Sterbliches Fleisch
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Erfüllte Träume und verklärter Blick

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Beitrag von Admin So Feb 21, 2016 10:43 pm

San Francisco. Die goldene Brücke nach Amerika. Geboren aus dem Goldrausch zwischen in den 1840er und 50er Jahren ist keine andere Stadt so berühmt für den Gedanken der Freiheit und der Akzeptanz von Nonkonformität. Schon immer hat San Francisco Rebellen und Boheme angezogen: In den 20er Jahren erließ die Stadt Gesetze gegen die Prohibition. In den 50ern wurde sie Heimat der Beat-Generation. In den 60ern, wie jeder weiß, wurde die Hippie-Bewegung groß und Flowerpower war in der Stadt zu spüren. Und schließlich wurde San Francisco zum Champion der Gay-Liberation. Denkt man an San Francisco, denkt man an Freiheit, Nonkonformismus und Anti-Materialismus.

Und jetzt? Jetzt gibt es einen neuen, einen digitalen Goldrausch. San Francisco und die Gegend um die Bucht ist die Heimat hunderter IT-Unternehmen (Stichwort Silicon Valley, Twitter, Facebook, Google, Microsoft usw.) und über die Stadt verteilter Business-Brutstätten (sog. Gründerzentren) für Startups - kleine Unternehmen, oft im IT- und Techniksektor, deren Gründer sich erhoffen, in die Riege der Top-Unternehmer und Millionäre aufgenommen zu werden. Das zeigt sich auch im Stadtbild: Kräne und Baustellen überall, Appartementtürme steigen in den Himmel und Stadthäuser verpuppen sich hinter Bauzäunen und Gerüsten in prachtvolle Villen. Neue Medien vertreiben alte Medien - der San Francisco Chronicle hat massive Lesereinbußen, während die App-Industrie weiter boomt. Kluge Köpfe sind heiß begehrt, und die Unternehmen fahren so einiges auf im Wettstreit um die Fachkräfte, von Essen, Trinken und Fitness für umsonst bis hin zu exclusiven Clubs (natürlich nur geladene Gäste) - so strecken die Proponenten des digitalen Goldrauschs die Finger aus ihren Arbeitsplätzen heraus und nach dem Stadtleben aus.

Andere Ortsansässige bezeichnen diese Generation von jungen, aufstrebenden Professionellen als eine Pest, die völlig ignorant die schöne Kultur ersetzt. Techbros, Yoga-Yuppies, Hipster - Leute, die Muffins für sechs Dollar und Drinks aus organischen Fruchtsäfteshops konsumieren. Tatsächlich werden die beliebten, inneren Bereiche der Stadt zunehmend gentrifiziert - in Richtung junger, finanziell erfolgreicher Menschen, der neuen Elite. "Es gibt keine Kinder und alte Leute in San Francisco - zumindest nicht im Zentrum".

Platz ist ein ernstes Problem. San Francisco ist von drei Seiten vom Meer umgeben und lediglich 5 Quadratmeilen groß. Häuser stapeln sich regelrecht übereinander - Wohnraum kann man sich kaum noch leisten, wenn man nicht zu den Spitzenverdienern gehört. Mittlerweile werden selbst die Gebiete, die nicht traditionell begehrte Wohngegenden waren, von der Welle erfasst. Alte Projektwohnungen müssen neuen Appartements weichen, die für die vormaligen Bewohner, den unteren und mittleren Einkommensschichten, nicht mehr bezahlbar sind. Ethnische Viertel sind davor nicht gefeit

Künstler, Musiker, Schriftsteller - die, denen man den Flair dieser noch wunderschönen Stadt zuschreibt, werden zunehmend zurückgedrängt aus ihren angestammten Vierteln. Kann San Francisco sich seinen Charme bewahren? Wird die ganze Stadt bald eine graue, langweilige Tech-Hölle? Oder kann der Wachstum an Unternehmen das Leben tatsächlich verbessern, so wie immer versprochen wird? Kann man die Probleme lösen? Wer darf noch in der Stadt leben? Was verbirgt sich in den Schatten und dunklen Ecken und nährt sich an dem, was da wächst und gedeiht?
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