Graue Wüsten

Mit dem PC konnte man kleine Kameras anwählen, die die Umgebung des Vans filmten. Von da aus, wo er geparkt hatte, konnte er einigermaßen den Bereich vor dem Gemeindezentrum einsehen.

Um 12 wollte er sich mit Angus treffen. Das Zentrum öffnete auch um 12 Uhr.

Spoiler:

Phobos versuchte ohnehin die Mitarbeiter zu sondieren - trotzdem würde er um halb 12 zum Treffpunkt mit Angus aufbrechen.

Er schaffte es, längere Zeit aufmerksam zu bleiben, auch wenn es schon bereits nach einer ereignislosen halben Stunde bereits ziemlich langweilig wurde. Hin und wieder gingen Leute vorbei, denen seine Augen mechanisch folgte. Vermutlich gingen ihm alle möglichen Dinge im Kopf herum. Wenigstens musste er nicht aufs Klo - aber allein der Gedanke machte ihn sehr sensibel für etwaigen Blasendruck.

Schließlich - es war kurz vor halb elf - nahm er Bewegung beim Eingang des Gemeindezentrums war. Ein untersetzter, glatzköpfiger Mann Mitte 40 in einer beigen Weste und Jeans schloss von Innen auf, kam heraus und strich probehalber über den Infozettel zum Ausfall des Bingoabends. Dann schloss er die Tür ab und schickte sich an, die Straße entlang davonzugehen.

Phobos schob seinen Kopf nach vorne hinter des Fensters und versuchte einen Blick auf den Mann zu werfen - und auch zu prüfen, ob er in irgendeiner Art und Weise magisch belastet war.

Als er vorne aus dem Fenster sah, konnte er ihm mühelos nachsehen - und er spürte seine periphere Wahrnehmung anschlagen. Irgendeine übernatürliche Macht lag auf dem Mann.

Spoiler:

Wie ging man denn nun in einer solchen Situation vor?

Der Mann würde es spüren, würde er noch intensiver seine magischen Resonanzen begutachten - vorausgesetzt er war ein Magier. Ihn zu verfolgen und einen Peilsender zu zustecken war alles andere als ungefährlich - selbst wenn es gelänge, würde er ihn ja vermutlich recht bald finden.

Was schon einmal gut war, war dass jetzt vermutlich das Zentrum leer war - dazu aber später mehr Gedanken.

Phobos griff sich fix sein Handy und fotografierte ihn schnell. Sympathetisches Material sicher zu stellen könnte er gleich, wenn er wieder eingebrochen war... Soviel Mühe umsonst...

Jetzt hatte er die Wahl: Den vermeintlichen Täter beschatten, oder im Zentrum Daten sichern.

Dann rief er Kivutar an.

Es dauerte nicht sehr lange, bis sie an den Apparat ging.

"Ja?", meldete sie sich knapp.

"Der Mann ist auffällig." erwiderte er knapp.

Es blieb für einen Moment ruhig am anderen Ende.

"Und weiter?"

"Wir sind noch in der Phase der Beweissicherung, also kein Melden bei der Wache oder Zugriff?" fragte er knapp.

Hatte er in der Nähe Parkmöglichkeiten entdeckt, wo der Wagen des potentiellen Magiers wstehen könnte?

"Es gibt noch keinerlei Beweise. Die Ermittlungen sollten fortgesetzt werden."

Einige Fahrzeuge parkten am Straßenrand, ebenso wie der Van. Bis jetzt war der Verdächtige an ihnen vorbeigegangen, aber potentiell könnte jeder der noch kommenden Autos zu ihm gehören.

Wie weit konnte er die Straße noch hinuntersehen. Wäre Sh'aoc doch nur da...

"Gut. Ich nehme an der Van ist für Beschattungen zu auffällig?"

"Ist Beschattung zwingend notwendig? Der Verdächtige hat einen Schlüssel. Die Wahrscheinlichkeit für eine Rückkehr ist hoch."

Klar...

"Verstanden." er sah ihm noch eine Weile lang nach. Wie schaffte es Kivutar ihn gleichzeitig zu beobachten und sich um ihren eigenen Kram zu kümmern?

Währenddessen sah er dem Mann nach und versuchte den Wagen ausfindig zu machen, mit dem er wegfahren würde.

Der Mann war noch in der Entfernung zu sehen, bog dann aber nach links in eine andere Straße ab. Die Einmündung war vielleicht 50 Meter vom Van entfernt.

"Gut. Bis dann." verabschiedete er sich von Kivutar und wartete eine Antwort ab - dann legte er auf und wartete noch ein, vielleicht zwei Minuten ab ob ein Wagen auf dieser Straße wieder auftauchte.

"Bis später."

In den nächsten zwei Minuten kamen drei Autos aus der Einmündung. Eines fuhr am Van vorbei - am Steuer saß eine Frau. Die anderen beiden Bogen in die andere Richtung ab und waren zu weit weg, als dass man die Insassen mit dem bloßen Auge erkennen konnte - zu viele Spiegelungen an den Fensterscheiben.

Trotzdem fotografierte er die Autos.

In einer guten Stunde öffnete der Schuppen... Die Mitarbeiter würde wohl bis zu einer Stunde früher aufkreuzen... Jetzt einzusteigen war nicht ganz risikofrei. Mit dem Schlösser knacken, Zaun klettern und dem Rest der dazu gehörte, würde er zu viel Zeit verschwenden - und magische Spuren wollte er auch keine hinterlassen.

Also blieb er beim Beschatten und Mitarbeiter auf astrale Kräfte prüfen.

Er wartete. Die Minuten vergingen. Leute kamen vorbei, aber niemand ging ins Zentrum. Dann, vielleicht 20 Minuten später, kam der Glatzkopf mit der Weste zurück. Er trug einen großen Pappbecher mit Überschwappschutz und eine braune Tüte mit ein paar speckigen Flecken mit sich. Er stellte den Becher kurz auf dem Boden ab, um wieder die Tür aufzuschließen. Er zog sie auf und verharrte dann - blickte auf die Uhr. Noch immer spürte er das Wirken von Kräften jenseits des gewöhnlichen bei ihm.

Phobos stieg wieder in den hinteren Teil des Vans, sodass niemand mehr in der Fahrerkabine saß und beobachte das weitere Geschehen durch die Bildschirme.

Der Mann nah seinen Kaffe auf während er die Tür mit einem Fuß aufhielt, betrat das Zentrum und ging dann ohne abzuschließen weiter nach drinnen. Die Tür schloss sich langsam.

Auch Phobos blickte auf die Uhr. Noch ein paar Minuten, dann sollte auch er abhauen... Vielleicht ist dem Kerl auch der Van aufgefallen.

Vielleicht zehn Minuten wartete Phobos ab.

Dann würde er zu Angus fahren.

Bevor er sich auf den Weg machte, kam nur noch eine sportliche und auch entsprechend gekleidete Frau mittleren Alters mit einem Flechtzopf an und betrat das Zentrum, eine eingerollte Yogamatte unter einem Arm und einen tragbaren Ghettoblaster in der gegenüberliegenden Hand.

Auch diese wurde kurz sondiert. Dann legte er den ersten Gang ein und fuhr los.

Sie wirkte auf ihn völlig gewöhnlich, besondere Strömungen suchte er bei ihr vergebens.


Dann brach er auf. Die Fahr verlief ereignislos, bis auf einen Vollidioten, der ihm die Vorfahrt nahm. Danach bremste er den Van unnötig aus - vermutlich jemand von außerhalb. Er kam jedenfalls gegen Mittag beim Ugly Truth an und sah Angus bereits vom Wagen aus nahe dem Eingang an eine Wand gelehnt stehen. Er daddelte auf seinem Smartphone herum.