Alcoholics Anonymous (Odysseus)

"Roger."

Minuten vergingen. Dann kamen sie - ein Mann, Mitte 40, hochgewachsen, dunkler Mantel, strenger Blick, lichter werdendes Haar. Er ging mit leichtem Humpeln und führte einen Gehstock mit sich. Eine Frau, vielleicht etwas jünger als er, hatte sich bei ihm untergehakt, Sommersprossen, dunkle, kurze Locken, schlank, mit einer dunkelblauen Jacke. Schon die periphere Wahrenehmungsgabe machte auf die beiden aufmerksam - Angus' Zauber bestätigte es dann: Beide waren erwacht. Sie gingen, relativ zügig trotz der leichten Gehbehinderung des Mannes, auf das Gemeindezentrum zu, um anschließend darin zu verschwinden.

Spoiler:

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"Die beiden. Das sind sie." flüsterte er ins Mikrofon. "Schonmal gesehen?"

"Nope... ich mache Bilder."

Ihr Nimbus war ein kalter Windstoß, man fühlte sich, als wäre man in der unwirtlichen Welt hungrig und schutzlos. Sein Nimbus kam ihm bekannt vor. Es war ein kurzer Schmerz, der den Betrachter durchzuckte - der Nimbus desjenigen, der die Todesursache von Bodkin vertuscht hatte.

Die Macht, die auf ihnen lag, trug keine stygischen Markierungen, weder der Tod, noch unbelebte Materie hafteten ihr an.

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"Der Mann ist derjenige, der Bodkins Tod verschleierte." flüsterte er.

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"Ah... dann sind wir auf der richtigen Spur."

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"Schwache Verbindungen zu ihren Wachtürmen."

"Verstanden."

Er spürte ihren Verbindungen nach und fühlte bei ihm den wohlbekannten ewigen Rhythmus Stygias. Bei ihr dagegen erkannte er die stürmischen Kräfte und Wirbel des Äthers - etwas, das für Odysseus völlig neu war.

Spoiler:

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"Er Moros... Sie... glaube Obrimos."

"Beides nur Lehrlinge. Sie der Kräfte. Er des Todes.... Hab sie nicht mehr im Blick."

"Verstanden. Ich höre mir dann jetzt an, was da drinnen abgeht. Weitere Vorgehensweise... wir folgen den beiden später, wenn sie wieder weggehen? Jetzt wo wir sie gefunden haben, ist es sinnvoll, eine Wohnung oder ein Sanctum ausfindig zu machen."

"Verstanden... Warte hier draußen, bis sie wieder da sind..."

"Alles klar."

Einige Minuten war Funkstille.

"Okay... Meeting hat angefangen. Verstehe kaum was, unser Roger ist zu weit hinten."

Dann war es länger ruhig.

"Ah, jetzt spricht er selbst."

Mittlerweile war über eine Stunde vergangen.

"Hm, das Meeting scheint jetzt zu ende zu sein. Hört sich nach vielen Einzelgesprächen an."
Wieder kurzes Schweigen.

"Ah, er wird angesprochen. Ein Graham Wylis... und eine Cynthia. Könnten das die beiden sein? Wahrscheinlich, oder?"

Zum Glück war selbst die Nacht in Frisco nicht all zu kalt.  Zwei Mal hatte er ein paar Schritte getätigt, damit seine Beine nicht einschliefen... Ansonsten hatte er einfach nur gewartet. Ziemlich langweilige Arbeit... Eine gewisse Spannung blieb dennoch.

"Ein Paar... Höchstwahrscheinlich." antwortete er.

Alles verläuft nach Plan...

"... ahja. Die versucht ihn ein bisschen zu bequatschen, von wegen es wäre ja so toll, wie er hier nochmal für Bodkin hergekommen wäre, undsoweiter... und ob er nicht noch einen Kaffee irgendwo trinken gehen will..."

Dann klang Angus erleichtert.
"Puh, aber Roger will nicht. Okay... ich glaube, er könnte bald gehen."

Auch Odysseus war erleichtert.

"Ich versuche mich dann irgendwie an sie ranzuhängen, wenn sie gehen... Nur der Glatzkopf hat den Van gesehen. Dürfte also einigermaßen sicher sein, die Verfolgung damit aufzunehmen."

"Alles klar. Folge du erst zu Fuß und gib mir die Lage durch. Wenn die dann in ein Auto steigen, kann ich dich schnell auflesen."

Es entstand eine kurze Pause.

"Ah, da kommt Roger."
So war es dann auch, er war der erste, der das Meeting verlassen hatte und nun aus dem Gemeindezentrum kam. Etwas behäbig ging er in die Richtung, aus der er auch gekommen war.

Dann sah Odysseus die Frau mit den Locken auftauchen. Auch sie kam heraus und sah Roger hinterher. Dann ging sie rasch in die Gasse neben dem Haus und blickte sich mehrfach um - dem Moros gelang es aber, den Kopf rechtzeitig einzuziehen, als sie in seine Richtung sah.

Dann hantierte sie mit einem Gegenstand, den man nicht genau erkennen konnte. Und leise, sehr leise, hörte man Fetzen der Hohen Sprache herüberwehen. Odysseus periphere Sicht schlug erneut aus, als die Frau plötzlich verschwand.

Verdammt... Sie jagen Roger!

Der Sucher blieb einen Moment lang in seiner Deckung verborgen, lauschte in die Nacht.... Abwarten... Wie versteckt man sich vor einem Ziel, das man nicht sieht?

Mit Geduld und Spucke... Jeder Zauber, der ihren durchschauen könnte, müsste sie bemerken...

Konnte er am Ende zumindest ihre Schritte hören, wie sie sich aus der Gasse entfernte?

Spoiler:

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Es war mit den Geräuschen der Umgebung und bei der Distanz schlichtweg unmöglich, Schritte zu hören. Aber wie er sich so anstrengte, fiel ihm etwas anderes auf, etwas besseres. Obwohl er sie nicht sah, wirkte immer noch seine periphere Sicht, und er spürte das jähe Ende deutlicher, je näher er mit seinen Augen - ja, bei ihr war. So gelang es ihm auffallend gut, ihr mit dem Blick zu folgen, obwohl er sie nicht sehen konnte. Sie bewegte sich den Bürgersteig entlang, hinter Roger her.

"Sie verfolgt Roger unsichtbar. Ich spüre sie aber... Bin an ihr dran... Wo ist er?" flüsterte Odysseus so leise er konnte.

Er kann nicht im Zwielicht sein! Dazu ist er nicht gut genug. Wo ist er?

"Nehme jetzt die Verfolgung auf. Was tun, bei Zugriff ihrerseits?"

"Kein Sichtkontakt zu ihm. Ich behalte das Gebäude im Auge."

Angus schwieg kurz.

"Verdammt... dann musst du sie irgendwie aufhalten. Wir können die nicht einfach noch einen Schläfer umbringen lassen. Hoffen wir, dass es nicht dazu kommt."

Spoiler:

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Odysseus nannte die Adresse von Rogers Wohnung. "In die Richtung bewegt sich Roger höchstwahrscheinlich."

Unauffällig und stets einen Schritt voraus denkend, nahm er Cynthias Verfolgung auf.

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Er folgte einer Unsichtbaren, die jemand anderem folgte, durch die nächtlichen Straßen der Stadt. Schließlich kam Roger bei einer Bushaltestelle an, schaute auf den Aushang und setzte sich dann auf eine der Wartebänke. Das unsichtbare Gefühl des jähen Ende hielt ebenfalls an - und nun war es an Odysseus, irgendwo in der Nähe unauffällig zu warten. Er wusste, dass Roger vielleicht drei Stationen zu fahren hätte, bis er in seiner eigenen Wohngegend war.

"Sie warten an der Bushaltestelle." flüsterte er wieder in das Mikro. "Wann kommt der nächste Bus?"

"Moment", hörte er Angus sagen, dann tippte es leise im Hintergrund.

"Hm... er will da hin...das ist die Halte... in 6 Minuten."

Phobos spürte etwas... eine weitere Wirkung war bei der Unsichtbaren hinzugekommen.