Finster ist die Mitternacht

Draußen sah er, dass einige Türen aufgegangen waren und Köpfe nach draußen gesteckt wurden.

"Meine Damen und Herren, bitte verlassen Sie das Gebäude. Der Feueralarm wurde ausgelöst. Bitte nehmen Sie nur das Nötigste mit, bitte verlassen Sie zügig das Gebäude."
Kivutar stand nahe des Treppenhauses und trieb die Leute an, zu gehen.

Phobos schloss sich dem Menschenstrom an und verließ auf diesem Wege das Gebäude.

Eine Nacht guten Schlafs! Das war alles, was er sich wünschte. Eine Nacht Ruhe! Und nie wieder diese Treppe hinauf oder hinunter steigen... Das wäre etwas.

"Geh nach Frsco, haben sie gesagt... Da kannst du was erleben..."

Einige der Schläfer schauten sich besorgt in dem korrumpierten Bereich um, aber Kivutar winkte sie schnell weiter, sodass sie dort nicht allzu lange verharrten.

Eine murrende und mies gelaunte Gruppe Hotelgäste sammelte sich auf dem Platz vor dem Hotel.

"Da ist doch überhaupt kein Feuer!"
"Ich sehe nicht mal Rauch."
"Irgendein Arschloch hat sich nen miesen Scherz erlaubt!"
"Hat jemand meinen Mann gesehen?"
"Frechheit, uns einfach hier draußen rumstehen zu lassen!"
"Ich hab Morgen einen frühen Termin..."
"Ich will einfach nur schlafen."

Phobos hatte sich ein Stück von der Gruppe abgesetzt und sich dazu entschieden, sich in sein Auto zu setzen und dort abzuwarten.

Ab und an sah er nach, was sich bei Sh'aoc so tat.

Der Goetia war anscheinend auf dem Rückweg, er bewegte sich zielstrebig an einer Straße entlang.

In der Ferne ertönten Sirenen. Die Feuerwehr rückte an. Als die ersten Blaulichter in Sich kam, sah er Kivutar auf seinen Wagen zukommen. Sie öffnete die Beifahrertür und steckte den Kopf zu ihm rein.

"Wir haben die Situation einigermaßen unter Kontrolle. Komm mit. Angus parkt dein Auto später um."
Dann fiel die Tür wieder zu.

Phobos griff sich die Sachen, die er dabei haben wollte: Seine Werkzeuge, eine Jacke und die Plastiktüte mit der vom Dschungel dreckigen Kleidung, die er wenn möglich unter die Jacke knüllte. Wenn er seine sieben Sachen beisammen hatte, stieg er aus.

Angus kam kurz vorbei und ließ sich den Autoschlüssel geben, dann kehrte er zurück, um mit der anderen Polizistin die Leute zu beruhigen.

Kivutar führte ihn ein Stück die Straße runter. Sobald sie außer Sicht der Menge waren, blieb sie stehen. Sie hatte den Stein in der Hand, den sie nun vor ihr Gesicht hob. Phobos spürte ihre Magie peripher.

"Wir könnten die Hilfe der Wache ganz gut gebrauchen, um Amelius zu schnappen. Allerdings wird der Anführer der Wache sicherlich auch hören, was genu vorgefallen ist."
Sie schaute zu Phobos.

"Und der Anführer der Wache ist Provost Bhishma."

Phobos runzelte die Stirn. Denken fiel ihm gerade etwas schwer.

"Und dann weiß er, wie wertvoll der Dreck ist." erwiderte er... Er griff nach der Tasche. "Das hier ist mein eigener Dreck aus dem Dschungel."

Sie schaute kurz auf die Tasche.
"Also kann der Inhalt dieser Tasche als sympathetisches Yantra dienen. Das alleine genügt aber nicht für sympathetische Magie. Man braucht ein Yantra und eine Verbindung."

Ihr Blick fiel auf den Stein.
"Dieser Stein, dieses Werkzeug kann in diesem Fall beides sein. Es gibt aber auch Fälle, wo dies nicht der Fall ist. Der wahre Name oder eine Fotografie kann ein Yantra sein - hat aber keine sympathetische Verbindung. Ein enger Freund könnte seine eigene Verbindung nutzen, um mit diesen Yantra sympathetisch zu wirken. Ein völlig Fremder hingegen nicht."

Sie ließ den Stein sinken.
"Ich nehme an, durch den Aufenthalt in dem Dschungel und den Kontakt mit dem Schamanen hast du eine Verbindung, wenn auch eine schwache. Der Dreck alleine nützt niemandem etwas... aber es gibt Magie, mit der man sich die Verbindungen von anderen für einige Zeit... leihen kann."

Phobos ging etwas auf. Das wäre eine Möglichkeit, wie Amelius von Lena erfahren hatte.

"Kann man dadurch auch die Art der Verbindung in Erfahrung bringen?"

Sie nickte.

"Die Verbindungen von Personen und Dingen zu lesen ist eine der grundlegendsten Anwendungen des Raumarkanums."

"Dann ist es höchstwahrscheinlich das, was Amelius getan hat um mich damit zu erpressen." gab er zurück.

"Höchstwahrscheinlich. So weit wird es aber nicht kommen."

Sie hob den Stein. Wieder spürte Phobos das Wirken von Magie. Der Stein sank wieder herab.

"Ich kann ihn nicht sehen - ich glaube, er befindet sich in einem Schutzzauber. Das würde dazu passen, dass er in einem Sanctum ist."
Entschlossen steuerte sie nun auf einen unauffälligen Lieferwagen einer Klempnerfirma zu.

Phobos beschrieb ihr, was genau Sh'aoc passierte, als Sh'aoc versuchte, das Sanctum betreten wollte.

Sie runzelte die Stirn.

"Das ist ein fortgeschrittener Zauber. Und das klingt auch nicht nach einem Kabalensanctum."
Sie schaute ich orientierend um und checkte auch die Richtung, in die Amelius weggefahren war.

"Wenn ich mich nicht sehr täusche, dann ist das das Athenaeum. Eine große Bibliothek, beziehungsweise Sammlung des Mysterium."

"Vielleicht hatte er bereits einen Käufer?" spekulierte Phobos. "Der dort auf ihn wartet?"

"Möglich. Allerdings hat er ja nichts zu verkaufen."

Sie öffnete die Schiebetür des Lieferwagens und bedeutete Phobos, einzusteigen.

"Wenn er im Athenaeum untergetaucht ist, kann es schwierig werden, an ihn ran zu kommen."

Phobos hiefte sich mit letzten Kräften in den Van. Die kleine Verschnaufpause in seinem Wagen hatte ihm gut getan. Trotzdem tat ihm noch immer alles weh und der Atem rasselte.

Das Innere des Wagens war sehr ordentlich, aber dennoch etwas überfüllt. Diverse Transportkisten waren mit Gurten an den Wänden befestigt, es gab ein Netztaschenregal mit Ausrüstung und einen kleinen Tisch an einer Seite mit vier flachen Computermonitoren und anderen technischen Installationen. Der Fahrerbereich war durch eine Trennwand abgeteilt, in der eine kleine Luke zum aufschieben eingelassen war. Nahe dieser Trennwand waren vier aneinander gepferchte Sitze, jeweils zwei gegenüber. Kivutar setzte sich auf einen dieser Sitze.

"Das ist eine mobile Einsatzzentrale", erklärte Kivutar beiläufig und klopfte, sobald Phobos auch saß, an die Trennwand. Der Motor startete.

Spoiler:

Phobos setzte sich ihr schräg gegenüber, sodass sie beide die Beine ausstrecken konnten. Ein solcher Wagen erinnerte ihn stark an seine Zeit als Einsatzsanitäter.

"Mhm." machte er. Was sollte er schon sagen? Er wollte so gerne zaubern!

Er spürte, wie der Wagen anfuhr und sich in Bewegung setzte. Kivutar tippte auf ihrem Handy herum und blieb schweigsam.

Nach etwa einer halben Minute fragte Phobos:

"Wohin fahren wir gerade?"

"Zu einem Treffpunkt mit der Wache", antwortete sie, und blickte kurz von ihrem Telefon auf.

"Dort werde ich über die Vorkommnisse sprechen sollen." dachte er weiter. "Gibt es etwas, worauf ich dabei achten sollte?"

"Nein. Du bist ganz klar im Recht, das sollte niemand verkennen. Aber gib der Wache nicht mehr Informationen, als sie braucht."