[Eldritch] in Nacht und Nebel

Seine Spätschicht war vorüber - Am Hafen dümpelte soweit alles ereignislos vor sich hin.

Jetzt war es erst 22.00 Uhr. Zu früh, um irgendwo einzubrechen. Also fuhr er doch erst zu der Kabale Fleetwoods. Vielleicht traf er sie ja dort. Und vielleicht konnte Thunderstruck was mit der Kamera anfangen. Er mochte kein Diebesgut besitzen.

Einen Schlüssel hatte er zwar nicht für die Kabale, aber um die Uhrzeit war eigentlich immer jemand da. Also klingelte er.

Die Thyrsus öffnete die Tür und ein erfreuter Ausdruck breitete sich in ihrer Miene aus.

"Ach, Eldritch, da bist du ja. Schon wieder so lange Schicht gehabt? Komm rein, es ist zum Glück noch was vom Essen da."
Mit ein paar Gesten komplimentierte sie ihn in die Küche, wo ein Dreigängemenü wartete. Lauchsuppe, Gemüsegratin an Rosmarinkartoffeln und eine Apfelpastete zum Nachtisch.

Eldritch lächelte dankbar. "Du bist die beste, Fleetwood." Und auch, wenn ihr Essen nahezu immer vegetarisch zubereitet war... Oder immer? War Eldritch einfach froh was Warmes und Selbstgekochtes nach der Arbeit zu bekommen.

Dementsprechend haute er rein.

"Mhmhmmpf sehr lecker!" schmatze er zwischen zwei Bissen Gemüsegratin... Die hatte er vor der Suppe angefangen zu essen.

"Und, wie war es bei der Arbeit?"
Sie schob ihm den Suppenteller hin.

"Wie immer." schmatzte er. "Hab aber was mpfg... helf jetzt Merryweather beim Aufspüren der Hintermänner." erklärte er mit vollem Mund. Dann schluckte er schwer seinn Happen runter und trank einen kräftigen Schluck Wasser.

"Muss heut' Nacht auch deshalb nochma' los."

"Was? Ist das nicht gefährlich?"
Sie klang besorgt.

"Sicher. Gefährlich ist das wohl." erwiderte er. "Aber untätig rumsitzen kann ich ja auch nicht, oder?"

Damit begann er, seine Suppe zu schlürfen.

Sie nickte etwas widerstrebend und zeigte weiter ein besorgtes Gesicht. Ihr Papagei landete auf ihrer Schultern und sah sich Eldritchs Geschlürfe an.

"Ca... Schwein!", krähte das Tier.
"Kahlköpfiges Schwein! Schlürf, schlürf, IHH! Caca!"

"Ich komm dir gleich um die Ecke, du Mistvieh!" schimpfte er den Scheißvogel aus.

Dann sah er Fleetwood schuldbewusst an. "T'schuldige, Ma'am..."

Mit einem keckernden Lachen flog er hoch und kreiste einige Male um die Lampe, wobei er fröhlich "Kein Benimm! Kein Benimm! Schwein, Schwein, kahle Schweinesau", und raste dann in den Flur davon.

Fleetwood schüttelte mit einem unterdrückten Lächeln den Kopf.
"Keine Ursache."

Einen Moment war er versunken im Essen seiner Suppe vertieft. Erst bei dem Nachtisch sah er von seinem Teller auf und sah Fleetwood an.

"Also ähm..." begann er umständlich, denn er wusste nicht, wie er mit der Sprache rausrücken konnte. "Meine Sis' bekommt bald auch Nachwuchs..."

Fleetwood lächelte warm.

"Oh, wie wunderschön. Dann wirst du auch Onkel."

Er erwiderte das Lächeln.

"Ja, das ist das Gute an der Sache..." er wischte sich etwas unsicher über die Glatze. Wie kann ich denn jetzt hier mit der Sprache raus rücken?

Fleetwood sah ihn erwartungsvoll an.

"...und...?"

"Mein Dad." erwiderte er bedrückt. "Wir können die Behandlung alle zusammen gerade so zahlen... Und Kinder sind zwar super, aber halt auch scheiße teuer."

Traurigkeit stahl sich in ihre Augen.

"Oh... ja, das kann ich verstehen. Ihr macht euch sicher Sorgen, als Familie. Kann... kann ich irgendwas tun, um euch zu helfen?"

Eldritch verzog etwas sein Gesicht.

"Ich mein'... Du hast mir ja scho' was beigebracht... Hab' das ja auch mit Blick auf meinen Dad gelernt." erklärte er. "Jetzt rennt nur die Zeit, ne? Wenn... keine Ahnung... Wenn ich verzauberte Medikamente für ihn herstellen könnte oder sowas, könnten wir sicher Geld sparen. Ne Wunderheilung für seinen zertrümmerten Unterleib kommt ja nich' in Frage... Leider... Aber vielleicht haste ne andere Idee?" stammelte er etwas vor sich hin.

"Diese Pharmaindustrie! Schrecklich! Da steckt doch auf jeden Fall der Thron hinter, so viele Familien wie die in die Schulden treiben", schimpfte sie erbost.

"Lass mich nachdenken... wie wäre es mit einem staatlichen Förderprogramm wie Medicare? Wahrscheinlich ist dein Vater dafür nicht qualifiziert, weil ihr als Familie arbeitet und Geld verdient. Aber... vielleicht kann man einen Mitarbeiter überzeugen."

Eldritch sah sie einen Moment lang zweifelnd an.

"Aber dann kriegt jemand anders den Platz nich'..." widersprach er zögernd. "So läuft des doch?"

"Ja, ich fürchte, so läuft das."

Sie schüttelte schmerzlich den Kopf.
"Aber magische Medizin... ich weiß nicht. Ich bin keine Medizinerin. Dabei kann einiges schiefgehen... und der Leidtragende wäre dann dein Vater. Das könnte ich nicht verantworten..."

Eldritch seufzte tief.

"Fuck." sagte er niedergeschlagen.

Sie legte sanft eine Hand auf seinen Unterarm.
"Ich finde irgendeine Möglichkeit, ja? Es dauert nur ein wenig."

Eldritch sah zu ihr auf.

"Is' aber nich' dein Problem." ruderte er wieder zurück. "Dacht' nur, du hättest 'ne Idee..."

Fleetwood gluckste leise.

"Krieg, Hunger und Armut sind auch nicht mein Problem. Darf ich deswegen nicht versuchen, zu helfen?"

Edlrtich lächelte dankbar.

"Wenn du das sachst, klingt's so leicht."