[RB] Silberne Träume (Markus)

Markus stieß ein leises Pfeifen der Annerkennung aus.
"Hast ja mächtig was auf'ebaut hier, Zakar. Wenn ich 's Gedöns versteh', dann geht's da ganz schön tief in'n Kaninchenbau. Hat's da scho' ma' Zwischenfälle 'egeb'n? Mein jetzt so was -ähm- wie dass 'se nich' richtig auf'ewacht sin'?"
Langsam bewegte sich seine Hand dabei auf das Netz hin. Die verflixte Neugier in ihm wollte es berühren.

"Och, nuja..."
Er nuschelte etwas vor sich hin.

"Ptja... also ich würde natürlich lügen, wenn ich sagen würde, es wäre nie irgendwas passiert. Nun seit langem nicht mehr, aber ich war ja auch mal ein junger, unerfahrener Magier, und da war Paradox natürlich mal n Problem. Aber bislang sind noch alle immer wieder aufgewacht."

"Sa'mal... Wenn ich 's Netz berühr'n würd'..." begann der Bettler, dessen Hand nun nur noch wenige Zentimeter trennten "Würd ich so da rein komm'n?"
Wie würde sich dieses 'Gedöns' überhaupt anfühlen? Weich?
Mit den vielen kleinen Abzweigungen erinnerten die 'Fäden' ein wenig an Wolle, fand Markus.

Zakar schüttelte den Kopf.

"Also... naja, erstens kannst du das Ding nicht anpatschen, es ist nicht materiell."
Er spähte lehrmeisterhaft über seine Sonnenbrille.

"Und nee, also selbst wenn, anfassen alleine reicht nicht. Der Zauber ist auf mich ausgerichtet und öffnet seinen Kanal nur für mein Bewusstsein. Ergo... du brauchst deinen eigenen Zugang. Aber -"
Mit groben Gesten wedelte er in die Richtung des untersuchten Schläfers.
"- du hast ja jetzt gesehen, wie man den Zauber aufzubauen hat. Jetzt kannst du das als Imago nachmachen."

Ima-was? Hm. Das Wort ist nahe genug an Image/Bild dran... Und Nachmachen deutet auch darauf hin...
Bist du dir sicher, alter Klapperkasten?
"Pah, als ob. Aber schein' ja ech' nich' so schlimm 'u sein..."
Dann wollen wir mal... Stell es dir vor.
Stell dir was vor?
Hm. Gute Frage. Die sehen... Eingefangen aus? Traumfänger? Hm.
Du musst aber auch rein kommen, nicht nur fangen.
"Hm. Da sin' auch 'e komisch'n Kanal-dingsis da..."
Also. Erst den Schlaf einfangen.
Würde ich sagen
Danach...
Einen... Tunnel? Hinein?
"Brauchs' dein'n eig'nen Zugang..."
Also zurück zum Start.
Traum fangen war aber gut denke ich.
Ja, den Ansatz kann ich behalten.
Oder? Er wird Traumfänger genannt. Also ist das vermutlich Sein Ansatz...
"Täum'n... Träum'n... Hab' ich nich' ma' 'ehört, dass 's nix and'res is', als 's Aufräum'n vom Hirn?"
Müllbeseitigung so gesehen.
Mülleimer!
Einen mit Deckel, den man Aufmachen kann.
"Aufmach'n un' reinseh'n. Vielleicht auch mit 'er Hand rein un' 'n bisch'n rumwühl'n..."
Ein kurzes Stocken.
"Damit mein' ich nich', dass 'er Müll seid." setzte er entschuldigend hinzu.
Nur, dass euer Leben eventuell zu einem Haufen Müll führt, den ihr nirgendwo abladen könnt, außer in euch selbst. beendete er in Gedanken.

Der alte Bettler war zufrieden und schloss die Augen.
Er begann sich zu konzentrieren.
STOP! Ich glaube du vergisst was!
Ich habe doch eh keine anweisungen bekommen, was kann ich schon verge-
'Anfassen alleine genügt nicht'

Ein kurzer spitzbübischer Blick zu Zakar, ehe Markus sich ein wenig näher zu dem Schlafenden beugte, um diesen zu berühren.

Jetzt aber

"Gut... gut!"
Zakar sah ihm zu.

"Du hast glaub ich jetzt ein festes Bild im Kopf. Das ist Teil eins vom Imago, die mentale Vorstellung des Zaubers. Teil zwei ist der Wille, diese Vorstellung Realität werden zu lassen - die Höhere Wahrheit in dieser Welt aufleuchten zu lassen. Dabei kann man das Imago mit verschiedenen Mitteln unterstützen... symbolischen Dingen, Gesten und Worten. Die Worte für diesen Zauber sind..."

Er räusperte sich kurz.

"Öffne die Traumwege!"
Er sprach in einer merkwürdigen Sprache, deren Wörter an sich keinen Sinn ergaben - dennoch wusste Markus, was sie bedeuteten... und er wusste, dass sie eine Wahrheit ausdrückten jenseits von Sprache.

Spoiler:

Auch Markus wurde angespannter. Er merkte wie die Konzentration in seinem Geist sich mehr und mehr Fokusierte. Sein Blick war weiterhin auf den Schlafenden vor ihm gerichtet. Die Vorstellung, wie sich die gesamten Gedanken, Erlebnisse, Spinnereien und Gefühle die diese Person über den Tag, die Woche, das Leben gesammelt hat, sich in einem imaginären Mülleimer befanden, nahm mehr und mehr Form an. Er wusste inzwischen sogar, dass es Wahr war. Nicht aus sicht aller Menschen. Manche, wie Zakar wussten vermutlich von einer anderen Wahrheit, doch sie alle waren echt. Markus war sich sicher, denn er konnte ihn sehen, den Mülleimer.
Langsam Bewegte er seinen Geist, jenen Eimer zu öffnen.

"Öffne die Traumwege!" sprach der Bettler ruhig und klar. Selbst wenn er es versucht hätte, diese Worte konnte er nicht anders Aussprechen.

Überquellend von Papier, einigen Essensresten, Verpackungen, hier und da eine Zeitung oder ein Magazin, lag der offene Eimer vor ihm. Auch Glasflaschen und andere Gefäße waren dort. Der Traum lag vor ihm.

Spoiler:

Ein weiteres Netz aus mentaler Energie, diesmal eines nach Markus' Entwurf, legte sich um die schlafende Person. Allerdings... spürte er noch sowas wie eine Blockade.

"Ah... ja, das hatte ich vergessen zu erwähnen."
Zakar lächelte leicht schuldbewusst.

"Menschen... beziehungsweise das menschliche Bewusstsein hat so eine Art natürlichen Schutz gegen unbotmäßiges Herumhantieren im Verstand. Besonders willensstrake Personen wehren sich besonders heftig, wenn auch meist unterbewusst. Dein Zauber ist nicht stark genug - aber keine Sorge, ich werde den Widerstand gleich ein bisschen Schwächen, dann sollte der Weg frei sein. Dann musst du nicht versuchen, einen stärkeren Zauber zu weben. Hmtja... achso, erinnere mich später mal daran, dir zu zeigen, wie man den geistigen Widerstand von Leuten ausloten kann."

Er beugte sich zum Schlafenden herüber und berührte dessen Stirn mit dem Handrücken.
"Beneble den Geist, schwäche den Verstand, lasse das Gemüt erlahmen", sprach er leise und beschwörend in jener ursprünglichen Sprache. Noch mehr feinstoffliche Ranken umschlossen den Schlafenden, und Markus hatte kurz das Gefühl, als sei eine Sperre in ihm aufgehoben worden - er spürte jetzt die Verbindung, die sein Zauber herstellte, mit aller Deutlichkeit.

"Jetzt musst du nur noch schlafen, und dann die Traumbrücke überqueren. Wir treffen uns dann... auf der anderen Seite."
Damit ließ Zakar sich nach hinten sinken und begann umgehend zu schnarchen.

"Un' wie soll ich 'n nu' schla-" brachte er noch heraus, bevor sein Gegenüber zu schnarchen begann.

Damals in der Armee, hatte er dies auch gekonnt, einfach auf Kommando schlafen. Leider kam dies nur durch die tägliche Überlastung seines Körpers und nicht durch irgend einen Trick den er nun hätte anwenden können.

Einen Moment blickte Markus noch auf Zakar, der scheinbar bereits tief in fremden Träumen umhergeisterte. Er verwarf aber schließlich die Idee ihn erneut zu wecken.
Es war ein schöner Tag, den man genießen konnte. Selbst wenn er also noch lange wach liegen sollte, wäre die Zeit nicht vergebens, fand der Bettler.

Auch er ließ sich nun zurück sinken, auf die Stelle, die er zuvor ausgelotet hatte.
Und wenn ich doch viel zu lange brauche, kann ich ja noch mal 'glotzen' erinnerte sich der Alte schmunzelnd an den magischen Fingerabdruck Zakar's und schloss die Augen.

Irgendwann, ohne es wirklich zu merken, musste er weggedriftet sein. Im Traum konnte er nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, bis er merkte, dass er träumte. Er spürte einen frischen Wind, von dem er sich davontragen ließ, vorbei an verschwommenen, halbfertigen Traumfragmenten, bis er sich auf dem fleckigen PVC-Boden eines Großraumbüros wiederfand.

Es war absolut surreal, einen Traum, noch dazu den Traum einer anderen Person, aus einer halbwegs wachen Perspektive zu sehen. Alles wirkte irgendwie unfertig und aus dem Fokus gerückt. Die Umgebung war nur ein Ausschnitt aus einem Zellenbüro, in der verschiedene Mitarbeiter alle ihre Arbeitsnischen hatten. Es war nur eine Zelle zu sehen, in der unfertige Bürogegenstände wie zweidimensionale Pappaufsteller zu sehen waren. Monitor, PC, Aktenmappen und -schränke. An den 'Rändern' war die Szenerie ausgefranst - es war, als würden sie auf einer flickenhaften Insel in einem Meer der Dunkelheit treiben. Die Sicht verriet ihm, dass es hier keine räumlichen Distanzen gab. Alles hier war der gleiche Punkt im Raum... wie sollte es auch anders sein, befanden sie sich doch im Grunde in einer Halluzination, die ein dämmerndes Gehirn im Schlaf erzeugte.

Zakar saß im Schneidersitz auf dem Boden, während der Träumende selbst - ein junger Mann, vielleicht Mitte, Ende zwanzig - auf dem Boden unter seinem Schreibtisch auf dem Bauch lag, weinte und immer wieder verzweifelt mit der Faust auf den Boden trommelte.

Dieser Ablick versetzte Markus einen tiefen Stich in die Brust.
Verzweiflung - Er kannte dieses Gefühl nur all zu gut.
Er wollte auf den Träumenden zu gehen, ihn fragen was ihn bedrückte, seelischen Beistand leisten, den der junge Mensch ganz offensichtlich brauchte.
Doch er tat es nich. Die Vorstellung, dass das plötzliche Auftreten eines Fremden im eigenen Traum die Psyche zerrütteln könnte, ließ Markus mit eiem Gefühl der Ohnmacht zu Zakar schreiten.

"Ich nehme mal an, mit dem zu reden ist nicht so eine pralle Idee, oder? Sonst würdest du wahrscheinlich nicht so hier sitzen, nicht?" begann Markus, sein Blick auf den Träumenden gerichtet.
"Weißt du was ihm passiert ist? Gefeuert? Einfach 'nur' Stress?"

Die plötzliche Klarheit seiner Worte fiel ihm nicht auf. Er hörte seine eigenen Gedanken immer ohne Nuscheln und Schlieren.

"Hm? Oh, im Moment können wir für ihn nicht in Erscheinung treten. Wir können jetzt nur zusehen, und kleine, minutiöse Änderungen vornehmen. Indirekt agieren."
Er betrachtete den verzweifelten Träumenden mit leicht bedauernder Miene.

"Mit einem stärkeren Traumreise-Zauber könnten wir direkt mit ihm interagieren. Die Frage ist..."
Sein hier erstaunlich wacher Blick traf Markus'.

"...sollten wir das. Die Prinzipien der Silbernen Leiter sagen, wir sollen die Menschheit führen, und zwar zur Selbstfindung, Erleuchtung, zur Wahrheit, zum Erwachen.. äh, zu Gott oder zum großen Spaghettimonster, wie mans auch nimmt. Das heißt, wir dürfen die Menschen nicht von uns abhängig machen. Wir können nicht alle Probleme für sie lösen, sonst nehmen wir ihnen die Möglichkeit, selbst die Lösung zu finden und sich zu befreien. Hilfe zur Selbsthilfe. Schöne Theorie, was? Aber die Praxis, die Praxis..."
Er schaute zum Schlafenden.

"Gefeuert wurde er nicht. Sieht aber so aus, als hätte er irgendein jobliches Problem."

"Wie lange machst du das schon? Also hier Leuten helfen sich selbst zu helfen?"
Er löste den Blick von dem Träumenden und blickte Zakar an.
"Und ehrlich - Ich weiß nicht. Ich glaube wir sollten es nicht? Zumindest hab ich damals als junger Bursche auch am besten gelernt, wenn man mir nur eine Richtung gegeben hat, aber auf der anderen Seite... Ich meine ich verstehe schon den Ansatz.
'Gib einem Mann einen Fisch und er hat einen Tag zu essen, lehre ihm wie man Angelt und er hat genug für sein Leben'
Aber, das Wissen bringt ihm doch nichts wenn er länger braucht das Angeln zu lernen, als er überlebt ohne Essen."

Ein lautes Schluchzen erklang unter dem Tisch.

Markus' mitleidiger Blick fiel erneut auf den Träumer
"Wie können wir ihm helfen? Kurz- und langfristig?"

"Uff. Wie lange? Hm... Jahre. Ich weiß nicht, wie viele genau. Aber das ist mein kleiner Beitrag für die Utopie. Naja, und es ist schon ein persönliches Interesse meinerseits. Träume verraten nicht nur viel über einzelne Menschen, sondern auch über das Menschsein an sich."

Er neigte den Kopf zur Seite und schaute in die dunkle Leere jenseits der kleinen Trauminsel.
"Okay, also bleiben wir doch bei deiner Analogie. Wir müssen dem Mann das Angeln beibringen und ihn mit Fisch versorgen, damit er in der Zwischenzeit nicht verhungert. Angeln beibringen ist nicht so einfach... also, hast du ne Idee, wie du ihm Fisch geben könntest?"

"Hm. Job Probleme."
Sieht so aus zumindest. Genauer fragen kann ich ihn ja nicht...
Zumindest nicht direkt
"Höchst wahrscheinlich also Stress, Deadline, scheiß Chef oder so..."
Also draußen würde ich versuchen das ganze zu relativieren. Sagen dass es nicht so Wild ist.
Ihn auf kleine Erfolge hinweisen, damit er sich nicht an den unwichtigen Dingen aufhängt...
"Also vielleicht... Hm..."
Ist ein Traum hier!
"Den Boden unter ihm langsam in -" pause.
Geht sowas überhaupt? Was haben wir - habe ich überhaupt genau für Macht hier?
"- in den Tisch 'verwandeln'. Wie sowas im Traum halt oft mal passiert. Ihm das gefühl geben wieder im Sattel zu sitzen."
Gute Idee, Cowboy
"An dem sitzt er natürlich. Also nicht mehr auf dem Boden und so. Vor ihm dann Zettel, so ein Bildschirm mit Bildern drauf. Da achtet ja eh niemand drauf in einem Traum."
'Cowboy' - 'Im Sattel sitzen' - Alter Junge, du denkst interessant.
"Dann... Ist ja ein Traum" rechtfertigte er sich "Dann wird der Stuhl ein Stierkörper und der Tisch mit Zeug drauf der Kopf. Kleine Rodeo Einlage. Dass er das Gefühl hat zu kämpfen aber auch von Abenteuer und so hat." er räusperte sich.
"Sollte natürlich gewinnen. Vielleicht sieht er dann ein, dass das ganze nicht so Ernst ist, sondern eher was von einem Kampf, einer Herrausforderung, hat. Und wenn nicht, sollte er zumindest wieder mehr Mut haben, sich der Arbeit zu stellen"

Zakar nickte langsam.

"Das könnte klappen. Das ist allerdings ein Eingriff der jenseits der Möglichkeiten unserer einfachen Traumbrücke liegt. Du wirst einen weiteren Zauber benötigen, um den Traum gemäß deiner Vorstellung zu verändern. Dieser Zauber ist nicht schwierig... man muss den Traum quasi nur anschubsen, damit er seine Form ändert. Treibe die Substanz des träumenden Gemüts, das sind die Worte."

Spoiler:

Markus nahm sich vor, Zakar zu einem anderen Zeitpunkt zu fragen, ob es ein Lexikon für diese Sprache gab. Vorerst war der weinende Träumer wichtiger.
Der Magier schloss die Augen für einen Moment um sich erneut die Szene vorzustellen, die er heraufbeschwören wollte.
Als er sich des Bildes sicher war, öffneten sich seine Augen wieder und "Treibe die Substanz des träumenden Gemüts" kam über seine Lippen.

'Gewürfel':

Markus spürte, wie die träumliche Substanz der Umgebung nun auf seine eigenen Gedanken reagierte.

"Mit diesem Zauber kann man so einiges tun."
Zakars Nimbus der Schläfrigkeit strömte um sie her, dann ließ der Thearch mit einem Wink aus einer milchigen Verwirbelung neben sich einen Klappstuhl entstehen.
"Traumweberei..."
Mit knacksenden Gelenken erhob er sich und ließ sich auf dem Stuhl nieder.
"Ah, besser."

Spoiler:

Der Bettler fokusierte seine Gedanken auf den Traum.
Er spührte die Macht deutlich, die er auf die immaterielle Traumwelt hatte, besonn sich aber darauf, vorsichtig und langsam zu handeln.
Träume änderten sich oft, ja, doch meist fließend und nicht abrupt.
Die Perspektive, in der sich der Träumende befand, drehte sich langsam um 90 Grad. Ein letztes Hämmern auf den Boden ging fließend über in einen Schlag auf den Tisch.
Der folgende Hieb traf bereits den muskulösen Nacken eines Ausgewachsenen Stieres, der begann sich unter der Last zu winden.
Die beklemmende Ödniss der Bürolandschaft wich einer weiten Prärie.
Eben so verwaschen, wie diese Bilder, hörte man ein leisen, träumerischen Adlerschrei in der Ferne.
Die graue Kombi aus Jacket und Krawatte begann sich zu färben. Kräftige Primärfarben. Den Helden aus alten Western Geschichten nachempfunden.

Markus lächelte ein wenig.
Sollte der junge Mann hier nicht sehen, dass er selbst es war, der die Zügel in die Hand nehmen konnte, so würde er zumindest einen interessanten und Freiheit verheißenden Traum haben.

Sein Blick fiel auf Zakar und dessen Stuhl, ehe auch er sich eine Sitzgelegenheit herbei 'träumte'.
Die gewohnt kalte Steinoberfläche der Parkbank begann sich aus dem Boden zu schälen und ihn zu Zakar hinauf zu tragen.

"Du sagtest, dass es darum geht denen auch das Angeln bei zu bringen. Also langfristig. Ich gehe mal davon aus, denen hier drin zu zeigen was sie eigentlich so können hilft nicht ganz, oder?" Er erinnerte sich hierbei an das Gespräch mit Tourmaline zurück.
"Oh und die Worte da, das 'Treibe die Substanz des träumenden Gemüts' und so. Gibt's da ein Buch wo man mehr davon lernen kann?"

Ein großer Teil seiner Gedanken war allerdings auf den Zweikampf, Stier gegen Mensch, fokusiert. Er sollte sich abenteuerlich anfühlen, aber nicht unüberwindbar.

Der Träumer war zunächst noch gelähmt von den Veränderungen und verschloss die Augen vor ihnen, mit der Zeit begann er aber sie zu öffnen und sichtlichen Gefallen an dem Ritt auf dem wilden Stier zu finden, der ihn von den Sorgen des Alltags ablenkte.

Zakar beobachtete das ganze und rieb sich versonnen den Bart.
"Tja, also wir dürfen hier das 'wie' und das 'warum' nicht verwechseln. Warum: Die Silberne Leiter ist der Weg zum Triumph. Erwachen für jeden Menschen ist das ultimative Ziel, aber solange man das nicht erreichen kann, soll zumindest jeder den Rang auf der Leiter erreichen, für den er sich am besten eignet. Also sowas Richtung Selbstverwirklichung und das Heben verborgener Potentiale. Wer kreativ ist und sein will, soll Künstler sein und so weiter. Das klingt zwar einfach, aber die wenigsten Menschen machen tatsächlich, was sie wirklich wollen und sollen. Weil sie es selbst nicht wissen, etwas wollen, das nicht zu ihnen passt oder hören auf eine der vielen Stimmen der Lüge, die ihnen sagt, was sie tun sollen wegen Geld, Zugehörigkeit, was die anderen denken und und und."

Er neigte nachdenklich das Haupt.
"Das Wie: Ich benutze Träume um sowas wie den 'wahren Zweck' einer Person herauszufinden. Und ich benutze sie, um ihnen subtile Hinweise dahin zu geben, wie sie das Ziel erreichen könnten. Manchmal reicht es, jemandem zu zeigen, was er wirklich kann. Manchmal nicht."

Für einen Moment schwieg er, bevor ihn ein Geistesblitz traf.
"Oh, achso, die Hohe Sprache. Also es gibt Runenbücher, in denen man schmökern kann. Aber im Grunde spricht man die Sprache ja schon instinktiv, man muss nur ein bisschen lernen, wie man den Wörtern die richtige Form gibt, damit sie Magie unterstützen können."

Eine Weile saß auch Markus einfach nur schweigend da und genoss die enthusiastischen Rufe des Träumers.

"Ich weiß nicht. Ich hab das Gefühl ich sollte Fragen stellen. Sowas wie 'wie lange können wir hier drin bleiben', 'Hast du damals versucht mir auch das Angeln bei zu bringen', 'Wie kann ich dem da dabei helfen das Angeln zu lernen?' - also langfristig - 'Wo muss ich unterschreiben um in Zukunft hier zu helfen' - ich gehe mal davon aus, dass ich helfen darf oder sogar soll, nicht?... Halt irgend was." Er seufzte

"Aber ich muss sagen. Ich finde es gerade einfach schön einen Menschen aus einem Albtraum befreit zu haben."

"Wir können hier rumhängen solange der Schläfer träumt, sonst wär hier nur dunkle Leere. Aber da er so lange träumt wie ich seinem Unterbewusstsein sage, dass er träumen soll, ist die Zeit nicht begrenzt. Naja, ich will natürlich weder, dass ich und du, noch dass er verhungert oder verdurstet, das begrenzt die Zeit dann doch."

Er schaute Markus nun zum ersten Mal für länger als ein paar Sekunden an.

"Tja, viele dieser Fragen kann ich nicht beantworten. Wenn ich wüsste, wie man Leuten das Angeln beibringt, dann könnte die Mehrheit schon angeln. Aber ob du helfen kannst und sollst: Da kann ich nur ausdrücklich 'ja' sagen. Ich denke, du wärst ein guter Kandidat für die Silberne Leiter. Du kennst die ungeschminkte Realität des Lebens auf der Straße und bist damit sehr nahe an einer viel zu oft vernachlässigten Gruppe der Gesellschaft. Das wäre sicher eine lohnende Ergänzung für uns. Letztlich entscheide das aber nicht ich, sondern Indra."

'Ungeschminkte Realität des Lebens...' Ich glaube an diese zweideutigkeit von Redewendungen musst du dich jetzt gewöhnen, alter Junge... Wird aber schon. Die meisten guten Zauberer sind ja ein älteres Semester.

"Muss ich mir vorher noch einen Anzug suchen, wenn ich zum Vorstellungsgespräch soll? Hatte so lange keines mehr." Eigentlich noch nie so wirklich, wenn ich drüber nachdenke "Aber mal im Ernst. Wo kann ich diese Indra finden?"

Die Traumlandschaft im Hintergrund begann unterdes sich ein wenig zu beruhigen. Der Träumer schien das Biest unter seine Kontrolle gebracht zu haben. Mit letzter Kraft bäumte sich der Stier zu dem finalen Versuch auf, den Mann hinab zu werfen.
Jedoch ohne Erfolg.

Erschlafft brach das schwarze Tier zusammen und als es den Boden berührte, wich die weite Prärie erneut der beklemmenden Bürolandschaft.
Der Träumer jedoch saß rittlings auf seinem Schreibtischstuhl und der Tisch war nicht mehr ein heilloses Durcheinander, sondern aufgeräumt. Einige Pflanzen standen neben dem Bildschirm.
Kakteen, wie man sie im Western vermuten würde, nur kleiner, um auf den Tisch zu passen.

Auch die Farben des Büros waren nicht mehr diese Mischung aus psychedelisch agressiven Farbverläufen und depressiven Grautönen. Stattdessen erstrahlte es in warmen Pastelltönen.

Zakar schüttelte den Kopf.
"Nein, kein Anzug. Also... naja, vielleicht ist das auch nur meine persönliche Einstellung, aber Magier sollten eigentlich soweit geistig gereift sein, als dass sie sich ihre Urteile über Personen nicht mehr von Oberflächlichkeiten wie Mode, Herkunft oder so her bilden."

Auf die zweite Frage hin lachte er kehlig, verschluckte sich dann aber und musste husten.
"Ack... oh. Also, man findet Indra nicht, Indra findet einen. Und es kann gut sein, dass sie dich auch gar nicht trifft, bevor sie die Entscheidung trifft. Das ist dann aber nicht persönlich gemeint."

Er betrachtete die Traumszenerie und nickte fachmännisch.
"Gut sieht das aus."

"Ach, schon okay. Es gehört doch zum Leben, dass Leute über einen Entscheiden, ohne dass man Einfluss drauf hat. Ist sie die Chefin? - Ach, auch egal ich mach einfach was ich kann, während ich warte."

Das plötzliche Lob ließ ihn zu Zakar blicken.
"Hm. Finde der Anfang war ruckig. Und jetzt auch hier. Ich glaube die Farben sind ein bischen zu intensiv. Könnte den Armen irritieren. Hab noch einiges zu lernen." ein leises Räuspern
"Also. Wenn du Zeit hast. Und ich mir da nicht zu viel rausnehme. Ich weiß ja nicht ob dich das bei deiner Arbeit stört. So einen alten Knacker wie mich dabei zu haben."
Er merkte wie er langsam wieder in diesen leichten entschuldigenden Singsang des Bettelns fiel.