Finster ist die Mitternacht

Er nickte knapp.

"Sie werden fragen, was er von mir wollte. Um die Antwort werde ich wohl nicht herum kommen." schlussfolgerte er.

Sie nickte langsam.

"Das ist richtig. Aber ich vermute, das Bhishma so etwas ohnehin schon ahnt."

"Klar. Was sollte er sonst von mir wollen." schloss er nicht nur den Satz, sondern auch seine Augen.

"Eben."

Sie fuhren noch eine kurze Weile, dann kam der Wagen zum Stehen. Kivutar schnallte sich ab, erhob sich aus ihrem Sitz, öffnete die Schiebetür und trat nach draußen.

Phobos erkannte, dass sie auf einem leeren Parkplatz vor einem Supermarkt standen. Etwas entfernt standen mehrere Autos, aus denen die Insassen nun ausstiegen.

Wow... Das waren zehn, vielleicht zwanzig Magier... Sh'aoc geisterte kraftlos durch die Gegend. Er würde wohl bald eine kleine Pause in seinem Kopf machen müssen.

Träge trugen ihn seine müden Knochen zu Bhishmar und seinen Spießgesellen.

Kivutar ging voran. Bhishma kam ihnen ein Stück entgegen, die restlichen fünf Wachen blieben bei den Autos zurück.


"Provost Bhishma", begrüßte sie ihn neutral.
"Provost Kivutar", gab er die Begrüßung ebenso neutral zurück.

"Den groben Verlauf habe ich Ihnen bereits geschildert. Hier ist der Geschädigte."
Kivutar deutete auf Phobos und der Anführer der Wache fasste ihn in seinen kühlen Blick.

"Erzählen Sie mir bitte in knappen Worten, was vorgefallen ist", wurde Phobos dann aufgefordert.

"Ich übernachtete in dem Hotel Morningbloom, als ich bemerkte, wie ein Zauber sich auf mich legte. Amelius stand vor der Tür und ich setzte mich magisch zur Wehr. Daraufhin wirkte er einen schädlichen Zauber des Lebensarkanum, der durch ein Paradox verdorben nicht nur mich, sondern alle Personen in der Nähe traf. Ich verzog mich ins Zwielicht, dort konnte er mir nichts anhaben. Er wirkte erneut einen Spruch, dieser wurde jedoch vollkommen verdorben und der Abgrund sickerte in den Flur des Hotels." erklärte er zügig.

"Ich kontaktierte vom Nebenzimmer Kivutar. Mein Goetia hielt Amelius auf, solange er konnte. Schlussendlich entkam er, ließ aber sein Werkzeug fallen. Mein Vertrauter verfolgte ihn bis zu einem Gebäude, das Kivutar aus meiner Beschreibung als das Athenaeum identifizierte."

Er schaute nach dem Vortrag kurz zu Kivutar, die knapp nickte.

"Amelius stand vor der Tür... was wollte er von Ihnen?"

"Amelius erfuhr von einem Mitglied ihres Teams bei der Versammlung des Konzils von meiner Reise." erklärte er. "Er wollte meine Urlaubsfotos."

Bhishma schnaubte verächtlich.

"Ich habe ehrlich gesagt keine Geduld für kindische Streitereien um magische Ressourcen. Die ganze Stadt ist zerfressen davon."
Er schaute zurück zu seinen Leuten, dann wieder zu Phobos.

"Ich schicke jemanden, der sich den Tatort ansieht. Das wird Ihre Geschichte bestätigen... oder nicht. In jedem Fall wird ein Bericht dem Rat des Konsiliums vorgelegt, wenn Sie an diesen eine Petition zu dem Thema richten."

"Es könnte sein, das Amelius einen Komplizen hat." erklärte er weiter. "Zumindest hatte die Adamantweise mit zwei Personen gesprochen, bevor Amelius auf der Versammlung auf mich zutrat. Vielleicht lohnen sich da Nachforschungen."

"Die Adamantweise ist in San Jose, und selbst wenn sie hier wäre..."
Er winkte ab.

"Sie wissen nicht, wovon Sie reden. Wer genau hat auf der Versammlung mit wem gesprochen? Und wer soll ein Komplize sein und bei welcher Tat?"

Er schützt seine Leute. Soll mir recht sein...

"Sie haben natürlich Recht." erwiderte Phobos knapp.

Seine Augen verengten sich.

"Womit habe ich Recht? Ich habe Fragen gestellt."

Ohh das waren keine rhetorischen Fragen...

"Die Weise sprach mit Amelius und einem weiteren Mann." erwiderte er. "Dieser könnte zum Beispiel ein Käufer der Fotos sein. Mir schien es wichtig, das zu erwähnen."

Bhishma seufzte.

"Fotos kaufen zu wollen ist kein krimineller Akt. Jemanden Nachts anzugreifen und ausrauben zu wollen - deswegen sind wir hier. Diesen Sachverhalt werden wir aufnehmen - sonst nichts."

Daraufhin schwieg Phobos... Dass Bhishma die Dinge falsch verstehen wollte, hätte er wissen müssen.

"Wenn das alles ist... der Rat tagt übermorgen. Ich empfehle Ihnen, da ihr Anliegen vorzubringen."

Ein Blick zu Kivutar.
"Provost."

Dann wendete er sich zum Gehen.

Phobos wartete einen Moment lang ab, was Kivutar nun tat. Sonst würde er nach einem kurzen Moment selbst den Platz verlassen.

Kivutar hatte Bhishma mit einem knappen Nicken verabschiedet und sich dann wieder der mobilen Zentrale zugewendet.

"Sieht aus, als hättest du in Bhishma nicht gerade einen Verbündeten gefunden."

"Wir hatten keinen guten Start." erwiderte Phobos trocken nach ein paar Metern.

"Dann können wir auch kaum erwarten, als das Minimum an Erfüllung seiner Pflichten."

Sie stieg wieder in den Van.

Phobos folgte ihr durch die Tür und setzte sich wieder hin.

"Offensichtlich."

"Schon mit aktiver Hilfe der Wache wäre es... schwierig geworden, Amelius aus dem Athenaeum zu holen. Was wir brauchen ist ein Urteil des Rates, und das bekommen wir frühestens in zwei Tagen."

Sie zuckte ratlos mit den Schultern.

"Bis dahin können wir, fürchte ich, nichts weiter tun."

Phobos seufzte schwer.

"Zwei Tage..." Sein Missmut war offensichtlich. Wie soll ich zwei Tage lang für ihren Schutz sorgen?