Ergon und Hedone

Es gingen von keinem der Menschen besondere Energien aus - jedenfalls von niemandem, den er sich auf dem Weg ins Badezimmer anschaute. Sh'aoc folgte ihm, inzwischen wieder besser gelaunt durch das vorhergehende Gelage.

Unten gab es zwei größere Toiletten mit mehreren Kabinen. Im Herrenklo standen zwei Typen vor dem Waschbecken und unterhielten sich lautstark über die musikalische Entwicklung der Band des Abends.

"Was ist denn?", zischelte der Goetia ungeduldig hinter ihm.

Phobos ging weiter nach hinten, in Richtung der Schüssel. Dort flüsterte er.

"Meine Spinnensensoren schlagen an." Er sah Sh'aoc fest an. "Auf diesem Haus liegt ein Zauber."

"Achja?"

Sh'aoc schaute sich um, wirkte aber ratlos.

"Und was heißt das jetzt?"

"Das kann vieles bedeuten." erwiderte er immer noch flüsternd, inzwischen in sein Handy. "Vor allem heißt es, dass du immer in Sichtweite bleibst, für den Fall, dass wir hier schnell abhauen müssen. Es gibt hier vielleicht Leute gibt, die es gar nicht lustig finden, dass du hierher mitgekommen bist." erklärte er ruhig.

"Ich check derweil die Gäste und die Bude aus. Wenn auf deiner Etage was seltsam ist, sag mir Bescheid."

"Ooookay. Wird erledigt."

Zwei zusätzliche Augen bildeten sich, mit dem der Goetia die Umgebung genauestens sondierte.


Bzzzzzt. Bzzzzt. Bzzzzt.
Eines von Phobos' Telefonen summte - ein Anruf.

Spoiler:

"Das macht das ganze für dich doch nur..."

Das Handy vibrierte... Sein Schläfer-Fon.

Er sah auf die Nummer.

Ein Blick zu Sh'aoc. "Was zur..."

Er ging dran.

"Hallo?"

"Hi, sorry für den plötzlichen Anruf."

Eine weibliche Stimme, sie kam ihm sehr bekannt vor.

"Hier ist Belladonna."

Er räusperte sich.

"Woher hast du diese Nummer?" fragte er sie prompt, klang dabei aber nicht besonders wütend.

Man hörte ein Durchatmen am anderen Ende.

"Ich hab einfach zufällige Zahlen eingegeben. Das tut auch nichts zur Sache. Ist alles in Ordnung bei dir?"
Sie klang etwas besorgt.

"W..." Phobos fasste sich schnell.

"Ich habe gerade ein Haus betreten. Da meldeten sich die Spinnensinne." Er runzelte die Stirn. "Überwacht ihr mich?" fragte er und versuchte dabei unerfahren zu klingen.

"Ein Haus? Was für ein Haus? Kannst du irgendwas... besonderes erkennen?"

Sie schnaubte kurz.
"Wenn wir dich überwachen würden, würde ich dann anrufen um zu fragen, was du machst?"

Er verdrehte die Augen und tippte dabei an Kivutar mit dem zweiten Handy, während er antwortete.

Code:

habe eine sorrotyparty betreten. flaues gefühl im magen. anruf von bella. fragt was bei mir los sei. verdächtig?

"Bisher nichts. Was glaubst du denn, was hier los sei?"

"Keine Ahnung, aber ich hab kein gutes Gefühl. Ich kriege schlechte Vibes und musste an dich denken. Sorry, genaueres hab ich nicht."

Sie hielt kurz inne und er hörte nur die gedämpften Partygeräusche von draußen.

"Ich glaub du solltest da abhauen, wo immer du auch bist."

"Gute Güte. Danke." Er sah auf sein Handy. "Ich melde mich noch einmal, wenn ich draußen bin."

Er wartete noch kurz ab, ob sie noch etwas sagte.

"Ok, bis gleich."
Dann war sie weg.

Code:

Unklar / etwas verdächtig. K.

"Wir hauen ab." sagte er an Sh'aoc gewandt. "Tote feiern nicht."

Er griff in die Hose, zur erdenden Bleimünze, griff nach der Seele eines stygischen Geistes, stülpte sie über seine eigene und verdeckte damit seine erwachte Seele.

"Lebende Seele, tot geglaubt."

"Schade."
Sh'aoc schien mürrisch, aber in Anbetracht der Situation wollte er wohl keine Widerworte geben.

"Dann los."

Phobos war froh, dass er vernünftig war. Das wäre das Letzte, was er jetzt brauchte.

"Halte Abstand, bleib aber im selben Raum." Er erhob sich zügig. "Wir müssen Doug hier raus bekommen. Wenn ich ihn nicht überreden kann, hilf sanft nach."

Er öffnete die Tür zur Party.

Ein Schwall an Lautstärke schwappte über ihn, als er die Tür öffnete. Das Konzert hatte angefangen und dröhnende Musik war allgegenwärtig.

"Nur um Missverständnissen vorzubeugen... was genau soll 'hilf sanft nach' heißen?", blökte der Goetia ihm ins Ohr.

Er wirkte etwas mürrisch. "Gefühlsebene manipulieren. Du magst ihn doch auch, oder nicht? Also sei nicht zu grob."

Zielstrebig suchte er nach Doug, die Gegend nach Magie durchforstend.

Spoiler:

"Verstanden."
Sh'aoc ließ sich etwas zurück fallen, blieb aber direkt hinter Phobos.

Es war nicht leicht, einen einzelnen Menschen in der Menge der tanzenden, springende Körper zu finden, vor allem nicht, wenn stygische Eindrücke sein Sichtfeld überlagerten, Seelenfunken hintergründig glimmerten und ihm jede einzelne Uhr, Halskette und jedes Armbändchen seinen Wert offenbarte.

Spoiler:

Doch Richard kannte Doug und er wusste, wo er zu finden war: Da wo es am Lautesten war.

Die Musik war hervorragend, inspirierend geradezu. Aber in Anbetracht der Situation fiel es ihm leicht, sich auf die anderen Eindrücke zu konzentrieren.

Dann sah Richmond ihn: Er wurde gerade auf Händen in die hinteren Reihen getragen.

Doug's stagediveartige Eskapade endete gerade und er wurde hinten abgesetzt, wo er sich prompt sein Bier wiedergeben ließ, das Mike mit etwas säuerlicher Miene gehalten hatte. Phobos musste sich mühsam zu Doug durchkämpfen.

"HEY, DA BIST DU JA", schrie sein Kumpel, als er näher kam und rüttelte ihn einmal durch, wobei ein guter Schluck Bier über Phobos Klamotten geschüttet wurde.
"SAUGEIL, ODER?"