende Fans und andere Eindrücke, langsam kam sie damit immer näher an ihre alptraumhafte Vision heran und begann schließlich auch diese aufzuzeichnen.

Sie hatte gerade eine erste Skizze der merkwürdigen Vision fertig, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung rechts neben sich bemerkte. Die Verbindungsfrau, die das Konzert angesagt hatte stand da ein paar Meter von ihr entfernt und war dabei, langsam näher zu kommen. Als sich ihre Blicke trafen, hielt sie kurz inne. Dann kam sie kurzentschlossen auf Hannah zu.

"Hey", begrüßte sie Hannah, sobald sie nah genug bei ihr war, um wegen der Musik nicht schreien zu müssen.

"Mir wurde gesagt, du hattest eben so eine Art... Ohnmacht? Oder sowas?"
Sie schaute sie milde besorgt an.

"Ist alles in Ordnung? Brauchst du was?"
Ihr Blick fiel auf Hannahs Skizzenbuch.

"Oh, danke, alles Ok, das war nur der Kreislauf."
Bei diesen Worten klappte Hannah ihr Skizzenbuch zu, sie mochte es nicht wenn Fremde sich ihre Bilder ansahen. Besonders ihre Skizzen waren eher etwas wie ein Tagebuch.
Da die Frau noch immer auf ihr Buch blickte und keine Anstallten machte zu verschwinden, sagte sie noch: "Ich brauche wirklich nichts, meine Freunde haben sich super um mich gekümmert, ich genieße jetzt einfach das tolle Konzert, das ihr organisiert habt."
Hannah hoffte, dass sie die Dame damit nun zufrieden gestellt und ihr deutlich gemacht hatte dass keine Ambulanz ihretwegen kommen musste. Keine schlechte Publicity für die Schwestern durch mich.
Hannah lächelte betont harmlos und freundlich.

Sie nickte langsam, dünn lächelnd und sah sie durch leicht verengte Augen schräg an.

"Also ist alles in Ordnung? Ich muss mir keine Sorgen machen?"

Spoiler:

Ist die schwer von Begriff, oder was will sie?
Nun war es an Hannah die Augenbrauen zusammen zu ziehen:
"Ja," sagte sie langsam, "wie ich dir schon sagte ist alles ok mit mir, sollte es denn nicht?"
Hannah konnte sich nicht helfen dieses Mädchen war ihr unangenehm, es war ja nett nach dem Befinden eines "Gastes" zu fragen, aber dieses dünnlippige, falsche Lächeln war unnötig und machte Hannah unterbewusst misstrauisch. Hannah hatte ihr ja deutlich zu verstehen gegeben, dass es ihr gut ging und niemanden brauchte, was wollte die Tussi also? Hannah wollte jetzt endlich an der Skizze ihrer Vision weiterarbeiten!

Sie zog eine Augenbraue hoch.

"Nagut. Aber nicht hinterher beschweren, dass sich niemand hier um dich gekümmert hat", entgegnete sie nun eher unterkühlt, drehte sich weg und ging zurück von woher sie gekommen war.

Bei dem Abgang konnte Hannah nur den Kopf schütteln. Das war irgendwie eine sehr merkwürdige Vorstellung gewesen. Auch von ihr selbst, warum war sie so misstrauisch gewesen, schließlich hatte sich diese Schwester nur erkundigt, ob es ihr gut geht. Komisch.

Na ja, zurück zu ihrer Skizze. Die Doppelseite war fast komplett eingefärbt, wobei sie von rechts nach links dunkler wurde, man konnte Zahnräder im Dunkel verschwinden sehen, die den Eindruck von Bewegung vermittelten, dazwischen gab es aber auch Elemente die eher an elektrische Platinen erinnerten und am oberen Ende hatte sie so etwas wie Köpfe gezeichnet.. mhm... sie konnte sich gar nicht erinnern so etwas gesehen zu haben. Und auch noch auf dem Kopf

Sie konnte nun für eine Weile arbeiten ohne gestört zu werden. Als das Konzert schließlich vorbei war, dauerte es ein paar Minuten, dann kam Derrick auf sie zu. Er war verschwitzt und euphorisch.

"Heeey! Was machst du denn ganz am Rand?", fragte er aufgedreht und hüpfte heran.