Ergon und Hedone

Mit etwas Abstand folgte er dem Pärchen. Was waren das? Sirenen? Vielleicht doch ein Aswang?

Würden die nur Sex haben? Oder lief da mehr?

Sie verließen den großen Saal und stiegen eine Treppe nach oben, vorbei an ein paar Leuten, die es sich dort sitzend bequem gemacht hatten.

"Wohoo!", rief ein sichtlich besoffener Typ, als die beiden vorbeikamen.
Oben angekommen bogen sie ab - hier war ein Flur mit Bildern, teurer Tapete und plüschigem Teppich. Türen gingen links und rechts ab - und durch eine dieser Türen gingen die beiden.

"Und das ist mein Reich", hörte er noch die Schwester sagen, dann fiel die Tür hinter den beiden zu.

Code:

die hotten girls machen privatparty mit den lucky guys auf den zimmern. schotten dicht. hast du mail für die picks?

Wieder machte Phobos ein paar Fotos von dem Flur... Er könnte ihnen über das Zwielicht folgen, ja... Aber vielleicht reichte es vorerst zu lauschen.

Er setzte sich neben die Tür und sackte zu Boden.

"... komm doch rüber, dann kann die Party richtig losgehen."
Der Musiker klang ziemlich zugedröhnt, so wie er die Wörter in die Länge zog.

"Komme gleich, ich mach uns noch Drinks", gab die Schwester zurück, die offenbar irgendwo anders herumwerkelte.

Leider konnte er nicht unter dem Türspalt durchschauen, und im Schloss steckte von Innen ein Schlüssel.

"Hey, wollen wir nach den Drinks noch einen durchziehen?"
Er lachte gackernd.

"Nach den Drinks hab ich was ganz anderes mit dir vor."
Sie, verführerisch.

Der Musiker summte die Melodie eines der Lieder.
"So, hier."
"Danke, Babe."
"Prost, auf die Jugend!"
"Du sagst es!"

Code:

Die anderen Vögelchen sind im Blick. Drinks? Lecker. Schnupper doch mal dran, ob die auch gesund sind.

Phobos hatte sich gerade erst von den Auswirkungen des Paradox erholt, da traf es ihn erneut wie einen Schlag. Phobos ächzte gequält, als sein Fuß auf den festen Boden unter sich trat. Nur übertrumpft von dem stechendem Kopfschmerz, der sich daraufhin bildete.

Natürlich: Er forderte den Abgrund gerade heraus: Zwei Zauber lagen bereits auf ihm und das Tor ins Zwielicht war kein gerade einfacher Zauber...

Also musste er es einfach so versuchen - mit der Tarnung, die auf ihm lag. Ziemlich riskant.

Leise und vorsichtig drückte er die Klinke herunter. Aber wer würde in so einer Situation nicht abschließen?

Die Tür ließ sich einen kleinen Spalt öffnen!
Er hörte nun deutlicher und weniger gedämpft, welche Geräusche von drinnen kamen.

"Ahhh! Der schmeckt gut, Süße. Was ist das für ein Drink?"

Wer zur Hölle schloss in so einer Situation nicht ab? Es war fast, als wollte sie, dass noch jemand reinkommt... Eine Falle? Aber für wen von ihnen?

Phobos steckte den Kopf so weit durch den Türspalt, dass er ins Zimmer sehen konnte, sah sich gezielt um und suchte den Trinkenden samt Glas.

"Offenbare Sein." sprach er, in die nächstbeste Antwort, damit das Kauderwelsch akustisch überlagert war...

Die dröhnenden Kopfschmerzen meldeten sich prompt: Phobos spürte, zwar, dass der Zauber gelungen war, aber auch wie Adern in seinen Augen geplatzt waren. Zügig schob er wieder seinen Kopf aus der Tür.

Für den kurzen Moment, in dem er das Glas anschaute, dass der Musiker gerade wieder an die Lippen hob - es war mit einer rötlichen Flüssigkeit gefüllt - sah er die Bestandteile der Flüssigkeit, ein wildes Durcheinander von Elementen. Wasser, Alkohol, kurzkettige Kohlenhydrate, und anderes, was in so einen Drink gehörte. Er schmeckte förmlich die einzelnen Aromen auf der Zunge... aber da war noch etwas.

Ein fremdes Element, eine Verbindung, die durch das ganze Chaos driftete. Es schickte eine wohlige Welle der Entspannung durch Phobos, die ebenso schnell wieder vorbeiging, wie sie gekommen war.

Spoiler:

Er erkannte diese Substanz... irgendwann, als er mal wieder Nächte durchgebüffelt hatte fürs Studium. Eins der Medizinbücher zeigte immer die molekulare Struktur von Wirkstoffen - relativ ungenau, wie er jetzt, wo er diese Dinge tatsächlich mit dem bloßen Auge sehen konnte.

Das war Zolpidem, ein Sedativum, mit dem Schlaflosigkeit behandelt wurde.

Zolpidem... Das bekam man nicht ohne weiteres auf der Straße, oder? Er konnte sich zumindest nicht erinnern dass ein Fall einer Überdosis davon bei ihm im Krankenwagen gelandet war.

Code:

alda, die packen roofies in die drinks. apothekenqualität, kein zeug von der straße.

Etwas war im Keller - und für dieses etwas brauchten sie schlafende, willige Opfer...

Zolpidem war verschreibungspflichtig - was nicht hieß, dass man es nicht auch illegal auf der Straße kaufen konnte.

Code:

Übel! Die Party sollte man sprengen!

Hinter Phobos gingen zwei kichernde Mädchen entlang.

Wieder steckte Phobos den Kopf durch den Spalt und tat, was Lovecraft ihn gelehrt hatte: In einen Geist einzudringen und ein Gefühl, meistens Angst, einzupflanzen... Er griff in Richtung des Herzens des Mannes, verdrehte die Hand etwas, als würde er es umschließen... Nichts

Der Zauber blieb folgenlos und Phobos spürte wie über ihm der Abgrund immer bedrohlicher wurde.

"Gänsegrütze..."

Er schloss die Tür leise und klopfte heftig fünf, sechs mal an die Tür.

"Ey yo!" rief er laut. "Rob Savage will dich sprechen! Deine Performance war scheiße! Er meint, du fliegst aus der Band, wenn du nicht sofort zu ihm gehst!"

Zügig stieß er sich von der Tür ab udn versteckte sich in dem nächsten Türspalt.

"WAS?!", tönte es entsetzt hervor.

Wenig später stürzte der Typ aus dem Zimmer und knallte fast gegen die gegenüberliegende Wand. Noch seinen Gürtel vernünftig zuziehend rannte er den Flur entlang.
"Dieses verdammte Arschloch!"

Hinter ihm kam die blonde Verbindungsschwester mit angepisstem Gesichtsausdruck. Sie schaute sich um und ging dann mit suchendem Blick den Gang entlang.

Spoiler:

Sie direkt neben Phobos stehen. Ihr Kopf drehte sich zu ihm. Mit verengten Augen schaute sie ihn an.

"Und wer bist du?", fragte sie offensiv.

Oh oh... Sie sieht mich

Phobos Kräfte waren geschwächt, er fühlte sich hundsmiserabel. Die Paradox zerrten an seinem ganzen Körper.

Er räusperte sich umständlich. Und in dieser Zeit überlegte er sich verschiedene Möglichkeiten, darauf zu antworten.

"George Fredrikson. Aber das wollte ich dich auch fragen." antwortete er kurz danach. "Du bist mir unten direkt aufgefallen."

"George Fredrikson also."
Ihr verengter Blick forschte argwöhnisch in seinem Gesicht.

"Hier hat gerade jemand geklopft und rumgeschrien. Weißt du da was drüber?"

Dann kribbelte es in seiner Peripherie - Vorsicht! Er spürte, wie etwas bei ihr passierte und auf ihn übergriff.

Spoiler:

Phobos sah den Zauber auf sich zurollen, seine komplette arkane Energie war ausgebrannt - und so zerrte er aus dem, was er noch hatte: Seiner kümmerlichen Muskelmasse. Es fühlte sich an, als hätte er stundenlang Liegestütze gemacht.

Er machte eine schnelle, wegwischende Geste mit dem Handrücken vor seinem Gesicht, die hoffentlich die Energien abwehren sollte.

Tatsächlich gelang es ihm, die dünnen, flirrenden Fäden aus Gedankenströmen abzuwehren, die seine Sicht ihn wahrnehmen ließ.

"Was zum..."
Entgeistert starrte die Schwester ihn an.

"Was hast du da gerade gemacht?"

"Wie ich sagte: Du bist mir aufgefallen." erwiderte Phobos ruhig und etwas kraftlos. "Ich freue mich, dass wir endlich die Gelegenheit haben, miteinander zu sprechen. Dieser lästige Musiker stand meinen Annäherungsversuchen nur im Weg."

Sie schüttelte den Kopf.

"Schwachsinn... aber gut. Wenn du so gerne mit mir sprechen willst."
Sie deutete auf die offene Zimmertüre einige Meter den Gang runter... wo sie hergekommen war.
"Warum gehen wir nicht da rein und genehmigen uns einen Drink?"

Er lächelte ein schwaches, unverbindliches Lächeln. "Ich denke nicht. Zolpidem ist verschreibungspflichtig."

"Die Frage sollte nicht heißen: Was, sondern wie mache ich es, nicht wahr?" Er legte den Kopf schräg. "Du hast Potential, das erkenne ich."